Probleme in der Ausbildung... evtl. Wechsel?

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Abgesang
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#1

18.03.2013, 18:45

Hallöchen zusammen!

Ich möchte auf diesem Wege einfach mal ein paar Meinungen einholen, ob/ wann es sich lohnt die Kanzlei während der Ausbildung zu wechseln?


Momentan bin ich im zweiten Lehrjahr, fertig wäre ich im Sommer 2014.
Als ich in meiner Kanzlei anfing, gab es noch eine REFA dort, sie sollte eigentlich meine "Ausbilderin" sein, da der Chef kaum Zeit hat (Sein Satz zur Begrüßung: "Mich bekommen Sie hier eh kaum zu Gesicht.") Allerdings ist sie nach einem halben Jahr in Mutterschutz gegangen. Seit dem bin ich dort alleine mit dem Rechtsanwalt.

Ich habe niemanden, der Fragen beantwortet oder mir Anweisungen gibt. Das Anwaltsprogramm RA Micro darf ich nicht bedienen, da es mir keiner Erklärt. Das selbe gilt für Rechnungen Schreiben und alles weitere. Im Grunde mache ich Post, Kalender, Telefon, Diktate Schreiben und Mandanten empfangen und alle Botengänge. Da es aber eine sehr kleine Kanzlei mit dem Schwerpunkt der Zwangsverwaltung ist, gibt es kaum Mandantschaft die vorbeikommt und Anrufe gegen etwa zwei pro Tag ein... ich sitze also im großen und ganzen 8 Stunden täglich dort rum und suche krampfhaft nach Aufgaben. Also effektiv 8 Stunden am Tag alleine, ohne das irgendjemand mit einem spricht oder man etwas zu tun hätte. :cry:

In der Schule merke ich langsam das mir bestimmte Kenntnisse aus der Praxis ganz einfach fehlen. Von der Anwaltssoftware habe ich gar keine Ahnung, die anderen Azubis kennen sich schon aus. Sie wissen wie man Rechnungen schreibt, bekommen Hilfe bei bestimmten Hausarbeiten, können auch mal nach etwas Fragen das sie nicht verstanden haben...

Ich fühle mich furchtbar unterfordert, sehe überhaupt keinen Sinn im praktischen Teil meiner Ausbildung... ich versuche jede Woche aufs neue Aufgaben vom Chef zu bekommen. Die gestalten sich dann aber nur in Staubwischen, Saugen, Boden wischen, Abwaschen jeden Tag, Bad & WC reinigen, sein Geschirr wegräumen... Diese Woche wollte er mich sogar bei Schneeregen und Minusgraden Fenster putzen lassen... So langsam komme ich mir wirklich wie eine Putzfrau mit verdammt schlecht bezahltem 8 Stunden Job vor... :(

Das ich dort nicht übernommen werde hat der Anwalt mir bereits im Bewerbungsgespräch gesagt. Und nun habe ich diese Woche auch noch mitbekommen das die angestellte REFA eine zweite Ausbildung machen will, also nicht wieder kommt nach dem Babyjahr... Dann müsste ich das ganze dritte Lehrjahr die Kanzlei alleine schmeißen, und ich glaube nicht das ich das kann...

Geht es euch anderen Auszubildenden auch so???
Lohnt es sich überhaupt, so meine Ausbildung fortzusetzen? Ich habe echt Angst das ich am Ende
gar nichts kann und nie einen Job finde... Dann hätte ich mir das auch sparen können...
Kann man aus so einem Grund überhaupt wechseln???


Wäre super wenn jemand Tipps hätte zum Kanzleiwechsel. :(
Lemmy1983
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#2

18.03.2013, 19:44

Hallo Abgesang,

das klingt ja wirklich übel. Ich war in meiner Ausbildung auch alleine mit dem Chef, aber bei dem hab ich was gelernt, gerade was RVG betrifft. Er hatte dazu jede Menge Literatur und hat mich Stück für Stück an die Abrechnung herangeführt. Am Schluss hat er mir dann schon Akten hingelegt und gesagt: Machen Sie mal einen Abrechnungsvorschlag. Danach haben wir die gemeinsam angeguckt, und er hat dann gesagt, stimmt oder stimmt nicht.

Natürlich kannst du während Deiner Ausbildung die Kanzlei wechseln, wenn es so aussieht. Ich würde an Deiner Stelle mal mit Deinem Klassenlehrer reden. Der kann Dir bestimmt helfen und Tipps geben, bei welcher Kanzlei Du Dich bewerben kannst. Erklär ihm halt Deine Situation, da stößt du bestimmt auf Verständnis.

Ich wünsche Dir viel Glück bei der Stellensuche und hoffe, dass Du die Ausbildung bald in einer anderen Kanzlei fortsetzen kannst, in der du auch was lernst sodass die Ausbildung einen Sinn macht. Kannst uns ja auf dem Laufenden halten.

LG Monja
likema31
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#3

19.03.2013, 08:48

Du lernst dort nichts. Deswegen gibt es nur 2 Möglichkeiten: Entweder Du sagt dem Chef ganz klar, dass Du künftig auch anspruchsvollere Aufgaben machen willst/musst oder Du wechselst die Kanzlei.
Annääää Wand
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#4

20.03.2013, 15:35

Wende dich auf jeden Fall an einen Lehrer in deiner Berufsschule oder an die für ich zuständige Rechtsanwaltskammer. Schildere dort deine Lage. Ich bin sicher, man wird dir weiterhelfen.

