Die Suche nach einem Azubi!

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Eve80
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#11

16.04.2014, 08:02

Hat er schon mal in Erwägung gezogen, ein Praktikum währen der Ferien anzubieten und zwar denen, die jetzt nicht sonderlich glänzen in der Schule?

Ich versteh schon, dass man auf die Noten schaut, irgendwo muss man sich ja orientieren, aber dass - überspitzt gesagt - eine 1 in Erdkunde gegen eine 5 in Bio "gewinnt", obwohl beides für den Beruf überhaupt nicht notwendig ist, ist schon anmaßend.
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Lämmchen
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#12

16.04.2014, 08:43

Kitty on the road hat geschrieben:Ich persönlich bin deswegen schon der Meinung, dass man an den Ergebnissen der Ausbildung einschätzen kann, ob derjenige in seinem Beruf etwas kann oder nicht.
Hier widerspreche ich ganz klar. Ich war in der (Berufs) Schule stinkend faul. Es hat mir einfach keinen Spaß gemacht. Somit hatte ich einen mittelmäßigen Abschluss, der aber ganz klar nichts über mein berufliches Können sagt.

Ähnlich sehe ich das bei Azubis. Bei uns werden am liebsten auch nur 1-er Abiturienten eingestellt. Die Noten sagen rein gar nichts darüber aus, ob man für den Beruf "geschaffen" ist oder nicht. Dass eine 5 in Deutsch nicht geht, ist klar. Ich denke, hier muss ein Mittelweg gefunden werden, die Noten sollten "ok" sein, aber der Bewerber muss einfach auch passen.
Liebe Grüße

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niva
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#13

16.04.2014, 08:52

Hätte meine Ausbildungskanzlei auf die Noten geschaut, hätte ich diesen Beruf auch nie gelernt. :pfeif ich hab gleich im Bewerbungsschreiben ein Praktikum angeboten und das hat wohl überzeugt. :mrgreen: ich bin froh, dass ich die Chance bekommen habe, trotz schlechter Noten einen Ausbildungsplatz zu bekommen und da hab ich mich dann richtig reingehängt, eben weil ich erlebt habe, wie schwer es war eine Stelle zu finden, wenn man miese Noten hat.

als damals während meiner Ausbildung noch eine Mit-Azubine gesucht wurde, wurden wir von Bewerbungen überschwemmt. Chef ging dann erstmal nach dem Foto. :roll: aber die Jahre danach in den verschiedenen Kanzlei, war es immer eine Katastrophe, wenn Bewerbungen überhaupt eingingen. wenn dann welche kamen, dann waren die wirklich... ich finde da echt keine Worte für... das "Bewerbungsbild" stammte aus dem Urlaub (z.B. mit irgendner Stadt als Hintergrundkulisse oder Handybild mit mieser Kamera u.ä.), unvollständige Sätze, katastrophale Rechtschreibung... ein Jahr lang hatte meine Chef sogar komplett auf einen Azubi vernichtet, weil einfach nichts auch nur annähernd brauchbares dabei war.

unsere neue Azubine, die ab Sommer hier anfangen wird, war letztes Jahr als Schülerpraktikantin hier. ihr hat es hier so gut gefallen, dass sie sich entschieden hat, Refa zu werden und uns hat sie so gut gefallen, dass wir ihr eine Ausbildungsplatz angeboten haben.
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Eve80
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#14

16.04.2014, 09:02

Eien 5 in Deutsch sagt auch nichts darüber aus, ob man Rechtschreibung und Grammatik beherrscht, genauso wenig, wie eine 5 in Mathe etwas darüber aussagt, ob man die Grundrechenarten, Prozentrechnen und Dreisatz beherrscht :wink:

Ich hab meinen Ausbildungsplatz damals übrigens mit ner 5 in Mathe und ner 3 in Deutsch bekommen...
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Kanzleihund
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#15

