Alptraum Azubi-Suche

niva · #1

Geht es auch auch so, dass die Suche nach einem Azubi die totale Katastrophe ist?

Nachdem unsere Versuche eine Reno bzw. Refa und parallel auch Nofa zu suchen, gescheitert ist, haben wir uns dazu entschieden uns unsere Reno selber auszubilden.

Wir haben seit ca. März eine Anzeige geschaltet. Erstmal tat sich gar nichts. Ende April trudelten dann so langsam die ersten Bewerbungen ein... Die Bewerber, die sich auf Refa statt auf Reno beworben haben, könnte ich ja noch akzeptieren, Bewerbungen zur "Kauffrau für Rechtsanwaltsfachangestellte", "Rechtsanwalt Fachangestellte", "Kauffrau für Bürokommunkation" und ähnliches dann schon nicht mehr. Dann schaffte es kaum einer ein Anschreiben ohne Rechtsschreibfehler in Massen zu produzieren. Genauso abschreckend fand ich dann die, die mehrere Tage oder auch viele viele Stunden an unentschuldigen Fehlstunden/-tagen im ihrem Zeugnis hatten. Übrig blieben dann nicht mehr viele und da in allen unseren Anzeigen noch die ZWINGENDE Voraussetzung bestimmter Sprachkenntnisse bestand, musste ich denen dann auch noch allen absagen... Zwei haben es dann geschafft eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu bekommen, eine davon meldete sich nicht zurück, die zweite habe ich nach dem Gepräch zu einem Praktikum eingeladen, dass sie nach jetzt 3 Tagen abgebrochen hat, da der Beruf (ihr absoluter Traumberuf laut ihrer Aussage) doch nichts für sie wäre.

Ich bin grade total frustriert. Ich habe das AA bereits mit der Vermittlung beauftrag, Ergebnis: NICHTS. ich habe die ganzen Schulen im Umkreis angeschrieben und um Weiterleitung unserer Anzeige gebeten, Ergebnis: ebenfalls nichts.

Ist es wirklich zu schwer einen Azubi zu finden?

Pitt · #2

Für diesen Beruf gibt's immer weniger Bewerber und ich kann es verstehen. Falls es Dich tröstet: Ich arbeite in einer interdisziplinären Kanzlei und die Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz als Steuerfachangestellte sehen nicht viel besser aus. Da bewerben sich Leute um einen "Ausbildungsplatz als Steuerberater", es gibt zig Rechtschreibfehler, Zeugnis-/Lebenslaufkopien, die vom vielen Hin- und Rücksenden bei anderen Bewerbungen völlig zerknittert sind und einen Satzbau, dass es einem die Schuhe auszieht. Im letzten Jahr sollten ursprünglich 2 Azubis eingestellt werden. Die eine kam bereits in der Probezeit häufig zu spät oder meldete sich krank, der anderen war die Ausbildung "zu anstrengend". Ergebnis: Nach der Probezeit gab es keinen Azubi mehr. In diesem Jahr gab es dann noch weniger Bewerber.

Tine Dea · #3

Wir suchen zwar gerade nicht, aber das Problem kenn ich auch. 1. Es kommen kaum Bewerbungen rein und ca. 98 % von denen, die rein kommen, kann man vergessen. Zig Fehler im Anschreiben, schon drei Ausbildungen angefangen und dann doch wieder abgebrochen. Und dann nicht mal Ausbildungen wo man sagen könnte, dass die vielleicht noch im entferntesten Sinne was mit unserem Beruf zu tun haben... Laufbahn von Metzger, zu Mediengestalterin, zu Kosmetikerin und dann ReFa... Ich hab hier auch schon Absagen raus geschickt, in denen in etwa stand "Ihre Bewerbung kann schon auf Grund der äußeren Form nicht berücksichtigt werden." Es mag ja sein, dass man sich keine Bewerbungsmappe für 5,00 € das Stück leisten kann, aber ne lose Blattsammlung in nem A4 Umschlag ist dann doch n bissl zu viel bzw. zu wenig....

