Ausbildungssituation von ReFas - Alarmstufe Rot! ( Ausführlicher Beitrag in den BRAK Mitteilungen)

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paralegal6
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#31

30.09.2023, 12:21

Pelfox hat geschrieben:
26.09.2023, 12:57

Genau solche Fälle, die sonst nie vorkommen, krieg man dann vom Chef auf den Tisch und „soll dann halt mal so machen“.

Und Fortbildungen / Nachhilfekurse bezahlen? Junge, ich bin froh, wenn ich gerade so mein Gehalt monatlich kriege und davon einigermaßen leben kann. Und von dem bisschen Gehalt kann ich keine Kurse finanzieren, no fucking way! Und wenn ich das Geld hätte würde ich in alle möglichen anderen Kurse investieren aber auf gar keinen Fall in den Renobereich, weil ich hier nicht bleiben werde.

Das ist unter anderem einer der Gründe, warum ich mich hier im Forum angemeldet habe, weil ich sonst niemanden habe den ich Fragen kann und auch keine Möglichkeit, an der Situation etwas zu verbessern / zu ändern.

„Nachhilfekurse“ oder „lies mal das ZV-Buch hier“ nicht vollständig kompensieren kann. Eigentlich müsste ich die Ausbildung nochmal machen, aber so wie ich das mitbekommen habe, kann ich mir das unter den jetzigen Bedingungen auch schenken.

So bleibt mir nur übrig: Abzuwandern womit das bisschen Wissen, dass ich noch habe, auch wieder verloren geht.

Und die nächste Frage die sich mir stellt ist: Wie hat sie es durch die Prüfung geschafft? Ich dachte die schafft man nur, wenn man beide Seiten, sowohl den schulischen als auch den praktischen Teil beherrscht. So war das zumindest bei uns. Dann scheint die Prüfung auch durchlässiger zu sein.
Stimme dir eigentlich zu. Aber ich wurde ordentlich ausgebildet, trotzdem hat man immer mal Konstellationen von denen ich noch nie was gehört hab. Dann wird halt gelesen. Alles kann man gar nicht wissen da es selten vor kommt

Fortbildungen sollten Chefs zahlen. Period

Prüfung (sorry) schafft man schon irgendwie, das ist eigentlich nix dolles. Es haben auch Azubis geschafft die von nix (oder kaum) Ahnung hatten.

Abwandern fänd ich schade aber muss jeder für sich entscheiden
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#32

01.10.2023, 12:46

paralegal6 hat geschrieben:
30.09.2023, 12:21
Abwandern fänd ich schade aber muss jeder für sich entscheiden
Warum sollte man es schade finden, wenn woanders die Konditionen besser und die Leute zufriedener sind.
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paralegal6
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#33

02.10.2023, 10:22

War komisch von mir formuliert: Schön natürlich für dich, schade bezogen auf generell unseren Beruf. Von meinen Azubis ist keiner in einer Kanzlei geblieben, alle in die Wirtschaft und eine zum Gericht.
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#34

02.10.2023, 10:55

Ich habe 2020 meine Ausbildung beendet und arbeite seitdem bereits in der dritten Rechtsanwaltskanzlei.

Meine Ausbildung hat mir super viel Spaß gemacht, auch wenn zu meinen Aufgaben, das Spülen von Geschirr, Müll rausbringen und ab und zu Einkäufe erledigen (während des Botengangs) dazu gehörten. Meine Chefs (Ein Notar und ein RA) waren in vielerlei Hinsicht super. In vielen anderen Bereichen aber so absolut gar nicht. Während meiner Ausbildung hatte die Rechtsanwaltskammer die Vergütungen für die Azubis angehoben. Ich bin mir nicht mehr sicher in welchem Jahr das war, jedenfalls hatte mein Chef sich darum nicht gekümmert. Wir sprachen ihn darauf an. Daraufhin meinte er zu uns, er würde sich das überlegen. Und erst nachdem wir ihm einen Ausdruck aus dem Internet vorgelegt haben (Berufsschullehrer hatte uns dies besorgt), hob er die Vergütung auf das Mindeste an. Das hat sich aber fast 4 Monate hingezogen. Auch andere Geschichten, z.B. dass einige Azubis deutlich bevorzugt wurden, dass unsere "Ausbilderin" aus dem Notariat nie "Zeit" hatte um uns was beizubringen. Was wir natürlich auch bei den Chefs angesprochen haben. Aber da hieß es nur, dass sie da nichts machen könnten. Allerdings hatten meine Chefs immer ein offenes Ohr für mich und meine Kollegen. Für Arzttermine brauchten wir uns keinen Urlaub nehmen und für meine praktische Führerscheinprüfung habe ich den ganzen Tag frei bekommen.

