Erwarte ich zu viel?

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Ciara
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#1

07.03.2007, 20:11

Hi Ihr, ich wollte mal gerne eure Meinung hören.

Und zwar ist es so das ich in einer Kanzlei mit nur 3 Anwältinnen bin, ohne Rechtsanwaltsfachangestellte. Sie haben einen Antrag gestellte um trotzdem ausbilden zu können den haben sie auch bewilligt bekommen. Somit bilden sie halt zum ersten mal aus. Leide ist die Situation so das ich meistens nur rumsitze und Löcher in die Decke starre, weil ich einfach nichts zu tun habe.
Die drei sind einfach viel zu sehr mit ihren Mandaten beschäftigt so das sie keine Zeit haben mir Aufgaben zu geben bzw. mir was zu zeigen. Ich darf sogar für meine Aubsilderin für diesen monat keine neuen Mandate mehr annehmen weil sie absolut keine Zeit dafür hat. Ich bin froh wenn ich sie evtl. mal für 2 Minuten zu fassen kriege um was zu fragen der so.

Als sie diesen Antrag gestellt haben trotzdem ausbilden zu können waren sie der Meinung sie wüssten was eine Rechtsanwaltsfachangestellte macht da sie die Aufgaben ja vorher selber gemacht haben. Klar haben sie die Aufgaben vorher selber gemacht und machen sie auch noch , nur meiner Meinung nach wissen sie nicht ganz genau was eine ReFA eigentlich genau macht da sie es immer nur als Kompakt paket sehen. Ich kann ja noch nicht mal irgendwelche Dikatate schreiben weil sie nicht diktieren sonder alles selber schreiben.

Ich weiss einfach nicht was ich machen soll. Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt eine andere Kanzlei zu suchen da ich auch Angst habe das es ewig so weiter geht oder ich nicht wirklich was lernen und am Ende der Ausbildung dann da stehe und nichts kann. Am Anfang wäre es noch leichter zu wechseln als wenn man es im 2. oder 3. Lehrjahr macht.

Ich wollt halt einfach mal gerne eure Meinung dazu hören :wink:
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schneeflocke
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#2

07.03.2007, 20:33

Hallo Ciara,

es gibt doch immer wieder noch Geschichten im Leben, über die ich mich wundern kann.

Ich glaube, Du bist sowas von meilenweit entfernt von dem, was ich als eine ordentliche Ausbildung bezeichnen würde.... weiter geht es schon gar nicht mehr.

Was machst Du den ganzen Tag? Post raussuchen? Akten holen und bringen? Telefon? Kopieren?

Die Anwälte schreiben selbst. Gut. Kopieren sie auch selbst die Anlagen und fügen diese bei. Dann eintüten und Briefmarke drauf????? Muß ich mir das so vorstellen?

Ganz schön blöd, alles selbst zu machen, um dann keine Zeit mehr zu haben, um neue Mandate anzunehmen. Da liegt es doch nah, Dir als Azubi Sachen zu geben, damit man mehr Zeit hat, auch für neue Mandate.

Ich kann nur den Kopf schütteln und mich wundern. Und ich bin sprachlos.
Wenn niemand Zeit für Dich hat, Du nicht angelernt und ausgebildet wirst, dann ist das nicht richtig.

Mich würde interessieren, ob Du ein Einzelfall bist oder ob woanders auch dergestalt "ausgebildet" wird.

Schneeflocke
Heidrun

#3

07.03.2007, 20:41

Du scheinst es wirklich nicht ganz leicht zu haben. Aber als einzige in so einer Kanzlei, dass kann auch eine Chance sein (nach der Ausbildung vielleicht Übernahme als Angestellte). An Deiner Stelle würde ich nicht so schnell aufgeben. Kannst Du nicht das Gespräch mit einer Deiner Cheffinnen suchen? Es muss ihnen doch auch einleuchten, dass sie nicht ewig ihre Schriftsätze selber schreiben können. Mache ihnen doch klar, dass sie vielmehr Zeit für ihre Mandanten hätten, wenn sie die Schriftsätze abdiktieren würden und Dir zum Schreiben überlassen würden. Vielleicht könntest Du ja auch mit ihnen vereinbaren, dass sie dir in bestimmten Sachen wie Kostenrecht, Zwangsvollstreckung, Fristen usw. einmal die Woche für ein oder zwei Stunden Unterricht erteilen. Denn je mehr Du lernst, um so hilfreicher bist Du schließlich für Deine Cheffinnen und umso mehr kannst Du ihnen mit der Zeit an Arbeit abnehmen.

