Alptraum Azubi-Suche

Für Themen rund um die Berufsausbildung Rechtsanwaltsfachangestellte / Rechtsanwaltsfachangestellter. Bitte hier KEINE Fachfragen stellen, sondern dafür den richtigen Unterbereich wählen.
Benutzeravatar
Lämmchen
Foreno-Inventar
Beiträge: 2916
Registriert: 29.04.2009, 11:04
Beruf: Gepr. ReFaWi
Software: Ikaros

#231

30.07.2015, 17:48

Kobudo hat geschrieben: Zum topic: Sich auf dem altbekannten Spruch "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" auszuruhen und den Azubis damit einen auskömmlichen Verdienst absprechen zu wollen, ist eine Frechheit. Und genauso die Argumentation, dass es ja noch Sozialleistungen gibt. Die Ausbildungsbetriebe sollten nunmal Verantwortung übernehmen - und eben auch finanziell. Und wenn sie wegen zu hoher Azubigehaltszahlungen nicht ausbilden wollen, ist das ein Armutszeugnis.

Dass die Ausbildung zum/zur Rechtsanwaltsfachangestellten schlecht bezahlt ist, ist kein Geheimnis mehr. Dass sich die entsprechenden Bewerber nicht gerade die Klinke in die Hand geben, ist nachvollziehbar. Genauso auch die fehlende Motivation. Die Ausbildung läuft immer mehr nach dem Motto höher, schneller, weiter. Dagegen ist bei der Bezahlung die Untergrenze gerade gut genug.
Ich sehe das anders. "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" trifft völlig zu. Man kann während der Ausbildung nunmal kein Gehalt einer ausgelernten Kraft zahlen. Es ist immer noch eine Ausbildung in der der Azubi (ich rede jetzt von einer richtigen Ausbildung!) ganz viel lernen soll. Das heißt im Klartext aber auch, dass eine ausgelernte ReFa, die die Ausbildung in der Praxis übernimmt, ständig am Erklären, Zeigen und Kontrollieren ist. Für mich hieß das immer, dass ich in der normalen Arbeitszeit den Azubi ausgebildet und meine normale Arbeit hinten rangestellt habe. Und ja, für die Lehrzeit kann es nur ein Azubigehalt geben. Dieses wird übrigens in Berlin in einigen Kanzleien erheblich angehoben und liegt schon einiges über den Kammerempfehlungen.

Ich denke auch, dass man währen der Ausbildung auch Arbeiten übernehmen muss, die eher weniger angenehm sind. Dabei denke ich z.B. auch mal an einen ganzen Tag vorm Kopierer - solange das nicht ständig ist. Das zähle ich auch zu dem von Dir genannten Spruch.

Im Übrigen kann ich likema völlig verstehen, wenn sie schreibt, dass die Bezahlung teilweise ein Problem ist. Gerade als Einzelkämpfer, der sich erst einmal einen festen Mandantenstamm aufbauen muss, ist das meistens gar nicht möglich.
Liebe Grüße

Das Lämmchen Bild
Fräulein Fit

#232

30.07.2015, 18:38

Also ich stimme Lämmchen da völlig zu. Was nützt es 'großes' Geld zu zahlen, wenn man nichts kann. Und man kann halt einfach nichts wenn man die Ausbildung anfängt. Ich sehe es jetzt an meiner Kollegin, sie kommt gerade aus der Ausbildung und bekommt das selbe wie wir alle, können kann sie nichts. Fair ist es nicht, sind aber Tarifverträge. Aber dadurch meint sie, einen auf dicke Hose machen zu können.

Die Ausbildung ist nicht nur dazu da den Beruf zu lernen, sondern auch den Umgang mit Geld! Das ist meine Meinung. Man kann nicht bei jedem eine gute Erziehung in Bezug auf Geld voraussetzen.
Beruf hin oder her, es geht um das Lernen fürs Leben, ich sehe da nicht nur die 'einfache' Ausbildung an sich.

