Alptraum Azubi-Suche

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Sputnik85
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#61

03.06.2015, 10:35

Sheri-Moon hat geschrieben: Die wenigsten Azubis kriegen heute noch einen Nachmittag frei, dabei fände ich das eigentlich ein Muss, bei der Masse an Lernstoff, die wir haben.
Ich verstehs nicht ganz. Warum sollten Azubis einen Nachmittag frei bekommen? In welchem Berufsfeld ist das denn so? Hab ich noch nicht gehört. Jede Ausbildung ist auf ihre Weise hart. Sicher muss man viel lernen aber das ist für mich noch kein Grund nachmittags mal eben frei zu geben. Vor den Prüfungen ok - aber so in der Schul/Ausbildungszeit? Ne, da geh ich nicht mit.

Hier wurde ja schon geschrieben: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. So ist es und so wird es immer sein.
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likema31
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#62

03.06.2015, 10:43

In den meisten Kanzleien kann man doch seine Schulsachen mitbringen und lernen, wenn nicht viel zu tun ist. Ich kenne jedenfalls keine Kanzlei, bei der das nicht erlaubt ist.

Zu jammern, weil man neben 40 Stunden noch lernen muss - sorry, das geht nicht. Es bleiben die Abende und das Wochenende und ich nehme an, dass man nicht mehr allzu viel lernen braucht, wenn man in der Kanzlei richtig mitarbeitet, wobei das natürlich von der jeweiligen Kanzlei abhängt, aber wenn man dort nichts lernt, muss man woanders hingehen.

Es ist übrigens nicht so schlecht, dass die Ausbildung hart ist - wie auch das Jura-Studium und Referendariat. Denn man hat es in diesem Job mit allen möglichen und unmöglichen Menschen zu tun, dass da ein wenig Abhärtung absolut nicht schadet.
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#63

03.06.2015, 10:47

Also unsere Azubis haben alle ihren freien Nachmittag, auch wenn sie über 18 sind. Dieser wird gestrichen, wenn die Schulleistungen nicht entsprechend sind. Dann verbringen die Azubis den "freien" Nachmittag in der Kanzlei. Allerdings nicht zum Arbeiten, sondern zum Lernen. GSD musste ich in den letzten 10 Jahren diese Zwangsmaßnahme erst 2 x umsetzen.

Aber Sheri-Moon jetzt sei mal ganz ehrlich zu Dir selbst: Du glaubst doch im Leben nicht, dass auch nur ein Azubi den freien Nachmittag zum Lernen nutzt. :lolaway
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Sonnen-Blume

#64

03.06.2015, 11:00

Ich bin seit 9 Monaten ausgelernt und weis noch genau wie es bei mir in der Ausbildung war. Bzw. erstmal eine Stelle zufinden.

Auf meine Ausbildungsstelle bin ich auch nur durch meinen Opa aufmerksam geworden weils nur in der Zeitung stand. Ich hab mich wirklich in jedem Bürojob beworben (Industriekauffrau, Bankkauffrau, Bürokauffrau, etc.). Ich hab glaub um die 50 Bewerbungen geschrieben, teils Mappen teils Mail, und bei über der Hälfte ne Absage bekommen mit der Begründung sie haben schon jemanden (ich war fast ein Jahr vorher dabei mich zu bewerben). Die Bewerbung zur Rechtsanwaltsfachangestellen war die einigste in dem Bereich und da kam dann auch ne Zusage.

Aber ich muss sagen vor der Bewerbung hatte ich keine Ahnung das es diesen Beruf gibt und was man da macht. Ich hab dann halt gegoogelt und so.. Kam dann zu dem Schluss das es bestimmt recht langweilig ist nur den Posteingang, Postausgang, Telefon und so Sachen zumachen. Aber da es die einzigste Zusage war hat man halt angenommen. (Ich hatte nen Schnitt von 2,8. Nicht schlecht aber auch nicht perfekt)
Naja das was ich gedacht habe hat sich dann auch bestätigt. Ich war nur die billige Arbeitskraft und hab halt das gemacht was keine meiner Kolleginen machen wollte. Alles Papier geschreddert, Posteingang, Postausgang, Botengänge, Telefon, Mandantenempfangen, Termine.
Ich hab wirklich nichts gelernt in den 3 Jahren, nur wie man einen Schredder repariert.. Toll.

