Neue Azubine

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chri_ssi
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#1

18.09.2023, 10:32

Guten Morgen Zusammen,

ich habe seit 2 Wochen eine Azubine, die ich ausbilden soll. Das Problem ist, ich bin ja selbst erst seit Mitte Juli mit der Ausbildung fertig und habe zuvor noch nie jemanden ausgebildet, geschweige denn jemandem meine Arbeit näher gebracht. Ich bin das ganze recht locker angegangen, da wir beide gleich alt sind, trotzdem hab ich ihr gleich in der ersten Woche zu verstehen gegeben, dass ich, auch wenn wir gleich alt sind, ihre Vorgesetzte bin. Ich hatte das Gefühl, dass sie das ansonsten nicht so ganz ernst nimmt. Sie hat mir auch erzählt, dass sie die Schule meistens geschwänzt hat und sich öfter mal mit Lehrern angelegt hat.
Unsere Chefin ist jetzt noch eine Woche im Urlaub, und für unseren Chef müssen wir nur die Post machen, weil er den Rest selbst macht. Dann gibt es noch eine Anwältin, die (wenn man Glück hat) Vormittags da ist.
Also fällt generell eher weniger Arbeit an, die ich Ihr geben kann.
Ich gebe ihr seit 2 Wochen alle möglichen Schreiben, die sie als Abschrift an die Mandantschaft schicken soll, trotzdem hat sie mich heute morgen wieder gefragt, wie sie einen einfachen Einzeiler schreiben soll, obwohl sie sich das alles aufgeschrieben hat. Das ist doch nicht zu viel verlangt, nach 2 Wochen einen Einzeiler selbstständig zu "formulieren", oder ???
Auch fragt sie mich ständig, was sie tun soll, wenn sie keine Arbeit hat, ich sage jedes Mal sie soll die Anwälte direkt fragen (Chefin war zu Beginn ihrer Ausbildung noch da), wenn ich nichts hab, aber da traut sie sich dann nicht zu fragen. Akten lesen findet sie langweilig und blöd,...

Was würdet ihr den Azubis für Arbeiten geben, wenn gerade nichts da ist, was sie machen können?

:thx
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paralegal6
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#2

18.09.2023, 11:10

Akten lesen um Klagen etc zu verstehen das ist schon wichtig, bischn Ablage,Wiedervorlagen, Eingangspost, was du vermutlich auch gemacht hast am Anfang. Das Umsetzen was sie bisher in der Schule gelernt hat, einfachere Diktate
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chri_ssi
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#3

18.09.2023, 12:16

Ablage hat sie schon alles gemacht, Post bekommen wir momentan auch nicht so viel aber da sitz ich immer nebendran wenn sie das macht. Diktate schreiben wir nicht und die Schule beginnt erst diese Woche.
Meine Ausbildung war schrecklich wegen meiner Ausbilderin, ich hatte von Anfang an gleich die Verantwortung für Fristen, die nicht kontrolliert wurden. Aber anderes Thema. Manchmal hab ich das Gefühl, dass es bei ihr zum einen Ohr reingeht und zum anderen wieder raus. Ich weiß nicht wie oft ich letzte Woche gesagt habe, dass überall außer auf EB's und Urkunden ein Stempel draufkommt.
Pitt
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#4

18.09.2023, 16:06

Meine Ausbilderin hat mir beigebracht, für alle gängigen Tätigkeiten Checklisten zu machen und eine Mustermappe anzulegen. Außerdem bestand sie darauf, dass ich jeden §, der mir in den Schriftsätzen unterkam, nachschlage. Wenn also sonst nix zu tun ist, würde ich vorschlagen, dass die Azubine sich Checklisten für Posteingang/-ausgang und alle anderen Tätigkeiten erstellt, die sie erledigt, und eine Mustermappe anlegt. Sie kann dazu auf die bisher von ihr gefertigten Schreiben zurückgreifen. Klar muss man die Checklisten noch mal gegenkontrollieren, aber besser sie hat was Schriftliches, auf das man später verweisen kann, als dass sie ständig nachfragt, weil sie keine Lust hat, selbst auf Lösungssuche zu gehen.
So wie ich das mitkriege, haben viele Azubis auch eine völlig falsche Vorstellung davon, was sie in der Ausbildung erwartet. Ich weiß noch, als mich ein Azubi kurz nach Beginn der Ausbildung fragte, wann sie denn jetzt mal mit zum Gericht kann. Ja, klar konnte sie mal mit zu einer öffentlichen Verhandlung, aber nicht standardmäßig zu jedem Gerichtstermin als persönlicher Kofferträger und um das Publikum bei der öffentlichen Sitzung aufzufüllen. Der Großteil unserer Arbeit spielt sich nun mal am Rechner und Telefon ab und oft sind Akten dabei, wo man sich echt durchkämpfen muss.
Und es gibt auch Tage mit Saurer-Gurken-Zeit, wo man das Aktenarchiv aufräumt, Gesetzesblätter einsortiert oder die Registratur nach "schlafenden Akten" durchkämmt.
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Dany1981
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#5

