Schule....

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Gast

#1

09.11.2006, 23:12

Ich wusste jetzt nicht so genau, wo es am besten hin passt, also habe ich mir gedacht, dass ich mir hier vielleicht mal meinen Frust von der Seele schreiben kann und mich würde mal interessieren, ob es nur mir so geht...

Es geht um die Schule
Ich habe immer Montags nachmittags und Donnerstags morgens Schule und ich hab echt keine Lust mehr da hin zu gehen, aber man muss ja.

Bei einigen Fächern frage ich mich ernsthaft, was das mit meiner Ausbildung zu tun haben soll. Deutsch zum Beispiel. Wozu muss ich an der Berufsschule Kurzgeschichten interpretieren???? Wenn man über Arbeitszeugnisse redet, kann ich das ja noch verstehen, aber Geschichten kann ich auch zu Hause lesen, wenn ich dazu Lust habe....
Politik kann ich ja als Fach auch noch einigermaßen verstehen, aber nicht, wenn man über sowas wie Frauenbeschneidung diskutieren soll oder die Todesstrafe. Ist ja alles hochinteressant, aber warum muss ich für sowas in die Schule kommen?
Dann das Fach Informatik, was bei uns daraus besteht, dass uns beigebracht wird, wie Excel funktioniert, indem uns der Lehrer ein paar Formeln hinknallt und dann sagt "So und jetzt wisst ihr ja wie es geht, dann macht mal!" Dabei lehnt er sich dann zurück und meint scheinbar sich in den nächsten Wochen nicht mehr um uns kümmern zu müssen bzw. es reicht ja dann, wenn man einmal in der Stunde kurz rumgeht um zu gucken, wie weit denn nun alle sind. Die, die fertig sind mit der Aufgabe dürfen sich dann damit beschäftigen ihren Rekord in "Minesweeper" oder "Solitair" zu brechen.

Dann gibt es wieder die Lehrer, die alles 20.000mal erklären müssen, obwohl es mittlerweile nun wirklich jeder aus der Klasse verstanden hat. Aber dennoch redet der mit einem, als wenn man das gerade zum ersten Mal hört. (Bei besagtem Lehrer habe ich in seinen Stunden immer das Gefühl als ob mein IQ gerade auf Schuhgröße geschrumpft ist, oder er zumindest denkt, wir wären alle auf der Sonderschule...)

Oder dass Lehrer uns 10 verschiedene Zettel zu einem Thema austeilen (Herrgott nochmal, mittlerweile weiß jeder von uns, wo der Unterschied zwischen einer Überweisung und einer Einzugsermächtigung ist!) Wohin soll ich mit dem ganzen Zeug?

Wenn ich in der Schule sitze, sehne ich mich echt danach bald zur Arbeit bzw. nach Hause gehen zu können. Geht das nur mir so?
Oder bin ich zu sehr Streber, weil ich in der Schule was lernen will? Mittlerweile habe ich echt das Gefühl, dass ich mir die letzten 1 1/2 Jahre Schule auch hätte schenken können. Und dass, was einem da beigebracht wird, was aus der vorherigen Schullaufbahn noch nicht wusste, kann man auch in der Kanzlei lernen.

Ach ja, und was mir da noch einfällt. Ich habe mal gelesen, dass man bis zu seinem 21. Lebensjahr berufsschulpflichtig ist. Was bedeutet das eigentlich? Macht doch keinen Unterschied. Zur Schule muss ich trotzdem und wenn ich fehle, muss mein Chef mir ne Entschuldigung schreiben, oder nicht?

Naja, danke an dieses Forum, dass ich hier mal meinen Frust ablassen konnte und vielleicht versteht mich ja irgendjemand...
Bärchen

#2

10.11.2006, 08:20

Ich kann dich verstehen, mir ging es in der Schule damals genauso. Allerdings kann ich heute ein wenig mehr Verständnis für manche Fächer aufbringen.

Politik -
nichts geht über Bildung und Wissen, was so in der Politik momentan passiert oder vielleicht passieren kann. Und alle betrifft Politik, ob wir wollen oder nicht und wir müssen und mit dem Quatsch, was sich so manche Politiker einfallen lassen, leben

Deutsch -
Kurzgeschichten lesen und interpretieren. Dabei kannst du auch deine Fähigkeiten "schulen", eigenständig (Schriftsätze etc) zu schreiben, was für den Büroalltag wichtig ist. Und ich finde gerade jetzt, wo kaum einer mit den neuen Rechtschreibregeln klar kommt, ist es wichtig, einen Deutschlehrer da zu haben, der das ein wenig überprüfen kann. Wobei viele Lehrer ja meinen, dass man grundsätzlich das ß auch als ss schreiben kann. Ich natürlich falsch. Z.B. Straße. Viele Büros schreiben das mit ss (Strasse). Dass das was anderes ist - egal.

