Probleme oder bin ich schwierig und verbohrt?

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Floppy
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#1

24.09.2009, 12:00

Hallo Leute,

wir haben ja seit dem 01.09.2009 eine neue Azubine.
Also sie ist zwar sehr nett und freundlich, ein wenig verdruckst und erschrickt bei jedem Drucken oder Telefonklingeln aber ok - es ist ja immerhin noch die Anfangsphase.

Ab Montag war sie dann erst einmal krank und eigentlich bis einschließlich Dienstag krank geschrieben. Alles schön und gut, kann ja mal passieren. Naja, am Mittwoch warteten wir dann vergeblich auf die Gute, kein Anruf, gar nichts.

Heute schländerte sie dann in die Kanzlei wie immer etwas zu spät, 10 nach halb wirds mindestens wenn nicht sogar viertel vor 9. Naja, bislang waren wir hier noch ein wenig gnädig, wobei meine Kollegin sie schon einmal freundlich darauf hinwies, dass sie doch pünktlich sein soll. Da hieß es dann - bin ich doch!

Naja, kann man ja sehen wie man will.
Ok, das nächste ist, dass unser Cheffe morgens immer seinen Tee bekommt und wir auch immer ne Kanne Kaffee für den Chef und den Rest kochen. Alles schön und gut, sie trinkt auch fleissig mit, aber das höchste der Gefühle ist in der Früh sich aus der Küche etwas für sich selbst zu holen und weiter denkt die Gute auch nicht.

Ich meine vielleicht bin ich wirklich kleinlich, aber mehr als ein paar Winke mit dem Zaunpfahl sollte man hier doch nicht geben müssen.

Das nächste ist, dass sie sich unheimlich schwer tut mit der Arbeit. Ich denke ein Kenntnisnahmeschreiben an die Mandantschaft ist nicht all zu schwer und schon am Anfang zu bewerkstelligen - aber ich glaube sie begreift gar nicht, was man hier von ihr will.
Erstens benötigt sie ne gute Halbe Stunde, z. B. heute sollte sie eine Anspruchsbegründung weiterleiten. Es lag schon eine Kopie für die Mandantschaft in der Akte - es ist also nur das Anschreiben zu fertigen. Was sehe ich - sie ruft die Anspruchsbegründung auf, löscht den Text, fängt an sehr geehrte Damen und Herren, ..... anliegend erhalten Sie .......... MfG......... Rechtsanwalt, fünf Minuten nachdem sie auf den Bildschirm und in die Akte starrte fing sie an die Adresse der Mandantschaft hineinzuklopfen. Ließ jedoch auch wieder einige Sachen aus ...... zu guter Letzt stand dann da noch das Gerichtsaktenzeichen und die Überschrift "Anspruchsbegründung" drauf. Ok, ne viertel Stunde später hatte sie auch das dann gelöscht.
Ich hab ihr das ganze zwar schon mehrfach erklärt, auch mit abheften in Gerichts- und Korrespondenzteil etc. aber irgendwie funktioniert das nach 3 Wochen immer noch nicht.

Also sagt mir, bin ich so eine Zicke und zu streng ...... sind das tatsächlich Dinge die längere Zeit benötigen oder wie seht ihr das?

Wie würdet Ihr hier weiter vorgehen?

HILFEEEE
Suse
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#2

24.09.2009, 12:05

Das nächste ist, dass sie sich unheimlich schwer tut mit der Arbeit. Ich denke ein Kenntnisnahmeschreiben an die Mandantschaft ist nicht all zu schwer und schon am Anfang zu bewerkstelligen - aber ich glaube sie begreift gar nicht, was man hier von ihr will.
Erstens benötigt sie ne gute Halbe Stunde, z. B. heute sollte sie eine Anspruchsbegründung weiterleiten. Es lag schon eine Kopie für die Mandantschaft in der Akte - es ist also nur das Anschreiben zu fertigen. Was sehe ich - sie ruft die Anspruchsbegründung auf, löscht den Text, fängt an sehr geehrte Damen und Herren, ..... anliegend erhalten Sie .......... MfG......... Rechtsanwalt, fünf Minuten nachdem sie auf den Bildschirm und in die Akte starrte fing sie an die Adresse der Mandantschaft hineinzuklopfen. Ließ jedoch auch wieder einige Sachen aus ...... zu guter Letzt stand dann da noch das Gerichtsaktenzeichen und die Überschrift "Anspruchsbegründung" drauf. Ok, ne viertel Stunde später hatte sie auch das dann gelöscht.
Ich hab ihr das ganze zwar schon mehrfach erklärt, auch mit abheften in Gerichts- und Korrespondenzteil etc. aber irgendwie funktioniert das nach 3 Wochen immer noch nicht.
Dann erklär es ihr nochmal und nochmal. Denk dran, dass sie vorher wahrscheinlich wenig mit dem PC GEARBEITET hat und schon gar nicht mit einem Anwaltsprogramm. So wie du das hier schilderst, hat sie es einfach immer noch nicht verstanden. Warum auch immer.

