Nur-Notariat: Umsatz/Krisenfälle

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micha7981
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#1

05.09.2007, 15:46

Hallo allerseits,
ich habe das Thema schon bei Renothek gepostet, aber da nicht alle doppelt lesen, ist es glaube ich auch sinnvoll, hier zu posten:
Ich möchte mich nach meiner Promotion auf einen Posten als Notarassessor bewerben. Glücklicherweise ist mein 2. Staatsexamen dafür gut genug. Ich habe schon mit Notaren über ihren Beruf gesprochen.
Ein Thema beunruhigt mich ein bißchen, nachdem ein Notar es erwähnt hat:

Er meinte, es gebe Nur-Notariate, die defizitär seien. Das sei nicht schlimm, weil man sich ja schnell wegbewerben könne. Mir hat das aber Anlass zum Fragen gegeben. Da ich den netten Notaren am Telefon keine indiskreten Fragen stellen wollte, würde ich es gern hier tun:

Wieviel setzt denn ein Notar im Jahr in etwa um, und wie viel bleibt ihm davon ca. selbst?
Besteht zwischen Stadt und Land ein erheblicher Unterschied?
Besteht ein erheblicher Unterschied, je nachdem, ob man in Hamburg, bei der Rheinischen Notarkammer oder in Bayern Notar ist?
Ist das Problem des "defizitären" Notariats verbreitet?
Ab welchen Urkundenzifferzahlen spricht man von einem "großen" Notariat, wann ist es dagegen eher mittel/klein?
Kann man typischerweise sagen, dass mittelständische/kleinstädtische Notariate wirklich eher "mittel" und "klein" sind?

Nur zur Klarstellung: Ich will nicht Notar werden, um reich zu werden. Dann würde ich wohl besser bei einer Großkanzlei anfangen und versuchen, Partner zu werden. Mich interessiert die abwechslungsreiche Arbeit im Zivilrecht, während man als Richter auch oft aus meinerf Sicht uninteressantes Strafrecht machen muss. Andererseits ist es auch nicht schön, massiv Schulden anzuhäufen und evtl. Pleite zu gehen, weil das Notariat nicht genug Umsatz erzielt. Auch für die dort Beschäftigten ist das nicht schön. In Bayern gibt es natürlich für solche Fälle die Einkommensergänzung, aber ich weiß ja nicht, ob ich dort noch hineinkomme (die nehmen spätere Bewerbungen nur in Ausnahmefällen an, namentlich, wenn die Note gut genug ist).
In Hamburg und im Rheinland gibt es diese Ergänzung nicht. Langfristig würde ich aber schon ganz gern zumindest so verdienen wie ein Richter, zumal ein Notar ja wahrscheinlich in etwa genauso viel arbeitet und dem Risiko der Notarhaftung ausgesetzt ist.

Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr mir ungefähre Größenordnungen nennen könntet.
Vielen Dank im voraus und Gruß
Micha
Kordu

#2

05.09.2007, 16:11

Hallo!

Ich mach's mal kurz und knapp: Die meisten von uns sind Angestellte, unterliegen der Schweigepflicht und werden selbstverständlich hier keine Daten preisgeben (Urkundenzahlen, Umsätze oder sonst irgendwas).
Wieviel setzt denn ein Notar im Jahr in etwa um, und wie viel bleibt ihm davon ca. selbst
Da musst Du einen Notar direkt fragen. Da bist Du hier im falschen Forum.