Aber wechseln wollte ich nicht. Hab immer gedacht wird besser und so. Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke.. Ich würde die Ausbildung nicht nocheinmal machen.

Jetzt bin ich wieder in einer Kanzlei und es fühlt sich so an wie wenn ich nocheinmal eine Ausbildung machen muss weil ich einfach nix weis.
Und die Schule ist da auch nicht unschuldig. Es gibt Lehrer die meinen sie können vom Stoff her nicht auf jeden warten und dann gibt es einen Lehrer der sich nach der Stunde/Schule noch zu einem setzt um Fragen zubeantworten bzw. NAchhilfe gibt.

Ich habe die Erfahrung gemacht das es immer auf die Kanzlei ankommt und vorallem auf die Größe und die Kolleginnen. Den Anwälten ist meistens egal was mit den Azubis passiert was eigentlich echt Schade ist.

Ich könnte noch anfangen euch zu erzählen wie schwer es war nach der Ausbildung ne Stelle zufinden aber des wird dann zu lang und ich lass euch erstmal über das da oben quatschen :D
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Pisten_huhn83
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#65

03.06.2015, 11:07

Nun ja, ich wurde von meiner Ausbildungskanzlei auch nicht sonderlich gut ausgebildet. Ich war immer hinterher, dass mir was beigebracht wurde. Bandschreiben war erst am Ende des 3. Lehrjahres mir erlaubt worden. Aber auch der ganze Rest, wie mache ich einen KFA, warum macht man den überhaupt usw. wurde mir erst später beigebracht. Als ich nach der Ausbildung in eine andere Kanzlei bin, haben die erst einmal meine Lücken geschlossen. Sie haben sogar eine Unterstützung vom AA dafür bekommen.

Ich finde, es wird immer zu schnell über unseren Beruf entschieden, ob man ihn nochmals machen würde oder nicht. Ich kann mit voller Überzeugung sagen, dass ich ihn jederzeit wieder machen würde! Auch wenn ich wirklich doofe blöde Mitazubis hatte und auch die Kolleginnen nicht immer die nettesten waren, so kann ich aber sagen, dass ich mich davon nicht hab unterkriegen lassen! Das hat mich stärker gemacht!
Liebe Grüße

das Pisten-huhn
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#66

03.06.2015, 11:11

Ich find das schon fast "Alltag" was du schreibst, Sonnen-Blume. Viele Chefs - EGAL IN WELCHEM BERUFSFELD - holen sich Azubis für die minderwertigen Arbeiten. Ich selbst habe auch nicht viel gelernt in meiner Ausbildung. Ich hatte dann aber das große Glück danach einen Chef zu finden, der mich alles lehrte was fehlte. Und bei dem hats so richtig Spaß gemacht. Dazu war ich in dem Büro ziemlich auf mich allein gestellt und ich konnte mich richtig entfalten.

Ich glaube (fast) jeder kann über seine Ausbildungszeit schimpfen. Das Leben ist kein Ponyhof, sollte man halt einsehen. Jede Ausbildung ist schwer. Meine damals beste Freundin hatte einen 1er Durchschnitt und hat Industriekauffrau gelernt, die hat auch oft viel lernen müssen und geschnauft. Das ist halt einfach so.

PS: ich würde diese Ausbildung jederzeit wieder machen!
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Fräulein Fit

#67

03.06.2015, 11:13

Pisten_huhn83 hat geschrieben:Nun ja, ich wurde von meiner Ausbildungskanzlei auch nicht sonderlich gut ausgebildet. Ich war immer hinterher, dass mir was beigebracht wurde. Bandschreiben war erst am Ende des 3. Lehrjahres mir erlaubt worden. Aber auch der ganze Rest, wie mache ich einen KFA, warum macht man den überhaupt usw. wurde mir erst später beigebracht. Als ich nach der Ausbildung in eine andere Kanzlei bin, haben die erst einmal meine Lücken geschlossen. Sie haben sogar eine Unterstützung vom AA dafür bekommen.

Ich finde, es wird immer zu schnell über unseren Beruf entschieden, ob man ihn nochmals machen würde oder nicht. Ich kann mit voller Überzeugung sagen, dass ich ihn jederzeit wieder machen würde! Auch wenn ich wirklich doofe blöde Mitazubis hatte und auch die Kolleginnen nicht immer die nettesten waren, so kann ich aber sagen, dass ich mich davon nicht hab unterkriegen lassen! Das hat mich stärker gemacht!

