Brauche dringend Euren Rat zum Jobwechsel

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Vivianna.1981
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#1

13.11.2017, 14:00

Hallo Zusammen,

ich bräuchte bitte mal dringend Euren Rat.

Ich bin gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte und habe seit einem Jahr auch noch meinen Rechtsfachwirt.

Nach meiner Ausbildung habe ich 8 Jahre lang beim Anwalt gearbeitet. Seitdem arbeite ich in der Justiz in der Geschäftsstelle.

Die Arbeit in der Justiz ist langweilig. Man hat überhaupt keinen Bezug zu den Akten/zu den Sachverhalten und es ist auch nicht so, dass man sich sonderlich mit irgendwelchen Themen auseinandersetzt. Man bearbeitet die Post, legt die Akten dem Richter vor und bekommt sie dann am Ende mit einer Verfügung zurück, die man bearbeitet. Zu 60 % schickt man Kenntnisnahmeschreiben raus. Ansonsten auch mal umfangreichere Schreiben - aber alles nach Anweisung, nix Selbständiges. Die Vorteile sind aber, dass man kaum Stress hat. Also klar ist viel zu tun und man sitzt oft vor Bergen von Akten, aber es ist mehr Fließbandarbeit. Man hat aber nicht die Art von Streß, dass einem der Chef im Nacken sitzt und drängelt "Das muss noch und jenes muss noch". Man kann sich seine Zeit frei einteilen. Heute geh ich früher, morgen komm ich später. Und wenn man krank ist, ist es auch kein Riesen-Drama.

Ich hab also Vor- und Nachteile. Trotzdem überlege ich sehr sehr oft "Ist dieser Job wirklich das, was Du bis zur Rente machen willst?"

Nun habe ich ein Jobangebot von einer Anwaltskanzlei, wo wieder mehr Eigenständigkeit gefragt ist.

Ich brauche bitte mal drinend Eure Meinung.

Würdet ihr den öffentlichen Dienst verlassen, um zurück in die freie Wirtschaft zu gehen?
Muss dazu sagen, dass ich beim Anwalt ca. 250 € netto mehr verdienen würde. Das ist auch so ein Punkt, der mich bei Gericht stört - es wird weniger gezahlt. Auch hier hätte ich gern mal Eure Meinung: Was kann man als Rechtsfachwirtin mit über 10jähriger Berufserfahrung an Gehalt verlangen??

Also bei Gericht verdiene ich 1.700 netto. Beim Anwalt wären es ca. 1.950 € netto.

Was würdet ihr tun?

Oder welche Alternativen könnt ihr mir noch vorschlagen? Wo könnte man noch arbeiten, um die Vorzüge des öffentlichen Dienstes und die interessantere Arbeit + besseres Gehalt zu genießen?

:thx
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#2

13.11.2017, 14:40

Das ist eine gute Frage. Ich denke man kann das vorher nie entscheiden, man weiß ja nicht, was auf einen zukommt. Es kann ja auch sein, dass du mit dem Anwalt nicht auskommst und es daher dann auch total sch**** findest. Würde denn die Möglichkeit bestehen, dass du dann wieder zurück zum Gericht gehst, wenn es nicht passen sollte? Oder kommt das für dich gar nicht mehr in Frage?

Wenn du zurück kannst, dann würde ich es versuchen. Ich habe auch eine ehemalige Kollegin, die hat zu einer Behörde gewechselt und ist dort fast eingegangen, weil es wirklich extremst langweilig war. Alle anderen Mitarbeiter fanden das gar nicht so tragisch, die kannten es ja nicht anders. Und was einem nicht gesagt wurde, das wurde auch nicht gemacht ... das war da ganz normal.

Ich finde auch, dass 250,00 € netto ziemlich viel sind, da musst du dir echt überlegen, ob du es nicht einfach machst. Einen anderen Weg gibt es dann immer noch, wenn es dir wirklich nicht gefällt. Aber vielleicht bist du ja überglücklich mit einer Entscheidung.
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Anahid
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#3

13.11.2017, 14:43

Wie Du selbst schreibst: alles hat Vor- und Nachteile. Was soll man Dir denn da raten? Grundsätzlich ist das eine Entscheidung, die jeder für sich selbst zu fällen hat. Du solltest Dir eine Liste mit Pro und Kontra machen, vielleicht hilft das. Es kommt ja immer darauf an, das man für sich selbst will.

Selbständiges Arbeiten kann man Glück haben beim Rechtsanwalt, muss aber nicht sein. Ich kenne auch eine Menge Anwälte bei denen Mitdenken nicht angesagt ist und die einfach nicht in der Lage sind, auch mal was in andere Hände abzugeben. Freie Zeiteinteilung kannst Du beim Anwalt vergessen, stattdessen sind in vielen Kanzleien eher mal Überstunden angesagt (wenn man Pech hat auch noch ohne Ausgleich). Das Gehalt ist - je nachdem für welche Region - akzeptabel.
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#4

13.11.2017, 14:50

Also EUR 1.950,00 netto finde ich sehr viel.
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Sputnik85
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#5

13.11.2017, 15:29

Anahid hat geschrieben:Wie Du selbst schreibst: alles hat Vor- und Nachteile. Was soll man Dir denn da raten? Grundsätzlich ist das eine Entscheidung, die jeder für sich selbst zu fällen hat. Du solltest Dir eine Liste mit Pro und Kontra machen, vielleicht hilft das. Es kommt ja immer darauf an, das man für sich selbst will.

