Umschulung zur ReNo - wie ist Euer Job?

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Sauvignon
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#1

13.12.2009, 20:36

Hallo an alle und Guten Abend! :)

Ich habe - eventuell - die Möglichkeit eine Umschulung zur Rechtsanwaltsfachangestellten innerhalb von 18 Monaten in HH zu absolvieren. Die Frage wird sein, ob die ARGE mir einen Bildungsgutschein bewilligt - (ich werde es versuchen).

Zu mir: Ich habe in HH Jura studiert und vor 4 Jahren mit dem Baccalaurius und dem Magister Iuris abgeschlossen, das Staatsexamen einmal versucht, durchgefallen, und war danach wegen Depression in Behandlung, habe mich versucht auf diverse Jobs zu bewerben, was natürlich komplett aussichtslos ist heutzutage bei der "Juristenspringflut", was die Absolventenzahlen angeht.

Ich kümmerte mich also stark um meine Genesung und hatte zwischendurch dumme Aushilfsjobs hier und da, einmal sogar einen 1- Euro Job angenommen, der mich allerdings kein Stück weiterbrachte, da ich im Marketing eingesetzt wurde und überdies kaum was zu tun hatte.

Ich möchte Euch nun nicht mit Details zutexten sondern einfach mal kurz auf den Punkt bringen:

Bevor ich mich für dieses Angebot bewerbe (so schlechte Chancen sehe ich gar nicht, da der Mag.Iur auf dem Arbeitsmarkt überhaupt nicht anerkannt ist und ich auch seit 4 Jahren juristisch nicht mehr tätig war, außer ehrenamtlich in einigen Bereichen), möchte ich natürlich ein paar Infos darüber haben (habe schon fleißig gegoogelt um mir einen Überblick zu verschaffen) und würde mich gerne mit den Kennern austauschen, also EUCH!

Deswegen hab ich ein paar Fragen an Euch! :wink:


Ich fang einfach mal an:
Welche Ausbildungsinhalte spielen die größte Rolle in der Ausbildung, der Prüfung und im Job?

ist es

- Buchhaltung
- Kostenrecht
oder
- Insolvenzrecht

oder

- Sonstiges?

Und: Was ist am schwersten, wo fallen die meisten durch ?

Ich werd sicher noch viele Fragen haben und auch gerne beantworten. :wink:

Ich würde einfach gerne wieder im juristischen Bereich arbeiten.

LG ,
Sauvignon

P.S. Ich hoffe wirklich auf Antworten, auch Fragen und auch einen Gedankenaustausch mit Euch und in der Zwischenzeit schau ich mich hier schonmal neugierig um!
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tcb_w87
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#2

13.12.2009, 21:28

Die Ausbildung in 18 Monaten zu machen, finde ich eine tolle Chance. Solltest du auf jeden Fall mitnehmen, wenn du gerade kein festes Arbeitsverhältnis hast.

Machst du dir denn Sorgen, dass du das nicht schaffst? Oder hast du eher Angst, dass es doch nicht das Richtige für dich ist?

Denn wenn es wegen dem Schulstoff ist, kann ich dich beruhigen :D

Die größte Rolle in der Schule spielen natürlich die rechtsspezifischen Fächer:
- Allgemeine Rechtslehre (AR)
- Verfahrensrecht und Zwangsvollstreckung (RVZ)
- Kosten- und Gebührenrecht (RKG)
- RA-Micro
Also AR finde ich, ist am einfachsten. Da macht man das BGB durch, alo von allem das einfachste und grundlegendste. Da irgendwie alles aus dem Leben gegriffen ist, lernt man da am einfachsten, weil man meist alles schon vom eigenen Rechtsgefühl her kennt und dann richtig liegt.
RVZ ist quer Beet die ZPO. Das ist schon anspruchsvoller. Man muss mehr lernen dafür, aber ist alles machbar.
RKG fällt mir eigentlich auch recht leicht. Da macht man dann eben nach dem RVG die Gebührenabrechnung für Anwälte anhand von Fällen.
RA-Micro wird bei uns auch unterrichtet. Ist eine Software für Kanzleien. Da lernt man eben die verschiedensten Dinge für den Büroalltag (Akte anlegen, Forderungskonto buchen, PfÜB beantragen, Mahnbescheid ausfüllen, etc).