Trotzdem alles Gute!
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Lotti
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#3

05.09.2007, 16:19

da stimme ich kordu und gebe hier ebenfalls keine zahlen preis. #

man kann jedoch schon sagen, dass es sich um ein kleines notariat handelt bei ca. 150 UR.-Nr.

ab 300 bis 600 würde ich von einem mittleren sprechen

von 700 bis 1000 schon größer und von da an gehts dann richtig los und die lizens zum gelddrucken ist sozusagen gegeben - wie der volksmund sagt -

wenn man als neuer notar eine kanzlei aufmacht ist es ein sehr langer weg, bis man da hin kommt wo man hin möchte, wenn man es überhaupt schafft. man muss bedenken, dass notare die ihren amtssitz seit 30 jahren haben einfach auch einen ruf haben, der schwer erarbeitet wurde.

damals war es einfacher sich als notar aufzuraffen. ich würde sagen, dass es schwieriger geworden ist. kann aber auch nur ein gefühl sein.
In mir schlummert ein Genie; es wird nur nicht wach!
micha7981
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#4

05.09.2007, 16:25

Danke für Deine guten Wünsche. Auch wenn ich grundsätzlich ein Anhänger von "kurz und knapp" bin, so hilft es mir hier leider nicht weiter.
Meine Fragen berühren die Schweigepflicht nicht. Sie wäre sicher dann verletzt, wenn jemand sagen würde:
Notar Mustermann, Musterstraße 3, Musterstadt, verheiratet mit Erika Mustermann, verdient pro Monat 1234, 56 Euro.
Keineswegs verletzt ist die Schweigepflicht, wenn man anonym und ohne Personen- und Ortsbezug ungefähre Größenordnungen angibt. Genau danach habe ich aber gefragt.

Was meine übrigen Fragen mit der Schweigepflicht zu tun haben sollen (zB bzgl. der Größenordnung eines Notariats), leuchtet mir nicht ein.
Ich würde mich weiter über -zwecks Wahrung der Schweigepflicht generell gehaltene- Antworten sehr freuen.
Besten Gruß
Michael
Kordu

#5

05.09.2007, 16:28

Meine Fragen berühren die Schweigepflicht nicht. Sie wäre sicher dann verletzt, wenn jemand sagen würde:
Notar Mustermann, Musterstraße 3, Musterstadt, verheiratet mit Erika Mustermann, verdient pro Monat 1234, 56 Euro.
Keineswegs verletzt ist die Schweigepflicht, wenn man anonym und ohne Personen- und Ortsbezug ungefähre Größenordnungen angibt. Genau danach habe ich aber gefragt.
Mir würde es jedenfalls nicht gefallen, wenn jemand über mich Daten veröffentlichen wurde, auch wenn keiner wüsste, dass es hierbei um mich geht. Was ich damit sagen will ist: Diese Daten könnte man -wenn überhaupt- nur dann ins Internet stellen, wenn Cheffe damit einverstanden. Das ist jedenfalls meine Ansicht.
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Lena
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#6

05.09.2007, 16:41

Lotti hat geschrieben:man kann jedoch schon sagen, dass es sich um ein kleines notariat handelt bei ca. 150 UR.-Nr.

ab 300 bis 600 würde ich von einem mittleren sprechen

von 700 bis 1000 schon größer und von da an gehts dann richtig los und die lizens zum gelddrucken ist sozusagen gegeben - wie der volksmund sagt -

wenn man als neuer notar eine kanzlei aufmacht ist es ein sehr langer weg, bis man da hin kommt wo man hin möchte, wenn man es überhaupt schafft. man muss bedenken, dass notare die ihren amtssitz seit 30 jahren haben einfach auch einen ruf haben, der schwer erarbeitet wurde.

damals war es einfacher sich als notar aufzuraffen. ich würde sagen, dass es schwieriger geworden ist. kann aber auch nur ein gefühl sein.

Äh... Verwechselt hier mal bitte nicht Anwaltsnotaritat mit dem Nurnotariat. Ich kenne beides. Habe 15 Jahre im Nurnotariat gearbeitet und bin jetzt im Anwaltsnotariat. Absolut NICHT vergleichbar.

