Einer muss den Job ja machen

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G20-Gipfel 2017 in Hamburg. Im Schanzenviertel kommt es zu schweren Ausschreitungen mit hunderten Verletzten. Hamburg ist im Ausnahmezustand, die Polizei zahlenmäßig unterlegen, die Politiker rat- und machtlos. Die Bilder der Randale gehen um die Welt.

Lukas Hammerstein, Reporter der Hamburg News, legt ein dreimonatiges Sabbatical ein. Die letzten Monate rund um den G20-Gipfel waren für ihn beruflich außerordentlich anstrengend. Er braucht dringend eine Pause. Außerdem will er sich um seine hochschwangere Frau kümmern. Im frisch bezogenen Haus muss noch viel getan und für´s Baby eingerichtet werden. So der Plan. Der wird aber schon bald durch zwei Morde an Journalistenkollegen durchkreuzt.

Beide Journalisten arbeiteten bei dem Magazin Politik Insider und beide recherchierten gemeinsam für Artikel rund um den G20-Gipfel. Dann taucht eine Liste mit acht Namen auf. Alle Personen auf dieser Liste haben eine Gemeinsamkeit: sie sind Journalisten und Journalistinnen großer Zeitungen und Magazine in Hamburg und alle hatten mit G20-Gipfel in Hamburg zu tun. Schließlich sind fünf Personen von dieser Liste weg: zwei tot, drei quittieren den Job und verlassen fluchtartig die Stadt.

Eine Sonderkommission unter Leitung von Enno von Spoercken wird gebildet und auch Lukas Hammerstein beginnt mit Hilfe seiner Kollegin Kaja Woitek, einer Polizeireporterin, zu recherchieren. Denn auch er stand ursprünglich auf der Liste, wurde aber seltsamerweise wieder gestrichen. Lukas steckt also mittendrin, aber seine Frau Lilli besteht darauf, dass er sein Sabbatical einhält. So kommt die exzentrische Dackeldame Finchen gerade recht, auf die er während des Urlaubs seiner Schwiegereltern aufpassen muss. Er ermittelt quasi undercover, indem er die ausgedehnten Gassigänge mit Finchen für seine Ermittlungen benutzt.

Je tiefer Lukas in den Fall eindringt, desto mehr Fragen tun sich auf: Wer hat Interesse an den Morden? Sind der Polizeipräsident, der Innensenator oder der Bürgermeister beteiligt? Diese machten keine gute Figur bei den Krawallen und deren Aufarbeitung danach, konnten sich aber in ihren Ämtern halten. Steckt der Verleger Martin Grube dahinter, der als rücksichtloser Sanierer gilt? Will er auf diese Art und Weise teure Mitarbeiter loswerden und damit Kosten von 1-2 Millionen Euro einsparen? Oder geht es um eine Sexaffäre zwischen einem Chefredakteur und einer jungen Journalistin?

Lukas kann die Fäden dieses komplexen Falles entwirren und es kommt am Ende zum Showdown bei einem Maskenball in der Alsterlounge.

Der Roman „Einer muss den Job ja machen“ hat alles, was ein guter Kriminalroman haben muss. Ich habe ihn in einem Rutsch durchgelesen. Das Buch ist an keiner Stelle langweilig und spannend bis zum Schluss. Das interessante Thema hat mich auch gleich angesprochen und die Figuren sind sehr authentisch. Das Hamburger Lokalkolorit spielt sicher auch noch eine große Rolle für die Handlung, aber auch ein eingefleischter München-Fan kommt auf seine Kosten. Und, für mich immer wichtig, der Autor Lars Haider lässt die richtige Portion Humor in den Roman einfließen. Dafür sorgt schon Dackeldame Finchen.

Kurz und knapp gesagt: die perfekte und kurzweilige Lektüre für die anstehende Urlaubszeit. Und wer mehr als ein Buch braucht, kann gleich den Band 2 „Ich lieb‘ dich überhaupt nicht mehr“ (978-3-455-01702-1) in den Koffer packen. Band 3 „Hinterm Horizont geht’s weiter“ (978-3-455-01779-3) erscheint dann im September 2024.

Lars Haider, Einer muss den Job ja machen
Hoffmann & Campe Verlag
Gebunden, 978-3-455-01630-7, 18,00 €
eBook, 978-3-455-01631-4, 14,99 €