Also ich habe nicht studiert, aber Abi gemacht. Ich finde es wirklich recht leicht. Und wenn du Jura studiert hast, ist das eh kein Thema für dich. Da wirst du schnell wieder reinfinden. Zumal Berufsschule reine "Reproduktion von vorgekautem Stoff" ist. Es gibt keine Transferaufgaben, bei denen man noch um 10 Ecken denken muss.
Mit etwas Verstand, den Gesetzestexten und Fleiß schafft man das gut.
Durch die Prüfung fällt eigentlich selten jemand und wenn, behaupte ich, ist es ein klein wenig Faulheit gewesen :-)

Kannst du dich denn mit jemandem austauschen, der das auch in 18 Monaten mal gemacht hat?
Wobei wir auch mal eine in der Klasse hatten, die die komplette Ausbildung in einem Jahr durchgezogen hat. Die hatte auch ein Jurastudium abgebrochen.
Also ich würde das in einem Jahr zwar nicht schaffen, aber ich denke du packst das schon, wenn es dir jetzt wieder gut geht.

Und was im Job eine Rolle spielt, finde ich schwer zu sagen. Ich bin eben in einer Kanzlei, die sich auf Strafrecht spezialisiert hat. Das was ich in der Schule lerne, bringt mir also momentan gar nichts, bis auf RVG so n bisschen. Kommt eben drauf an, wo du dich dann bewirbst.

Willst du denn in eine Kanzlei? Große? Kleine? Oder eher Rechtsabteilung in einem Unternehmen?

Wenn ich mich nicht irre, hat man mit abgeschlossener Ausbildung eigentlich einen kaufmännischen Beruf erlernt. Du könntest dich eventuell dann auch in einem Sekretariat irgendwo bewerben?! Bin mir da aber nicht sicher. Aber kann man beim Arbeitsamt vielleicht erfragen.

Was für eine Vorstellung hast du denn von dem Job?
Sauvignon
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#3

13.12.2009, 22:59

Liebe tcb_w87!

Danke für Deine informative Antwort!

Da sind einige Fragen von mir schon beantwortet.
Also es sollte "machbar" sein, das ist mir wichtig, denn bei Jura fallen ja doch sehr viele durch und da ist man dann "vorsichtig" und möchte nie wieder eine "riskante" Ausbildung machen. Und beim Googlen fand ich dann auch von Azubis "oh, da fällt ein Teil durch!" bis hin zu "viel zu lernen und trocken!" - glaub ich auch alles, aber es geht ja um mich und ob es für MICH machbar ist (wovon ich ja ausgehe! :wink: ).

(Wobei! Ich möchte niemanden von Euch hier entmutigen, der sich weiterqualifizieren möchte! Allerdings sage ich auch sehr ehrlich: Hätte ich ein Kind, was mich heute fragt, ob es Jura studieren solle, ich würde sagen: Pass auf, mach lieber vorher ne Ausbildung als z.B. ReNo, denn das Ding ist nen echtes Risiko! Das kann klappen - aber genausogut doppelt so oft nicht klappen und für den Fall solltest Du was in der Tasche haben. Sogar wenn es klappt - die Wartezeiten auf das Referendariat sind lang, auch das Referendariat nicht unbedingt lukrativ als Einnahmequelle und wenn Du ReNo bist, findest Du immer bezahlte Arbeit beim Rechtsanwalt, was die Kasse schon aufbessern kann - die ungelernten Kommilitonen von Dir, die finden dann eben unbezahlte Praktika, das ist der Unterschied. Und das wichtigste: Wenn Du durchfällst oder ohne Prädikat bestehst - dann hast Du einen Job. )., Also ; Mit Eurer Ausbildung zuvor (im Gegensatz zu mir, ich hatte keine, nur Auslandsaufenthalt als Au Pair): Ihr habt nicht viel zu verlieren, zumal Ihr heute Teilzeitstudent sein könnt, Ihr selbst beim "Durchfallen" interessanter für Arbeitgeber seid, weil Ihr Recherchieren könnt nach Urteilen usw. und Ihr aller Voraussicht nach zu den vielen gehören werdet, die sich zwangsläufig selbstständig machen müssen, weil sie nicht zur Elite gehören und da muss man das alles eh können, was Ihr gelernt habt, denn eine Rechtsanwaltsfachangestellte kann man sich erst leisten, wenn der Laden läuft - was schwierig genug ist! Also das werdet Ihr das noch gebrauchen können - und eine Teilzeitbeschäftigung als ReNo, wenn man sich als Anwalt selbstständig gemacht hat kann da auch finanziell über Wasser halten am anfang!