Ein Nur-Notariat mit 1000 Urkunden wäre fast nicht überlebensfähig...
Man kann nicht einfach eine neue Kanzlei aufmachen und und und...
micha hat geschrieben:Ich möchte mich nach meiner Promotion auf einen Posten als Notarassessor bewerben. Glücklicherweise ist mein 2. Staatsexamen dafür gut genug. Ich habe schon mit Notaren über ihren Beruf gesprochen.
Vielleicht solltest du nicht nur mit den NOtaren sondern erst mal hauptsächlich mit den Notarkammern sprechen, dann würdest du einiges mehr erfahren an Einstellungsvoraussetzungen für Assessoren und auch bzgl. Einkommen... In den Nurnotariaten in RLP und NRW sind z.B. die Assessoren bei der Kammer angestellte und werden dann einzelnen Notaren erst mal zur Ausbildung zugeordnet, müssen in der Zeit auch Notariatsverwaltungen übernehmen, Arbeiten für die Kammer machen, Berufsschulunterricht und und und...

micha hat geschrieben:Ein Thema beunruhigt mich ein bißchen, nachdem ein Notar es erwähnt hat: Er meinte, es gebe Nur-Notariate, die defizitär seien. Das sei nicht schlimm, weil man sich ja schnell wegbewerben könne. Mir hat das aber Anlass zum Fragen gegeben. Da ich den netten Notaren am Telefon keine indiskreten Fragen stellen wollte, würde ich es gern hier tun:
micha hat geschrieben:Wieviel setzt denn ein Notar im Jahr in etwa um, und wie viel bleibt ihm davon ca. selbst?
Ich denke die wenigsten Angestellten wissen vor allem letzteres...
micha hat geschrieben:Besteht zwischen Stadt und Land ein erheblicher Unterschied?
Ja, das auf jeden Fall. Es wird auch erst mal so sein, dass du als frisch gewordenener Notar (nach der Assessorzeit) erst mal auf die ungebliebten Landnotariate gesetzt wirst (du kannst ja nicht einfach nein Notariat aufmachen wo du willst) und erst nach und nach in die größeren Städte dich bewerben kannst.
micha hat geschrieben:Besteht ein erheblicher Unterschied, je nachdem, ob man in Hamburg, bei der Rheinischen Notarkammer oder in Bayern Notar ist?
Ist das Problem des "defizitären" Notariats verbreitet?
Ja, das gibt es überall... Natürlich ist es ein Unterschied. Aber du vergisst auch eine Reihe anderer Nut-Notariatskammerbezirke... In den Ballungsgebieten sind die Werte für Urkunden natürlich höher als irgendwo auf dem platten Land...
micha hat geschrieben:Ab welchen Urkundenzifferzahlen spricht man von einem "großen" Notariat, wann ist es dagegen eher mittel/klein?
Kann man typischerweise sagen, dass mittelständische/kleinstädtische Notariate wirklich eher "mittel" und "klein" sind?
Gegenfrage: Was verstehst du den darunter???
micha hat geschrieben:Nur zur Klarstellung: Ich will nicht Notar werden, um reich zu werden. Dann würde ich wohl besser bei einer Großkanzlei anfangen und versuchen, Partner zu werden. Mich interessiert die abwechslungsreiche Arbeit im Zivilrecht, während man als Richter auch oft aus meinerf Sicht uninteressantes Strafrecht machen muss. Andererseits ist es auch nicht schön, massiv Schulden anzuhäufen und evtl. Pleite zu gehen, weil das Notariat nicht genug Umsatz erzielt. Auch für die dort Beschäftigten ist das nicht schön. In Bayern gibt es natürlich für solche Fälle die Einkommensergänzung, aber ich weiß ja nicht, ob ich dort noch hineinkomme (die nehmen spätere Bewerbungen nur in Ausnahmefällen an, namentlich, wenn die Note gut genug ist).
micha hat geschrieben:In Hamburg und im Rheinland gibt es diese Ergänzung nicht. Langfristig würde ich aber schon ganz gern zumindest so verdienen wie ein Richter, zumal ein Notar ja wahrscheinlich in etwa genauso viel arbeitet und dem Risiko der Notarhaftung ausgesetzt ist.
Ein guter Notar wird mehr arbeiten als ein Richter. Das mit der Notarhaftung ist nicht außer Acht zu lassen, aber dafür gibt es gute Versicherungen! Und auch in anderen Kammerbezirken gibt es sog. Einkommensergänzungen... Die dich ja eh erst treffen wenn du mal Notar bist und deine Assessorzeit hinter dir hast...

