Auszubildende anlernen

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Gast

#1

16.02.2007, 14:13

Hallo zusammen, ich wollte mal nachfragen, ob ihr mir einen Rat zu folgendem Sachverhalt geben könnt:
In unserer Kanzlei beschäftigen wir in der Regel zwischen 4 und 6 Auszubildende. Leider hat mein Chef es den Azubis in der Vergangenheit nicht zugetraut, auch mal Praxiswissen im Notariat zu erlernen. Dies soll sich nun (dank meiner Überredungskunst) ändern. Wir haben nun eine Azubine, die jeden Freitag nachmittag für ein paar Stunden ins Notariat soll. Ich soll sie nun anlernen. Und da fängt mein Problem an. Für mich ist ja alles Routine, aber für sie sind es wahrschein alles Bömische Dörfer und ich weiß gar nicht so recht, mit welchem Thema ich anfangen soll?!!! Hilfe!!!! :shock:
Vielen Dank schon mal im Voraus!!
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Majo
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#2

16.02.2007, 14:27

kannst du dich noch erinnern, was du als erstes gelernt hast?

Vielleicht lässt du sie einfach an deinem Ablauf teilhaben und erklärst immer schön mit, was du tust und warum. Dann auch die Zusammenhänge. Kleine Sachen kannst du ihr ja dann Zeigen und selber machen lassen. Vielleicht auch mal zwischenfragen stellen, um zu sehen, ob sie kapiert. Oft tun AZUBIS nämlich nur so als ob sie durchblicken würden um sich nicht zu blamieren... :-)
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PeeDee
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#3

16.02.2007, 14:32

Also bei unserer Azubine hab ich angefangen mit ich sag ihr was, z.b. Mahnverfahren, und sie soll aus dem Gesetz zusammensuchen, was sie findet und mir was darüber erzählen. Voraussetzungen, Fristen etc. Dann sollte sie einen MB ausfüllen, einen VB beantragen...

Jetzt bin ich ja nur ReFa und wir haben kein Notariat aber da gibt es sicher auch so standartsachen, die immer wieder kommen.

Allerdings kommt es immer auf den Azubi an, wie lernwillig und begabt der ist, mache kann man ja nur hinsetzen und tippen lassen.
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leilani
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#4

16.02.2007, 14:51

Also ich bin zwar nur Refa; habe aber auch eine Azubine anzulernen. Sie ist im 1. Lehrjahr. Ich zeige ihr nach und nach immer wieder neue Sache bzw. lasse sie auch erstmal zugucken, wenn ich etwas mache (z. B. MB). Dann frage ich sie meist, ob sie es mal alleine probieren will. Sie traut sich meist ganz gut etwas zu. Wenn sie Fragen hat, fragt sich mich nachdem sie z. B. den MB sonst ganz fertig hat. Ich mag nämlich nicht andauend unterbrochen werden. Das war am Anfang so ein kleines Problem bei uns. Schließlich muss ich mein sonstiges Pensum auch noch schaffen.

Ich habe ihr jetzt nach und nach kleinere Aufgaben übertragen, nachdem sie es sicher drauf hatte. Die Kenntnisnahme-Schreiben macht sie beispielsweise nur noch.

Aber ich hätte in dem Zusammenhang auch noch eine Frage an Euch:
Wie macht ihr das eigentlich mit den Rechnungen? Wir wollten damit jetzt anfangen; haben ja aber RA-Micro. Ich möchte eigentlich, dass sie die REs jeweils erstmal so schreibt. Per Hand. Schließlich lernt sie es sonst nicht richtig. Klick, klick und klick = Rechnung fertig gibt es ja schließlich in der Schule bzw. Prüfung auch nicht.

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#5

16.02.2007, 15:01

wir haben ja kein Program aber ich hab in der Schule festgestellt, das die, die es "zu Fuß" rechnen, alle besser in der Prüfung abgeschnitten haben als die, die immer mit dem Programm rechnen durften. Ich lass unsere sowieso erst aller zu Fuß machen, auch Formulare etc. so lernt man am besten find ich. Hat bei mir ja auch funktioniert :wink:
In der Prüfung hat man dan eine gewisse Rutine wenn man vor einem neuen Formular sitzt. Nicht nach dem Motto: Hab ich noch nicht gesehen, gibts bei RA-Micro nicht, kann ich nicht. Dann liest man sich die Standartformulare auch mal durch, nicht nur immer das, was man eintragen muss.

Gut, unser Azubi ist im Moment wegen dem zu Fuß machen nicht so gut auf mich zu sprechen, aber wir sind ja auch nicht im Kindergarten und in größeren Kanzleien mit mehr Angestellten geht es sicherlich noch härter zu.
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leilani
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#6

16.02.2007, 17:40

Ja, "zu Fuß" ist schon besser. Da stimme ich Dir zu. In der Schule habe ich die gleichen Erfahrungen gemacht. Die Leute, die in Programm in der Kanzlei hatten und es auch benutzten, hatte mit einigen Dingen arge Probleme. Die Zusammenhänge werden "zu Fuß" einfach viel klarer! Von daher werde ich Sie zumindest die REs immer vorschreiben lassen. Dann kann sie es mit der Zeit immer noch am PC lernen. Mein Chef lässt mir da freie Hand, wie ich das mache. Ich halte das im Moment einfach für die bessere Lösung.
Lass mich aber auch gerne noch von Euch beraten!

