Azubi mit Rechtschreibproblemen

Für Themen rund um die Berufsausbildung Rechtsanwaltsfachangestellte / Rechtsanwaltsfachangestellter. Bitte hier KEINE Fachfragen stellen, sondern dafür den richtigen Unterbereich wählen.
Bina87
Forenfachkraft
Beiträge: 208
Registriert: 23.03.2009, 15:42
Beruf: Rechtsanwaltsfachangestellte
Software: AnNoText

#11

20.09.2018, 14:45

Unsere Azubis hatten bislang alle Probleme mit der Rechtsschreibung, ich gehe nach ein paar Wochen immer dazu über, den Azubis ihre Schreiben zurückzugeben ohne Korrektur und sie zu bitten, selbst noch mal ganz genau das Schreiben durchzulesen, da zu viele Fehler enthalten sind. Bislang hat das immer ganz gut geholfen.
142
GVZ-Schickerin
...ist hier unabkömmlich !
Beiträge: 6772
Registriert: 14.01.2016, 15:59
Beruf: Rechtsanwaltsgehilfin in einer Rechtsabteilung

#12

20.09.2018, 15:22

Ehrlich gesagt wundert mich das jetzt nicht, wenn die Schüler in den ersten Klassen nach Gehör schreiben. War bei der Tochter einer Freundin von mir auch so. Ich weiß jetzt nicht, wie dort die Rechtschreibkenntnisse aktuell ausgeprägt sind, aber als ich das gehört habe, habe ich nur gedacht, dass geht gar nicht. Wie soll man das später wieder geradebiegen.
Liebe Grüße

Sylvia

173



Das Glück Deines Lebens hängt von der Beschaffenheit Deiner Gedanken ab.
Benutzeravatar
Tigerle
...ist hier unabkömmlich !
Beiträge: 3581
Registriert: 30.01.2008, 09:20
Beruf: Wirtschaftsassistenin/selbständige ReFa
Software: RA-Micro
Wohnort: Augsburg

#13

20.09.2018, 15:41

Rechtschreibung ist und bleibt schlichtweg eine Übungssache - es sei denn man hat eine Lese-/Rechtschreibschwäche.
Wenn bestimmte Dinge immer wieder falsch geschrieben werden, dann würde ich sie genau diese Dinge in Schreiben immer wieder schreiben lassen.

Vielleicht solltest Du Sie mal fragen, ob sie gern liest, lesen hilft ungemein.

Wenn natürlich mit der Zeit gar keine Besserung eintritt, dann sollte man prüfen, ob nicht tatsächlich eine Lese-/Rechtschreibschwäche vorliegt.

Allerdings kann ich mich auch GVZ-Schickerin anschließen, die heute Art und Weise wie die Kinder Schreiben lernen (nach Gehör) ist totaler Schwachsinn, so prägen sich so viele Fehler ein, die man nur sehr schwer wieder los wird. Es hat bestimmt jeder ein Wort, über das er immer stolpert, die Kids heute müssten ja über jedes Wort stolpern.
Zuletzt geändert von Tigerle am 20.09.2018, 17:10, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Crydea
Kennt alle Akten auswendig
Beiträge: 779
Registriert: 28.10.2015, 22:29
Beruf: Rechtsanwaltsfachangestellte
Software: Advoware

#14

20.09.2018, 15:53

Eine ehemalige Auszubildende von uns hatte mir mal erzählt, dass dort in der Schule auch z.B. das "Ihr", wenn man in einem Schreiben eine Person direkt anspricht, gar nicht mehr groß geschrieben wurde.
Aber die Gute war etwas seltsam, wenn sie twas nicht verstanden hatte, oder nicht wusste, wie man was schreibt, dann hat sie irgendwas geschrieben, von dem sie dachte, dass es sinngemäß passen würde, aber das ist eine andere Geschichte.

Ich habe auch schon einiges über das Schreiben nach Gehör gehört. Ich persönlich finde das ganz schrecklich. Vor allem das Argument, dass man den Kindern, wenn sie direkt richtig schreiben müssen, und halt zu viele Fehler machen, den Spass an der deutschen Sprache nimmt. Ich kann ja auch nicht einfach sagen, wir machen jetzt Mathematik nach dem Motto "Ergebnis wie ich es mir denke". 1+1 ist halt 2 und nicht 5 und Mutter schreibt man Mutter und nicht Mudda. Oo