micha hat geschrieben:Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr mir ungefähre Größenordnungen nennen könntet.
AUch ich würde sagen dass man hier keine genauen Daten preis geben sollte!!!

Wie gesagt - ich kenn beides... Nur- und Anwaltsnotariat... Landnotariat, mitelgroße Stadt (30.000) und Landeshauptstadt...
Liebe Grüße
Lena

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Man muss mich nicht mögen, kennen reicht ;-)
micha7981
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#7

05.09.2007, 16:41

@Kordu: na gut, ich respektiere das. Vielleicht könnte man ja sagen, wie es "normalerweise" oder "typischerweise" ist.
@Lotti: Danke für die Angabe mit der Größenordnung. Größe allein ist natürlich auch nicht alles, es kommt oft auch darauf an, was hinter der Ziffer steckt.
Zum Thema "Neues Notariat hochziehen" fällt mir ein: Klar, wenn man von Null anfängt, ist es echt schwierig. Aber viele Notare übernehmen doch bestehende Notarstellen, oder nicht? Dann sind doch auch die Mitarbeiter und die Akten noch vorhanden. Ist es der Regelfall, dass frisch bestellte Notare "neue" Notariate aufmachen oder eher bestehende Stellen übernehmen?
micha7981
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#8

05.09.2007, 16:48

Lena hat geschrieben:Achja... im übrigen hatte ich auch schon mehrfach in der Renothek gepostet... Aber leider kamen da von dir keine Antworten mehr...

Und vielleicht solltest du dich wirklich mal über den Beruf und wie man Notar wird informieren... weil als Nurnotar macht man keine neuen NOtariate auf sondern wird Amtsnachfolger eines aus dem Amt ausscheidenden Notars... Die Seite der Bundesnotarkamer gibt da ganz tolle Infos drüber!
Ich habe die Beiträge auf Renothek durchaus gelesen und bin dankbar. Allerdings sind mir die Fragen wichtig, und ich wollte sie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen.

Ich habe mich durchaus informiert über den Beruf. Meine Formulierungen habe ich untechnisch gemeint; vielleicht hätte ich alles in Anführungszeichen setzen sollen. Amt hin, Amt her; entscheidend ist doch auch als Amtsnachfolger, ob ich Akten und Personal übernehmen kann oder nicht.
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Lena
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#9

05.09.2007, 16:48

Achja... im übrigen hatte ich auch schon mehrfach in der Renothek gepostet... Aber leider kamen da von dir keine Antworten mehr...

Und vielleicht solltest du dich wirklich mal über den Beruf und wie man Notar wird informieren... weil als Nurnotar macht man keine neuen NOtariate auf sondern wird Amtsnachfolger eines aus dem Amt ausscheidenden Notars... Die Seite der Bundesnotarkamer gibt da ganz tolle Infos drüber!
Liebe Grüße
Lena

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#10

05.09.2007, 16:50

Ups, irgendwas ging durch das editieren schief... die Beiträge sind jetzt vertauscht...

Im Nurnotariat wird schon dafür gesorgt, dass die Notarstelle weiter besteht. Da gibt es immer eine sog. Grundsicherung - die sieht nur von Kammer zu Kammer anders aus. Weil im Nurnotariat eine gerechte Verteilung der Stellen vom LG-Präsident überwacht wird. Da wird vorher schon genau geguckt wieviel Einwohner da sind, wieviele (und welche) Urkunden der Notar macht und danach werden Stellen besetzt...
Liebe Grüße
Lena

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