Tine Dea hat geschrieben:Wir suchen zwar gerade nicht, aber das Problem kenn ich auch. 1. Es kommen kaum Bewerbungen rein und ca. 98 % von denen, die rein kommen, kann man vergessen. Zig Fehler im Anschreiben, schon drei Ausbildungen angefangen und dann doch wieder abgebrochen. Und dann nicht mal Ausbildungen wo man sagen könnte, dass die vielleicht noch im entferntesten Sinne was mit unserem Beruf zu tun haben... Laufbahn von Metzger, zu Mediengestalterin, zu Kosmetikerin und dann ReFa... Ich hab hier auch schon Absagen raus geschickt, in denen in etwa stand "Ihre Bewerbung kann schon auf Grund der äußeren Form nicht berücksichtigt werden." Es mag ja sein, dass man sich keine Bewerbungsmappe für 5,00 € das Stück leisten kann, aber ne lose Blattsammlung in nem A4 Umschlag ist dann doch n bissl zu viel bzw. zu wenig....
Naja, aber wenn man sich per Email bewirbt, hat man ja auch keine Bewerbungsmappe, also sorry, DAS finde ich nun etwas kleinlich, wenn die Bewerbung ansonsten in Ordnung wäre... Vor allem sind Mappen nunmal wirklich ziemlich teuer, sogar die günstigsten kriegt man nicht für unter 2.50 das Stück und die gehen so schnell kaputt, dass man da, wenn man sich wirklich powermäßig bewirbt alleine für die Mappen schon bei locker 150 Euro im Monat ist (wenn man die Quote mit einberechnet, dass man ca. 30-40 % seiner Mappen niemals wieder sieht, da sie in den Untiefen irgendwelcher Schlamper-Büros verschwinden. Ich sag nur soviel, als ich damals mein Praktikum gemacht hab, das war 2012, habe ich eine Mappe samt vollständiger Bewerbung aus 2003 im Büro rumfliegen gefunden, bei uns im Büro ist ein ganzes Regal voller Bewerbungsmappen, die ja auch irgendwo hergekommen sein müssen). Viel Geld für jemanden, der grad nichts verdient und Amt bezuschusst auch nicht jeden.
Und ich finde es überhaupt nicht schlimm, mehrere Sachen angefangen zu haben - die Schüler werden in der Schule mega schlecht bis gar nicht aufs Berufsleben vorbereitet, wie soll es da möglich sein, dass die erste Wahl gleich der Traumjpb ist? Ich habe auch eine zweite Ausbildung gemacht und zwischendrin viele anderen Sachen, weil ich meine berufliche Bestimmung vorher einfach nicht gefunden hab.
Und das allgemeine Azubiproblem: Ganz ehrlich, wen lockt schon ein Beruf, der nach der Ausbildung so dermaßen unterbezahlt ist, dass man sich im dritten Lehrjahr als Azubi bei Aldi schon mehr verdient als eine aus gelernte Refa oder Reno? Richtig gut verdienen können wir doch erst, wenn wir mindestens schon 20 Jahre im Beruf sind - mindestens. Immer wird nach Fachkräften geheult, aber keiner ist mehr bereit, diese Fachkräfte anständig und angemessen zu bezahlen, oder anständig auszubilden, die Verantwortung wird immer an die Berufsschulen abgewälzt und hätte ich selbst nicht den Mund aufgemacht und gesagt, dass ich dieses und jenes jetzt gerne mal lernen würde, dann hätte ich auch in meinem neuen Büro nur Akten einsortiert. Ich kenne es also aus eigener Erfahrung und ich bin mit mittlerweile 28 schon in einem Alter, wo ich weiß, wie es im Berufsleben zugeht und auch reflektieren kann.. (sorry, bin grad ausgeschweift)
Womit wir auch beim Punkt wären. Man sollte Praktika auch interessant gestalten, ich denke, hätte ich in meinen Praktika nur Akten einsortiert und nichts anders gesehen hätte ich auch nach drei Tagen keinen Bock mehr gehabt. Ihr könnt nicht erwarten, jemanden für einen Beruf zu begeistern, wenn ihr ihn schon im Praktikum nur Akten aus und einsortieren lasst. Und auch in meiner Ausbildung musste ich vor allem in meinem alten Büro oft einen sehr langen Atem haben. Einer von den Chefs soll den Praktikanten mal zB zum Gericht mitnehmen oder bei einer Beurkundung dabei sein lassen, ihn zuschauen lassen, wie man einen Zwangsvollstreckungsauftrag macht - lauter solche Sachen.