Ich habe in der Grundschule zu den Kandidaten gehört, die teilweise im Diktat dann halt mal Worte im Dialekt geschrieben haben, weil ich es halt nicht besser wusste. Meine Mutter zieht mich heute noch gerne damit auf. Aber ich lese sehr gerne und sehr viel und finde, dies hilft auch ungemein ein besseres Verständnis für das geschriebene Wort zu haben.
MrsVerberation
Kennt alle Akten auswendig
Beiträge: 864
Registriert: 01.12.2016, 14:48
Beruf: Insolvenzsachbearbeiterin
Software: Phantasy (DATEV)

#15

21.09.2018, 09:06

Crydea hat geschrieben:
20.09.2018, 15:53
Ich habe auch schon einiges über das Schreiben nach Gehör gehört. Ich persönlich finde das ganz schrecklich. Vor allem das Argument, dass man den Kindern, wenn sie direkt richtig schreiben müssen, und halt zu viele Fehler machen, den Spass an der deutschen Sprache nimmt. Ich kann ja auch nicht einfach sagen, wir machen jetzt Mathematik nach dem Motto "Ergebnis wie ich es mir denke". 1+1 ist halt 2 und nicht 5 und Mutter schreibt man Mutter und nicht Mudda. Oo
Das finde ich auch absolut furchtbar.
Als meine Schwester in der Grundschule war, wurden wir auch angehalten, sie nicht zu verbessern, wenn sie die Worte falsch schreibt. Was kam dabei raus? Heute ist sie 14 und kann immer noch nicht richtig schreiben - von der nicht vorhandenen Interpunktion fange ich gar nicht erst an. :vogel
Wo ist das Problem, wenn die Kinder direkt die richtige Schreibweise lernen? Ich verstehe es einfach nicht.

Zum eigentlichen Thema: Ich finde den Vorschlag mit den Akten lesen sehr gut. In meiner damaligen Ausbildungskanzlei habe ich mir auch immer die Akten durchgelesen, weil ich a) das Anwaltsdeutsch lernen wollte und b) mich die Akten generell sehr interessiert haben. (Mein Ausbilder war Strafrechtler.)
We lived in the Murder House. | We escaped the Asylum.
We protected the Coven. | We attended the Freak Show.
We checked into the Hotel. | We survived the Roanoke Nightmare.
We joined the Cult. | And now we will witness the Apocalypse.
dondax
Foren-Praktikant(in)
Beiträge: 33
Registriert: 28.02.2017, 18:15
Beruf: Rechtsanwaltsfachangestellte

#16

21.09.2018, 11:50

Hallo zusammen,

ich finde das mit dem Schreiben nach Gehör auch eher kontraproduktiv - muss allerdings sagen, mein Sohn ist letztes Jahr in die Schule gekommen, und nach jetzigem Stand sind die Herren und Frauen Pädagogen wieder zurückgerudert. Also in der Grundschule meines Sohnes müssen sie die Wörter wieder nach den allgemeinen Rechtschreibregeln schreiben und falsch geschriebene Wörter werden rot markiert und als Fehler gewertet.
Meiner Meinung nach richtig so - weil wie hier schon oft gesagt, wenn es einmal falsch eingeprägt ist, ist es halt schwierig, es sich später dann umzugewöhnen...
Benutzeravatar
Riverside
Die KatastroFee
...ist hier unabkömmlich !
Beiträge: 3875
Registriert: 21.06.2013, 10:04
Beruf: ReFa /Rechtsabteilung
Wohnort: Oberpfalz

#17

21.09.2018, 12:00

Verlautschriften ist der allerletzte Mist! Ich habe - entgegen der Anweisung der Lehrer - meine Kids immer korrigiert beim Schreiben und bin davon überzeugt, dass sie auch deswegen die Rechtsschreibung besser beherrschen als manch einer ihrer Klassenkameraden :pfeif

Davon abgesehen ist es tatsächlich Übungssache, also würde ich sie erst mal sehr viel lesen und auch schreiben lassen und nicht gleich die Flinte ins Korn werfen ;)
Dracarys!

Nenn mir eine Farbe zwischen 1 und 10. Aber nicht Februar! Das ist kein Land!
Bild
ZVler
Forenfachkraft
Beiträge: 190
Registriert: 05.01.2018, 17:29
Beruf: Rechtsanwalts- und Notarsfachangestellte
Software: Phantasy (DATEV)