Excel -
Ich hatte damals auch gedacht, dass ich das nie brauchen würde und jetzt arbeite ich tattäglich damit und bin froh, zumindest Grundkenntnisse gehabt zu haben, sonst hätte ich hier wahrscheinlich grundlos versagt und hätte gehen können.

Fast alle Fächer haben ihren Sinn. Man muss da durch und du wirst es sicherlich auch irgendwann geschafft haben.

Gruß Nina
Gast

#3

10.11.2006, 08:59

Ich kann dich auch verstehen. Ich hatte im 1. Lehrjahr eine Doppelstunde Religion, was ja so viel mit unserem Beruf zu tun hat. Dann im 2. Lehrjahr hatte ich ein Fach das hieß WKN, da musste man dann alle möglichen Kabelarten auswendig lernen und wissen was ein Router und ein Swift usw. ist.

Da ich ja durch meine Abschlussprüfung im Sommer gefallen bin, muss ich bis zum 13. Dezember nochmal in die Schule gehen und ich halt es auch nicht mehr aus, man wird regelrecht als doof dargestellt.

:roll:
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leilani
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#4

10.11.2006, 09:44

Hej!
Also Schule war auch nicht so unbedingt mein Ding. Ich hatte eigentlich pausenlos das Gefühl, dass ich nur meine Zeit verschwende. Zumal ich im Büro wirklich mehr gelernt habe - zumindest für meine jetzige Tätigkeit. Alles, was man im Büro lernt ist einfach viel viel praxisnäher. Aber ich muss Nina auch zustimmen. Manchmal bermekt man leider auch erst hinterher, wo eigentlich der Sinn lag bzw. was man dem einzelnen Fach abgewinnen sollte und hätte können.
Sieh es einfach als notweniges Übel und vielleicht auch ein bisschen als Erholung vom Büroalltag. Der ganze Stress, dem ausgelernte Kräfte jeden Tag acht/neun Stunden ausgesetzt sind, kommt noch früh genug. Es gibt Tage an denen ich liebend gerne mit unserer Azubine tauschen würde und z. B. auf Gerichtswege gehen würde.

Ein anderes Problem ist scheinbar überall der "schlechte" Unterricht. Jedenfalls kommt es mir so vor. Die Lehrer werden dann einfach aus anderen Gebieten abgezogen. Haben z. T. gar keine Ahnung von Rechtskunde oder wie es bei uns hieß Rechtslehre. Die erzählen dann irgendwas. Bei mir war es so. Wenn ich dann der Büroversteherin erzählt habe, dass hätte ich in der Schule gelernt, hat sie nur die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Besonders toll waren die Dinge, die man bezüglich der BRAGO oder auch dann dem RVG gelernt hat. Beim RVG hatte sich der Lehrer das gerade selbst alles erst angelesen. Supi!

Unsere Azubine wird demnächst wohl Sport als Fach bekommen... Da frage ich mich wirklich wofür? Aber hej, bei einem Beruf, in dem man meist nur sitzt, kann es ja nicht schaden. Alles ist für irgendwas gut!
In diesem Sinne
einen schönen Freitag!

LG leilani
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#5

10.11.2006, 10:48

Leute, unterschätzt das Schulfach Sport nicht!!!! Es ist enorm wichtig, bei Büroarbeiten (sprich fast ständiges oder zumindest viel sitzen). Ich habs auch unterschätzt und dann gesundheitliche Probleme gekriegt, was ich einfach hätte umgehen können, wenn ich 1-2 Stunden die Woche mich zum Ausgleich bewegt hätte. Seit ich das mache, gehts mir besser und ich kann auch besser Stress abbauen.
Generell bin ich der Meinung, es hat sich schon jemand Gedanken bei der Zusammenstellung des Stundenplans gemacht und wenn man dem Ganzen ein bischen aufgeschlossen entgegentritt, fällt alles ein wenig leichter.
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#6

10.11.2006, 10:54

also der Sportunterricht bei uns in der Berufsschule war noch das Beste überhaupt. Da hatte man wenigstens etwas Ausgleich für das blöde rumsitzen.

Im Deutschunterricht haben wir Mr. Bean geguckt (leider 13 x die selbe Folge) und der Herr Lehrer hat versucht, uns Zeichensetzung beizubringen. Von nem erweiterten Infinitiv hatte er aber wohl nie was gehört. Auf jeden Fall hat er sich nach Rückgabe einer Klassenarbeit (= Diktat) und meiner Erklärung, dass vor einen erweiterten Infinitiv ein Komma gesetzt werden müsse (DAMALS war es noch Pfilcht :omi ) bei mir bedankt, dass ich ihm was beigebracht habe :patsch :lolaway Danach war es in den Deutschstunden, in denen wir nicht Mr. Bean gesehen haben oft so, dass er bei Fragen nur noch an mich verwiesen hat. Das Problem dabei: wir hatten Deutsch immer in der letzten Stunde und ich war fast nie da (und hab trotzdem meine 1 bekommen).

