Kauderwelsch

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Azubienchen
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#1

20.07.2011, 07:05

Hallo und danke für´s lesen...

Also mein Problem ist allgemein, dass ich als ungelernte Schreibkraft seit 4 Monaten, für 15 Stunden pro Woche und für 400,- € pro Monat, in einer kleinen Kanzlei (2 RA´s, Arbeits-, Sozial-, Verkehrs-, Erbrecht- und Familienrecht) arbeite, aber irgendwie nicht wirklich klarkomme.

Am Anfang war das Schreiben echt eine Qual, da mir einfach die juristischen Fachbegriffe und typischer juristischer Slang ziemlich unbekannt war. Musste viel fragen, kam mir etwas minderbemittelt vor, obwohl ich in Deutsch immer sehr gute Noten bis zum Abitur hatte....

Jüngstes Problem, mein Chef hat, wie andere auch - wie ich bereits in anderen Threads gelesen hab - je nach Laune eine gute Diktiersprache oder auch einfach Kauderwelsch auf dem Band.
Ich korrigiere das dann meist - soweit ich es verstehe - und zeige aber jeden Text meiner Kollegin, die schon seit 15 Jahren in der Kanzlei ist, um mich da abzusichern, dass da nichts falsches rausgeht, da der RA nicht wirklich liest was er am Ende unterschreibt.
So habe ich auch ein Schreiben gehabt, da ging es um Kündigung einer Mietwohnung, da hatte ich aus "diesbezügliche Bemühungen" "intensive Bemühungen" gemacht und ein "ist" in ein "wird" geändert, da wir eben noch nicht wissen wann, nach drei Sätzen mir dem Wort "Sohn von" hab ich im fünften dann den Namen ausgeschrieben.
Naja, er hat mir gestern dann erklärt, dass er keine Veränderungen wünsche, auch ein paar wenige Eigenheiten wie eMail statt E-Mail usw. solle ich mir angewöhnen.
Ich habe in den ersten Wochen mich mit der neuen Rechtschreibung beschäftigt, aber dann wurde mir erklärt, das sei nicht erwünscht, es werde geschrieben so wie es bisher immer geschrieben wurde.
Ich soll jetzt also jede Veränderung mit ihm vorher besprechen, da hatte ich dann in der Folge prompt auch ein Diktat, scheinbar ein Pflicht-Diktat, in dem zwei Namen nicht stimmten, ein § falsch war, und zwei unvollendete Sätze drin waren.
Vielleicht war es ein Test?, denn als ich dann wie gewünscht fragte, meinte er, ja er hatte auch beim diktieren das Gefühl, dass da etwas nicht stimmt.

Ist das bei Euch auch so??

und was machen bei Euch die ungelernten Schreibkräfte, denn als ich gestern den § geändert habe, dass war eher Zufall, weil ich das Schreiben der Gegenseite gelesen hatte und die diesbezüglich auch auf diesem § herumgeritten sind.

Habe oft das Gefühl einfach nicht zu verstehen was die geheimen Codes sind.

Sollte, glaub doch wieder in den Handel gehen, da weiß ich was ich verkaufe (Buchhandel)....

azubiene123
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Soenny
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#2

20.07.2011, 07:13

da hatte ich aus "diesbezügliche Bemühungen" "intensive Bemühungen"
Hhm, das ist ja wohl auch eindeutig was anderes, ob man "diesbezüglich" oder "intensive" schreibt, da kann ich deinen Chef verstehen.

Ich würde es an deiner Stelle anders machen. Wenn du was nicht verstehst, dann machst du ein ? hin, oben drüber kommt dick "ENTWURF" und dann muß er sich halt die Mühe machen und korrigieren. Wenn du Glück hast, lernt er so auch vernünftig zu diktieren ;)

Im übrigen wäre es nett, wenn du dich über einen eigenen Nick anmelden könntest ;)
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#3

20.07.2011, 08:52

Wenn ich etwas nicht verstehe - da mein Chef nuschelt kommt das öfter mal vor ;) - mache ich immer ... das klappt super, auch wenn er manchmal die Pünktchen auch übersieht :lol:
Egal wie tief man die Messlatte der Dummheit setzt, es gibt jeden Tag jemanden, der bequem darunter durchlaufen kann.
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#4

20.07.2011, 10:03

Ich würde selbst auch nicht wollen, daß irgendwas eingesetzt wird, was man verstanden zu haben glaubt. Das fällt beim Durchlesen weniger auf als ein eindeutiges ? .
gkutes

#5

20.07.2011, 10:22

also ganze Wörter verändere ich nicht! Wenn ich gar nix verstehe, dann kommt bei mir ein Strich ______________________ das übersieht man nicht. Punkte find ich da zu gefährlich.

