Hi.
Meine Auszubildende ist bzw. scheint eher unzufrieden. Sie ist seit gut einem Monat da und fing mit einfachen Aufgaben an:
Akten anlegen, ablegen, Wiedervorlagen etc. heraus suchen, Gerichtstermine notieren und den Mandanten informieren, Bearbeitung der Post allgemein, einfache Schreiben an Mdt. und Diktate (digitales Diktieren mit Spracherkennung) Kontroll-Lesen und ausfertigen. Ich habe sie oft Dinge recherchieren lassen und mich dann mit ihr ausgetauscht - das machte ihr Spaß.
Mir ist aber leider aufgefallen, dass sie lieber einfachste Fragen stellt, anstatt selbst dahinter zu kommen - zB wer Mandant ist obwohl sie die Akte neben sich liegen hat und ein einfacher Blick ins Stammblatt genügt.
Dann hat sie von mir einen "Plan" erhalten, der ihr in 4 einfachen und knappen Punkten aufzeigt, was sie jeden Tag zu erledigen hat. Die ersten drei Tage suchte sie morgens als erstes noch ihre Wiedervorlagen und Fristen des Anwalts heraus - seit zwei Wochen gehört das nicht mehr zu ihrem Ablaufplan.
Ebenso sieht es mit der Bearbeitung der Post aus. Sie wird max. einen Tag von vier in der Woche von ihr geholt und bearbeitet. Viel lieber beschäftigt sie sich mit Diktaten und hängt an einer Akte meist länger wie man daran hängen bräuchte. Und dann ist auch noch alles falsch (Rechtsschreibung, Formatierungen) obschon man es sehr oft erklärt hat. Man hat oft das Gefühl sie hat das Schreiben nicht Korrektur-Gelesen, da so offensichtliche Fehler noch immer in Unmengen vorhanden sind. Ich möchte nicht schimpfen. Ich weiß - jeder Anfang ist schwer. Aber meiner 7jährigen Tochter etwas zu erklären fruchtet bedeutend besser.
Was mich sehr ärgert ist, dass sie von mir einen Ordner erhalten hat, wo sie sich Notizen abheften kann. Dort sind bereits drei, vier Blätter drin. Doch lieber fragt sie mich anstatt ihre Notizen heraus zu holen - jeden Tag dieselben Fragen.
Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Lust diesen tollen Beruf auszuüben sehr gering ist. Und dabei muss sie nicht mal meine Wiedervorlagen heraus suchen - das mache ich selbst, da ich diese Arbeit liebe.
Viele Dinge werde ich nun ändern und habe auch schon Dinge geändert. Vielleicht hat noch jemand Erfahrungen, die man sich austauschen kann.
Eine Herzenssache - Ich bekomme ein Azubi.
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Hast du schon mal das Gespräch mit ihr gesucht? Vielleicht hat sie gerade (private) Probleme und ist deshalb unkonzentriert.
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. (Reinhold Niebuhr)
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Ich würde sie zunächst nach dem Grund dafür fragen, dass die täglich anfallenden Standardaufgaben von ihr nicht mehr wie zu Beginn der Ausbildung täglich erledigt werden. Die Rechtschreibprobleme kriegt man nicht so leicht in den Griff, falls sie nicht nur auf mangelnder Konzentration beruhen.
Es ist löblich, dass Du nicht schimpfen willst. Auftretende Probleme direkt anzusprechen, um für Abhilfe zu sorgen, hat aber nichts mit Ausschimpfen zu tun, sondern dient nur einem funktionierenden Büroablauf. Es kann ja nicht sein, dass Arbeitsanweisungen ignoriert werden, weil die Aufgabe als öde oder unter dem eigenen Niveau empfunden wird. Solange Dein Azubi nicht selbst rausrückt, woran es liegt, kann man nur spekulieren, ob sie nur einen kleinen "Durchhänger" hat oder grundsätzlich mit dem Büroalltag hadert, der eben nicht nur aus Internetrecherche und interessanten Akten besteht.
Es ist löblich, dass Du nicht schimpfen willst. Auftretende Probleme direkt anzusprechen, um für Abhilfe zu sorgen, hat aber nichts mit Ausschimpfen zu tun, sondern dient nur einem funktionierenden Büroablauf. Es kann ja nicht sein, dass Arbeitsanweisungen ignoriert werden, weil die Aufgabe als öde oder unter dem eigenen Niveau empfunden wird. Solange Dein Azubi nicht selbst rausrückt, woran es liegt, kann man nur spekulieren, ob sie nur einen kleinen "Durchhänger" hat oder grundsätzlich mit dem Büroalltag hadert, der eben nicht nur aus Internetrecherche und interessanten Akten besteht.
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Ich spreche sie jedes Mal darauf an - frage sie ob sie dies und jenes schon getan hat und verweise sie darauf, dass dies aber wichtig ist und zu dem besprochenen Zeitpunkt erledigt werden muss. Am nächsten Tag dann dasselbe Spiel. Einfachste Fragen beantworte ich nicht mehr sondern leite sie mit meiner Gegenfrage gekonnt dazu sich die Frage selbst zu beantworten. Ich kann nicht verstehen, wie man so arbeiten kann. Als ich Azubi war habe ich alles zig mal kontrolliert um ja keine Fehler da zu machen, wo absolut keine passieren dürfen. Wie faxen. Noch heute schaue ich ob das OK da steht. Sie heftet es einfach ab sobald der Sendebericht da ist. Ich rede und rede aber es verändert sich nichts.
Ich werde noch einmal das Gespräch suchen.
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- alraune
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Je nachdem, wie das geplante Gespräch verläuft, würde ich ggf. auf die Probezeit hinweisen. Wenn das Gespräch keine positive Veränderung auslöst, sollte wohl als nächstes Dein Chef mit ihr sprechen. Mir kommt das alles sehr bekannt vor...
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Tut mir leid, dass es jetzt mit der Azubine so blöd läuft. Du hattest Dir ja wirklich vorab Gedanken gemacht und Dich auf Deine neue Aufgabe gefreut.
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Jupp, ich habe mich wirklich riesig gefreut. Aber dass es schwerer wird wie meine Tochter zu erziehen hätte ich nicht gedacht
Bist Du alleinige Angestellte und somit alleinige (und wahrscheinlich noch nette und verständnisvolle) Kollegin der Auszubildenden?
Das sollte aber nicht als Drohung rübergebracht werden. Die Probezeit hat für beide (!) Seiten die Möglichkeit festzustellen, ob es passt oder nicht.alraune hat geschrieben:auf die Probezeit hinweisen
- Dany1981
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Ich würde auch erstmal mit ihr sprechen und versuchen rauszuhören, ob sie überhaupt Bock auf die Ausbildung hat. Denk dran, drei Jahre können laaaaaaaang sein. Und meistens wird's ned besser.
"Das Leben ist zerbrechlich. Binnen eines Lidschlags kann einem alles genommen werden. Es ist leicht, sich ein Gefühl falscher Sicherheit zuzulegen. Ich lasse mich lieber auf die Zerbrechlichkeit des Lebens ein und genieße es hier und jetzt in seiner ganzen majestätischen Schönheit."
Ich finde, Francis Ackerman jr. hat dies sehr schön zum Ausdruck gebracht.
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