da ich leider kaum Kontakt zu anderen Notariaten in unserer Stadt (ca. 70.000 EW) habe, frage ich heute mal in die "Notariats-Runde", wie Ihr folgende Situation einschätzt:
Ich bin ausgebildete ReNo (48 J.) und arbeite seit 31 Jahren (incl. Ausbildung) in einer Kanzlei mit 2 Notaren, d.h. der ältere ist Ende des Jahres in den Ruhestand gegangen; also arbeite ich jetzt für den Notarverwalter (RA aus unserer Kanzlei) und dem anderen Notar. Vor 5 Jahren habe ich zusätzlich eine Weiterbildung zur Notarfachwirtin gemacht und muss dazu schreiben, dass meine Chefs gar nicht so begeistert waren, als ich von meinen Absichten der Zusatzausbildung erzählte. Kommentar meines älteren Chefs war: "Machen sie doch lieber einen Englischkurs..." Und der andere Notar verhielt sich auch eher neutral. Ich vermute, dass gerade der jüngere befürchtete, dass ich nach der Prüfung sofort um ein Gehaltsgespräch bitte würde... Dies habe ich aber nicht getan, vielmehr habe ich die Ausbildung selbst bezahlt und auch nicht mehr Gehalt verlangt.
Nun zu meinem Problem: Da ich schon seit langem in dem Büro arbeite, habe ich des Öfteren Auszubildende im Notariat mit ausgebildet. Die meisten Azubis hatten aber kein Interesse am Notariat. Zum Glück gab es eine Kollegin, die mir bei viel Arbeit ausgeholfen hat. Diese ist aber seit 2 Jahren nicht mehr bei uns und inzwischen habe ich eine junge Angestellte im Notariat angelernt und sie vertritt mich im Urlaub. Ich war froh, dass sie mich entlasten konnte, da in der letzten Zeit sehr viel Arbeit im Notariat anfiel, allein 2013 wurden ca. 200 Urkunden mehr als im Jahr 2012 angelegt.
Hinzu kommt, dass ich fast jeden Abend Überstunden mache und diese nicht vergütet werden.
Ich habe des Öfteren auf das Problem hingewiesen. Ich kann jede Akte nur im Schnelldurchgang bearbeiten. Nach der Fachwirt-Ausbildung hatte ich die Vorstellung, mehr Urkunden selbständig vorzubereiten und mich mit schwierigeren Entwürfen etc. u beschäftigen. Aber da meine Kollegin auch am Empfang (+ Annahme von Telefonaten) arbeitet, muss ich mehr denn je die Urkunden kopieren, nähen, siegeln und die 0815-Anschreiben fertigen. Und durch die Schnellbearbeitung kommt es nun des Öfteren vor, dass es Beanstandungen und sogar einen Haftungsfall gibt.
Trotz eines Gesprächs im letzten Jahr änderte sich nichts, vielmehr wollte man mir eine Woche Urlaub (neben dem Jahresurlaub) nicht genehmigen, obwohl die Vertretung da war etc.
Neuester Stand ist, dass meine Kollegin schwanger ist und nun eine ältere ReNo-Angestellte von außerhalb eingestellt wird, die noch nie im Notariat gearbeitet hat. Was ich dann zu tun habe, könnt Ihr euch vorstellen....
![Böse :evil:](./images/smilies/icon_evil.gif)
Meine Frage an Euch: Wie sind Eure Notariate organisiert? Wieviele Angestellte (Voll- bzw. Teilzeit) arbeiten für wieviele Notare? Wir bearbeiten ca. 730 Urkunden im Jahr.
Wie wird die Arbeit in Eurem Notariat bewertet/eingeschätzt? Ich habe immer den Eindruck, dass die Angestellten (ähnlich wie in der ZV) einen Großteil der Arbeit erledigen, die Chefs oft nur Vorlesen und unterschreiben müssen, dies aber - zumindest in unserer Kanzlei - nicht Wert schätzen. Geht das nur mir so??
LG Ultuna