Ich weiß nicht ob klar wird worauf ich hinaus will, finde gerade nicht die richtigen Worte.
Benutzeravatar
skugga
Teilzeittrollin
Foreno-Inventar
Beiträge: 2992
Registriert: 04.04.2006, 22:32
Beruf: ReFa
Software: RA-Micro
Wohnort: Jepp, durchaus.

#233

30.07.2015, 21:57

Lämmchen hat geschrieben:
Kobudo hat geschrieben:Ich denke auch, dass man währen der Ausbildung auch Arbeiten übernehmen muss, die eher weniger angenehm sind. Dabei denke ich z.B. auch mal an einen ganzen Tag vorm Kopierer - solange das nicht ständig ist. Das zähle ich auch zu dem von Dir genannten Spruch.

Im Übrigen kann ich likema völlig verstehen, wenn sie schreibt, dass die Bezahlung teilweise ein Problem ist. Gerade als Einzelkämpfer, der sich erst einmal einen festen Mandantenstamm aufbauen muss, ist das meistens gar nicht möglich.
Übers Kopieren hätte ich mich seinerzeit (88 - 91) gar nicht beschwert - aber was ich damals gemacht habe, war a) mich quasi selbst auszubilden und b) die komplette Arbeit einer ausgebildeten Kraft; und, wie gesagt, ist ja schon was her, damals gabs im 3. Ausbildungsjahr 530 Mark. Auch bei den heutigen Vergütungen in Euro ist das nicht angemessen.

Wenn die Bezahlung auch mit abgeschlossener Ausbildung ein Problem ist, dann kann ich nur das sagen, was ich hier schon rauf- und runtergebetet habe: Wer sich keine Angestellten leisten kann, der hat halt auch keine. Punkt. Dann muss ich halt selbst schreiben, selbst telefonieren, selbst kopieren. Aber mit Sicherheit nicht Fachangestellte veräppeln, die von ihrem Gehalt leben müssen - und auch es auch nicht darauf anlegen, dass die am End' aufstocken müssen. DAS ist nämlich eine Frechheit denjenigen gegenüber, die im Sozialversicherungssystem drin sind. In anderen Worten: Wenn ich nicht das Geld hab, mir was zu kaufen (hier: Arbeitskraft), dann mach ich das halt auch nicht. Und wenn ichs mache, dann zahl ich angemessen dafür.

Warum sollte ich diejenigen bemitleiden, die sich ihre Selbstständigkeit ausgesucht haben?
Milchreis schmeckt ganz vorzüglich, wenn man ihn kurz vor dem Verzehr durch ein saftiges Steak ersetzt.
Benutzeravatar
13
NORTHERN DINO
NORTHERN DINO
...ist hier unabkömmlich !
Beiträge: 17711
Registriert: 02.04.2006, 21:36
Beruf: Dibbel-Ribbel i.R.
Wohnort: Siehe Flagge

#234

30.07.2015, 22:14

Man kann wohl nicht die eine oder andere Extremseite pauschal als zutreffend bezeichnen. Die Wahrheit liegt wie meistens eher in der Mitte.

In meinem Beritt gab es Anwälte, die haben nur mit Azubis gearbeitet, um viel Geld zu sparen. Schlechte Ausbildung, Prüfung mit Ach und Krach bestanden und sofort entlassen. Dass solche Leute überhaupt ausbilden dürfen ist eine Zumutung. Und dementsprechend sah auch die Bezahlung aus. Das war keine Ausbildung, sondern "moderne Sklaverei" würde eher zutreffen.
Ebenso unzumutbar ist es, wenn ein Vater seine Tochter aus dem Ausbildungsverhältnis herausholen muss, weil sie morgens um halb 6 im Büro zu sein hatte, um "aufzuklaren". Der RA war Vollalkoholiker und lag um die Zeit schon hinterm Schreibtisch in seinem Erbrochenen. Noch Fragen?

Aber genauso gibt es - wie schon erwähnt - die lustlosen Typen, die sich freuen, einen Platz im Trocknen ergattert zu haben, Lernwilligen die Stelle wegnehmen oder blockieren und dann mit Pauken und Trompeten scheitern, weil sie nur Freund, Party und WE im Kopf haben. Auch so etwas gehört umgehend gefeuert.

