Mit beA Mitarbeiter zunehmend obsolet?

beA - Das besondere elektronische Anwaltspostfach
MadameSecretary
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#21

04.06.2020, 09:41

Ich finde den Ton hier dem Thread entsprechend angemessen - was erwartet man denn, wenn man in einem RENO- (nicht Anwalts-) Forum fragt, ob die Angestellte nicht zunehmend überflüssig wird, weil es ja jetzt beA gibt? Frag nochmal, wenn KIs eingesetzt werden, aber nicht so ein undurchdachtes Programm, das so gut wie nichts erleichtert/verkürzt.

Das ist echt diese Arroganz, wg. der ich den Job als ReNo gehasst habe und eigentlich nie wieder machen wollte. Dieses totale Unverständnis gegenüber der "teuren" Mitarbeiterin, die sich ja eh nur die Eierstöcke schaukelt und ein bisschen tippt, was man ja eigentlich auch selbst machen könnte.

Ich bin so froh, dass ich hier in einer Kanzlei gelandet bin, in der man einen Anwalt, der so daherredet, lachend zur Tür begleiten würde.
Matlock
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#22

04.06.2020, 11:02

Naja, einen wunden Punkt habe ich aber wohl getroffen, tut mir leid.

Nach meiner Lehre mussten wir uns bei einem Recruiting-Event einer Bank anhören, dass Bankkaufleute passé seien, die brauche heute niemand mehr. Logisch, wir machen Banking heute alle selber mit dem Smartphone.

Und da nun auch im Kanzleibetrieb viele Abläufe zunehmend digitalisiert werden, habe ich hier mal gefragt wie sich das inzwischen auswirkt.

(Das heisst übrigens sicher nicht, dass Anwälte irgendwie wichtiger oder besser sind. Die will sich heute auch kaum noch jemand leisten, das hat aber nichts mit Technologie zu tun.)
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jojo
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#23

04.06.2020, 11:03

Sag ich mal so: Ich kann schon sehen, welcher Anwalt seine Rechnungen selber schreibt und wer ne gut ausgebildete ReNo hat. Und bei den Gebühren, die nicht angemeldet werden, dürfte die sich von selber bezahlt machen.

Abgesehen davon sehe ich auch in meinen anderen Bereichen da deutliche Unterschiede.

Abgesehen davon denke ich aber, dass die Anzahl der ReNos abnehmen wird, weil ein Teil der Arbeit durch die IT schlicht und ergreifend wegfällt. (Ist bei Gericht auch nicht anders). Der Job als solcher hat sich bereits gewandelt, von der besseren Schreibkraft (haut mich, wenn ihr könnt), zur Sachbearbeiterin. Dass sich der Verdienst da leider nicht mitentwickelt hat, sehe ich leider auch so. Das ist bei Gericht besser, da verdienen die früheren Schreibkräfte nunmehr das Geld als Servicekraft auf der Geschäftsstelle.

Das sich manche Anwälte keine ReNo leisten können, habe ich auch schon mehrfach gehört. Zitat: Ein BerH-Mandat mehr oder weniger ist der Unterschied zu einem guten oder schlechten Monat.

Letztendlich wird es im Bereich der Justiz so sein, wie überall: Eine zunehmende Digitalisierung wird dazu führen, dass einfache Tätigkeiten wegfallen. Entsprechende Arbeitsplätze werden wegfallen und es werden letztendlich weniger besser qualifizierte Mitarbeiter über bleiben, die hoffentlich auch besser bezahlt werden.

Und letztendlich wird durch mittelständische oder Großkanzleien die Luft für Einzelkämpferanwälte auch immer dünner. Hätte ich ein Problem, würde ich auch nicht zum Dorfanwalt gehen, sondern mir irgendwo einen Spezialisten suchen.
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#24

04.06.2020, 11:13

Also wenn ich das alles so lese, bekomme ich auch gerade Wut.

Die meisten Anwälte haben echt noch das Klischee im Kopf, dass die Refas den ganzen Tag nur tippen und Kaffee kochen. Dabei ist das Gegenteil der Fall - die würden ziemlich alt aussehen, wenn sie uns nicht hätten. Das weiß ich nur zu gut aus eigener Erfahrung. Und bzgl. des Stichwortes Einsparungen bei den Angestellten muss ich leider sagen, dass mir das auch nur zu gut bekannt ist. Auch ich habe in einer Kanzlei gearbeitet, bei der es eben statt üblichen 3 Angestellten nur eine gab, denn warum sollte man es auch ändern, wenn es doch auch so geht. Hauptsache die Anwälte sparen sich Gehalt. Und bei einer solchen - für mich völlig unverständlichen - Einstellung wundern sich die RAe, dass keiner mehr diesen Beruf erlernen will oder sich irgendwann ganz umorientiert.
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#25

04.06.2020, 11:14

jojo hat geschrieben:
04.06.2020, 11:03
Das sich manche Anwälte keine ReNo leisten können, habe ich auch schon mehrfach gehört.
Da müssen Anwälte vielleicht lernen, die Sache differenzierter zu sehen. Sie können sich eine qualifizierte Reno vielleicht nicht in Vollzeit leisten. Reno hat Stundensatz x. Wenn Anwalt nur Budget y hat, kriegt er halt nur die entsprechenden Stunden.
Für die einen ist es die US-Wahl, für den Rest der Welt ist es 9/11
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#26

