Große Schwierigkeiten mit Lehrmädchen!

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sima68
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#61

22.04.2009, 14:01

Hallo ihr leidgeprüften Ausbilder/innen,
ich wollte nur mal kurz meinen Senf dazu geben. Ich bilde regelmäßig seit 15 Jahren aus und habe dieses Jahr auch mein "blaues Wunder" mit einer Azubine erlebt. Alles in allem lief auch alles gut ab bis auf dieses Jahr. Wir sind zu dritt im Büro. Eine Kollegin hat letztes Jahr ausgelernt und wurde übernommen (sie ist 20 J. geworden); super Kollegin und dadurch, dass ich sie angelernt habe, haben wir die gleiche Arbeitseinstellung und sind ein gut eingespieltes Team. Nun kam die neue Azubi dazu und wurde ebenfalls im gleichen Sinne von uns angelernt. Das erste Jahr war auch okay. Dann fing sie an, sich ausgegrenzt zu fühlen. Wir haben einen so ähnlichen Ton wie bei floppy, locker, viel Lachen und trotzdem ranklotzen, wenn es Arbeit gibt. Die Azubi ist aus dem Berliner Raum zugezogen und zu allem Übel auch noch aus der Gegend, wo auch unser Oberboss in seiner Jugend gelebt hat. Nun hat der Boss ein Faible für die Azubi entwickelt und diese nutzt dies so aus, dass es vor Ostern noch zum Eklat gekommen ist. Einzelheiten möchte ich euch ersparen. Da der Chef bereits wegen einer anderen Azubi (vor vier Jahren) in ähnlicher Weise seine Beschützerinstinkte rausgekehrt hatte, war hier Ärger natürlich vorprogrammiert. Die jetzige Azubine hat die Rückendeckung vom Chef. Es läuft aber so ab, dass sich arbeitstechnisch nichts zu Schulden kommen lässt, aber menschlich ist es nicht zum aushalten. Bei jedem etwas rennt sie zu ihm und berichtet, dass sie von uns nicht angenommen werde, sie armes Würstchen hat Heimweh pp. Sie macht dieses Jahr ihre Prüfung (zieht vor, weil sie Abitur hat), schreibt nur 1 und 2. Mein Chef ist wirklich um ihr Wohlergehen besorgt und ist der Meinung, sie könne die Prüfung evtl. nicht schaffen und wir müssten sie alle unterstützen. Ich kann das nicht mehr hören. Mit dieser Meinung steht er auch ziemlich alleine da.

Nun denn bin ich nach dem letzten Vorfall zum Oberboss rein und habe ihm vorgeworfen, dass er an dieser Situation die wesentliche Hauptschuld trägt und er die Angestellten unterschiedlich behandelt. Wenn die neu ausgelernte Kollegin einen Fehler macht, dann ist das eine mittlere Naturkatastrophe; wenn aber die Azubi einen weitaus gravierenderen Fehler macht, dann "ach macht doch nichts, du machst genauso viele Fehler wie die anderen auch, kein Problem". Die besagten Samthandschuhe.

Auf jeden Fall ist es nun so weit, dass ich offiziell angekündigt habe, die Azubi nicht mehr ausbilden zu können, da der Chef immer eine andere Order gibt und ich mich aus dem Ausbildungsverhältnis zurückziehe. Es fand eine große Bürobesprechung statt, in der alle vier Chefs und ich zugegen waren und die Angelegenheit mal richtig zur Sprache kam. Ich habe dem Oberchef gesagt, was ich von der ganzen Situation halte und dass er der Auslöser der Probleme im Sekretariat ist (Nichtgleichbehandung der Angestellten, schlechte Stimmung, ich muss wieder für Harmonie sorgen = Feuerlöscher vom Dienst). Der Herr sieht das ganz anders. Zum Glück waren die anderen drei RAe (meine Nebenchefs) meiner Meinung, so dass er - eher widertrebend - versprochen hat über die Sache nachzudenken. ES kommt zwar nichts bei heraus, aber die anderen Chefs wissen jetzt genau wie es bei uns steht.
In den nächsten Wochen soll eine weitere Besprechung stattfinden und ich soll sagen, was ich mir für Veränderungen wünsche, damit ich weiterhin für sie arbeite.
Soll ich allen Ernstes sagen, dass ich den Oberboss weg haben möchte, die Azubi auch und alles beginnt von Neuem? Wohl nicht machbar, zumal der Chef bereits 65 J. ist und das Büro gegründet hat. Naja, mal sehen was passiert.
So, soweit mein seelischer Erguss; sorry musste das auch mal loswerden.