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schneeflocke
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#7

16.02.2007, 20:11

Hallo,

letzte Woche habe ich einen früheren Azubi von mir beim Einkaufen getroffen. Ihre Ausbildung liegt nun 10 Jahre zurück.

Sie erzählte mir, was sie jetzt macht und meinte dann noch lachend zu mir: "

Ich habe mich zu Tode gelangweilt, als ich wochenlang hinter Dir sitzen mußte, um Dir bei der Arbeit zuzusehen. Das war soooo schlimm für mich! Ich war so glücklich, als ich endlich allein was machen konnte, und wenn es nur was Klitzekleines war."

Nun denn, dachte ich. Seitdem denke ich darüber nach, wie man den Beginn einer Ausbildung anders gestalten könnte, damit der hinter mir sitzende Azubi nicht ins Koma fällt, während ich den Erklärbär mache.

Aber wie?

Schneeflocke
Gast

#8

20.02.2007, 08:51

Erst einmal vielen Dank für die zahlreichen Tips.

Tja, ich weiß eben auch nicht mehr, was ich zuerst gelernt habe. Ich glaube, mir wurde damals zuerst der Mahnbescheid "zu Fuß" beigebracht.

Aber dafür bin ich jetzt nicht zuständig. Ich arbeite ausschließlich nur noch im Notariat und vom Anwaltsbereich hat die Azubine wahrscheinlich jetzt schon mehr Ahnung als ich (ich habe so gut wie alles vergessen :oops: ).

Ich habe gedacht, daß ich ihr erst einmal ganz einfache UB's erkläre. Und dann vielleicht Grundschulden etc.... Das, was halt am meisten vorkommt (neben KV's).

Was haltet ihr davon?
Bürozicke
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#9

20.02.2007, 09:24

Ich lass meine Azubis immer erst mal mit einfachen Dingen anfangen. Zum Beispiel morgens gemeinsam die Post machen, was ich dann soweit steigere, dass der Lehrling die Post dann alleine aufmacht, durchliest, Fristen raussucht etc. und ich zum Schluss nur noch nachkontrolliere. Wenn sie was übersehen hat, sag ichs ihr bzw. wir gehen die falschen od. nicht notierten Sachen dann gezielt durch.

Die Postausgänge kopieren etc. mach ich anfangs gemeinsam, später leg ich Zettel rein, was wie oft kopiert werden muss und welche Anlagen dazu kommen, dies steigere ich dann soweit, dass die Zettel nur noch als Rückversicherung gelten und es dann allein gemacht wird.

Mahnbescheide etc. sollte man vorher mal erklären, damit derjenige überhaußt weiß, was er da ausfüllt. Und da find ich Gesetztestexte durchlesen ehrlich gesagt etwas doof. Dann lass ich die Lehrlinge das per Hand auf ner Kopie versuchen und wenns passt können sie es dann ausfüllen. (Wir haben kein Programm).

Auch lass ich meinen Lehrling jetzt immer öfter Briefe selbst formulieren, da sie da Probleme hat. Kenntnisnahmezettel oder einfache Schreiben klappen sowieso. Auch mit ZVA oder ZV-Androhungen kann sie ganz gut umgehen. Lass sie das gerne ausprobieren und kontrollier es dann nach.

Außerdem gibts noch den Mandantenempfang, Telefon, Wiedervorlagen, Akten raussuchen für Fristen, Termine etc., habe eben immer dafür gesorgt, dass sie nach und nach eigene Bereiche bekommt, für die sie verantwortlich ist.

Leider ist bei uns zur Zeit nicht viel Arbeit vorhanden - sprich vom Chef kommt zu wenig. Das erschwert es mir ungemein, ihr sonderlich viel Praxis beizubringen.
Gestern standen wir noch vor dem Abgrund, heute sind wir schon einen Schritt weiter...
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Pepsi
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#10

20.02.2007, 10:06

also sorry, aber ich denke es bringt ihr nichts, wenn ihr über RA redet..

zum Thema: also zuerst ist sicherlich die U-Begl. am einfachsten, da das auch mit den Abschriften nicht so wild ist, da gibts ja nur das Original und die anderen sind ja einfache Abschriften..

zuerst sicherlich auch erklären, dass es zwei verschiedene Urkundenarten gibt (Protokoll und U-Begl.)

und dann vielleicht Urkunden schreiben lassen (wenn euer Chef das diktiert) da lernt man auch viel beim "lesen"

und siegeln, damit sie das kapiert mit dem Original und welche Abschriften einen Schmuckdeckel kriegen usw..
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