#18

21.09.2018, 14:31

Ich kann den Meinungen hier nur zustimmen, wonach es durch das Lesen besser wird. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, man prägt sich die Wörter mehr ein. Ich war auch eine LRS Kandidatin in der Grundschule. Ab der sechsten Klasse hatte ich nie wieder Probleme damit. Das habe ich alles durch das Lesen verbessert. Ich habe in jungen Jahren eben sehr gerne und jeden Tag gelesen. Ich hatte auch nie wieder Probleme mit LRS.. Außerdem würde ich deinem Azubi noch ein wenig Zeit geben, denn Anfangs muss man sich an Diktate gewöhnen (vor allem Aussprache und Diktierstil ist bei jedem Anwalt anders, mit manchen kommt man besser zurecht mit anderen schlechter) und an den Schreibstil des Anwalts. Ich habe die Diktate teilweise nochmal angehört und kontrolliert. Irgendwann hatte ich eben das Gefühl dafür bekommen. Ich würde nicht gleich alles auf einen Haufen werfen. Aber die Sache mit dem Akten lesen ist m.E. auch eine gute Idee. Ich würde ihr einfach den Rat geben mehr zu lesen bzw. Wörter die sie nicht verstanden hat bzw. die falsch geschrieben worden sind zu googlen (oder klassisch Wörterbuch - auf jedenfall muss sie sich selber die Mühe machen) und sich aufschreiben - wie es richtig geschrieben wird und was es bedeutet. Das mache ich heute noch so bei juristischen Begriffen.
:wippe
xRefia
Foren-Praktikant(in)
Beiträge: 11
Registriert: 15.03.2018, 11:20
Beruf: Rechtsfachwirt
Software: Phantasy (DATEV)

#19

21.09.2018, 14:45

Erst mal vielen Dank an alle für eure Antworten! Hätte nicht gedacht, dass es doch so viele werden! :thx

Sie die falsch geschriebenen Wörter immer wieder und wieder schreiben zu lassen finde ich grundsätzlich effektiv, aber erinnert mich leider sehr an die Grundschule... Soll heißen ich will vermeiden, dass sie sich vorgeführt vorkommt. :-?
Habe ihr eben erst wieder ein Dokument reingestellt bei dem sie bitte die Rechtschreibfehler korrigieren soll, ich bin gespannt was sie korrigiert und ob sie die Schreibfehler auch findet...

Wenn ich ihre bisherigen Aussagen richtig interpretiere steht sie nicht so sehr aufs Lesen und zwingen kann man sie ja schlecht - oder? Ansonsten bin ich da natürlich ganz eurer Meinung. Lesen fördert nicht nur das Gefühl für eine Sprache, sondern erweitert im besten Fall natürlich noch den Wortschatz - wäre für uns also eine Win-Win-Situation, aber wie gesagt... Was soll man machen? :kopfkratz

Vielleicht muss ich auch nochmal kurz klarer werden: Das Problem mit der Rechtschreibschwäche sehe ich nicht nur bei Diktaten, sondern auch bei von ihr selbst verfassten Texten (etwa Berichtsheft) und auch beim Abspeichern von Dokumenten in unsere E-Akte. Also kann es nicht alleine am Diktierstil liegen, zumal dies auch die Problematik mit Groß- und Kleinschreibung nicht erklären würde - finde ich jedenfalls...
Und ganz nebenbei gefragt: Haben eure Azubis auch Probleme damit Absätze in selbstgeschriebenen Texten einzufügen? Ich kriege bei Berichten immer ein dicht beschriebenes Word-Dokument ohne einen einzelnen Absatz... Dann wüsste ich immerhin, dass es mal wieder ein "Generationsproblem" ist.

Die Flinte habe ich noch lange nicht ins Korn geworfen, nur will ich lieber jetzt schauen woran es liegen könnte und was man tun kann, als es schleifen zu lassen und mir dann in einem Jahr vorwerfen lassen zu müssen, dass das ganze bekannt gewesen sei und nun zum Problem hochgeschraubt wird...
Haben Sie es schon mit Ab- und erneutem Anschalten probiert? :engel
Benutzeravatar
Adora Belle
Golembefreierin mit Herz
...ist hier unabkömmlich !
Beiträge: 14366
Registriert: 14.03.2008, 14:17
Beruf: RAin

#20

21.09.2018, 14:54

xRefia hat geschrieben:
21.09.2018, 14:45
Wenn ich ihre bisherigen Aussagen richtig interpretiere steht sie nicht so sehr aufs Lesen und zwingen kann man sie ja schlecht - oder?
Nein, zwingen kann man sie nicht. Aber in Eurem/unserem Beruf braucht man einfach eine gewisse Zuneigung zu Wörtern, Sprache, Schrift und Ausdruck. Und zu Korrektheit. Wenn sie nicht kann, muss sie es lernen. Das mag ihr schwerer fallen als anderen, ist aber (in Grenzen) machbar. Wenn sie nicht will, ist ihr nicht zu helfen. Ich drück die Daumen, dass Ihr zueinander findet. 8)
Antworten