Also, nur um es klarzustellen: Ich sitze mit Sicherheit nicht den ganzen Tag mit Ohrstöpseln im Büro. Viele kleine Schriftsätze fertige ich auch in Eigenregie, die Korrespondenz in Zahlungsangelegenheiten, Kostenfestsetzungsverfahren führe ich allein, hinzu kommen Zwangsvollstreckung und Mahnwesen. Solche Akten bekommt mein Chef höchst selten zu Gesicht. Meistens kennt er die nicht mal wirklich. Gerade für Zwangsvollstreckungssachen z. B. bleibt mir schon oft kaum Zeit, weil ich das eben auch gewissenhaft erledigen möchte. Dazu kommen noch die allgemeinen Bürotätigkeiten, die ich bis auf eine Ausnahme alleine zu bewerkstelligen habe. Einen Entwurf für eine Klageerwiderung zu fertigen – dafür bräuchte ich einen halben bis einen ganzen Tag. Zeitlich einfach nicht zu machen für mich. Die erste Sache, in der ich jetzt die Klageerwiderung fertigen soll, ist eine Bausache mit Straßenbauarbeiten, mehreren Losen und zig Firmen, die daran beteiligt sind/waren.
Für mich persönlich ist es einfach der Horror. Mein Sohn ist auf dem Gymnasium und ich helfe ihm da quasi durch, nehme ihm auch viel Arbeit ab, weil er einfach nicht alles zeitlich schafft, indem ich z. B. meine Wochenenden damit verbringe, Präsentationen zu erarbeiten (in den Fächern, die ich noch verstehe) oder englische Bücher zu lesen.
Meine Eltern werden immer älter, wollen ständig, dass ich mich mehr um Haus und Garten kümmere etc.
Die Arbeit war bislang mein einziger „Rückzugsort“, wo ich genau wusste, was mich erwartet und wo ich versiert war in allen Dingen. Das scheint nun auch flöten zu gehen.
Ein paar Kilo müsste ich auch mal wieder zulegen. Habe seit Anfang des Jahres 13 kg abgenommen und keiner merkt es.
Irgendwann ist dann auch mal dicht bei mir. Ständig will jemand was von mir und immer mehr und ich weiß einfach nicht, bei wem ich sagen soll „nee, das mach ich jetzt eben mal nicht“.
Ich will ja nicht jammern, aber mein Tag hat auch nur 24 Stunden.