Ich halte es bei den Anreden wie die Vorposter, schön konservativ. Nur mit wenigen, ausgesuchten Leuten auch mal etwas aufgelockert, aber auch erst dann, wenn "die" anfangen.
Andere Branchen können da gerne kreativ sein, beim Anwalt wirkt das schnell unseriös. Altmodisch und stolz darauf. Gerade in einer Branche, in der jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird, sollte man auch bei der Anrede nicht schludern. Man weiß nie, in welchem Zusammenhang die Korrespondenz wieder ans Tageslicht kommt. Und es wirkt dann eventuell nicht wirklich professionell, wenn man einen flapsig formulierten Brief als Beweis vorlegen soll. "Hallo Herr Meier, wenn Sie nicht bis nächste Woche ausgezogen sind, erheben wir Räumungsklage. Sonnige Grüße". Sowas wirkt doch mindestens unverschämt und auch respektlos dem Herrn Meier gegenüber. Dem ist nämlich in der Situation bestimmt nicht sonnig zumute.
Außerdem geht es in unserem Beruf nicht darum, irgend ein wie auch immer gestaltetes Wohlgefühl oder die Illusion von Vertrautheit zu verbreiten. Korrektheit und gegenseitiger Respekt sind die Grundlagen einer sachlichen und zielführenden Korrespondenz. Sonst kann ich Beruf und Privatmensch nicht wirklich auseinanderhalten und ich wäre versucht, auch mal in die andere Richtung auszuschlagen - eventuell würde ich dann meinem Gegenüber mal wirklich sagen, was ich von ihm halte. Und das könnte dem Grundsatz der Sachlichkeit widersprechen.
Zum "you" gibst übrigens auch andere Meinungen: man duzt nicht, man ihrzt, d.h. die uns vertraute Form der 2. Person Einzahl existiert quasi nicht. Es gab mal ein "thou", das unserem "du" entsprach, wurde allerdings von Oben nach Unten (Lord zum Knecht, Gott zum Gläubigen) genutzt. Die Schweden scheinen wohl durchgehend zu duzen (nicht nur im Möbelladen) - ob man Königs dann auch so anredet, weiß ich aber nicht.
Ansonsten rede ich die Leute an, wie sie es gerne haben, als Männlein, Weiblein oder was sonst gewünscht ist. Wenn es aus dem Vornamen nicht erkennbar ist (ausländische Namen sind manchmal unisex und auch in Deutschland ist die Nutzung offenbar regional unterschiedlich), spreche ich das Gegenüber als männlich an. Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass es Frauen nicht so viel ausmacht, als Mann angesprochen zu werden. Männer sind da deutlich empfindlicher, wenn man sie versehentlich als Frau anspricht. Mein Vorname ist übrigens in Italien ein Männername, weshalb ich bei Buchungen in Italien immer als Herr angesprochen werde. Und mir bricht dabei nix ab.
Anredeformel/Grußformel
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Anahid hat geschrieben:Soenny, ich glaub nicht, dass sich da schon irgendjemand Gedanken gemacht hat, wie die offizielle Anrede aussehen soll. Geehrte oder Geehrter kannst Du ja dann eigentlich auch nicht benutzen, weil das ja auf das weibliche oder männliche Geschlecht hinweisen würde. Vielleicht: Sehr geehrtes Anahid
Auch die Berufsbezeichnungen müssen dann eigentlich angepasst werden. Rechtsanwaltsfachangestellte, Rechtsanwaltsfachangestellter und Rechtsanwaltfachangestelltes???
Spaß beiseite: Ich bin für die klassische Anrede wie ihr alle. Mit "sonnigen Grüßen" wird meiner Meinung nach schon eine Grenze überschritten, die in unserem Berufsfeld klar gezogen bleiben sollte - auch gegenüber Mandanten.
Wenn jemand Urlaubsgrüße schickt, ist das was anderes.
