Neue Azubine

Für Themen rund um die Berufsausbildung Rechtsanwaltsfachangestellte / Rechtsanwaltsfachangestellter. Bitte hier KEINE Fachfragen stellen, sondern dafür den richtigen Unterbereich wählen.
nama
Foren-Praktikant(in)
Beiträge: 13
Registriert: 12.12.2021, 01:55
Beruf: Rechtsanwaltsfachangestellte

#11

01.03.2024, 21:05

Ich finde gut, dass Du ihr gleich zu Anfang klar gemacht hast, dass Du ihre Vorgesetzte bist. Das ist ein wichtiger Schritt. Respekt dafür.

Aber es stimmt, dass dieser Beruf, vor allem ganz am Anfang, in einem leicht das Gefühl aufkommen lässt, dass man nicht weiß, was man denn überhaupt hier machen kann. Außer dumm rumsitzen.... Vor allem durfte ich in meiner Ausbildung die ersten Jahre NICHT ans Telefon, was ich eher als Bestrafung empfang, weil ein Gespräch mit Mandanten meinen Arbeitsalltag erhellt hätte, war aber nicht, und so saß ich viel herum und machte all die unliebe Arbeit, die die Ausgebildeten nicht gerne machten. Alte Ablageorder aussortieren und Urkunden und Photos raussuchen, weil die an die Mandanten zurück geschickt wurden, Listen der Handhabung von Drucker, Scanner, Fax etc anlegen, Ablageakten sortieren (dies auch im Keller), meine Kollegen um die Möglichkeit beneiden mit Mandanten telefonieren zu können, Diktate entweder mündlich oder von Diktatkassette schreiben, Schreibgeräte für meine Anwälte nachbestellt, vergangene Mandantenfälle durchgehen mit Ergebnis, also eine eigene Zusammenfassung des Falles schreiben, teilweise habe ich auch die Mülleimer geleert und auch mal solche, eher ungebührliche Arbeiten übernommen....

Mir war alles lieb, nur dass ich den Eindruck vermittelte, dass ich furchtbar beschäftigt bin.....

Es ist aber auch so, dass es vor allem ganz am Anfang echt schwer ist, als neue Azubine, überhaupt den Sinn hinter diesem Beruf zu erfassen. Von daher kann es auch sein, dass "Deine" Azubine damit auch hadert und Dich deswegen fragt, was sie als nächstes machen soll. Also dass sie Dich damit ein wenig herausfordert. Es gibt auch leider solche Menschen, sogenannte "null Bock-Generation", die manchmal Sprüche drauf haben, wo ich erst mal schlucken muss. Leider brechen auch im ersten Lehrjahr sehr viele diese Ausbildung wieder ab, weil sie für sich befinden, dass dieser Beruf nichts für sie ist....

Aber sowas, wie dass sie Arbeit verweigert weil sie diese langweilig, doof oder sonstwas findet, also sorry, aber das geht nicht. Bekommt sie einen Lohn? Wenn ja, dann ist das die Arbeit, die hat sie auch zu machen, selbst auch dann, wenn sie unter Umständen langweilig findet. Die Arbeit macht sich schließlich nicht von alleine.... Sie erhält den Lohn dafür, dass sie die Arbeit erledigt.... Aus.
Notariatsmann
Daueraktenbearbeiter(in)
Beiträge: 332
Registriert: 05.04.2009, 11:52
Beruf: Notariatsfachwirt, Dipl.-Rpfl. (FH)
Wohnort: Hannover

#12

02.03.2024, 12:56

nama hat geschrieben:
01.03.2024, 21:05
Leider brechen auch im ersten Lehrjahr sehr viele diese Ausbildung wieder ab, weil sie für sich befinden, dass dieser Beruf nichts für sie ist....
Wieso leider, ist doch für Betriebe und Azubis das beste, wenn die Fehlentscheidung möglich schnell korrigiert und kein unnötiger Aufwand mehr gemacht wird.

nama hat geschrieben:
01.03.2024, 21:05
Es gibt auch leider solche Menschen, sogenannte "null Bock-Generation"
Das ist ja eher ein 80er-Jahre Begriff und hat eigentlich damals schon nicht gestimmt. Junge Leute haben durchaus viel Bock, aber auf Sachen, die nach ihrem Empfinden auch Bock machen. Ist halt nur nicht so einfach, eine Ausbildung immer spannend zu gestalten. Was sich aber aus meiner Sicht allgemein am Arbeitsmarkt geändert hat, ist die Bereitschaft sich erstmal "durchzuleiden", bis es endlich irgendwann einigermaßen wird. Heute soll gleich alles passen.
Benutzeravatar
paralegal6
...ist hier unabkömmlich !
Beiträge: 3005
Registriert: 07.09.2015, 15:47
Beruf: ReFa, BW
Software: RA-Micro