04.06.2020, 11:31

jojo hat geschrieben:
04.06.2020, 11:03
Und letztendlich wird durch mittelständische oder Großkanzleien die Luft für Einzelkämpferanwälte auch immer dünner. Hätte ich ein Problem, würde ich auch nicht zum Dorfanwalt gehen, sondern mir irgendwo einen Spezialisten suchen.
Wieso das?
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#27

04.06.2020, 11:51

Das ist wieder eine dieser Diskussionen auf die es keine eindeutige Antwort gibt. Es gibt Kanzleien, die kommen ohne ausgebildete ReNos aus. Da macht der Anwalt alles alleine, ob nun mithilfe von technischer Unterstützung und/oder ungelernten Hilfskräften. Bei einigen läuft es gut und andere stehen immer mit einem Fuß an der Türschwelle zu ihrer Berufshaftpflichtversicherung. Es gibt aber auch Kanzleien, die würden ohne gut ausgebildete ReNos nicht funktionieren und das sind die Kanzleien, die z. B. nicht massenhaft die Beitreibung von Zeitungsabos oder die Geltendmachung von Fluggastentschädigungen bearbeiten, wo jeden Tag das X-te "Blitzeropfer" auftaucht, sondern die - beispielhaft - Gesellschaftsrecht, Strafrecht, Steuerrecht, Erbrecht, Patentrecht - in ihrem Portfolio haben und da ist es schon hilfreich, wenn man neben digitaler Unterstützung auch eine Angestellte hat, die z. B. selbstständig Verträge/Schriftsätze vorbereiten kann, die Informationen sammelt und zusammenstellt und Gespräche mit den Mandanten führt, damit die Bearbeitung schneller von der Hand geht usw.. Denn überraschenderweise tauchen auch in den digital verfügbaren Mustertexten (egal bei welchem Anbieter) immer wieder Fehler auf (und ich rede hier nicht von der Rechtschreibung), die man erkennen sollte, bevor man die Texte tatsächlich verwendet und eine gut ausgebildete ReNo kennt sich nicht nur mit dem Kostenrecht und der Zwangsvollstreckung oder der Buchhaltung aus, sondern hält sich auch über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden (wie z. B. GwG/Risikoanalyse). Jeder Anwalt muss selbst entscheiden, ob er seinen Laden alleine mithilfe von Siri, beA, beN & Co. am Laufen halten kann und will oder jemanden einstellt, vorausgesetzt er hat hierfür überhaupt die finanziellen Mittel. Die technische Entwicklung lässt sich nicht aufhalten und auch für einige Anwälte (gerade die ohne Spezialisierung) dürften es zukünftig eng werden, man braucht sich ja nur die letzte BGH-Entscheidung zu Lexfox anschauen. Ist nur eine Frage der Zeit, bis am RDG rumgeschraubt wird.
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#28

04.06.2020, 11:56

Soenny hat geschrieben:
04.06.2020, 11:31
jojo hat geschrieben:
04.06.2020, 11:03
Und letztendlich wird durch mittelständische oder Großkanzleien die Luft für Einzelkämpferanwälte auch immer dünner. Hätte ich ein Problem, würde ich auch nicht zum Dorfanwalt gehen, sondern mir irgendwo einen Spezialisten suchen.
Wieso das?
Na, einer, der den Eierdiep verteidigt, Scheidungen und Verkehrsunfälle macht, würde ich nicht mit irgendwelcher Spezialmaterie betrauen.

Ich arbeite ja jetzt in einem eher ländlich geprägtem, flächemässig großem Gerichtsbezirk und sehe, dass die überwiegende Anzahl der Anwälte keinen wirklichen Plan vom Arbeitsrecht haben.

Und sowas würde ich für mich nicht wollen.
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#29

04.06.2020, 11:57

mrsgoalkeeper hat geschrieben:
04.06.2020, 11:14
jojo hat geschrieben:
04.06.2020, 11:03
Das sich manche Anwälte keine ReNo leisten können, habe ich auch schon mehrfach gehört.
Da müssen Anwälte vielleicht lernen, die Sache differenzierter zu sehen. Sie können sich eine qualifizierte Reno vielleicht nicht in Vollzeit leisten. Reno hat Stundensatz x. Wenn Anwalt nur Budget y hat, kriegt er halt nur die entsprechenden Stunden.
Das ist sicher so, aber auch da gilt: Angebot und Nachfrage.
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#30

04.06.2020, 12:05

jojo hat geschrieben:
04.06.2020, 11:56
Soenny hat geschrieben:
04.06.2020, 11:31
jojo hat geschrieben:
04.06.2020, 11:03
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Und sowas würde ich für mich nicht wollen.
Da gibt es dann aber sicher auch einen Anwalt, der sich nicht auf Eierdiebe, sondern auf Arbeitsrecht "spezialisiert" hat. Ich würde immer eher zu einer kleineren Kanzlei gehen, als zu einer Anwaltsfabrik.
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