Wenn sich beide Seiten korrekt verhalten und sich bemühen, das Beste zu geben, dann gibt es auch keine Schwierigkeiten. Soweit die Theorie... :pfeif :roll:
Zuletzt geändert von 13 am 31.07.2015, 11:33, insgesamt 2-mal geändert.
~ Grüßle ~
BildBild Bild

Bild

Veni, vidi, violini (Ich kam, ich sah, ich vergeigte)... :roll: 257

>>> Bitte keine Sachfragen per pN.
Nutze das Forum zum Vorteil aller! <<<
Benutzeravatar
dundine
Daueraktenbearbeiter(in)
Beiträge: 370
Registriert: 29.03.2006, 18:09
Beruf: Rechtsanwaltsfachangestellte
Wohnort: Remagen

#235

31.07.2015, 07:49

Bei meiner Ausbildung hab ich auch nur 290 EUR/330 EUR/380 EUR oder etwas in der Größenordnung bekommen. Davon einen Haushalt zu führen war nur mit Nebenjob möglich. War eine verdammt anstrengende Zeit. Und das, was ich in der Ausbildung innerhalb der Kanzlei gelernt habe... Naja... Im ersten Jahr das Schreiben nach Diktat und kopieren.. Fachlich hab ich wirklich erst etwas ab dem 1,5. Lehrjahr gelernt, als mein damaliger Chef alle anderen Angestellten in der Kanzlei entlassen hat. Wenn ich Fragen hatte, sollte ich zu ihm kommen, aber er war selber total überfordert von der Arbeit. Also blieb mir nur das Selbststudium bzw. hier zu fragen. Und ich bin froh, dass ich so ins kalte Wasser geworfen wurde, sonst hätte ich dort vermutlich gar nichts mitnehmen können. Als ich dann ausgelernt hatte, kamen direkt meine "billigen" Nachfolgerinnen... Keiner mehr da, der denen was zeigen konnte. Eine (die auch was auf dem Kasten hatte), ging dann selber, die andere war nicht die hellste Kerze auf der Torte... Ende vom Lied, der Anwalt hat keine Zulassung mehr soweit ich weiss...

Ich weiß noch, dass in meiner Berufsschulklasse viel Azubis nur "gehalten" wurden als billige Arbeitskräfte für nervige Aufgaben. Aber eine richtige fachliche Ausbildung gab es leider bei den wenigsten... Eigentlich eine Schande.... Kein Wunder, dass viele angehenden Refas dann irgendwann alles hinschmeißen. Vor allem weil die Ausbildungsvergütung in anderen Jobs (damals hatte ich es im Einzelhandel mitbekommen) teils doppelt oder noch höher war und unsere Aufgaben ja durchaus nicht ohne Verantwortung sind... Für mich nicht nachvollziehbar!!!

Drum bin ich meinem derzeitigen Minijob-Chef sehr dankbar, dass er die Aufgaben einer Refa realistisch sieht und auch entsprechend zahlt.
Fräulein Fit

#236

31.07.2015, 09:17

13 hat geschrieben:

Wenn sich beide Seiten korrekt verhalten und sich bemühen, das Beste zu geben, dann gibt es auch keine Schwierigkeiten. Soweit die Theorie... :pfeif :roll:

:dito
Benutzeravatar
Andy66
Daueraktenbearbeiter(in)
Beiträge: 356
Registriert: 11.03.2013, 08:47
Beruf: Rechtsfachwirtin
Software: Advolux

#237

02.08.2015, 13:24

Ich denke, die Lebensumstände haben sich in den letzten 30 Jahren doch sehr geändert, daher ist es schwierig, die Lehrzeiten Anfang der 80er Jahre mit den jetzigen Umständen zu vergleichen. Meine Lehrzeit begann 1982, ich hatte im 1. Lehrjahr DM 350,00 und im zweiten DM 400,00 zzgl. Fahrtkostenerstattung. Ich war damals allerdings auch erst 16 und habe bis nach Abschluss der Lehre daheim gewohnt, daher war das geringe Gehalt nicht das große Problem.