Sei etwas gnädig. Sie ist erst drei Wochen da.

Das mit der Pünktlichkeit würd ich ihr allerdings nochmal sagen und sie auf eure Bürozeiten hinweisen.
LG, Ela
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gabrielle
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#3

24.09.2009, 12:07

wie alt ist denn die Gute? Wir haben z. B. seit 01.08. eine Praktikantin, die Kleine ist 17 und völlig lebensfremd. Ich werde Sachen gefragt, wo ich mich nur fragen kann, aus welchem Ei sie heute morgen gekrabbelt ist. Aber das nur am Rande.

Ich würde die liebe Azubine in einem ruhigen, aber sehr klärenden Gespräch (zur Not im Beisein von Chefe) ganz explizit darauf hinweisen, dass sie zum einen pünktlich zu kommen hat, bei mehrfachen Verstößen u. U. auch mit Abmahnungen zu rechnen hätte, wenn sie krank ist, sich entsprechend auch abzumelden hat und die voraussichtliche Dauer mitzuteilen hat und bei unentschuldigtem Fehlen auch dann u. U. arbeitsrechtliche Maßnahmen ergriffen werden können. Zu guter Letzt würde ich ihr auch sehr deutlich machen, dass Kaffeekochen u. ä. durchaus in ihren Aufgabenbereich fällt, ist nun mal Azubinenarbeit. Wir haben das alles selber durch.

Bezüglich der Aufgabenstellungen würde ich ihr nochmals erklären, wie ein Übersendungszettel funktioniert, sie allerdings beim Erklären dazu zwingen, sich eine entsprechende Anleitung mitzuschreiben, auf diese im Bedarfsfalle immer wieder zurückgreifen kann. Natürlich ändert man keinen Schriftsatz ab, um einen Übersendungszettel draus zu machen. Ich sehe ihr habt RA-Micro im Einsatz, so schwer ist das Programm auch nicht zu verstehen.

Abschließend kann ich nur sagen, wenn dies meine Azubine wäre und ich das Gefühl hätte, die will nicht, kann aber, würde sie auch von mir entsprechendes zu hören bekommen. Welpenschutz hin oder her. Ich bin nämlich nicht der Depp für die Azubinen.
Gwendolyn
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#4

24.09.2009, 12:12

Hallo Floppy,
es ist schon nicht einfach, mit den Azubinen.. ich habe meine seit dem 01.02.2009 und bin mir manchmal auch nicht sicher, ob ich bekloppt bin oder sie es ist.
Ok, eure ist erst drei Wochen da... Tja, die Sache mit dem Kaffee usw. sehe ich so, daß egal wie lange man da ist, man dann fragt, ob man Jemandem was mitbringen kann oder noch ne Kanne aufsetzen soll oder so. Das ist einfach reine Höflichkeit und man will sich doch auch mit den Kollegen gutstellen :)
Und zu spät kommen geht gar nicht, finde ich. Und das gleich so am Anfang.. Das macht wirklich nicht den Eindruck, als ob sie diesen Ausbildungsplatz wirklich haben wollte.
Grundsätzlich denke ich auch, daß man so ein einfaches Anschreiben schaffen sollte.
Was sagt denn eigentlich der Chef dazu?
Vielleicht solltest du sie mal fragen, ob sie die Ausbildung wirklich wollte und was ihr so arge Schwierigkeiten macht.
Floppy
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#5

24.09.2009, 12:16

Sie ist 17!

Ja, natürlich ist sehr jung und so und auch etwas weltfremd, wie oben schon beschrieben wurde.

Nur verstehe ich bei dem jungen Gemüse nicht, dass wo sie uns noch erzählt hat, dass sie so gerne am Computer hängt und in der Schule expliziet auch ne Abschlussprüfung in TV gemacht hatte und diese auch mit sehr gut bestand, solche Probleme im Umgang hat.

Ja, RA-micro gibt 100 Punkte :)
Das Programm ist echt nicht schwer, ich habe ihr schon bei mehreren Dingen gesagt, sie solle es sich mitschreiben, was sie zwar getan hat, zumindest in einigen Dingen - jedoch greift sie überhaupt nicht darauf zurück und fragt auch nicht noch einmal.

Ich meine ich hab meine Ausbildung damals mit 15 angefangen und war mit 18 schon ausgelernt (bin heut 29). Irgendwie war ich aber viel aufgeweckter, und hab auch schneller begriffen was man von mir will.
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lucy1510
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#6

24.09.2009, 12:18

Seh ich auch wie die anderen. Was Pünktlichkeit angeht, wäre ich ganz rigeros. Da gibt es keine Ausreden oder Entschuldigungen.