16.04.2014, 12:51

Andererseits weiß ich nicht, ob man Jugendlichen mit schlechten Noten (evtl. noch in der Hauptschule) einen Gefallen tut, wenn man sie als Refa-Azubi einstellt. Klar gibt es immer die berühmten Ausreißer, die in der Schule einfach nur zu desorientiert oder zu faul waren. Aber die Ausbildung ist doch recht anspruchsvoll und meist quälen sich die Azubis, die schon in der Schule nicht ganz so gut waren, dann auch mächtig durch die Ausbildung. Andere Berufe würden dann vielleicht zu mehr Zufriedenheit auf allen Seiten führen.
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#16

16.04.2014, 12:54

niva hat geschrieben:unsere neue Azubine, die ab Sommer hier anfangen wird, war letztes Jahr als Schülerpraktikantin hier. ihr hat es hier so gut gefallen, dass sie sich entschieden hat, Refa zu werden und uns hat sie so gut gefallen, dass wir ihr eine Ausbildungsplatz angeboten haben.
Und so war es mit dem Ex-Azubi und jetzigen Kollegen (und No-Azubi ;)) ja auch - er war zum Praktikum da, war klasse, er hatte Spaß dran, kam freiwillig noch in den Ferien zum Helfen - und ich hab solange die Chefin mürbe gequasselt, bis sie ihn als Azubi eingestellt hat. Eigentlich wollte sie nämlich nach den Erfahrungen mit seinen Vorgängerinnen gar keine Azubis mehr einstellen...
Milchreis schmeckt ganz vorzüglich, wenn man ihn kurz vor dem Verzehr durch ein saftiges Steak ersetzt.
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#17

16.04.2014, 14:30

[quote="jule88"]

Man könnte grad meinen, unser Beruf ist am Aussterben.

[/quote]

Das denke ich manchmal auch. Noch vor ein paar Jahren flatterten bei uns reichlich Azubi-Bewerbungen, auch Initiativ-Bewerbungen, ein oder es wurde telefonisch nachgefragt, ob wir ausbilden. Das wurde von Jahr zu Jahr weniger. Eine Freundin von mir (auch ReFa) meinte neulich, das wäre in ihrer Kanzlei auch so.
Wir bilden aber auch schon seit ein paar Jahren nicht mehr aus. Unsere letzte Azubine war ganz toll, die hatte vorher auch ein Praktikum bei uns gemacht und so hatten wir uns entschlossen, sie auszubilden. Aber alle, die sich danach bei uns beworben hatten, sind durchs Raster gefallen. Nicht (nur) wegen der Zensuren, wobei ich schon finde, dass eine gute Zensur zumindest in Deutsch nicht schaden kann, sondern vielmehr wegen der Bewerbung an sich, so wie es hier auch schon ein paar Leute geschrieben haben.

Ich habe das letzte Kammerrundschreiben leider nicht mehr da, aber ich hab da neulich reingelesen, wie viele Azubis ihre Ausbildung (in MV) beendet haben und mit welchen Ergebnissen die einzelnen Schulen abgeschnitten hatten. Da war ich sehr erstaunt, wie wenige Azubis da verzeichnet waren. Ich kann mich erinnern, dass das zu meiner Zeit (lang ist's her) deutlich mehr Leute waren. Eine bedenkliche Entwicklung, finde ich.
katinka0508
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#18

16.04.2014, 15:38

Ach ich kenn das auch...

Unseren jetzigen Azubi haben wir auch Probearbeiten lassen.
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir drei Bewerber. Alle drei waren jeweils eine Woche da.
Dann wurden wir (die ReFas) um unsere Meinung gefragt und wir waren uns alle einig, welche wir gerne hätten. Tja, die wurde nicht genommen, sondern die Abiturientin, die Jura studieren will...
Wir hatten ihm nach dem Probearbeiten schon gesagt, dass sie sich sehr leicht ablenken lässt, wenig sagen lässt und man ihr die Schuhe unterm Gehen binden kann...
Jetzt haben wir sie an der Backe und können uns rumärgern und dem Chef ist es egal... Auch all unsere Beschwerden...