:kopfhoch

Gruß, Heidrun
Shaya
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#4

07.03.2007, 20:41

Na, das hört sich ja doch nicht so gut an. Hast Du mit den Anwältinnen oder mit einer von Ihnen schon mal darüber geredet? Warum haben Deine Anwälte denn überhaupt nur eine Auszubildende - ohne eine Angestellte? Ist Ihnen das zu teuer? Nach meinen Erfahrungen gibt es nur sehr wenige Anwälte, die das Wissen bzw. die (vor allem) die Motivation haben, eine Auszubildende anzulernen und entsprechendes Fachwissen, welches eine ReNo/ReFa braucht, weiterzugeben. Siehe meine bereits beschriebene Situation. Ich sitze auch alleine da, mit zwei und versuche mein Bestes. Meinen Anwälten interessiert es herzlich wenig, wie die Ausbildung aussieht. Hauptsache billige Arbeitskräfte.

Sollten Deine Anwältinnen keine Zeit haben, dann schreibe Dein Anliegen auf ein Blatt Papier und lege es in Deine U-Mappe. So mache ich es immer, wenn ich mit meiner Chefin sprechen möchte. Sollten alle Stränge reißen, setze einfach einen Besprechungstermin im Kalender an. Das hört sich zwar jetzt grob an, aber irgendwie sollten sie mal darauf aufmerksam gemacht werden. Egal mit welchen Mitteln. Wenn Du gar nicht glücklich bist, solltest Du das tun, was Dein Herz und Verstand Dir sagt und einfach die Kanzlei wechseln. Doch auch hier kannst Du vom Regen in die Traufe kommen.

Ich wünsche Dir viel Glück.
Kathy0679
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#5

07.03.2007, 20:45

Nabend,

das hört sich gar nicht nach dem typischen Anwaltsbüro an :-)). Ich glaube dir das auf jeden Fall, aber muss Shneeflocke da zustimmen, bin auch gespannt ob du da ein Einzlefall bist.

Würde fast mit dir tauschen wollen, aber kann deine Bedenken verstehen.... Vieleicht redest mal mit denen, die sind die bstimmt dankbar wenn sie noch nichtmal zeit haben für neue Mandate.

Ich muss echt lachen, hätte nicht gedacht, dass es sowas bei Anwälten/innen gibt. und dann noch 3.... :-)))
Gruß aus dem Ruhrgebiet
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Sabrina_1985
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#6

07.03.2007, 20:54

Also das ist ja wirklich unglaublich.

Meiner Meinung nach bräuchten die kein Azubi, sondern jemand, der Rechtsanwaltsfachangestellte/r ist u. schon mal ein Büro geführt hat u. Struktur in das Ganze hineinbringt. Wenn Du sagst, dass die alles selber schreiben u. dadurch kaum Zeit haben u. teilweise sogar schon keine neuen Mandate annehmen, sollte zunächst mal was für die Anwältinnen zur Entlastung getan werden. Das fängt bei Diktaten (hoffentilich sind Diktiergeräte vorhanden) schon mal an. Ich finde es ist aber sehr schwer für einen Azubi in das nicht vorhandene System Struktur reinzubringen. Es ist sehr unverantwortlich. Wer soll Dir denn das alles beibringen von Rechnung schreiben, über Mandantenbetreuung, Aktenführung, Schriftsätze ect. Wenn die kaum Zeit haben, wird das denen wohl nicht gelingen.
Ich an Deiner Stelle würde mal mit denen offen reden. So kann es ja nicht weitergehen. Vielleicht kann ein Gespräch ja dazu führen, dass man Lösungen findet, wie man da am besten vorgeht u. wie sie dich am besten einsetzen können, damit du ihnen Arbeit abnimmst. Auf jeden Fall muss da ein genauer Tagesablauf geschaffen werden u. es sollte nicht alles drunter und drüber gehen. Wenn du ihnen die Diktate, Post, Telefon schon mal ein bißchen abnehmen könntest wäre das bestimmt vorerst hilfreich. Allerdings haben sie auch eine sehr hohe Verantwortung u. sollten wirklich daran bestrebt sein, Dir alles beizubringen, was eine RA-Fachangestellte am Ende der Ausbildung können sollte.