Offensichtliche einfache Sachen ändere ich gleich. zB aus Kläger Klägerin machen oder wenn Namen verwechselt werden.

Bei fachlichen Sachen, also zB §, wo ich denke, dass der diktierte § wohl eher nicht richtig ist, ändere ich das auch NICHT selbstständig, sondern markiere es farblich (da gibt es ja dieses hervorheben in der Taskleiste Format)
Tipp-Ex
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#6

20.07.2011, 12:00

Bei uns ist es so, dass von den erfahrenen Mitarbeitern erwartet wird, beim Schreiben von Diktaten erforderliche Korrekturen hinsichtlich offenkundiger Fehler (Kläger/Beklagter, Namen etc.) selbständig vorzunehmen. Auch sollen wir sprachliche Korrekturen vornehmen (Grammatik, Wiederholungen usw.).

Da bei uns sämtliche Schreiben/Schriftsätze zunächst als Entwurf den Anwälten vorgelegt werden und die Herren alles recht ordentlich und genau durchlesen, haben wir da überhaupt keine Probleme.

Bei inhaltlichen Unklarheiten im Diktat wird zwar zunächst so geschrieben wie diktiert, aber der Anwalt freundlich darauf hingewiesen, dass man an dieser oder jene Stelle etwas nicht nachvollziehen kann. Für solche Hinweise sind die eigenlich immer recht dankbar.

Ehrlicherweise würde ich aber einer ungelernten Mitarbeiterin nicht unbedingt empfehlen, sprachliche bzw. inhaltliche Änderungen eines Diktates ohne Rücksprache mit dem Anwalt vorzunehmen. Vielmehr würde ich das Band runterschreiben und die (nicht verstandenen) Lücken mit Textmarker kennzeichnen.

Abgesehen davon, kommt mit der Zeit die Routine im Schreiben. Man lernt mit der Diktierweise/Unarten des Chefs umzugehen. Der erfindet ja auch nicht jeden Tag das Rad neu. Wenn ich die Bänder meines Seniorchefs bekommen, muss ich schon immer grinsen. Da fängt jeder Satz mit einem langen "Äääääääääääm" an. Mitten im Text hört man plötzlich den Staubsauger (Putzfrau) oder das Rascheln einer Gummibärchentüte oder die Schmatzer beim Verzehr seiner Brotzeit. Richtig lustig wird es, wenn er beim Diktieren eine Unterlage in der Akte nicht sofort findet. Dann grunzt und flucht er so herrlich. Und das ganze ist dann mitverewigt auf dem Band. Hiervon haben wir einige Klassiker von ihm aufgehoben.
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#7

21.07.2011, 22:33

Bei uns kommt es auf den Anwalt an. Die Anwältin für die ich schreibe möchte, dass ich "mitdenke". Also Sätze umstelle, wenn es mir gramatikalisch oder vom Sinn her komisch vorkommt. Dass ich wenn sie § vergessen hat, auch weiß welcher dahinkommen soll und diesen dann einsetzen und auch auf Rechtschreibung (die neue!) wird sehr geachtet. Ich drucke aber nie was aus! Ich mache einen Klebezettel auf die Akte, wo dann z. B. steht "Schr. Mdt. gesp." wenn ich gar nicht klar komme, dann schreib ich pink, das fällt jedem auf. Bei uns gibt es allerdings keine wirklich ungelernten Kräfte (nur eine, aber das schon seit 30 Jahren :) ), also wird auch verlangt, dass wir die Anwälte z. B. auf Fehler hinweisen, auch inhaltlich.

Da bei uns die Anwälte mit ihrem Diktat selbst nie zufrieden sind, verbessern sie alles x-Mal, sodass Fehler kaum ausgedruckt werden.

Wir sagen den Anwälten aber auch, wenn wir den Diktatstil nicht gut finden. Die Anwältin für die ich schreibe hat am Anfang immer so leise diktiert, dass ich sie kaum verstanden habe. Ich habe das dann so lange beanstandet, bis sie lauter diktiert hat und auch wenn jemand nuschelt wird das gesagt.
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#8

21.07.2011, 22:43

Abitur - und dann ungelernte Schreibkraft beim Anwalt? Wenn Du Dich eigentlich im Buchhandel auskennst (eine entsprechende Ausbildung gemacht hast), dann ist das doch auf die Dauer nicht befriedigend für Dich. :idea: Ich würde an Deiner Stelle doch mal die Augen offen halten, ob sich wieder was im Buchhandel oder vielleicht im Verlagswesen ergibt?
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