Noten während der Ausbildung

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likema31
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#1

29.04.2014, 09:23

Als Rechtsanwältin muss ich jetzt doch mal fragen, wie denn so die Durchschnittsnoten während der ReFa-Ausbildung sind.

Immer wieder landen hier Bewerbungen mit nicht so tollen Zeugnisnoten auf dem Tisch. Langsam frage ich mich, was noch normal ist und was nicht. Wie seht Ihr eine 3 in Deutsch, eine 5 im Kostenrecht, jeweils eine 3 in den Fächern Recht und Verfahrens- und Vollstreckungsrecht? (alles übrigens im 2. Ausbildungsjahr).

Das sind eigentlich die Fächer, bei denen man sich als Arbeitgeber gute Noten wünscht. Vielleicht ist es aber ähnlich wie im Jurastudium und eine 3 ist vollkommen okay?

Könnt Ihr mir etwas dazu sagen?

Ich kenne leider nur die Statistiken zu den Abschlussprüfungen im hiesigen Kammerbezirk, aber das ist mir momentan zu einseitig.
Sonnenkind
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#2

29.04.2014, 09:35

Hallo likema31!

Eine 3 wäre bei mir noch völlig im Rahmen. Es gibt leider Auszubildende, auch im 2. Ausbildungsjahr, die keinerlei Kostennoten zu Gesicht bekommen und lediglich die Theorie in der Grundschule vermittelt bekommen. Natürlich sind 1er und 2er besser, aber für mich wäre wie gesagt eine 3 in Ordnung. Bei 4 und 5 würde ich mir schon Gedanken machen, was falsch läuft.
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Alegría
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#3

29.04.2014, 09:36

Hallo likema31

Hmm.... ich denke es ist schwer zu sagen. Für mich persönlich ist eine 3 nicht sehr zufriedenstellend. Aber ich glaube auch, dass es durchaus mal passieren kann, wenn man zB nur zwei Schulaufgaben/Klassenarbeiten etc pro Jahr schreibt und mal das Pech hat, eine zu verhauen, dann kann der Durchschnitt schon schnell mal sinken, obwohl man gar nicht so schlecht ist. Eine 5 in Kostenrecht dagegen finde ich schon "schlimmer".

Ich hatte das Glück, dass ich ohne viel lernen zu müssen mit Belobigung abgeschlossen habe, aber mir lagen die Themen einfach.

Generell denke ich jedoch, dass Noten zwar schon ausschlaggebend sind, jedoch auch nicht alles sind. Manche tun sich in der Schule schwer und können dann in der Praxis doch überzeugen. Und andersrum hatten wir schon ReFas die einen 1er Durchschnitt hatten, aber als sie ihr Wissen dann in die Praxis umsetzen sollten, sind sie an den einfachsten Sachen gescheitert.

Ich würde die Bewerberinnen mal einladen und Ihnen ein paar Fachfragen stellen, z. B. welche Gebühren fallen in einem gerichtlichen Verfahren an etc. Im 2. Lehrjahr sollte man schon was von der Ausbildung mitgenommen haben, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man später in der Praxis am meisten lernt.
muddy82
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#4

29.04.2014, 09:39

Hallo likema,

ich habe meine Ausbildung vor ca. zwei Jahren beendet (hab bissl später angefangen als andere :oops: ).

In meiner Berufsschulklasse lagen die Noten überwiegend im oberen Bereich. Jede Auszubildende hatte an sich selbst auch einen hohen Anspruch gestellt. Mein Gesamtdurchschnitt der drei Jahre Berufsschule lag bei 1,5 und in der Abschlussprüfung hatte ich dann einen Durchschnitt von insgesamt 2,0. Ich denke eine 5 in Kostenrecht ist schon ganz schön heftig. Da ist dann wohl nicht so viel hängen geblieben. Man müsste natürlich schauen, ob die Person sich möglicherweise noch verbessert hat oder ob es eher immer schlechter geworden ist.

Aber die Noten in den berufsspezifischen Fächern sollten schon wenigstens "gut" sein. Man könnte aber potenzielle Bewerber auch zum Probearbeiten bitten und diese dann Kostennoten erstellen lassen oder Schriftsätze fertigen lassen o. ä.. Dann kannst Du Dich von deren Fähigkeiten überzeugen. Manchmal hat man ja auch nur einen blöden Tag für die Prüfung erwischt oder für den Test und ist eigentlich viel besser.
supibaerchi
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#5

29.04.2014, 09:40

Ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen, Noten sind leider nicht objektiv. Hat man Probleme mit dem Lehrer kann die Leistung schon mal kritischer bewertet werden, als bei Lehrers Liebling.

Auch in Deutsch denkt man bei einer 3 erst mal an mangelnde Rechtschreibung. Aber was wir in Deutsch alles interpretieren und zusammenfassen sollten etc. :roll: auch da ist eine Benotung doch eine sehr subjektive Sache.

