Unkonzentrierte Azubi

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MarenW
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#1

14.02.2018, 20:21

Hallo an alle, ich weiß langsam nicht mehr weiter.

Unsere Azubine ist im 2. Lehrjahr und seit einigen Wochen total unkonzentriert und macht wirklich Fehler, die nicht passieren sollten und fängt an "eigenmächtig" zu handeln.

Sie sollte z.B. Berufung gegen ein Urteil einlegen, also lediglich den Text "legen wir gegen das Urteil vom... zugestellt am... Berufung ein". Sie sollte es dann mir aber noch einmal zeigen, hat sie aber leider nicht gemacht sondern unterschreiben lassen und einfach gefaxt. Jetzt ist natürlich ein Fehler passiert. Das Urteil wurde uns am 12.12.17 zugestellt, sie hat an das Gericht geschrieben 12.1.17. Nun haben wir die am 12.2.18 auslaufende Berufungsbegründung um 1 Monat verlängern wollen, also bis 12.3., da ruft das Gericht an und fragt ob das ein Schreibfehler ist und wir den 12.4. meinten. Ich habe es der Dame am Telefon dann erklärt und sie meinte es ist gar nicht aufgefallen, dass das falsche Datum bei der Berufungseinlegung geschrieben wurde.

Chef war natürlich total sauer und ich hoffe jetzt, dass nichts schief geht????!! aufgrund des Datumwirrwars, es wurde alles fristgerecht eingereicht!


Sie heftet auch einfach Sachen ab, ohne das der Chef sie gesehen hat, sie trägt Wiedervorlagen falsch ein und auch Fristen werden falsch notiert (es wird zum Glück noch einmal kontrolliert).

Neulich hat sie auch versehentlich eine laufende Akte abgelegt, da sie die falsche Aktennummer eingegeben hat, natürlich wurden im Programm die Fristen somit auch gelöscht (zum Glück war in der Akte am gleichen Tag ein Posteingang).

Ich habe sie jetzt einige Male ermahnt und auch gefragt was mit ihr los ist, wir haben einen recht guten Draht, aber laut ihr ist alles in Ordnung.

Ich weiss einfach nicht was ich noch machen soll. Habt ihe vielleicht einen Tipp für mich?
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Sonnenkind
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#2

15.02.2018, 07:18

Also wenn sie selbst sagt, es wäre alles in Ordnung, dann dürfte ja privat keine Veränderung gewesen sein. Kann es eventuell sein, dass ihr aktuell mehr Arbeit habt und sie deshalb so viele Fehler macht? Ich meine, hat z.B. eine Kollegin gekündigt und es wurde noch nicht nachbesetzt?
Wg. des Schreibfehlers bei der Berufung: Dein Chef hat diese ja wohl unterschrieben und dann sollte er auch durchlesen, was er unterschreibt. Es war ja jetzt schließlich kein 3-seitiges Schreiben sondern nur diese kurzen Sätze. Die kann er sich doch durchlesen.
Hat sie eventuell jetzt im 2. Lehrjahr weitere Aufgaben zugeteilt bekommen, mit denen sie schlichtweg überfordert ist?
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#3

15.02.2018, 08:54

MarenW hat geschrieben:
Chef war natürlich total sauer
Dann sollte Dein Chef auch mal mit ihr reden.
Schreibblitz
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#4

15.02.2018, 09:08

Wenn du weisst, dass sie momentan so unkonzentriert ist, bleibt dir nichts anderes übrig als ihre Arbeit verstärkt zu kontrollieren. Vielleicht will sie auch nicht sagen, was mit ihr los ist. Es gibt bestimmt auch Dinge, die man nicht erzählen will - egal ob man einen guten Draht zueinander hat oder nicht. Ich würde das noch ein paar Tage beobachten und würde ihr bei der nächsten Gelegenheit auch sagen, dass du mit deinem Chef sprechen musst, wenn es nicht besser wird. Vielleicht ist das dann ja ein heilsamer Schock für sie.