In Kombination mit einer Ausbildung als ReNo würde ich jedenfalls davon nicht unbedingt abraten - im Gegensatz zu einer Abiturientin, die eben Jura studieren möchte ("überleg Dir das Kind.") :wink:


Soweit zu Euch - lasst Euch nicht abschrecken. Es ist hochinteressant wenn man es erstmal kann, zumindest im Privatgebrauch hilft es ungemein, usw. - und ich sehe immer wieder für die Allgemeinbildung das Tollste überhaupt!
Nur: Es ist riskant, damit Geld zu verdienen ohne Zusatzausbildung, was Ihr ja allerdings habt!


Also ich habe mich ein bisserl umgesehen, was so gelehrt wird - Rechtskunde fällt mir natürlich leicht, Kostenrecht muss ich mich einarbeiten, Verfahrensrecht ist teilweise neu für mich aber komm ich "schnell rein" - die Rechtsanwaltssoftware kenn ich noch nicht (ein bekannter Anwalt von mir hat mich mal gefragt, ob ich von ihm eine haben will, aber die benötige ich ja gar nicht zur Zeit, - also ich hoffe da kommt man schnell rein zumal ja jede Kanzlei eine andere benutzt habe ich den Eindruck?) von irgendjemand hörte ich, dass die meisten wohl in "Buchhaltung" durchfallen.

Anwaltliches Aufforderungsschreiben hab ich mir angesehen, Mahnbescheide sollte ich auch hinkriegen (wobei ich von Insolvenzrecht überhaupt keine Ahnung habe, muss ich gestehen, das haben wir nicht an der Uni, aber auch da kann man sich sicher einarbeiten).


Also insgesamt traue ich mir das schon zu, aber wenn ich eines im Leben gelernt habe, dann ist es: Sprech mit Leuten, die es KENNEN! Das kann nie schaden! :wink:

Deswegen bei mir nun auch der Gedanke, zumal ich ja eh einmal durchgefallen bin (könnte theoretisch nochmal versuchen aber ich wüsste derzeit gar nicht, wie ich das finanzieren sollte, denn da muss ich mich ein Jahr immatrikulieren, bekomme dementsprechen kein ALG II mehr - und Studenten Hire und Firejobs ohne Festanstellung sind mir dann doch etwas zu "riskant"- dann noch die Länge der Ausbildung und die Schwierigkeit sich unter normalen Umständen damit über Wasser zu halten - oh jeh).



LG,
Sauvignon


Noch eine Frage:

Ausbildungvertrag: Sollte man den eher bei Großkanzleien oder in familiären mittelständischen Kanzleien machen? Habt Ihr da Erfahrungen?
Großkanzleien machen sich wohl besser als "Namen" im Lebenslauf, aber ich hörte in Kleinkanzleien ist das familiäre Klima viel netter und man lernt als Azubine auch viel mehr in kurzer Zeit (und ich hab ja nur 18 Monate, also schnell 10-Finger Tippen kann ich, aber ich will ja in der verhältnismäßig kurzen Zeit nicht nur Kaffeekochen und Telefonate durchstellen sondern so ausbildend wie möglich arbeiten, denn die Umschulung sollte mich natürlich auch weiterbringen, beruflich).
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tcb_w87
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#4

13.12.2009, 23:42

Um noch kurz auf ein paar Dinge einzugehen:

Software ist wirklich sehr unterschiedlich in den Kanzleien. Habe gehört, dass RA-Micro zu den teuersten gehört, weshalb die nicht überall vertreten ist. Aber ich finde das Programm übersichtlich und gut strukturiert. Aber einarbeiten und sich mit einem Programm anfreunden, muss man sich immer. Egal welches. Aber schulisch gesehen, kein Problem. Da das Programm nicht jeder hat, wird es wirklich Schritt für Schritt erklärt.