Auf jeden Fall würde ich Dir raten, mit ihnen offen darüber zu reden...

Gruß Sabrina
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Sandra1981
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#7

07.03.2007, 21:07

Unglaublich!!! :zustimm
Ich würde eine Bürobesprechung in alle Terminkalender setzen und das Thema dann mit allen drei durchsprechen. Ist zwar mit riesig viel Herzklopfen verbunden, aber zeigt auch Eigeninitiative. Ich drück Dir die Daumen!!!
Kussi
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Ciara
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#8

07.03.2007, 21:08

Ui danke für eure lieben Antworten.

Also das was ich tagsüber mache ist wirklich Akten raussuchen, PostEingang, WV eintragen und evtl mal was faxen oder kopieren. Viel mehr ist es einfach nicht.
Sie haben halt absolut nicht die zeit dazu mir was zu zeigen, meine Aubsilderin will ja eigentlich auch nur das sie mir was beibringt und die anderen beiden nicht. obwohl die anderen mir dann auch schon zwischendurch ein paar kleine Aufgaben geben weil sie sehen das ich nur gelangweilt da sitze und meine Aubsilderin sehr beschäftigt ist. Dazu kommt das meine Ausbilderin auch noch diejenige mit den meisten Mandaten ist, und dazu noch schwierige Mandanten (ausländerecht halt viel). Da bleibt aboslut keine zeit für mich.
Damit ich Diktate schreiben könnte müssten erstmal Diktiergeräte angeschafft werden und da sie in den letzten monaten sehr viel in die umgestaltung der Büro Räume gesteckt haben wollen sie erstmal nichts mehr ausgeben.
Ich habs schonmal angesprochen und da meinten sie nur das sie das halt auch noch nie hatten und sich auch erstmal eingewöhnen müssten. Nur sehe ich nicht das sie sich bemühen.
Meines Erachtens bräuchten sie halt wirklich eine ausgebildete ReFA bevor die ausbilden.
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Sabrina_1985
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#9

07.03.2007, 21:17

ja also Diktiergeräte wären vielleicht in der Anschaffung mal sinnvoll. Das ist ja die Hauptaufgabe der meisten Rechtsanwaltsfachangestellten den Schriftverkehr komplett abzuwickeln. Aber damit sind dann halt auch viele Sachen verbunden, die Schriftsätze müssen ja auch entsprechende Form haben (Klagschrift, Anträge etc.). Das kann Du ja nur wenn Dir das jemand beibringt.
Das verstehe ich überhaupt nicht, das sie keine Diktiergeräte momentan anschaffen. Die müssen sich doch vorher Gedanken gemacht haben, wie sie Dich am besten einsetzen, was für Materialien, Anschaffungen man zum sinnvollen Arbeiten benötigt.
Also das kann es wirklich nicht sein..... bin sehr erschüttert, dass die das mit gutem Gewissen so machen. Eine Ausbildung ist sehr wichtig für Deine Zukunft u. zwar eine gute!
Ich würde mit ihnen reden u. wenn sich nichts ändert, dann parallel mich bewerben. So kann jedenfalls die Ausbildung nicht beendet werden. Vor allem wirst Du irgendwann Probleme bekommen, wenn Du in der Schule Sachen lernst, die Du in der Kanzlei noch nie gesehen bzw. gelernt hast.
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#10

07.03.2007, 21:39

Genauso sehe ich das ganze auch, deswegen habe ich auch schon überlegt mich anderweitig zu bewerben. Denn reden half / und hilft leider auch nicht.
Meine Ausbilderin lässt sich da nicht rein reden und die anderen beiden kriegen den Mund nicht auf um mal was dagegen zu sagen.
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