Bezüglich des Durchlesens stimme ich Sonnenkind zu. Gerade bei einer so wichtigen Frist sollte der Chef das schon durchlesen. Wenn sie dir die Mappen nicht von sich aus vorlegt, bitte doch deinen Chef darum, dass er die Mappen erst an dich zur Kontrolle gibt. Wie kommt das Gericht bei 12.1.17 auf 12.04.? Selbst wenn sie davon ausgehen, dass es 2018 statt 2017 heisst, sieht das Gericht das doch an der beigefügten beglaubigten Urteilskopie, dass das Urteil am 12.12.17 bei euch eingegangen ist. :kopfkratz
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MarenW
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#5

15.02.2018, 11:45

Schreibblitz, ich denke die Dame vom Gericht hat da auch nicht genau darauf geschaut, da sie der festen Meinung war, dass wir den 12.04. meinen.

Ich habe mit dem Chef schon bezüglich der Mappen gesprochen, er wird sie mir jetzt immer noch einmal zur Durchsicht hinlegen.

Veränderungen gab es bei uns keine z.B. Kündigung etc. Wir haben zwar etwas mehr zu tun, aber ich achte m.M. nach schon darauf, dass sie nicht überfordert ist, sie macht z.B. die Verfügungen, Fristen schreibt sie nur ab und an mal, ansonsten normale Bänder, auch das Telefon macht sie nur 2x in der Woche.

Ich denke, ich werde wie es Schreibblitz schon geschrieben hat, sie noch ein paar Tage beobachten und ihr erklären, sollte es nicht besser werden, dass es so nicht weiter geht und ich leider mit dem Chef reden muss.

Klar, es gibt sicher Sachen worüber sie nicht mit mir sprechen muss, aber ich habe ihr gesagt "wenn irgendwas bei dir Privat nicht in Ordnung ist, dann sag es bitte, Du musst mir nicht erzählen was, wie, wo".

Ihre Standartantwort wird seit einiger Zeit, wenn ich sie auf Fehler hinweise, huch sorry.
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Schreibblitz
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#6

15.02.2018, 11:54

Mit den Aufgaben die sie hat, dürfte sie eigentlich im 2. Lehrjahr nicht überfordert sein.

Ich finde es gut, dass du ihr gesagt hast, dass sie dir die Gründe nicht erzählen muss.

Ich drücke dir die Daumen, dass sich die Unkonzentriertheit wieder legt. Vielleicht hat sie gerade Probleme in der Berufsschule oder muss sich erst daran gewöhnen, dass ihr gerade ein bisschen mehr zu tun habt. Wie ist sie denn in der Berufsschule, kommt sie da gut mit?
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Adora Belle
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#7

15.02.2018, 12:03

Für mich klingt das eher nach Unterforderung, oder so einer gewissen Routine, die sich nach einiger Zeit einschleicht. So wie man beim Führerschein sagt, nach 7 Jahren denkt man, man hat alles gesehen, ist ein guter Fahrer und kann mit jeder Situation umgehen. Genauso ist sie vielleicht an einem Punkt, bei dem sich - eben wegen der Routine - Flüchtigkeitsfehler einschleichen bei Aufgaben, die sie eigentlich gut und fehlerfrei kann. Dafür spricht m.E. dieses kleine "oh sorry" ohne jede weitere Erklärung. Könnte sein, dass sie inzwischen gemerkt hat, dass man kleinere Fehler ohne weiteres verschmerzen oder ausbügeln kann, und sie deshalb so ein bisschen nonchalant sich selbst gegenüber wird. Wenn ich richtig liege, wäre es wichtig, ihr klarzumachen, dass es eben nicht egal ist, dass ihre Fehler auf alle zurückfallen, und die tägliche Arbeit in der Kanzlei zum Großteil daraus besteht, sich selbst und gegenseitig zu kontrollieren, damit eben solche Fehler nicht vorkommen.
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mücki
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#8

15.02.2018, 12:27

@Adora Belle
:good

Ich würde vielleicht noch ergänzend ein Gespräch mit ihr dahingehend führen, dass sie eben als Azubi bestimmte Dinge nicht allein "entscheiden" darf und es dafür (z.B. bei der Fristennotierung) auch versicherungsrechtliche Gründe gibt.