Also schwer finde ich die Schule nicht. Nur das mit den 18 Monaten halt.. weiß nicht. Also wenn du fleißig bist und auch mal bereit bist ein Wochenende zu lernen statt auf Parties zu gehen, ist das echt kein Thema.
Und für mich ist es auch bissl "schwerer", weil ich in der Schule nur Zivilrecht mache und in der Kanzlei eben nicht. Hab noch nie einen Mahnbescheid gesehen, was für andere Alltag ist. Aber trotzdem kriege ich es hin.

Buchhaltung finde ich jetzt eigentlich eher naja.. eins von den einfachsten Fächern. Also bei uns im Unterricht haben wir im ersten Jahr Prozentrechnen gemacht und noch so paar andere Dinge, die ich aus der Unterstufe kenne :-)
Und ab dem zweiten Jahr dann eben Buchhaltung. Da ist es eben furchtbar wichtig aufzupassen und am Ball zu bleiben. Es baut alles aufeinander auf und wenn du da was nicht verstehst, sofort Lücke schließen. Also wir machen da eben Buchungssätze und nach und nach kommt ein Konto mehr dran. Aber das ist echt einfach. Nur wie gesagt am Ball bleiben. Und ich glaube im dritten Jahr macht man noch Gehaltsabrechnungen, oder liebe Kolleginnen? :-)

Die Kanzlei solltest du dir gut anschauen. Also ich kenne viele, die sich nicht wohl fühlen aus verschiedenen Gründen:
- Mobbing durch Kollegen und Rechtsanwälte
- man wird nicht ernst genommen und ist der Depp vom Dienst
- man ist für Arbeiten zuständig, auf die sonst keiner Bock hat
- nichts zu tun bzw. zu viel zu tun
- viel zu wenig Ausbildungsgehalt
Vielleicht hast du eine Möglichkeit, dich an einer Berufsschule zu informieren, welche Kanzlei einen guten Ruf hat. Kennst du da jemanden? Oder bei der Kammer nachfragen, ob es da mal Beschwerden gab?!
Also in manchen Kanzleien geht es alles andere als familiär zu. Aber das hat mit der Größe der Kanzlei nichts zu tun.

Wenn du die Ausbildung abgeschlossen hast, kannst du dich ja dann auch weiterbilden zur Rechtsfachwirtin.

Also an deiner Stelle würde ich es echt versuchen. Der Schulstoff ist so einfach. Auch die anderen Fächer außer den Rechtssachen. Du hast noch Deutsch, Religion, Wirtschaftslehre, Gemeinschaftskunde, Textverarbeitung, Datenverarbeitung, Rechnungswesen (das ist Buchhaltung).

Das schaffst du :-)
Sauvignon
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#5

14.12.2009, 01:05

Huhu tcb!
Also das selbstständige Lernen bin ich ja gewohnt, auch über Monate hinweg - auch der Judex, das Juristische Denken liegt mir natürlich. Und aus dem "Partymachen" bin ich natürlich auch schon von Alters her wegen langsam raus, lach - aber wichtig ist dennoch: Es muss mich INTERESSIEREN! Für den Lernaufwand in Eigeninititiative, das ist ganz wichtig - und deshalb will ich jetzt hier so schauen ob ich das "interessant" finde, damit ich motiviert bin, mich auch damit zuhause alleine ausführlich zu befassen! :wink:



Von daher: Die Umschulung würde beginnen am 01.06.10 also in knapp einem halben Jahr - bis dahin könnte ich mich noch in so einigem "Fit machen", um so gut wie möglich die Prüfung zu bestehen und was zu lernen. (Das mag sich jetzt hier total überehrgeizig anhören, aber ich hab ja auch schon nen paar Jährchen mehr als Ihr auf dem Buckel, und die letzte Zeit wenig Spannendes für potentielle Arbeitgeber gemacht, werd nicht mehr von Mammi und Pappi finanziert und bin natürlich langsam in nem Alter wo ich sage: "Ich bin dafür verantwortlich, mich jeden Monat selbst zu finanzieren ohne Zuschüsse vom Arbeitsamt oder irgendwas auf Dauer und ich möchte einen sicheren Arbeitsplatz wo ich gebraucht werde, einigermaßen interessante Dinge mache und hoffentlich irgendwann mal tatsächlich eine kleine Familie gründen kann - indem ich auch finanziell für den Unterhalt in meinem Rahmen mitsorge".

Aber ich sage auch ganz ehrlich: mit 19 hätt ich auch andere Schwerpunkte gehabt und das ist auch legitim in dem Alter - nur ich hab die Chancen nicht mehr so, muss mich halt reinhängen und hab ja auch mein "Partyleben" zur "Selbstfindung" gut gelebt - möchte mich endlich setteln nun.)


Ich finde die Chance auch großartig, das machen zu können - klar erkundige ich mich zuvor über die Ausbildung und den Beruf! :wink:



Ich würde es wahnsinnig gerne machen. Zum einen liegt es mir ganz sicher (okay Prozentrechnung wegen Umsatzsteuer und so, das lernen wir nicht, musst ich nie machen, aber ich werd es ja wohl noch schaffen eine Formel anzuwenden, oder? :wink: ).

Dumme Frage: Dürft Ihr eigentlich auch Taschenrechner benutzen? *lach
Echt jetzt - also im Job mit Sicherheit - aber in der Prüfung?
Ich finde Taschenrechner nämlich superpraktisch! :wink:
(aber wenn es sein muss auch so *grunz* )

Aber Prozentrechnung bekomm ich noch hin, das denke ich auch. Mal wieder die Formeln ansehen. Lang ist's her - längst vergessen natürlich.



Tja - warum möchte ich das überhaupt?

Also was mir fehlt, ist ein auf dem Arbeitsmarkt anerkannter Berufsabschluss, der auch gefragt ist. Das ist schon als "Normalvolljurist" schwer, weil aufgrund Angebot und Nachfrage natürlich heute Höchstanforderungen an die Bewerber gestellt werden dürfen, und als Magister Iuris (den ich damals absolvierte um überhaupt was in der Tasche zu haben, falls ich durchfalle, was dann ja auch passiert ist wie bei fast 40 % der anderen Prüflinge - so ist das eben) erst recht, denn die sind sich immer noch nicht einig, was man "damit machen kann".

Noch nicht einmal in einer Kanzlei kann ich damit (bezahlt) arbeiten, da mir eben die Kenntnisse in Anwaltssoftware, Kostenrecht, Insolvenzrecht und Buchhaltung fehlen. Klar, ich kann auch so schnell Texte vom Band abtippen und so weiter - aber es wäre ja keine gesonderte Ausbildung, wenn Jurastudenten das auch alles könnten. Andererseits müssen sich diverse Junganwälte da selber reinfinden ohne Ausbildung und ich traue mir das auch - ohne Zeitdruck, das ist halt immer auch ne Sache - durchaus zu.

Tja - was weiß ich über Euren Job?

Wie Tcb oben schon richtig meinte, es kommt auf den Anwalt an, wo Ihr arbeitet. Das denke ich auch ganz stark. Ich habe früher nur schreckliche sehr stark von sich selbst eingenommene Juristen und Junganwälte kennengelernt und später eben aber auch sehr viele menschliche Anwälte, tolle Gesprächspartner in allen Belangen, ganz und gar nicht von sich "eingenommen" und einfach liebe Menschen.