Geniesserin · #4

Wir haben hier auch einige Katastrophen an Bewerbungsunterlagen gesehen. Zum Teil kommen Sie per E-Mail von "Sternschnuppe@we..." irgendwas und sind mit drei verschiedenen Anlageformaten (jpg, doc oder besser noch ods und pdf) gesegnet

und dann reagieren sie nicht, wenn man sie per E-Mail zum Gespräch einlädt.

In diesem Jahr kam kurzzeitig die Überlegung auf, keine Azubi einzustellen und erst nächstes Jahr wieder. Das wurde aber dann doch verworfen, warum weiß ich nicht. Wir haben inzwischen eine gefunden, werden aber wohl erst im August sehen, ob die Entscheidung gut war. Probearbeiten ist hier max. einen Tag und dann kümmert sich keiner der RA drum und Praktikum o.ä. wird erst gar nicht in Erwägung gezogen.

suzette · #5

Meine persönliche Meinung: diejenigen, die geeignet wären, machen inzwischen alle Abitur und gehen studieren. Mit dem Rest lässt sich einfach nichts anfangen...

Fräulein Fit · #6

Wird denen denn nichts mehr in der Schule beigebracht? Ich verstehe das absolut nicht!

Sputnik85 · #7

Ich find das ganz schlimm. Egal ob Azubi oder neue Fachangestellte zu finden ist ein Glücksspiel momentan.

Pitt · #8

Wenn man sich einige Bewerbungen ansieht, dann werden die wohl nur abgeschickt, um ggü. der Arbeitsagentur nachzuweisen, dass man sich aktiv um eine Stelle bemüht hat. Die Leute mit Querbeet-Ausbildung hatten wir hier auch (Erzieher, abgebrochenes Studium der Sozialpädagogik, Arzthelferin, Bäckereifachverkäufer). Außerdem ist erstaunlich, wie offen die Lustlosigkeit schon in der Probezeit zur Schau gestellt wird. Beispiel: Azubi steht während der regulären Arbeitszeit im Türrahmen seines Zimmers und beschäftigt sich völlig versunken mit dem Smartphone, Kollegen und Chefs gehen vorbei und werden ignoriert. Als ich einen Azubi beim ersten Mal auf den Botengang begleitet habe (3 Banken + Post + Supermarkt, Strecke ca. 800 m) stöhnte sie, dass ihr die Beine schmerzten und ob ich nicht das Klopapier (braucht man ja auch mal im Büro) tragen könnte. Ihr sei das peinlich.

Pisten_huhn83 · #9

Ich bekomme auch immer häufiger mit, dass die Jugendlichen lieber studieren gehen wollen statt eine Ausbildung zu machen. Hier in Kassel ist es fast zu einer Verdopplung der Studenten gekommen. Ich frag mich nur, warum. 1.) Kassel ist nicht sonderlich schön und 2.) Hier hat man Studiengebühren und ansonsten sind die Wohnungen auch sehr teuer. Aber selbst die, die studieren, sind teilweise...na ja...Katastrophe halt. Wenn ich teilweise höre, über was die sich unterhalten bzw. wie dort ihre Aussprache ist, frage ich mich ernsthaft, wie die ein Studium überleben wollen...

Mir graut es schon vor dem Tag, wenn ich dann mal eine Babypause mache, an dem ich jemanden zur Vertretung suchen muss

Sonnenkind · #10

Wir hatten letztes Jahr die perfekte Azubine. War über Wochen vorher bereits bei uns in der Kanzlei und hat dort Praktikum gemacht; wusste sich auszudrücken und hatte Manieren. Ausbildungsbeginn wäre der 01.09. gewesen. Kurz vor dem Sommerurlaub meiner Chefin Mitte August hat sie uns eröffnet, dass sie die Lehre doch nicht machen möchte.
Man kann leider auch so auf die "Nase fallen". Wir waren uns sicher, die Richtige ausgewählt zu haben.