18.09.2023, 16:49

Akten lesen findet sie langweilig und blöd. Ähm ja, unser Beruf besteht aus Akten und Lesen. Nur so lernt sie zu verstehen um was es bei dem Job geht.

Meine macht derzeit tatsächlich hauptsächlich Ablage. Es hat sich viel angesammelt, weil ich jahrelang alleine war. Sie macht derzeit nur das Übliche mit der Post, Akten anlegen und lässt auch mal Mandanten rein. Problem ist bei ihr eher, dass sie sehr leise ist. Ich weiß noch nicht, wann ich ihr das mit dem Telefon beibringen soll. Aktuell hab ich da noch bedenken. Nächste Woche hat sie erst einmal Schule. Wahrscheinlich werde ich danach mit ihr üben.
"Das Leben ist zerbrechlich. Binnen eines Lidschlags kann einem alles genommen werden. Es ist leicht, sich ein Gefühl falscher Sicherheit zuzulegen. Ich lasse mich lieber auf die Zerbrechlichkeit des Lebens ein und genieße es hier und jetzt in seiner ganzen majestätischen Schönheit."

Ich finde, Francis Ackerman jr. hat dies sehr schön zum Ausdruck gebracht. :mrgreen:
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paralegal6
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#6

18.09.2023, 23:52

Bei uns läuft Schule schon seit August. Schau mal in den Ausbildungsrahmenplan, da steht ja drin was die so in etwa machen sollen
https://www.rak-sh.de/wp-content/upload ... 009_03.pdf
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Manuel
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#7

19.09.2023, 11:56

Wäre Aktenablage eine Möglichkeit? Dazu kommt man ja i.d.R. selbst nicht.

Oder die offenen Posten durchgehen, ob Rechnungen bezahlt sind und die ggf. anmahnen.

Ist eine Akte oder ein Ordner zu dick geworden, dann eine weitere Akte dazu anlegen und alles schön "hübsch" machen.
chri_ssi
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#8

19.09.2023, 12:26

Danke für eure Ideen, das mit den Checklisten finde ich eine sehr gute Idee, ich denke das werde ich in Zukunft so handhaben.
Aktenablage hat sie schon fertig, da hat sich auch einiges angesammelt, weil ich alleine war, aber die liegen nun sortiert im Archiv.
Ich denke auch, dass sie sich den Beruf um einiges spannender vorgestellt hat. Aber ich hab ihr von Anfang an und auch schon beim Probetag nichts schöngeredet, dass es jeden Tag total spannend wird oder so.
Ich mach den Beruf sehr gerne und das kommt ja auch erst mit der Zeit, ich mags total mich mit irgendwas von der ZV auseinanderzusetzen oder mit dem RVG, und genauso gehören eben Akten dazu und telefonieren, und auch mal nur langweilige Schreiben machen.
Aber vielen Dank!!
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icerose
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#9

19.09.2023, 13:49

chri_ssi hat geschrieben:
19.09.2023, 12:26
den Beruf um einiges spannender vorgestellt
Unser Beruf IST spannend, es dauert nur ein bisserl, bis man dahin kommt. Hätte ich ihn auf normalem Weg (und direkt nach der Schule) gelernt, hätte ich das anfangs wahrscheinlich auch als langweilig empfunden.
Mit mir kann man Pferde stehlen ... aber morgen bringen wir sie zurück :!:
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#10

20.09.2023, 10:11

:teufel es kommt darauf an
es gibt solche und solche Büros
ich hatte mal eine Chefin die hat Übersendungszettel diktiert, da bin ich dann auch nach nem Jahr wieder weg. Aber die Vorstellung ist echt so wie aus Anwaltsserien wie Suits und so, was leider abwegig ist, das ist halt nicht der Job.
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