Wie ist die Stimmung - wie ist der Stressfaktor in der Kanzlei?

Hier hinein gehören alle Themen rund um Büroorganisation, Büroverwaltung, Kanzleiorganisation etc.
worldi
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#1

16.11.2023, 15:25

Wie ist die Stimmung - wie ist der Stressfaktor in der Kanzlei? Habt ihr das Gefühl, von der Arbeit überrannt zu werden oder manchmal nicht von der Stelle zu kommen, zB bei der E-Aktenpflege ......oder einfach kaum noch mit den ganzen Aktualisierungen hinterherzukommen?

Ich freue mich eigentlich über alles was digital und einfacher ist, aber manchmal fühlt man sich einfach nur gehetzt. Gefühlt könnte man sich jeden Tag noch drei Stunden weiterbilden .....

mich würde die allgemeine Stimmung bei euch und in der Kanzlei interessieren, lasst mal hören :)
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paralegal6
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#2

16.11.2023, 15:27

Welche Aktualisierungen meinst?
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worldi
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#3

16.11.2023, 15:42

neue Rechtsprechung, zB kann man WEG-Recht kaum noch Mandanten beraten, da das BGH gefühlt querdreht....
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paralegal6
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#4

16.11.2023, 16:11

Also ich berate keine Mandanten 😅
Expert nervt mich aktuell aber sonst alles wie immer
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Pitt
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#5

17.11.2023, 08:53

Die letzten Software-Updates hatten hier immer Fehler im Gepäck. Das Programm läuft aktuell nicht rund. Der Fachkräftemangel schlägt gerade voll durch. Bewerber melden sich nach einer Zusage nicht mehr. Weiterbildung dieses Jahr für MoPeG und das neue Stiftungsrecht. Gerade MoPeG hat echt viel (private) Zeit gefressen. Die Mandanten setzen einen hier erheblich unter Zeitdruck, Verträge sollen innerhalb von 1-2 Tagen vorliegen. Gleiches gilt für Stellungnahmen zu komplexen Sachverhalten. Die meinen, wenn Google und Chat GPT innerhalb von Sekundenbruchteilen eine Antwort liefern, müssten wir das auch können. Mir graut jetzt schon vor dem Jahresende, wenn noch Verjährungssachen dazukommen.
mesotty
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#6

17.11.2023, 10:15

Dauerstress, nicht vermeidbare Überstunden sind an der Tagesordnung. Wir versuchen seit 2 Monaten 1,5 neue Mitarbeiter zu bekommen, vergeblich. Bei uns geht eine 40 h Kraft in Mutterschutz und als Ersatz haben wir bis jetzt eine 6h Kraft. Davor waren wir schon zu wenig. Mir graut echt vor dem Jahreswechsel.
Dann habe ich noch 8 Klagen (auf meinem Tisch) liegen zu denen ich nicht komme. Von dem normalen Wahnsinn wie Klagerwiderungen, Repliken und Dupliken schreiben rede ich jetzt mal gar nciht!! Genauso wie von Buchhaltung, Fristenbearbeitung, Rechtsbehelfe einlegen, die Arbeiten Anderer prüfen und Korrigieren.

Dann kommt Cheff (heute) mit ner super wichtigen Sache, Streitwert 120 € die mich die nächsten 2!! Stunden beschäftigen wird und sonst alles lahm legt. ....
Und bei euch so??
worldi
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#7

17.11.2023, 10:21

vielen Dank für euer feedback, ich bin alleine und mache alles....komme derzeit nicht dazu RG zu schreiben und Zeithonorare abzurechnen....gefühlt auch immer im Dauerstress
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Pelfox
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#8

17.11.2023, 10:47

Die Stimmung bei uns ist eher gestresst / genervt.

Das Arbeitspensum ist zu zweit einigermaßen zu schaffen aber wenn etwas ausserhalb der Reihe kommt (z. B. in einer Sache ein ganzer Umzugskarton mit Akten aber nur eine Woche Zeit alles zu scannen) wird es eng. Wenn eine von uns im Urlaub ist, geht hier alles unter. Dann ist man nur noch am rennen und versucht überall alles gleichzeitig zu machen. Letztes Jahr hatten wir noch eine studentische Aushilfe für diese Zeit aber nachdem diese weggezogen ist, hat sich das verschärft. (natürlich wird kein Ersatz gesucht, warum auch?) Wenn jemand krank wird, ist hier die Hölle los.

Dazu kommen unzeitgemäße Arbeitsabläufe, die aber unbedingt so gemacht werden müssen weil „es wurde schon immer so gemacht!!!11“ (z. B. statt die E-Akten von beA einfach rüberzuziehen in die digitale Akte muss alles ausgedruckt und entsprechend verwahrt werden – Ressourcen- und Zeitverschwendung) und E-Mails Ausdrucken und in die Handakte legen, weil „hat so zu sein!“

Das es digital und einfacher ist, finde ich im Prinzip auch gut, wenn man es auch mal so nutzen würde, würde es auch tatsächlich etwas Zeit einsparen die ich dann in andere Abläufe besser investieren kann. Z. B. ZV-Aufträge. Im Prinzip sind die vom Aufbau her gleich aber jede Akte ist anders und man benötigt etwas Zeit, um sich umfangreichere Akte genau anzusehen und alle Infos zusammen zu suchen, die man benötigt. Das alles raubt Zeit, verursacht Stress und wenn die digitalen Hilfsmittel nicht funktionieren hat man eigentlich auch gar keine Zeit sich darum zu kümmern. Wie auch?

So eine Arbeitsweise birgt auch noch andere Probleme, vor allem hinsichtlich Ausbildung, Weiterbildung und das Anleiten von Referendaren, die ja auch in Büroabläufe eingeführt werden sollten, damit die das als Anwälte später auch nachvollziehen können. Es fehlt schlicht die Zeit für alles.

Das ich diesen Text schreiben konnte liegt auch nur daran, dass heute Freitag ist, dass die eine Hälfte der Anwälte im Urlaub ist und die andere auf Fortbildung und ich hier tatsächlich mal dazu komme, ein paar liegengebliebene Sachen abzuarbeiten, die aber nicht so Zeitintensiv sind. Nächste Woche hat meine Kollegin Urlaub, dann werde ich hier wohl gar nicht reinschauen können.
:hund
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#9

17.11.2023, 12:03

Joah das mit Kollegen finden ist natürlich eine Sache aber da ich eh alles kontrollieren musste, Fristen, Rechtschreibfehler ausbessern und Rückrufe per Telefon erledigen bin ich alleine auch nicht viel langsamer als vorher
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#10

21.11.2023, 12:54

Hier ist es tatsächlich relativ entspannt. Zwei Refas und eine studentische Hilfskraft für vier Anwälte, das klappt ziemlich gut. Und das Arbeitsklima könnte kaum besser sein. :-)
Nach sechs Jahren Erziehungspause große Teile des Zwischenspeichers gelöscht ... :abdreh
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