schlechte Ausbildung - was mache ich jetzt?

[diegeradeAusgelernte]

Hallo an alle!

Also ich bin 19 Jahre alt, seit dem 31.05.2008 ausgelernt und seitdem arbeitssuchend.

Wie im Betreff schon geschrieben, war meine Ausbildung nicht gut. Habe wohl im Notariat ein bisschen gemacht (Grundschulden bei Gericht eingereicht, auch 1-2 mal Verträge eingereicht bei Gericht, Testamente bearbeitet und dazu eben die Kostenrechnungen gemacht), aber das auch nicht wirklich oft, sondern eher so zwischendurch.

Im Anwaltsbereich habe ich überhaupt nichts gemacht, außer eben Band schreiben, auf das unsere dafür zuständige Angestellte wohl keine Lust hatte. Habe mich mit ihr nicht gut verstanden, was vielleicht auch der Grund dafür ist, dass sie mich nicht ausgebildet hat. Aber sie konnte mich wohl nicht leiden, habe ich zwischendurch oft genug gemerkt. Dabei wollte ich wirklich was lernen, habe mich nur nicht getraut, sie darauf anzusprechen, weil sie mich, wie schon gesagt, wohl nicht leiden konnte und ich auch leider eher schüchtern bin.

Mein Glück ist, das wir einen verdammt guten Berufsschullehrer hatten, der uns viel beigebracht hat und ich im letzten Lehrjahr auch Nachhilfe hatte, wo mir Zwangsvollstreckungsrecht, was ich in der Schule nicht verstanden habe, und viele andere wichtige Dinge für die Prüfung beigebracht worden sind.
Deshalb habe ich trotz der betrieblichen schlechten Ausbildung und der Tatsache, das ich in der Schule relativ gut mitgekommen bin und für die Prüfung viel gelernt habe, die Abschlussprüfung mit einer 3 geschafft.

Nur das nützt mir irgendwie doch nichts, weil ich, wenn ich z.B. allein in einer Kanzlei sitzen würde, so gut wie nichts auf die Reihe kriegen würde. Ok, Mahnbescheid ausfüllen würde ja noch gehen, Kostenrecht auch (wie gesagt, guter Berufsschulunterricht) aber dann...?

Ich würde total gern wieder in einer Kanzlei arbeiten mit netten Kolleginnen, um eben das "selbstständige Arbeiten" nachzuholen, was ich in meiner Ausbildung ja nicht hatte. Der Beruf an sich gefällt mir also. Ich würde auch lieber gerne im Rechtsanwaltsbereich als im Notariatsbereich arbeiten, mal davon abgesehen, das, soweit ich das sehe, mehr Rechtsanwaltsfachangestellte als Notarfachangestellte gesucht werden.

Ich habe Angst, den Ansprüchen nicht zu genügen (ich lüge ja quasi schon in meinen Anschreiben, die wegen meinen Bedenken auch nicht so gut ausfallen), das ich allein irgendwo sitze, niemand da ist, den ich fragen kann (falls ich mich überhaupt traue, zu fragen, weil meine schlechte Ausbildung ja auffliegen könnte) und/oder das ich eben nicht so nette Kolleginnen habe, die gleich den Chef informieren und ich wieder auf der Straße sitze.

Meine Frage ist nun: Gibt es irgendwo Seminare, wo ich vielleicht irgendwie praxisbezogen was nachholen kann?

Es würde mich auch interessieren, wie andere, denen es leider ähnlich ging wie mir, das geschafft haben? Also den Bewerbungsprozess, die ersten Tage im neuen Job usw.

Ich danke schon mal für eure Antworten!


Liebe Grüße von
diegeradeAusgelernte

[Sylvia1964]

Hab ein bisschen Selbstvertrauen.

Aus Deinem Beitrag geht hervor, dass Du Gripps und Verantwortung hast. Das sind schon mal zwei ganz wichtige Voraussetzungen. Vor allem kann man die nicht lernen. Man hat sie - oder bedauerlicherweise nicht.