#13

02.03.2024, 14:54

nama hat geschrieben:
01.03.2024, 21:05
Es gibt auch leider solche Menschen, sogenannte "null Bock-Generation"
Notariatsmann hat geschrieben:
02.03.2024, 12:56
Das ist ja eher ein 80er-Jahre Begriff und hat eigentlich damals schon nicht gestimmt. Junge Leute haben durchaus viel Bock, aber auf Sachen, die nach ihrem Empfinden auch Bock machen. Ist halt nur nicht so einfach, eine Ausbildung immer spannend zu gestalten. Was sich aber aus meiner Sicht allgemein am Arbeitsmarkt geändert hat, ist die Bereitschaft sich erstmal "durchzuleiden", bis es endlich irgendwann einigermaßen wird. Heute soll gleich alles passen.
Jain. Die heulen heute schon rum wenn sie mal ihren Papiereimer auskippen sollen oder Blumen giessen, ich hör nur mimimi. Nüscht geleistet aber man soll am Besten den roten Teppich ausrollen. Scannen und Ablage gehört halt auch zum Job dazu. Das ist für einige schon zuviel verlangt
Bild
mesotty
Forenfachkraft
Beiträge: 119
Registriert: 09.12.2008, 16:46
Beruf: Rechtsfachwirtin
Software: Advoware
Wohnort: Heidelberg

#14

04.03.2024, 08:26

Ich finde es ist immer schonmal einen großen Pluspunkt, wenn der/die Auszubildende überhaupt nach Arbeit fragt. Ich hatte es schon ganz oft in den ersten Wochen, dass die gar nicht den Mund aufgemacht haben, sondern einfach nur wie ein Auto in den PC geschaut haben.
Mir ist jede Frage lieb, das einzige was ich verlange, dass sie alles was ich ihnen an Theorie beibringe, oder jede Tätigkeit die sie das erste Mal ausüben in ihrem "Azubi-Ordner" mitschreiben.
Aber gerade am Anfang ist da schon Geduld gefragt. Sie kommen ja mehr oder weniger als "Kinder" (nicht falsch verstehen). Aber sie werden erst im Laufe der Ausbildung "erwachsen". Das ist schon ne Entwicklung und das meine ich nicht nur bezogen auf die praktischen auszuführenden Tätigkeiten.
Meine Azubis haben immer erstmal "Welpenschutz". Was ich auch ganz wichtig finde, ist sich in deren Lage hineinzuversetzen. Sie können nicht wissen, was ein Titel ist, oder ein streitiges Verfahren, oder oder...... Gerade meine jüngeren Kollegen oder frisch Ausgelernte haben (in meiner Kanzlei) oft Schwierigkeiten sich an ihre Anfangszeit zu erinnern. Da kommt oft, die kann nicht mal das oder das. Da muss ich sie dann immer erstmal daran erinnern, wie sie selbst am Anfang waren. Das wird dann nämlich immer schnell verdrängt.
Benutzeravatar
paralegal6
...ist hier unabkömmlich !
Beiträge: 3005
Registriert: 07.09.2015, 15:47
Beruf: ReFa, BW
Software: RA-Micro

#15

04.03.2024, 09:01

Habt ihr denn nicht viel Kleinkram zu tun in der Kanzlei? Ablage, Post eintüten, Scannen, sonst Berichtsheft schreiben. Wir haben hier auch Fachbücker/Zeitschriften, da lasse ich die was lesen und dann praktisch versuchen, zB ein FoKo anlegen in der Musterakte (wobei am Anfang natürlich etwas leichteres gut ist). Anscheinend scheint sich die Chefin auch nicht wirklich drum zu kümmern? Wir nehmen die dann auch schon mal mit in eine Verhandlung zum Zuhören. Mein Chef erklärt auch alles super (ich bin mit formulieren ja nicht so der Experte). Aber wenn sie schreiben nicht schaft hilft nur üben, üben und...
https://www.bmbf.de/bmbf/de/bildung/ber ... _node.html gilt ja leider nicht für Anwälte aber können sollten die es schon wenn sie ausbilden
Bild
Benutzeravatar
Dany1981
die dunkle Fee
...ist hier unabkömmlich !
Beiträge: 11547
Registriert: 02.02.2012, 10:12
Beruf: Rechtsanwaltsfachangestellte
Software: RA-Micro
Wohnort: Niederbayern an der A92

#16

04.03.2024, 09:09

Ich wäre ja schon mal froh, wenn meine bei der Aktenanlage auf Rechtschreibung achten würde. Egal wie oft ich das sage, sie schludert.
Außerdem meint sie, ich wäre offenbar etwas dämlich. Meine tut so, als würde sie aufs Klo gehen, daweil geht sie nur mit Handy aufs Klo. Die kann nur froh sein, dass wir keine Nebenkostenabrechnungen kriegen.
Küchendienst funktioniert auch nicht. Jacke hängt sie übern den Stuhl, obwohl ich ihr mehrfach erklärt habe, dass das bescheiden aussieht. Sie sitzt ja an der Anmeldung.
"Das Leben ist zerbrechlich. Binnen eines Lidschlags kann einem alles genommen werden. Es ist leicht, sich ein Gefühl falscher Sicherheit zuzulegen. Ich lasse mich lieber auf die Zerbrechlichkeit des Lebens ein und genieße es hier und jetzt in seiner ganzen majestätischen Schönheit."

Ich finde, Francis Ackerman jr. hat dies sehr schön zum Ausdruck gebracht. :mrgreen:
Antworten