Ich denke nicht, dass es ein Ultimatum an deinen Chef erfolgversprechend sein wird. Er verhält sich schon während deiner gesamten Ausbildung verantwortungslos. Dieses Verhalten wird er nicht ändern.

Ich wünsche dir viel Erfolg.
Andy
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#5

05.04.2013, 08:01

Kann mich nur den Vorpostern anschließen.

Und wenn dein Chef nicht ganz alleine da sitzen will, wird er auch was ändern. Ansonsten kann es dir dann auch egal sein, was aus dem wird. Er hat als Ausbilder die Pflicht dich zu unterweisen. Grade er als Anwalt sollte Verträge kennen. Und wenn er dem nicht nachkommt, kannst du sofortwirkend die Kanzlei wechseln, insofern du eine gefunden hast. Hierbei sind die Berufschullehrer sehr hilfsbereit, habe das bei einigen aus meinem Jahrgang mitbekommen.
Wer nicht mehr versucht besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein.
Stefani
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#6

15.04.2013, 17:54

Ich hatte das selbe Problem wie du. Ich hab auch nur schreiben dürfen und Kleinigkeiten durfte ich für meinen ehe. Chef erledigen. Ich war dort dann auch nur ein halbes Jahr und hab mir dann ziemlich schnell ne neue Stelle gesucht. Du willst doch keine Ausbildung machen, wo du nachher nicht mehr kannst als vorher. Ich würde dir auch raten, dass du dir ne andere Kanzlei suchst. Sonst kommste da echt nicht weiter
Pusteblume__
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#7

10.05.2013, 11:39

Also, ich war in so einer ähnlichen Situation..

Wir waren 2 Auszubildende in einer Single-Anwaltskanzlei.. Wir waren jeden Tag alleine und mussten uns alles selbst beibringen, haben wir mal Fehler gemacht oder etwas nicht verstanden gab es mächtig Ärger. Überstunden und verspätete Bezahlung blieben auch nicht aus (Standard).. :evil: .. Meine ehemalige Klassenlehrerin hat mir dann zu einer anderen Stelle geholfen (Wo ich sogar heute noch nach meiner Ausbildung bin!) Dadurch, dass ich mir alles selbst beibringen musste, hatte ich den Vorteil, weiter zu sein als meine Mitauszubildenden in der Schule.. aber wir hatten weder ein Anwaltsprogramm noch sonst irgendetwas was die Arbeit erleichterte.. Auch ich hab an die RAK geschrieben und von dort hab ich dann einen Aufhebungsvertrag bekommen (den ich ohne die RAK nicht bekommen hätte). Also mein Tipp: An die Klassenlehrerin bzw. Vertrauenslehrerin wenden und gegebenenfalls an die RAK wenden :)
Wusele
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#8

22.05.2013, 18:34

Huhu Abgesang,

ich schließe mich meinen Vorpostern an.

Wende dich auf jeden Fall an die Berufsschule. Das habe ich für einen Wechsel auch getan und die Schulen wissen oft von offenen Stellen. Wende dich parallel dazu an deine zuständige Rechtsanwaltskammer.

Dass du nichts lernst, ist definitiv ein Grund für einen Wechsel. Abgesehen davon, finde ich es unter aller Kanone, eine Auszubildende an die forderste Front zu setzen, während man weiß, dass man in den Mutterschutz geht und die Auszubildende sich alles selbst beibringen darf... Entschuldigung, aber sowas geht einfach mal gar nicht! Ich durfte selbst erfahren, dass sich fehlende Praxiskenntnisse in einer Abschlussprüfung durchaus rächen können.

Allerdings denke ich auch nicht, dass dein Chef etwas ändert. Es ist einfacher für ihn, wenn du gehst, dann kommt einfach der/die Nächste. Das ist leider bequemer. :?

Ich wünsche dir viel Glück!

Wusele
Maddi2111
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#9

23.05.2013, 13:28

Hallo Abgesang,

hier kann man sich den Meinungen der anderen nur anschließen. Du musst auf jedenfall entweder mit deinem Chef sprechen, damit sich überhaupt erst mal was ändern kann. Er wird evtl. nicht mal merken, dass du total unterfordert bist, wie auch wenn du ihn (nur einmal pro Woche :shock: ) zu Gesicht bekommst. Und wenn das nicht hilft, dann auch jedenfall mit deinem Klassenlehrer/in oder mit der zuständigen Kammer sprechen, was du für Möglichkeiten hast. Aus diesen schon erklärten Gründen kannst du die Kanzlei wechseln. Dein Chef als Ausbilder kommt seinen Pflichten nicht nach, dich nach dem Ausbildungsrahmenplan auszubilden. Das macht nunmal nicht alles die Schule.

Ich hatte so einen ähnlichen Fall trotz Gespräch mit meinem Chef hat sich nichts geändert, so dass ich die Kanzlei gewechselt habe. Nur muss man dazu sagen, dass ich als Vollzeitkraft eingestellt wurde. Du wirst also nur zwei Möglichkeiten haben entweder sprichst du mit ihm, ganz offen damit er es auch versteht oder du wechselst die Kanzlei.

Aber es muss sich schnell was tun, wenn du bereits ins dritte Lehrjahr gehst, sonst lernst du aus und kannst danach genauso viel wie vorher oder schaffst evtl. deine Prüfung nicht, weil dir die Büropraxis fehlt.
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