Stell Dich ruhig einer neuen Herausforderung. Du kannst auch jetzt noch jede Situation meistern, in die Du gerätst. Wenn es nicht Kollegen oder Chefs sind, die dich in den einzelnen Situationen unterstützen können, dann findest Du auch hier wertvolle Hinweise, um eine ordentliche Sachbearbeitung hinzubekommen.

Kaum ein Arbeitgeber wird von einer Berufsanfängerin alle Kenntnisse erwarten.

Viel Glück für den Berufsstart -

[Schneeeule]

Man neigt irgendwie immer dazu sich schlechter zu machen, als man eigentlich ist. Du muss nur aufpassen, dass du das in den Vorstellungsgesprächen nicht so zeigst.
Bei mir war es so, dass ich meine 2 letzten Anstellungen über sog. Trainingsmaßnahmen bekommen habe, die 1. sogar, obwohl eine weitere Mitarbeiterin gar nicht geplant war.
Vielleicht wäre so ein Praktikum ja auch was für dich. Bin mir sicher, dass du dann merkst, dass du mehr kannst als du glaubst.

[wifey]

Hey, lass den Kopf nicht hängen. Soooo schlecht war Deine Ausbildung bestimmt nicht, wenn Du die Prüfung mit ner 3 geschafft hast.

Aus welcher Gegend kommst Du denn?
Zu Seminaranbietern gibt's hier ja auch nen Extra-Bereich - vielleicht findest Du da ja was Passendes.
Oder wenn Du aus der FFM-Gegend kommst .... am 20.09. ist FoReNo-Treffen (*Werbung*) inkl. RVG-Seminar

[Jupp03/11]

Wie im Betreff schon geschrieben, war meine Ausbildung nicht gut. Habe wohl im Notariat ein bisschen gemacht (Grundschulden bei Gericht eingereicht, auch 1-2 mal Verträge eingereicht bei Gericht, Testamente bearbeitet und dazu eben die Kostenrechnungen gemacht), aber das auch nicht wirklich oft, sondern eher so zwischendurch.

Antwort

Immerhin, kenne viele Lehrlinge, die das in der Ausbildung nicht gemacht haben. Kopf hoch, das wird schon.
Lehrgänge kosten Geld, sieh zu, dass du eine neue Stelle bekommst, wenn du in einer guten Kanzlei landest, werden die Lehrgänge von diesen bezahlt.
Allein mit obenstehenden kannst du dich bewerben.

[Soenny]

Wenn sie ja auf meine PN antworten würde, könnte ich ihr ja vielleicht helfen

[Kleineschen]

Hallo!

Leider geht es mir genauso wie dir. Ich habe zwar meine Ausbildung mit 1 abgeschlossen weil ich die Berufsschule gut fand aber im Betrieb hab ich auch nichts gemacht. Und jetzt hab ich die Suppe. Ich habe im August in einer neuen Kanzlei angefangen die mich jetzt gekündigt haben.

Das is echt soooo schXXX. Wenn die keine Lust haben einem was zu zeigen, dann sollen sie auch erst keinen einstellen/ausbilden.

Das is nämlich jetzt ne verdammt blöde Situation. Man muss Miete zahlen, hat vll. ein Auto und beim nächsten Vorstellungsgespräch weis man auch nicht was man sagen soll.

Und wenn man dort angestellt wird, kann man genau so wenig wie vorher und ist vll. auch nicht lange dort.

[schneeflocke]

Hallo

Ich denke, dass man als Azubi nie alles lernen konnte, was man in einer neuen Kanzlei dann tatsächlich auch braucht. Die Azubis in meiner Kanzlei lernen praktisch nur das Arbeits- und Familienrecht kennen. Sie haben also keinerlei Erfahrungen in anderen Referaten sammeln können. Dennoch sind alle Azubis -ohne Ausnahme- in anderen Kanzleien untergekommen und haben die neuen Aufgabengebiete erlernen können.

Dann sind auch die Aufgabenfelder, die man in einer neuen Kanzlei bedienen muss, ebenfalls sehr unterschiedlich.

