Azubi mit Rechtschreibproblemen

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ZVler
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#21

21.09.2018, 15:08

xRefia hat geschrieben:
21.09.2018, 14:45
Erst mal vielen Dank an alle für eure Antworten! Hätte nicht gedacht, dass es doch so viele werden! :thx

Sie die falsch geschriebenen Wörter immer wieder und wieder schreiben zu lassen finde ich grundsätzlich effektiv, aber erinnert mich leider sehr an die Grundschule... Soll heißen ich will vermeiden, dass sie sich vorgeführt vorkommt. :-?
Habe ihr eben erst wieder ein Dokument reingestellt bei dem sie bitte die Rechtschreibfehler korrigieren soll, ich bin gespannt was sie korrigiert und ob sie die Schreibfehler auch findet...

Wenn ich ihre bisherigen Aussagen richtig interpretiere steht sie nicht so sehr aufs Lesen und zwingen kann man sie ja schlecht - oder? Ansonsten bin ich da natürlich ganz eurer Meinung. Lesen fördert nicht nur das Gefühl für eine Sprache, sondern erweitert im besten Fall natürlich noch den Wortschatz - wäre für uns also eine Win-Win-Situation, aber wie gesagt... Was soll man machen? :kopfkratz

Vielleicht muss ich auch nochmal kurz klarer werden: Das Problem mit der Rechtschreibschwäche sehe ich nicht nur bei Diktaten, sondern auch bei von ihr selbst verfassten Texten (etwa Berichtsheft) und auch beim Abspeichern von Dokumenten in unsere E-Akte. Also kann es nicht alleine am Diktierstil liegen, zumal dies auch die Problematik mit Groß- und Kleinschreibung nicht erklären würde - finde ich jedenfalls...
Und ganz nebenbei gefragt: Haben eure Azubis auch Probleme damit Absätze in selbstgeschriebenen Texten einzufügen? Ich kriege bei Berichten immer ein dicht beschriebenes Word-Dokument ohne einen einzelnen Absatz... Dann wüsste ich immerhin, dass es mal wieder ein "Generationsproblem" ist.

Die Flinte habe ich noch lange nicht ins Korn geworfen, nur will ich lieber jetzt schauen woran es liegen könnte und was man tun kann, als es schleifen zu lassen und mir dann in einem Jahr vorwerfen lassen zu müssen, dass das ganze bekannt gewesen sei und nun zum Problem hochgeschraubt wird...

Vorab gesagt, ich finde gut das du so viel Verständnis aufbringst. Ich glaube du hat es falsch verstanden, ich meinte eigentlich, dass sie sich die Wörter in ihre Mustermappe oder Notizblock schreiben soll. Gut natürlich kann man sie zu nichts zwingen, es ist einfach eine schwierige Situation. Also eine Problematik mit Absätzen ist mir bislang nie unter die Haube gekommen. Ich denke Gespräche diesbezüglich hattest du schon öfter oder ? Wenn ihr eine gute Basis habt, würde ich einfach mit ihr absprechen welche Maßnahmen man trifft, da sie - und das sage ich ungern - nie diesen Beruf gut beherrschen kann ohne sitzende Rechtschreibung und auch nicht glücklich damit werden wird. Zumal sie ja auch Gesetzestexte lesen können muss und das ist manchmal schon so nicht einfach. Du willst ihr schließlich ja nur unter die Arme greifen.. Da musst nicht nur du dir den Kopf zerbrechen, ich finde da muss man sich zusammensetzen und besprechen wie es am besten geübt wird. Das hat den Vorteil, dass sie sich nicht vorgeführt fühlen muss und man vielleicht auch einen Weg findet, der auch für sie nicht unbedingt Zwang bedeutet. Bisschen muss auch von ihr kommen, sonst bringt jedes Konzept nichts ;)
:wippe
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mücki
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#22

24.09.2018, 10:42

Guten Morgen,

grundsätzlich finde ich es gut, wenn man - wie hier schon mehrfach geschrieben wurde - "Die Flinte nicht gleich ins Korn wirf". Allerdings muss man immer abwägen, ob sich der Aufwand auch tatsächlich lohnt.