Es gab damals wie heute Kanzleien, die gut ausgebildet haben und solche, in denen die Azubis als billige Arbeitskräfte verbrannt wurden. Auch die Bezahlung nach der Lehre war damals stellenweise echt lausig. Soweit also keine großen Neuigkeiten.

Das Problem, das ich immer wieder sehe, ist, dass insgesamt noch starke Hierarchien herrschen. Sehr viele Anwälte können Meinungen oder Fachwissen neben dem eigenen, das von Nichtstudierten kommt, nicht annehmen. Ich lese immer wieder hier im Forum "Ich habs ihm/ihr gesagt, dass das so nicht geht, er/sie will aber nicht hören". Ich meine damit nicht, dass ich dem Anwalt in seine eigene Arbeit reinrede, sondern dass bitteschön das, was ich gelernt und jahrelang ausgeübt habe, worin ich Erfahrung habe, auch angenommen werden soll. Denn im Idealfall ergänzen sich Anwalt und Fachangestellte zum Nutzen der Kanzlei. Und wenn man diesen Mehrwert nicht sehen will, will man natürlich auch nicht dafür zahlen.

Die Ausbildung der Anwälte zielt noch immer auf das Richteramt, von Büroorganisation, Buchführung, Steuern, Kostenrecht und ZV erfahren sie wenig bis gar nichts im Studium. Wenn sich so jemand dann, nach meiner Ansicht völlig unverantwortlich, einen Azubi für die Drecksarbeit holt, weil er eine ausgebildete Kraft nicht zahlen kann oder will, kann die Ausbildung nicht erfolgreich sein.

Ich wäre dafür, dass Anwälte nur dann ausbilden dürfen, wenn sie zumindest eine ausgebildete Fachkraft mit Berufserfahrung in der Kanzlei vorweisen können. Denn wie will denn ein Anwalt eine Fachangestellte ausbilden, wenn er von ihren Tätigkeiten keine Ahnung hat? Anwälte wissen nicht das Gleiche wie Fachangestellte + X, sondern was ganz Anderes mit gewissen Überschneidungen.
Erfahrung ist das, was man bekommt, wenn man das was man will nicht kriegt
Ernie

#238

02.08.2015, 20:04

Andy66 hat geschrieben:Ich wäre dafür, dass Anwälte nur dann ausbilden dürfen, wenn sie zumindest eine ausgebildete Fachkraft mit Berufserfahrung in der Kanzlei vorweisen können.
Aber auch eine Fachangestellte ist kein Garant für eine vernünftige Ausbildung nach Ausbildungsrahmenplan.
Benutzeravatar
Lämmchen
Foreno-Inventar
Beiträge: 2916
Registriert: 29.04.2009, 11:04
Beruf: Gepr. ReFaWi
Software: Ikaros

#239

02.08.2015, 20:26

Ernie hat geschrieben:
Andy66 hat geschrieben:Ich wäre dafür, dass Anwälte nur dann ausbilden dürfen, wenn sie zumindest eine ausgebildete Fachkraft mit Berufserfahrung in der Kanzlei vorweisen können.
Aber auch eine Fachangestellte ist kein Garant für eine vernünftige Ausbildung nach Ausbildungsrahmenplan.
:zustimm Und es gibt auch Anwälte, die großartig ausbilden können. Mein Chef hat mich neben seiner Refa auch selbst super ausgebildet.
Liebe Grüße

Das Lämmchen Bild
Jupp03/11

#240

02.08.2015, 21:23

Was die letzten Beiträge mit dem Thema zu tun haben soll, vermag ich nicht zu erkennen. Das Thema gehört geschlossen, da es ausgeschrieben ist, ohne den Kern zu erkennen. Und es wäre geschlossen worden, wenn ich -wie früher- rund um die Uhr in diesem Forum wäre.

Wenn es weiter aufbleiben sollte, sollte die Überschrift des Themas ergänzt werden, indem man folgende Worte vorn anstellt:

Erziehung und das Ergebnis: ...

Das Thema ist im übrigen ein Unding für diejenigen Lehrlinge, die hier angemeldet sind. Denn von diesen gibt es lesbare und gute Beiträge.
Gesperrt