In Religion haben wir 3 x "Das Leben des Brian" geguckt. Es war bis zu der Zeit ein klasse Film - aber der gehört meiner Meinung nach nicht in den Unterricht.

In Politik wurde zu Anfang des Schuljahres aufgeteilt, wer wann ein Refarat zu halten hat: Thema: 3 aktuelle Nachrichten aus der Tagespresse. Das hat richtig Spaß gemacht. Für den Lehrer war's halt einfach, er brauchte keinen Unterricht vorbereiten .... war aber trotzdem klasse.

Kann mir hier jemand erklären, welchen Sinn diese Filmvorführungen in Deutsch und Religion hatten??? (ich meine ja nur)
Viele Grüße

ich
Gast

#7

10.11.2006, 13:30

Boa, was habt ihr alles in der Schule?!
Wir haben nur Rechtslehre, Fachkunde, EDV, Allgemeine Wirtschaftslehre, Rechnungswesen und Englisch.
Kein dummer Sport, kein deutsch, kein sonstiger Schwachsinn.

Allerdings gehe ich auch lieber zur Arbeit als zur Schule - bei der Arbeit habe ich jedenfalls das Gefühl, was produktives zu tun und langweile mich wesentlich seltener als in der Schule^^

Gruß
Semjon
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#8

10.11.2006, 13:54

also ich kann nicht behaupten, dass unsere Lehrer keine Ahnung hatten, bis auf der Notariatslehrer, der hatte aber nur keine Ahnung von "Praxis"... naja da hab ich in den 12 Stunden Prüfungsvorbereitungskurs mehr gelernt, als in der Schule und im Büro zusammen ;-)

SPort hätte ich gerne gehabt, eben weil man das privat nie tun würde und sowieso nur den ganzen Tag sitzt
StineP

#9

10.11.2006, 14:15

Also ich bin baff!! Ich hatte auch echt dämliche Fächer: Sport zum Beispiel und Kommunikation.

Mag sein, dass man im Bürojob sportlichen Ausgleich brauchen könnte, aber das ist einfach alles zu undurchgeplant. Wir haben zum Beispiel im ersten halben Jahr nur Jockes und so was gespielt. Im anderen Halbjahr ist fast jede Stunde ausgefallen. Wir hatten irgendwie nur 3 Stunden und in der letzten mussten wir dann ne halbe Stunde rennen. Voll ätzend. Wer nicht regelmäßig joggen geht, hat da echt versagt und stellt euch vor, wir haben für das rennen dann unsere Jahresnote bekommen. Nicht nur wahnsinnig unfair, sondern auch sowas von unsinnig.. Für meinen Rücken habe ich also überhaupt nichts getan und auch war es kein Ausgleich zu meiner Büroarbeit.

Im Allgemeinen würde ich mal behaupten, dass wir nur eine bestimmte Zahl an Stunden zusammen bekommen müssen. Anders lässt es sich wohl nicht erklären, dass Schulen wie zb. in Hamburg den ganzen Stoff in 2 Jahren schaffen, während die, die 3 Jahre machen, im 1. jahr hauptsächlich unnützen mist machen.

Und bei uns ist das mit den Lehrern (und wirklich mit allen!!) so, dass sie keine Ahnung haben, was wirklich in unserem Büro so abgeht. Die erzählen uns von Situationen, die so alltäglich sein sollen, wo wir alle uns fragen, ob es vor 30 Jahren in der Praxis möglicherweise so gehandhabt wurde.

Alles in allem sollte man doch so gut wie möglich seine zeit dort absitzen und versuchen so viel wie möglich mitzubekommen. Zumindest, was dann auch für die Prüfungen wichtig ist.
Bärchen

#10

10.11.2006, 14:19

leilani hat geschrieben: Ein anderes Problem ist scheinbar überall der "schlechte" Unterricht. Jedenfalls kommt es mir so vor. Die Lehrer werden dann einfach aus anderen Gebieten abgezogen. Haben z. T. gar keine Ahnung von Rechtskunde oder wie es bei uns hieß Rechtslehre. Die erzählen dann irgendwas.
Dass der Unterricht bei uns schlecht war, kann ich nicht behaupten. Wir hatten z.B. in Fachkunde einen Rechtspfleger und in Rechtskunde einen Rechtsanwalt. Ich muss sagen, dass ich in der Schule mehr gelernt habe, als im Büro. Aber das ist bzw. war ein anderes Thema, denn mehr als Kaffee kochen und so war nicht drin. Ach ja, stundenlang Geschirr spülen und Privateinkäufe machen, das durfte ich auch noch.

Aber du hast schon recht. Es ist ja nicht nur so in der Berufsschule, sondern auch auf so ziemlich allen Schulen.

Gruß Nina
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