Ich hatte vor einiger Zeit eine Azubine, wie man sie sich von der Einstellung her nur wünschen kann. Fleißig, motiviert, kein Murren auch wenn unliebsame Arbeiten gemacht werden mussten (Kopieren, Scannen etc.). Allerdings hatte sie massive Verständnis- und Rechtschreibprobleme. Verständnisprobleme insoweit, dass sie die einfachsten Dinge nicht verstanden hat, z.B. dass die Berufungsfrist einen Monat ab Zustellung beträgt und die BB dann zwei Monate ab Zustellung.

Ich muss dazu sagen, dass wir in der Kanzlei extrem viel mit Autotexten gearbeitet haben, die dann nur noch individuell ein bisschen angepasst werden mussten, dass sowas auch dazu führt, dass man vielleicht aus Unaufmerksamkeit mal was vergisst oder übersieht ist ganz normal. Es ging dann aber soweit, dass ich ein korrigiertes Schreiben an sie zurück gegeben und sie gebeten habe, den von mir händisch notierten Absatz einzufügen und sie aus dem gesamten Brief einen Text ohne Sinn und Verstand macht. Als ich sie dann fragte, ob sie sich das Geschriebene auch noch einmal durchgelesen habe, antwortete sie dann tatsächlich, sogar zweimal. Darauf hin konnte ich mir dann die Frage, ob sie eine Lese-Rechtschreib-Schwäche hat, nicht mehr verkneifen.

Letztlich mussten wir uns dann auch von ihr trennen, denn guter Wille allein reicht nun einmal nicht aus. Wenn man noch nicht einmal die Basics begreift, ist man imho in diesem Beruf einfach falsch.

Ich sehe es - zumindest für das Arbeiten in der Kanzlei - auch als ausgesprochen kritisch, dass, zumindest bei uns, die Azubis in der Schule jetzt in Lernfeldern unterrichtet werden.

Immer diese ständigen Neuerungen überall, die im Zweifel doch nichts bringen (was ebenso auf das Schreiben nach Gehör zutrifft).
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#23

26.09.2018, 16:06

Wie bereits geschrieben muss ich mich hier wohl in Kürze mit dem Chef unterhalten und dann schauen wir mal, ob wir einen gehbaren Weg finden können... Sie selbst nimmt es offenbar nicht als Problem wahr, auch wenn ich ihr nun gesagt habe, dass wir das in den Griff kriegen müssen, weil es (wie heute) nicht sein kann, dass wir einen halben Tag lang mit einem dreiminütigen Diktat beschäftigt sind bei dem vorne und hinten nichts stimmt in Sachen Rechtschreibung - von sinnlosen Sätzen ganz zu schweigen. Ich wollte ihr die Chance geben die Fehler selbst zu finden und zu korrigieren. Gerade eben habe ich das knapp einseitige Word-Dokument dann zum fünften Mal bekommen und es war immer noch ein Tippfehler drin, nachdem sie schon heute Morgen mit der Bearbeitung begonnen und dann eigentlich nur für ihre Mittagspause unterbrochen hatte. Mittlerweile wurde ich auch schon von einer Kollegin angesprochen, ob sie derzeit nicht sehr sorgfältig sei - sie arbeitet normalerweise nicht mit ihr, musste mir aber die Tage unter die Arme greifen und dadurch auch meine Azubine betreuen.
Das Mädchen wirkt mir nun auch genervt, aber ich kann den Elefanten im Raum ja schlecht ignorieren, alles abnicken und dann selbst verbessern...

Aber wirklich nochmal von ganzem Herzen danke an alle die bisher geantwortet haben, das gibt mir doch den Mut die ganze Sache anzusprechen und nicht als "Überempfindlichkeit" von mir abzutun...
Haben Sie es schon mit Ab- und erneutem Anschalten probiert? :engel
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