Also ich muss sagen, ich wurde ziemlich schnell ins kalte Wasser geworfen damals, wirkliche Hilfe von meiner damaligen Kollegin konnte ich in Bezug auf "Fach"fragen nicht erwarten, weil sie irgendwie selber kaum/nichts wusste :pfeif
Man muss auch irgendwo ein gewisses Eigeninteresse entwickeln. Über meine Schule kann ich jetzt nicht klagen, es gab natürlich auch schlechte Lehrer, aber im allgemeinen ist mir die Ausbildung nicht sooooooo schwer gefallen.

Hatte damals aber auch Mitschüler, die auch erst ab dem 3. Lehrjahr schreiben durften etc. Konnte ich auch nicht nachvollziehen!
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Ciara
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#68

03.06.2015, 11:15

Nachdem ich nach 1,5 Jahren gemerkt habe, dass ich auf der Stelle trete und nichts Neues lerne, habe ich mir glücklicherweise ein neues Büro gesucht. Da war es nicht einfach, weil meine Kollegin sich irgendwie groß aufspielen musste und erst einmal gemekert hat und es nicht einsehen wollte, wenn ich als Azubi was besser wusste. Irgendwann merkte sie aber, dass ich doch ganz fit bin im z. B. Gebührenrecht und schon konnten wir gut miteinander arbeiten. Da habe ich dann glücklicherweise auch was lernen dürfen.
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#69

03.06.2015, 11:42

Ich habe in meiner Ausbildung von 9-18 Uhr gearbeitet - auch am Freitag, war in der Regel um 19.00 daheim und hatte nie einen Nachmittag frei. Und damals gab es auch nur 2. Ausbildungsjahre.
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#70

03.06.2015, 12:30

samsara hat geschrieben:Ich habe in meiner Ausbildung von 9-18 Uhr gearbeitet - auch am Freitag, war in der Regel um 19.00 daheim und hatte nie einen Nachmittag frei. Und damals gab es auch nur 2. Ausbildungsjahre.
Ging mir genauso, von einem freien Nachmittag war nie die Rede. Dazu waren wir auch nur zu zweit in der Kanzlei, sodass ich in Urlaubszeiten auch die Vertretung alleine machen musste. Außerdem bin ich mit 17 ausgezogen und habe in meiner Ausbildung alleine gewohnt, sprich Haushalt, Einkaufen etc. waren auch zu erledigen. Die Schule war auch noch so weit weg, dass ich morgens um 5 Uhr auf den Zug musste an den Schultagen. Naja, das soll jetzt kein Wettbewerb werden, wer es wie hart hatte in der Ausbildungszeit. Ich habe es zur der Zeit ehrlich gesagt auch gar nicht so schlimm gesehen, irgendwie hat man es doch alles unter einen Hut bekommen.

Heutzutage "verweichlichen" viele schon ziemlich. Das ist nicht böse gemeint, ich denke das hat sich mit der Zeit so entwickelt. Aber bei uns hieß es auch vom Umfeld (Eltern, Lehrer usw.) "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" und so hat man sich halt durchgebissen. Heute glaube ich ist die Einstellung von vornherein (nicht nur bei Auszubildenden) etwas anders. Hinzu kommt, dass viele keine Abstriche in ihrer Freizeit etc. machen wollen. Der Weg zur Arbeit soll nicht zu weit weg sein, man möchte genügend Zeit für Freizeitaktivitäten haben usw. Ich habe selber gemerkt, dass sich meine Denkweise dahingehend geändert hat.

Auszubildende selber haben wir hier keine, deswegen kann ich zum dem aktuellen Stand nichts sagen. Ich habe mich aber neulich mit einer ReFa unterhalten (die hatte in einer Kanzlei über uns gearbeitet und wurde oder hat gekündigt). Sie war wieder auf Jobsuche und sagte dann "ich hatte neulich ein Vorstellungsgespräch, aber die haben von mir verlangt dass ich zur Arbeit im Businesslook komme, da habe ich gleich abgesagt, da bin ich lieber noch arbeitslos". Über so eine Einstellung konnte ich auch nur staunen!
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