Im Moment herrscht mit der Azubi ein Waffenstillstand, das arme "Mäuschen" ist ja so nett zu uns, wir zu ihr natürlich auch, aber wer zum Chef rennt wegen einer Nichtigkeit und nicht die direkte Aussprache sucht und es soweit kommen lässt, dass ich keinen Frieden mehr in einem Büro habe, indem ich bereits seit zwei Jahrzehnten arbeite, kann im Moment auch nichts von mir erwarten.
Ist das zu hart?
Liebe Grüße und danke für Eure Geduld
Sima68
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skugga
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#62

22.04.2009, 14:31

sima68 hat geschrieben:Ist das zu hart?
Nö. In dieser Situation ist das eher verständlich.
Milchreis schmeckt ganz vorzüglich, wenn man ihn kurz vor dem Verzehr durch ein saftiges Steak ersetzt.
Floppy
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#63

22.04.2009, 15:03

Hi Sima!

Kann Deine Situation wirklich gut nachvollziehen. Man steht da wirklich oft alleine da - die ach so tollen Arbeitsrechtler sind nämlich wenns ums eigene Büro geht wirklich nicht zu gebrauchen.

Naja, nur kurz zur Mitteilung des derzeitigen Verfahrensstandes :wink:

Unser Problem-Azubi spricht wieder - ein Wunder ist geschehen. Sie hat uns nach einem Kurzurlaub einfach auf normaler Ebene angesprochen und ein bischen von ihrem Urlaub erzählt.

Naja, sie hat wohl versucht das Eis zu brechen, würde ich meinen. Auf jeden Fall scheinen meine Worte vorm Chef bei ihr doch was bewirkt zu haben. Sie bearbeitet die Angelegenheiten nun selbstständig, zwar legt sie mir diese wie es auch sein soll zur Kontrolle vor, jedoch beabreitet sie tatsächlich die Wiedervorlagen. Sie gibt Bescheid, wenn sie länger Mittags wegbleibt (z. B. wegen privater Erledigung, solls ja geben :wink: ) und ist wirklich gewillt etwas zu lernen.

Also es scheint sich doch noch alles einigermaßen gut zu entwickeln. Ich hab ihr auch gesagt, dass wenn so etwas noch einmal vorkommt wir uns einfach aussprechen müssen, nichts reden ist auch nicht sinnvoll.

Naja, mal sehen, im Moment läufts auf alle Fälle wieder ganz gut. Nur fängt jetzt unsere OBER-Bürozicke (die macht wirklich jedem hier manchesmal Probleme) die kleine an zu mobben. Sie hat schon versucht ihr Abrechnungen als falsch anzukreiden und versucht wirklich irgendwelche Fehler zu finden. Das Problem hier war nur dies, dass alle Abrechnungen in Ordnung und auch von mir kontrolliert waren. Am liebsten würd ich bei diesem Rumgezicke einmal auf den Tisch hauen. Aber solang unser Oberboss da ist, hab ich da keine reale Chance. Naja, wenn mir das gemobbe und hinterlistige Fehlergesuche zuviel wird, werd ich der Dame schon erklären, dass solange alles so läuft wie es ist, so ein Mist zu unterbleiben hat. Damit ist wirklich niemanden geholfen.

Oh Mann, dass man sich immer mit so was umschlagen muss, ich sags Euch, das ist nicht immer witzig.

Soviel dazu!
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sima68
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#64

22.04.2009, 16:49

Danke Skugga und Floppy,
ich verstehe das sehr gut. Man steht da und will eigentlich ganz in Ruhe seine Arbeit erledigen und muss sich dann noch mit Kinderkram herumschlagen.

Floppy, ich würde an Deiner stelle trotzdem aufpassen. Ich glaube du bist ein Mensch, der nur an das Gute in allen anderen sieht, aber leider ist das nicht mehr ganz zeitkonform. Ich weiß wovon ich rede, weil ich mir auch alles gutrede und denke, ach komm so schlimm war das nicht, zeige doch Toleranz und Verständnis. Aber je mehr Verständnis, desto mehr Getanze auf der Nase. Also pass auf und lass Dich auf gar keinen Fall von der jetzigen Freundlichkeit täuschen. Deine Azubi scheint mir ein wenig zu berechnend zu sein.
Wenn Ihr Interesse habt, kann ich vom weiteren Verlauf berichten; ich versuche die Bürobesprechung noch ein wenig wegzuschieben, komme aber nicht drumrum.
Übrigens mein Oberchef ist auch Arbeitsrechtler und ich frage mich manchmal, ob er nicht etwas in Richtung Mitarbeitermanagement und -führung dazulernen sollte.
LG
Sima68
Grüße Sima68

Alles, was man sich vorstellen kann, ist real. (Pablo Picasso)
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gabrielle
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#65