Kostenrecht sollte jedoch schon etwas besser ausfallen. Ich muss gestehen, dass ich während der Ausbildung immer eine 1 hatte (*angeb*), in der Prüfung allerdings eine 4 :oops:
Aber auch hier würde ich nachfragen, woran es liegt. In meinem Fall kamen im Kostenrecht zur Prüfung fast nur Fragen zur KostO, die in der Schule (wenn das Fach mal unterrichtet wurde, wg. Krankheit des Lehrers) nur im letzten halben Jahr durchgenommen wurde. In der Kanzlei hatte ich mit dem Notariat gar keinen Kontakt und dann war ich schwanger im letzten Ausbildungsjahr, zur Prüfung hochschwanger - ich hatte keinen Nerv mich hinzusetzen und selbst die KostO durchzukauen.

Ich denke, Zeugnisse sagen generell nicht so viel aus - man muss doch nur mal daran denken, was zum Teil an Arbeitszeugnissen eingeklagt wird. Nee, wenn wir jemanden wollen, dann laden wir zum Gespräch und halten uns nicht an Zeugnisse
Liebe Grüße
Bärchi
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#6

29.04.2014, 09:44

Leider sind Auszubildende in vielen Kanzleien auch nur "Ersatzputzfrau und Kaffeekocher", sodass sie ihr theoretisch erlerntes Wissen während der Ausbildung auch selten in der Praxis anwenden und es so auch nicht festigen können. Ist meiner Meinung nach immer noch ein Problem und da sollten die Ausbilder auch mal etwas umdenken.
likema31
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#7

29.04.2014, 13:56

Danke für Eure Meinungen. Genau solche Dinge wollte ich wissen, z. B. dass es in Deutsch eben nicht nur um Rechtschreibung geht. Sowas erklärt dann auch mal die 3.

Ja, die Kostenrechtnote sollte ich mal genauer hinterfragen. Das müsste man durch Probearbeiten oder entsprechende Fragen schnell herausfinden.
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#8

29.04.2014, 14:13

Ich krieg schon immer Anfälle, wenn ich höre, dass in Berlin das Fach "Kostenrechnen" heißt. :roll: Den Schulnoten trau ich insgesamt nicht übern Weg. Ich würde mir auch immer eher anschauen, was dahintersteckt.
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#9

29.04.2014, 15:01

Kann aus Erfahrung sagen, dass die Noten wahrlich kein Maßstab sind. Meine Tochter war während der Ausbildung (was den schulischen Teil betrifft) eine faule Socke (als Mutter darf ich das sagen :pfeif ) und ich ärgerte mich ständig über ihre schlechten Noten. In ihrer Ausbildungskanzlei machte sie allerdings einen sehr guten Job (wie mir ihr Ausbilder mehrfach versicherte). Relativ kurz vor der Prüfung hat sie sich nochmal auf den Hosenboden gesetzt. Ergebnis: Prüfung mit 2,0 bestanden. In Berlin ein sehr gutes Ergebnis - die Durchfallquote ist wirklich hoch.

Leider werden in einem Halbjahr manchmal nur eine oder zwei Arbeiten geschrieben - hat man da mal völlig daneben gelangt, ist die Note im Eimer. Und über die Fähigkeiten der Lehrer in vielen Fächern will ich mich gar nicht länger auslassen. Zu oft hörte ich von meiner Tochter den Satz: Wenn Du doch nur Lehrerin bei uns wärest. Du kannst das wenigstens logisch erklären - bei unserem Lehrer heißt es immer nur: "Das ist eben so, das müsst Ihr auswendig lernen." Auch wird die Arbeit mit dem Gesetz nicht gerade groß geschrieben an der Berufsschule in Berlin - ins RVG brauchten die Azubis während des Unterrichts nicht einmal reinsehen - wie soll man da den Umgang mit dem Gesetz lernen? Da sind die Chefs und Mitarbeiter der Kanzleien schon echt gefordert, wenn sie wollen, dass ihr Azubi auch tatsächlich berufsgerecht ausgebildet wird.

Meine Empfehlung: Bewerber anschauen, konkrete Fragen stellen und sehen, ob sie antworten können. Bei den eigenen Azubis vor allem die Arbeit in der Kanzlei beurteilen. Und zusätzlich auf den eigenen Bauch hören im Gespräch - der ist oft ein sehr guter Ratgeber.

Gleichwohl sollte man seine Azubis natürlich immer dazu "anstacheln" sich um gute Noten zu bemühen.
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#10

29.04.2014, 15:51

Ich sehe das ähnlich. Habe meine Ausbildung vorzeitig dieses Jahr abgeschlossen und meine Noten waren alle sehr gut.
Eine 3 in Deutsch heißt jedoch wirklich nichts. Man hat nicht all zu viel Deutsch (wir nur einmal in der Woche) und dass wir Rechtschreibung durchgenommen haben, daran kann ich mich kaum erinnern. Im Rechnungswesen oder Recht eine 5 zu haben, ist allerdings wirklich schlecht. Bei uns war es so, dass die Leute, die schlecht in den oben genannten Fächern waren, auch in der Praxis überhaupt keine Ahnung hatten (liegt wohl teilweise auch am Ausbildungsbetrieb). Trotzdem würde ich einigen Bewerbern eine Chance geben, weil Noten nicht alles sind! :-)

So schwer ist der Stoff auch nicht, wenn es einem wirklich Spaß macht.

Viel Erfolg bei der Suche :-)
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