Weshalb ich schlussendlich die Kanzlei nach der Ausbildung verlassen habe, lag einzig und allein an der Vergütung. Mein Chef wollte mir nicht mehr als 1.400 € Brutto zahlen, weil meine damalige Ausbilderin (mit 10 Jahren Berufserfahrung), nunmal auch nur 1.800 € bekam. In der Kanzlei wurden alle sehr schlecht bezahlt und 9 von 12 Angestellten hatten noch einen Nebenjob um ihr Leben zu finanzieren.

Danach hatte ich mit einem absoluten Choleriker als Chef zu tun. Da habe ich schon während meiner Probezeit gekündigt. Ich - für mich - habe gemerkt, dass mir der Job Spaß macht. Aber ich habe mich bisher noch nie richtig wohlgefühlt, oder hatte das Gefühl von Wertschätzung für meine Arbeit. Regelmäßig werde ich für dumm gehalten. Für Fehler des Rechtsanwalts muss ich herhalten. Vor Mandanten werden keine Fehler eingestanden. Dann heißt es immer wieder "Meine Sekretärin..". Mittlerweile bin ich tatsächlich auf der Suche nach einem neuen Job für mich. Weg von Rechtsanwaltskanzleien.
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#35

02.10.2023, 12:52

also die Erhöhung der Ausbildungsvergütung gilt ja leider eher für Neuverträge. Klar kann man das freiwillig erhöhen, aber es ist ja erstmal so unterschrieben . Ich musste damals paar km zum Gerichtsfach und bin jeden 2. Tag erstmal spazieren gewesen, war auch ok. Chefs habe ich inzwischen ja auch einige durch, die wo ich weg bin waren auch alle nicht der Knall im All, und mein netter Ausbilder war verstorben. Der Job muss mir halt gefallen und sobald ich merke dass ich unzufrieden bin gibts halt entweder ein Gespräch oder ich schaue mich nach was anderem um. Bisher waren es aber immer Kanzleien und nicht komplett was anderes, was aber nicht heisst, dass das nicht noch kommen kann. Jeder Job steht und fällt halt mit Chefs. Wenn was zu spät raus geht sagen wir auch ich war erkrankt, was er anderen erzählt ist mir relativ egal, Hauptsache mir gegenüber läuft alles fair ab. Da ich eigentlich keine Überstunden mache müssten Diktate dann halt auch mal warten
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#36

12.10.2023, 10:11

NJW 42/2023

Beleidigungen: Mir wurde in der Ausbildung gedroht, mir den Kopf abzureißen ... hatte für den Mandanten keinen Aschenbecher hingestellt .... Der Mandant hat alles gehört und dann keine mehr geraucht.

Und natürlich noch andere nette Beleidigungen. Das ist mittlerweise über 30 Jahre her.

Unverständlich und unentschuldbar , dass so etwas immer noch in der einen oder anderen Weise passiert.
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#37

06.11.2023, 20:18

Die ARD Mediathek fördert das Berufsbild immerhin auch mit einem "hochaktuellen" Video: https://www.ardmediathek.de/video/ich-m ... MWM4NDMyYQ

Aber ganz lustig, im Notariat arbeitet das hübsche Mädchen mit Glitzerpuder und verkündet "mit Gesetze gibts viel zu wissen" :mrgreen: .
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#38

07.11.2023, 07:32

Ende 2022 gabs noch Gerichtsfächer? Wir haben seit Ewigkeiten keins mehr
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Pelfox
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#39

07.11.2023, 09:20

Notariatsmann hat geschrieben:
06.11.2023, 20:18
Die ARD Mediathek fördert das Berufsbild immerhin auch mit einem "hochaktuellen" Video: https://www.ardmediathek.de/video/ich-m ... MWM4NDMyYQ

Aber ganz lustig, im Notariat arbeitet das hübsche Mädchen mit Glitzerpuder und verkündet "mit Gesetze gibts viel zu wissen" :mrgreen: .
Das ARD Video kann ich leider erst später ansehen, aber als ich deinen Beitrag las musste ich spontan an das Bild denken:

https://www.reddit.com/media?url=https% ... leqn81.jpg

:patsch

Wer auch nur mal einen Lötkolben während des Betriebs aus der Nähe gesehen hat, weiss was an dem Bild falsch läuft.
Peinlich ist, dass das sogar noch vom Handwerksbund in Auftrag gegeben und verbreitet wurde. :lolaway
:hund
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#40

07.11.2023, 09:26

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