Vielleicht würde es auch helfen, wenn man ihr die Möglichkeit gibt, nicht nur auf Anweisung, sondern auch eigenständig zu arbeiten. Hierzu würden sich ja z.B. Wiedervorlagen gut eignen. Die kann sie raussuchen, sich die Sachen dann anschauen (vielleicht sortiert ihr die auch vor und legt ihr dann nur die Sachen hin, die sie auch schon kann), im Anschluss mit euch über das Ergebnis sprechen und dann selbst die besprochenen Schritte "einleiten"
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MarenW
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#9

16.02.2018, 14:28

mücki hat geschrieben:@Adora Belle
:good

Ich würde vielleicht noch ergänzend ein Gespräch mit ihr dahingehend führen, dass sie eben als Azubi bestimmte Dinge nicht allein "entscheiden" darf und es dafür (z.B. bei der Fristennotierung) auch versicherungsrechtliche Gründe gibt.

Vielleicht würde es auch helfen, wenn man ihr die Möglichkeit gibt, nicht nur auf Anweisung, sondern auch eigenständig zu arbeiten. Hierzu würden sich ja z.B. Wiedervorlagen gut eignen. Die kann sie raussuchen, sich die Sachen dann anschauen (vielleicht sortiert ihr die auch vor und legt ihr dann nur die Sachen hin, die sie auch schon kann), im Anschluss mit euch über das Ergebnis sprechen und dann selbst die besprochenen Schritte "einleiten"

Sie sucht bereits selbständig die Wiedervorlagen heraus und darf auch eigenständig Wiedervorlagen bearbeiten (kontrolliert wird danach noch einmal von mir).

Sie hat m.M. nach schon Abwechslung, sie dürfte schon einen PfüB mit mir machen, fertigt selbständig kurze Anschreiben, fertigt kleine Rechnungen selbstständig etc. Ich Frage sie auch immer, was sie gerne mal machen würde, oder ob sie das und das nicht mal versuchen will und ich schaue ihr nur zu und zum Schluss wird dann erst durch mich korrigiert... sie ist auch ein guter Azubi, aber momentan ist es sehr schwierig...

Heute hat sie, ich habe es nur durch Zufall gesehen, die Akten zu den Posteingängen gesucht und plötzlich ist was im Müll gelandet!!! Ich habe sie gefragt was es war und sie gebeten es herauszuholen. Es war ein Schreiben was vorab schon per Fax ankam, sie meinte es wäre ja dann doppelt in der Akte. Ich habe ihr dann erklärt, dass so etwas gar nicht geht und ihr auch gesagt, dass ich über ihr aktuelles Verhalten mit dem Chef am Montag sprechen muss. Reaktion von ihr "okay.." (so als würde sie es gar nicht interessieren.)

Bevor ich Montag mit dem Chef rede, werde ich auch noch einmal versuchen mit ihr in aller Deutlichkeit zu sprechen! Ich versuche Ihr einfach noch einmal klar zu machen, welche Folgen solche "kleinen Fehler" etc haben können.
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#10

16.02.2018, 14:45

Sei mir nicht böse, aber für mich hört sich dass an, als hätte sie an der Ausbildung gar kein Interesse mehr bzw. dass ihr das schlicht und ergreifend egal ist. Dieses "Okay", wenn du sagst du musst mit dem Chef sprechen, wirkt zumindest so auf mich. Ich wäre da damals in Panik verfallen, wenn meine Ausbilderin zu mir gesagt hätte, dass ein Gespräch mit dem Chef aufgrund meines Verhaltens stattfinden wird.
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