23.04.2009, 16:25

Hi Sima,
ich habe mit großem Interessen Deine Leidgeschichte gelesen. Du bist nun schon seit zwei Jahrzenten in dieser Kanzlei beschäftigt. Dein Ober-Guru müsste Dich ja nun schon kennen und wissen, dass Du mit Sicherheit nicht wegen irgendeinem Kindergarten zu ihm kommst. Ich lese aus Deinem Bericht, dass Du doch immer noch bemüht bist, die Angelegenheit ohne die Chefs zu klären. Allerdings geht das ja nicht immer.
Ist ja klar, so kleine Azubine, die muss ja beschützt werden :wink:
Und Dein Chef ist ja auch nur ein Mann. Verständlich, oder etwa nicht?
Aber an Deiner Stelle würde ich mir trotzdem nicht das Wasser abgraben lassen. Schließlich müsste er ja wissen, was er an Dir hat. Nämlich Du warst in den Jahren diejenige, die die Kanzlei hochgehalten hat, allein aufgrund Deiner langjährigen Betriebszugehörigkeit. Also, dann sag ihm, was geändert werden soll. Was will er denn machen. Kündigen wird er Dich auf keinen Fall. Wie Du ja sagst, ist er schon 65 Jahre. Also nicht mehr so flexibel, wie ein Junganwalt, oder etwa nicht?

Wäre schön, wenn Du weiter berichten würdest.

LG
gabrielle
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#67

06.05.2009, 11:56

Ach du schöne AZUBI-ZEIT

Bekomme langsam aber sicher wieder rote Stresspusteln im Gesicht.

Also es ist wirklich so, wenn man manchen Leuten den kleinen Finger gibt, schups, schon ist der Arm wieder ab.

Also zum einen wurde sich jetzt erst einmal 5 1/2 Wochen Urlaub genommen zum lernen. Natürlich ohne Rücksprache mit Kolleginnen oder Rücksicht auf die bereits bestehende Urlaubsplanung, so dass teilweise nur 2 Sekretärinnen bei 7 Anwälten (wenn wir glück haben auch nur 5 = Urlaub) sind. Echt super, kann also von Mai bis Mitte Juni nicht mal einen kleinen Tag frei nehmen. Wobei ich auch schon wieder urlaubsreif wäre.

Zum anderen wird wieder da gesessen und teilweise nur gelernt, obwohl sich z. B. die Ablage stapelt. Bänder angefangen, dann ne Stunde zur Kollegin reingesetzt und geratscht, obwohl auch erst wieder zu spät (gegen halb 10) aufgeschlagen ohne ein Wort und schon wieder mit bissigem "Guten Morgen". Also ich sags Euch, wenn die übernommen wird besteht die auch noch auf 3 bis 4 Wochen Urlaub im Sommer und dann ist es bei mir komplett vorbei. Eine Kollegin mit Sonderrechten, das geht nicht lange gut. Außerdem schlägt sich ihre Stimmung ja schlimmer um als die Kurse an der Börse, das kanns ja wohl nicht sein.

Auf das die Prüfungen und das Thema Azubi oder auch Arbeitskraft bald der Vergangenheit angehören. :twisted:
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Grübchen
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#68

06.05.2009, 12:08

Man bn ich froh das wir unsere rausgeschmissen haben. ISt ja ein Elend.

Für was muss die 5 1/2 Wochen lernen. Ist die bekloppt?
LG Grübchen
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katuscha
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#69

06.05.2009, 12:22

Die nimmt sich echt ganz schön viel raus. Mir wäre es damals nicht im Traum eingefallen, auf Arbeit zu lernen. Klar stellt man mal eine Frage, die man in der Schule nicht verstanden hat.
Klar es gab auch mal Tage, da war nicht so viel zu tun. Da haben wir dann Dinge gemacht, die schon lange mal erledigt werden sollten. Aber meistens kam dann der Anwalt und meinte ich kann ruhig mal ein wenig lernen, wenn nicht so viel zu tun ist. Aber ohne diese Aufforderung hätte ich dies nicht getan.
Floppy
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#70

06.05.2009, 12:22

anscheinend :lol:
Aber es ist auch ein großer Fehler unseres Oberbosses wenn er ihr so viel durchgehen läßt. Der nimmt alles hin was die ihm vor den Latz knallt.

Aber für am Wochnende den Nebenjob betreiben ist schon noch Zeit.

Außerdem wenn die im Gebührenrecht so in der Prüfung versagt wie hier in der Arbeit, dann seh ich da eh schwarz.

Ich meine ne Akte einfach nach Schema F abzurechnen, ohne ein Blick hineinzuwerfen und eventuelle Unterschiede im Streitwert nach Teilzahlungen festzustellen, die Auslagenpauschale einfach als Pauschale zu nehmen, obwohl sich diese dadurch ebenfalls vergünstigt hat, das ist schon klasse. Wenn ich dann sage, warum sie nicht in die Akte geguckt hatt - glaub ich ich seh ein Reh !!!
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