Fazit: Da gibt es "so' ne und so' ne", wobei die "netten, menschlichen Anwälte" sicher

a) eher in kleinen Kanzleien anzutreffen sind

und

b) auch abhängig von Fachgebiet. Also Familienrecht, Strafrecht, Opferrecht usw. ist eher "sozial", Aktienrecht, und Börsenrecht eher "naja, das sind Karrierehengste".

Dazwischen die grobe Mitte.
Fakt ist: Es gibt total unterschiedliche Anwälte, das kann ich nun wirklich sagen. Es gibt sogar ganz nette, menschliche, liebe darunter, die Wert darauf legen, dass die Kanzlei eine "Familie" ist und sich alle gut verstehen und zusammenarbeiten (sowas würde mich übrigens auch reizen, also etwa 3-7 Mitarbeiter insgesamt!) Ich glaube aber auch, dass es wichtig ist, dass die Chemie stimmt. Vor allem, das ist mir natürlich bekannt, weil das Gehalt für eine ReNo verglichen mit dem eines Anwaltes nach RGV selbstverständlich nicht jubelerregend ist - keine Frage!

Auf der anderen Seite habt Ihr doch Vorteile gegenüber den Anwälten:
- verhältnismäßig einfach einen Job zu finden (kannste als Anwalt nur drum kämpfen wie bei der Olympiade oder von Träumen heutzutage)

- zumindest in HH oder anderen Großstädten: Teilweise besser bezahlt als Junganwälte (ich mache keine Witze, wir haben ne Anwaltsschwemme)

- auch Anwälte sind oft der "Depp vom Dienst" (ich hab mal vor meinem Examensergebnissen in einer Großkanzlei in HH gejobbt auf 400 Euro-Basis: Wisst Ihr um welche Erbsumme es ging? 40 Millionen Euro. Ich: 400 Euro - Job.
Arbeitszeit: ca. 60 Stunden pro Woche.( Finden Sie eine Lösung für das Problem - der Erbanspruch bestand natürlich gar nicht, aber der Anwalt, mein Vorgesetzter wollte Stunden abrechnen und natürlich bestenfalls doch den Anspruch durchsetzen - eh komplett aussichtslos, ich durfte dafür recherchieren....)

So werden Jura-Absolventen heute ausgebeutet.

- Gehalt in den Großstädten "vertretbar" (könnte gerne mehr sein, klar, wenn die Arbeitgeber auch zahlen können - in Großkanzleien kein Problem. Würd ich mich für stark machen! Bei Einzelkämpfern gerade Junganwälten: Vorsicht! Die sind froh, wenn sie bezahlte Arbeit haben! )

- endlich mal sein eigenes Geld regelmäßig verdienen

- Fortbildung zur Rechtsfachwirtin (falls sich das lohnt? Ich hab mal gesurft, also

a) man braucht wohl ein "Gut" in der Abschlussprüfung (wie schwer ist das eigentlich zu erreichen, wieviele von den Leuten in der Klasse schaffen das? )


b) ist der Abschluss inzwischen überhaupt anerkannt? (Ich hab da böse Erfahrungen mit meinem Magister Iuris gemacht)


c) Gehalt finde ich absolut okay (als ReNo in HH, wenn das Betriebsklima stimmt!!! Auf dem Land ist das natürlich - oh jeh! Bloß die Weiterbildungsmöglichkeiten sind da natürlich...... so ne Sache!)

d) die meisten Rechtsfachwirte werden derzeit (wir haben ja die Finanzkrise) in Insolvenzrecht gesucht (hört sich wahnsinnig spannend an um nicht zu sagen: "Naja, wenn's sein muss" *seufz* :wink: )



Interessant finde ich auch übrigens die Option, sich nach einigen Jahren Berufserfahrung innerhalb einer Großstadt als Schreibbüro für Junganwälte die sich noch keine festangestellte ReNo leisten können, selbstständig zu machen! Also Anwälte gibt es genug, vor allem solche, die Entlastung in der Verwaltung brauchen - aber eben noch nicht etabliert genug sind, um eine ReNo zu beschäftigen!

Und davon wird es in Zukunft einige geben - in einer Großstadt durchaus attraktiv!