Derzeit suchen wir für dieses Jahr eine Azubine. Jetzt hat sich tatsächlich eine beworben, die eine Umschulung machen will, weil sie aufgrund ihres Rückenleidens nicht mehr in ihrem jetzigen Beruf arbeiten kann. Achja, sie ist im übrigen schwanger. Das Kind kommt Ende Mai. Die gute Frau ist alleinerziehend, aber sie meint, dass geht schon. Einen Kita-Platz wird sie schon bekommen. :shock:
Aber das Schöne daran ist, dass unser Chef eine sehr soziale Ader hat und sie gerne einstellen will. Aja, Probearbeiten geht nicht, weil sie derzeit krankgeschrieben ist und dann in Mutterschutz geht.
Ich weiß nicht, ob ich weinen oder lachen soll....
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#19

16.04.2014, 17:00

@ katinka0508:

Du hast mein vollstes Mitgefühl. Hältst Du uns auf dem Laufenden, wie es weitergeht? *gespanntbin*

Es tut mir leid das zu sagen, aber mich wundert es gar nicht, dass die Rechtsanwälte und Notare Schwierigkeiten haben, Azubis zu finden.

Es gibt generell mehr offene Azubi-Stellen - ich denke in allen oder den meisten Branchen - als Bewerber. Und wer macht da wohl das Rennen? Bestimmt nicht unsere mies bezahlte Branche. Wenn ich hier teilweise die Stundenlöhne bzw. Monatsgehälter lese, können wir uns bestimmt ganz hinten anstellen. Wem will man da guten Gewissens zu dieser Ausbildung raten? Ich würde es mir jedenfalls zweimal überlegen, ob ich jemand raten würde in unserer Branche zu lernen, weil brotlose Kunst.

Ist doch klar, dass die fähigen und lernwilligen Schulabgänger sich nach lukrativeren Ausbildungsgängen umschauen und für die Rechtsanwälte/Notare der "Rest" übrig bleibt (Entschuldigung, wenn das abfällig klingt, aber ich denke es entspricht der Realität - leider). Klar ist Geld nicht alles und der Beruf muss auch Spaß machen, aber wer fängt denn heute nach der Ausbildung mit 1.300, 1.400, 1.500 brutto an? Nur die anderen - auch schlecht da stehenden - Branchen wie Ärzte/Zahnärzte/Frisöre. Die suchen auch händeringend passende Azubis.

Solange unsere Chefs nicht endlich mal umdenken und gute Arbeit zu schätzen wissen (auch finanziell!) ändert sich nix. Mir tun nur die Angestellten leid, die das Ergebnis dieser Einstellung auszubaden haben, nämlich sich ohne oder mit ausbildungsunfähigen Azubis rumschlagen müssen.

So - das war das Wort zum Mittwoch. Ich wünsche Euch einen wohlverdienten, sonnigen Feierabend :huepf ...

PS. Wir haben keine Azubis. Aber das hat andere Gründe.
diana1977
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#20

16.04.2014, 18:51

Bei uns ist es leider auch schwierig den passenden Azubi zu finden. Offensichtlich suchen mehr Anwälte einen Azubi als Bewerber vorhanden sind.

Ich habe ein wenig ausgesiebt (Kandidaten, welche mit Realschulabschluss überwiegend Note 3 und schlechter haben). Alle Restlichen habe ich zum Probearbeiten eingeladen. Davon taugte nur eine. Und diese hat nun festgestellt, dass diese Ausbildung sie nicht glücklich machen würde. Phu, ich bin genervt... :twisted:

Letztendlich sind Chef und ich einer Meinung: Entweder wir finden einen Azubi, welcher passt und wir bilden nicht aus.
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