Selbständiges Arbeiten kann man Glück haben beim Rechtsanwalt, muss aber nicht sein. Ich kenne auch eine Menge Anwälte bei denen Mitdenken nicht angesagt ist und die einfach nicht in der Lage sind, auch mal was in andere Hände abzugeben. Freie Zeiteinteilung kannst Du beim Anwalt vergessen, stattdessen sind in vielen Kanzleien eher mal Überstunden angesagt (wenn man Pech hat auch noch ohne Ausgleich). Das Gehalt ist - je nachdem für welche Region - akzeptabel.
stimme ich voll zu!
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#6

13.11.2017, 16:14

Ich würde den Sprung wagen. Das gute ist doch, dass man mit unserem Job immer etwas findet! und den Rechtsfachwirt macht man ja nicht, damit man dann "stupide" Verfügungen abarbeitet. Das würde mich total nerven.

Mit dem Gehalt, wenn ich es richtig gesehen habe ist in Hamburg würde ich sagen mit der Berufserfahrung sehr gut.

Trau dich!
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AliceImWunderland
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#7

14.11.2017, 08:42

Ich habe mal einen guten Spruch gehört:

Wenn du glücklich sein willst für 1 Jahr: Erbe ein Vermögen!
Wenn du glücklich sein willst für 3 Jahre: Heirate!
Wenn du glücklich sein willst dein Leben lang: mach einen Job, der dir Spaß macht!

Da ist was wahres dran.

Deshalb bin ich jetzt auch auf der Suche nach einem neuen Job. Das Arbeitsklima hier in der Kanzlei wird langsam unerträglich. Meine Chefs sind alle weit über 60 und arbeiten nur noch auf ihre Rente hin. Das merkt man an allen Ecken und Enden. Lustlosigkeit, es wird nichts mehr investiert (wenn mal etwas kaputt geht). Frei nach dem Motto, es ist eh nur noch für ein paar Jahre, dann schließt die Kanzlei. Man bemüht sich auch nicht um Nachfolger. In der letzten Zeit sind ein paar völlig unfähige Leute (Angestellte) eingestellt worden. Aber man hat nicht mehr die Energie, sich neue fähige Leute zu suchen, also füttert man die Unfähigen lieber weiter durch. Die Anderen machen ja die Arbeit für die Unfähigen mit. Irgendwie läuft der Laden schon.... Aber große Unzufriedenheit macht sich breit. Ich höre schon von mehreren Kolleginnen, die das "sinkende Schiff" verlassen wollen.

Na ja, lange Rede, kurzer Sinn. Ich habe eine Frage: wie bist du an den Job in der Justiz gekommen? Ich könnte meine Jobsuche auch darauf ausweiten. Bisher habe ich jedoch keine entsprechenden Stellenanzeigen gesehen.... :kopfkratz
Warum ist am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig?!

Ich habe kein Whatsapp und ich werde auch keins bekommen. Ich stehe auf Datenschutz und bin voll Threema.
:naegel
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#8

14.11.2017, 13:52

Da ich nicht weiß, aus welchem Bundesland du kommst als Beispiel NRW: https://www.justiz.nrw/Karriere/Stellen ... /index.php
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AliceImWunderland
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#9

14.11.2017, 14:02

Danke
Warum ist am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig?!

Ich habe kein Whatsapp und ich werde auch keins bekommen. Ich stehe auf Datenschutz und bin voll Threema.
:naegel
DKB
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#10

14.11.2017, 14:12

Die Justiz greift, zumindest in RLP, gerne auf ausgebildete Rechtsanwalts- oder Notarfachangestellte zurück, gerade im Justizfachwirt-Bereich, weil da einfach eine solide Basis schon vorhanden ist. In den kommenden Jahren werden sicher auf Grund der Einführung der E-Akte vermehrt Bewerber eingestellt ( in RLP in den letzten beiden Jahren jeweils 50 % mehr als sonst üblich ). Wer über gute EDV-Kenntnisse verfügt und sich beim Aufbau des E-Projekts einbringt, kann da durchaus auch schneller vorwärtskommen. Die Frage ist halt, ob man noch mal zwei ( Justizfachwirt ) oder drei ( Rechtspfleger ) Jahre Ausbildung machen will.

Um als Justizbeschäftigte einzusteigen ( auch da kann man in einer Service-Einheit eingesetzt werden ) würde ich einfach mal beim Amtsgericht vor Ort nachfragen, ob diesbezüglich Stellen zu besetzen sind.
Gesperrt