Tja - zumindest hätte ich in HH usw. die Möglichkeit, endlich mal geregelt berufstätig zu sein, die Option mich als RA selbstständig zu machen läuft mir nicht weg, ich müsste ja nur das Studienjahr finanzieren (als ReNo kriegste wenigstens nen Job!), Weiterbildung zur Rechtsfachwirtin fänd ich in Ordnung, auch wenn ich - wenn ich gerade Stellenangebote lese - denke "Oh jeh, Insolvenzrecht". Aber gerade wenn ich sehe, wieviele Junganwälte sich heutzutage - gerade in Großstädten - selbstständig machen müssen, kann ich mir auch gut vorstellen, ein Schreibbüro für RAs aufzumachen nach diversen Jahren.

Last not least: Auch ein ganz normaler Job als ReNo in einer netten Kanzlei mit netten Chefs kann total interessant sein!


Ich denke: Wichtig ist die Kanzlei! Aber: als ReNo kann man da wenigstens wechseln. Also sich ein Umfeld suchen wo man reinpasst und sich wohlfühlt.


Tja..... viele Fragen, viel Neues......... DANKE in jedem Fall für Eure Antworten!!

LG,
Sauvignon
Ernie

#6

14.12.2009, 13:18

Die Ausbildung zur ReNo in 18 Monaten absolvieren zu wollen, bedeutet schon ein ganzes Stück an Arbeit und Disziplin!

Neben den fachbezogenen Unterrichtsfächern (Fachkunde, Kostenrecht) musst Du auch fit werden in Büroorganisation, Rechnungswesen und Wirtschaftskunde.

Bei der Umschulung beginnst Du dann praktisch im 2. Ausbildungsjahr, was bedeutet, dass Du im Prinzip das 1. Lehrjahr berufsschultechnisch nachlernen müsstest.
gkutes

#7

14.12.2009, 14:48

sorry Sauvignon, aber du schreibst eindeutig zu lange texte =) da kommt der anwalt durch ;)
Tja..... viele Fragen, viel Neues......... DANKE in jedem Fall für Eure Antworten!!
ich habe irgendwie in dem letzten beitrag keine Frage gefunden...

also ich denke mit deinen vorkenntnissen schaffst du die ausbildung locker in 18 monaten. am anfang wird man ja auch mehr oder weniger langsam an die gesetze rangeführt. das ist ja nicht nötig bei dir.

außerdem geht ein "normaler" azubi ja auch nur 1 bzw. 2 Tage in der Woche zur Schule. Wie wäre das bei dir? Ist ja dann sicher Vollzeit. Aber ohne Praxis?
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#8

14.12.2009, 15:19

(als ReNo kriegste wenigstens nen Job!)
Na ja, kann ich im Moment nicht behaupten. Ich bin 49 und suche seit Mai händeringend eine neue Arbeitsstelle (und das nicht nur beim Anwalt). Aber trotz 30 Jahren Berufserfahrung und guten Zeugnissen will mich offenbar keiner mehr haben. Bin ich zu alt oder zu teuer? Wenn ich in den wenigen Vorstellungsgesprächen, die ich ergattern konnte, gesagt habe, dass ich vorher 1.750,00 € brutto verdient habe, gab es schon lange Gesichter. Muss ich mich denn wirklich mit dieser Berufserfahrung auf ein Gehalt von 1.400,00 € einlassen, um überhaupt Chancen auf eine Arbeit zu haben. Ich habe mittlerweile das Gefühl, ich bin denen einfach zu teuer, egal was ich kann.
Liebe Grüße
Rita


Sie können nie so krumm denken, wie es kommen kann, sagte mein Bürovorsteher während meiner Ausbildung immer. Er hatte recht.
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#9

14.12.2009, 15:58

Diese Kilometer von Text liest sich doch kein Mensch durch!!! :roll:
Liebe Grüße,
Bild romex
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#10

14.12.2009, 16:44

:dafuer -->romex
Viele liebe Grüße
Kathi :O)

[color=#FF4000]Wenn man schon Dummheiten macht, dann müssen sie wenigstens gelingen. Napoleon Bonaparte[/color]
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