Was das Arbeiten angeht, ja da brauchst Du Geduld. Erklär es ihr noch mal ganz genau. Sie soll sich eine Mustermappe anlegen. Hat bei meinen Lehrmädels immer gut funktioniert. Wenn sie was nicht wissen, einfach reinschauen und sich ein Muster suchen.

Ich hatte bis vorige Woche auch eine Schülerpraktikantin für drei Wochen. Das Schlimmste war aber die Rechtschreibung. Alle Achtung. Sie hat es selbst nach 3 Wochen nicht geschafft, "sehr geehrte Damen und Herren" fehlerfrei zu schreiben. Von "Kenntnisnahme" mal ganz zu schweigen.
Wenn die Kinder mal aus dem Haus sind, dann hat sie ihr Jodeldiplom, dann hat sie was eigenes.
(Loriot)

This is Heinrich Lohse from the Deutsche Röhren AG
(ebenfalls Loriot)
Goldlöckchen

#7

24.09.2009, 12:21

Ich war bei Ausbildungsbeginn 16 und mit 18 fertig. Uns Auszubildenden hat man gleich am 1. Tag gezeigt, wo die Kaffeküche ist und dass es üblich ist, dass jeder Kaffe kocht. Es wäre nie jemand auf die Idee zu kommen, die Kanne leer zu machen und keinen neuen zu kochen. Aber das ist schon gaaaanz lange her. Liegt vielleicht auch generell an der Lustlosigkeit vieler Azubis.
Floppy
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#8

24.09.2009, 12:47

ja, das mit der generellen Lustlosigkeit scheint so ein Problem zu sein.

Außerdem finde ich, dass sich gerade wo es doch heute so schwierig ist, kaum noch jemand wirklich Mühe gibt.

Das mit dem Musterordner hab ich Ihr gesagt, aber von hineinschauen, geschweige denn wie ich ihr schon mehrfach erklärt hatte, sich Notizen machen, ist keine Rede ..............

oh du süsser Geduldsfaden ............ich hoffe der reißt nicht in nächster Zeit.
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Lämmchen
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#9

24.09.2009, 12:49

Die Pünktlichkeit musst Du auf jeden Fall ansprechen. Es sollte zwar eigentlich selbstverständlich sein, dass Azubinen pünktlich sind. Das ist es aber nicht, wie ich festgestellt habe. Da gilt auch kein "fast pünktlich" oder das "akademische Viertel". Wenn um 8.30 Uhr Beginn der Arbeit ist, hat sie dann auch an ihrem Platz zu sein.

Was ich nicht verstanden habe: Wieso hat sie die Anspruchsbegründung überschrieben? Ich nehme an, dass Ihr Schreiben, die schon gespeichert sind, überschreibt? Ich würde es so regeln, dass Azubinen, wenn sie neu sind, nichts überschreiben sondern jeden Brief, Schriftsatz etc. wirklich neu schreiben. Dann sind sie gezwungen, in die Akte zu schauen, wer denn eigentlich die Post bekommt.


Auch wenn für Dich RAM nicht schwierig ist (ist es für mich auch nicht), sind doch die meisten wirklich überfordert und brauchen schon etwas länger um mit dem Programm vernünftig umzugehen. Schreibt denn die Azubine alles mit, was ihr erklärt wird? Auch das wäre eine Möglichkeit, sie zum selbständigeren Arbeiten zu erziehen.
Liebe Grüße

Das Lämmchen Bild
Sanni´s
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#10

24.09.2009, 13:07

Hallöchen,

ich glaube auch, dass die meisten einfach kein Bock haben bzw. immer mehr "verdummen". Wie heißt es so schön? Einmal kurz dummstellen, erspart ne Stunde arbeit (oder so ähnlich). Unsere Azubi (glaub 26 is se und hat mehrere Praktika im Büro gehabt) hat gedacht, dass das Originalfax durch die Telefonleitung wandert und beim Empfänger im ORIGINAL wieder rauskommt.... :roll:

Meine Lehrzeit ist noch nicht ganz so lange her. Auch mir wurde als erstes gezeigt, wo die Küche ist und dass der Chef morgens sein Kaffee zu bekommen hat. Mein jetztiger Chef war ein wenig neben der Rolle als ich ihm morgens nen Kaffee reinbrachte. Aber für mich ist das selbstverständlich, wenn ich mir einen mache, dass ich um mich herum frage bzw. einen mitmache.

Also, ich finde, dass man nach drei Wochen schon mit dem Programm arbeiten kann. Ich hatte in der Lehre kein Programm und musste ZV-Aufträge auf der Schreibmaschine tippen. Kaum aus der Lehre raus und in ner anderen Kanzlei, musste ich auch mit nem Programm arbeiten. Die Feinheiten kommen mit der Zeit, aber die einfachen Sachen könnten m.E. schon sitzen....
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