Manche sind Einzelkämpfer, die dann wirklich alles machen müssen. Andere werden eingestellt, um die Bänder ausschließlich zu schreiben. Andere wiederum haben im Schwerpunkt die ZV oder die Anmeldung zu bedienen.

Du sorgst Dich also um Dinge, die noch nicht spruchreif sind. Dein Problem ist nicht nur die unvollständige Ausbildung, sondern vielmehr die Sorge darum, an einem neuen Arbeitsplatz zu versagen.

Diese Ängste hat man immer, selbst wenn ich jetzt nach 30 Jahren Berufserfahrung in eine neue Kanzlei müßte, hätte ich diese Sorge auch.

Ich wünsche Dir alles Gute und viel weniger Angst vor dem, was kommen mag.

Poliere Dein Selbstbewußtsein auf, indem Du tatsächlich Dich anbietest, irgendwo ein 3-wöchiges Praktikum zu machen. Oder suche zunächst eine 400 Euro-Stelle, um Erfahrungen zu sammeln und nicht untätig zuhause rumzusitzen und zu grübeln.

Dies setzt natürlich voraus, dass Du noch zuhause wohnst und das Bezahlen Deiner monatlichen Kosten gewährleistet ist.

[diegeradeAusgelernte]

Hallo!

Erstmal danke an euch alle für eure Antworten!

...und sorry, dass ich mich erst jetzt melde, aber hatte gestern noch was zu tun.


@Sylvia1964: Mit dem Selbewusstsein hast du wohl recht. Vielleicht sollte ich auch nicht so auf das fachliche Wissen gucken bei mir, sondern auch auf Eigenschaften von mir, also z.B. Verantwortung, wie du schon gesagt hast.

@Schneeeule: Eine Trainingsmaßnahme wäre nicht schlecht. An ein Praktikum habe ich auch schon gedacht. Ich frag mal nach, wenn ich übernächste Woche meinen Termin bei der Agentur für Arbeit hab.

@wifey: ich komme aus dem Ruhrgebiet (naja, ist eigentlich mehr die Grenze zum Ruhrgebiet). Aber trotzdem danke für deine Infos, ich schau mal rein.

@Jupp03: Sowas wäre cool, also wenn eine Kanzlei die bezahlen würde. Hab aber leider bis jetzt nur eine Kanzlei gehabt, die das auch richtig in ihrer Stellenanzeige angeboten haben. Die haben auch ausdrücklich Berufsanfänger gesucht. Hat leider nicht geklappt, hab sofort ne Absage bekommen.

@Kleineschen: Ja, da sitzen wir ja wirklich im selben Boot. Herzlichen Glückwunsch zu deiner guten Prüfung . Ist eher selten glaub ich, dass jemand trotzdem so eine gute Prüfung macht, soweit ich weiß waren die besten bei uns auch diejenigen, die viel praktisch gelernt haben. Nur ist es für dich jetzt sicher auch ein Fluch, weil alle viel von dir erwarten .
Ich wünsche dir trotzdem alles Gute! Wir beide schaffen das schon irgendwie! *knuddel*

@schneeflocke: Ja, genau, vor dem Versagen habe ich unheimliche Angst. Noch etwas, an dem ich arbeiten sollte.
Und ja, zum Glück wohn ich noch zu Hause


So, ich danke euch nochmal für eure netten Antworten und wünsche euch noch ein schönes Restwochenende!


LG von
diegeradeAusgelernte

[nephele]

ich kann das alles hier total nachvollziehen... ich hab in einer kanzlei mit 2 anwälten und 3 angestellten "gelernt"... aber außer akten suchen, kaffee kochen und ab und zu mal bandschreiben war da nich viel drin... und nu hab ich ne stelle bei einer kanzlei (ein-frau-kanzlei) und bin auch ganz alleine... das ist jetzt meine dritte woche und ich hab hier auch schon was versaubeutelt...aber da muss man wohl durch... ich denke das man in diese große verantwortung wohl hineinwächst...