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Andy66 hat geschrieben: Andere Branchen können da gerne kreativ sein, beim Anwalt wirkt das schnell unseriös. Altmodisch und stolz darauf. Gerade in einer Branche, in der jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird, sollte man auch bei der Anrede nicht schludern. Man weiß nie, in welchem Zusammenhang die Korrespondenz wieder ans Tageslicht kommt. Und es wirkt dann eventuell nicht wirklich professionell, wenn man einen flapsig formulierten Brief als Beweis vorlegen soll. "Hallo Herr Meier, wenn Sie nicht bis nächste Woche ausgezogen sind, erheben wir Räumungsklage. Sonnige Grüße". Sowas wirkt doch mindestens unverschämt und auch respektlos dem Herrn Meier gegenüber. Dem ist nämlich in der Situation bestimmt nicht sonnig zumute.
Außerdem geht es in unserem Beruf nicht darum, irgend ein wie auch immer gestaltetes Wohlgefühl oder die Illusion von Vertrautheit zu verbreiten. Korrektheit und gegenseitiger Respekt sind die Grundlagen einer sachlichen und zielführenden Korrespondenz. Sonst kann ich Beruf und Privatmensch nicht wirklich auseinanderhalten und ich wäre versucht, auch mal in die andere Richtung auszuschlagen - eventuell würde ich dann meinem Gegenüber mal wirklich sagen, was ich von ihm halte. Und das könnte dem Grundsatz der Sachlichkeit widersprechen.
Zum "you" gibst übrigens auch andere Meinungen: man duzt nicht, man ihrzt, d.h. die uns vertraute Form der 2. Person Einzahl existiert quasi nicht. Es gab mal ein "thou", das unserem "du" entsprach, wurde allerdings von Oben nach Unten (Lord zum Knecht, Gott zum Gläubigen) genutzt. Die Schweden scheinen wohl durchgehend zu duzen (nicht nur im Möbelladen) - ob man Königs dann auch so anredet, weiß ich aber nicht.
Ansonsten rede ich die Leute an, wie sie es gerne haben, als Männlein, Weiblein oder was sonst gewünscht ist. Wenn es aus dem Vornamen nicht erkennbar ist (ausländische Namen sind manchmal unisex und auch in Deutschland ist die Nutzung offenbar regional unterschiedlich), spreche ich das Gegenüber als männlich an. Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass es Frauen nicht so viel ausmacht, als Mann angesprochen zu werden. Männer sind da deutlich empfindlicher, wenn man sie versehentlich als Frau anspricht. Mein Vorname ist übrigens in Italien ein Männername, weshalb ich bei Buchungen in Italien immer als Herr angesprochen werde. Und mir bricht dabei nix ab.
Ich halte es bei den Anreden wie die Vorposter, schön konservativ. Nur mit wenigen, ausgesuchten Leuten auch mal etwas aufgelockert, aber auch erst dann, wenn "die" anfangen.
Ich sehe es auch eher konservativ und meine Chefs auch. Wenn ich mehrfach mit einem anderen Anwaltsbüro und derselben Dame spreche, dann haben wir uns auch schon mal geduzt. Allerdings nicht, wenn es die gegnerische Seite ist. Man sollte nicht jeden Schmarrn mitmachen.
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Naja also als "Schmarn" sehe ich diese Anfrage oder die Überlegungen nicht. Und ja - ich hatte auch u.a. bezüglich der "Seriösität" in unserer Branche argumentiert.
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Nein, ich bin nicht böse. Ich bin nur manchmal nicht ganz nett.
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Nein, ich meinte nicht die Diskussion darüber, sondern lediglich, daß wir für unsere Kanzlei diese Anreden als Schmarrn bezeichnen.Sputnik85 hat geschrieben:Naja also als "Schmarn" sehe ich diese Anfrage oder die Überlegungen nicht. Und ja - ich hatte auch u.a. bezüglich der "Seriösität" in unserer Branche argumentiert.
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Ihr habts Probleme...ich lese ned mal die Anrede oder Grußformel. Mich interessiert nur der Text.
Schreiben doch ich aber auch das Übliche. Gibt nur wenige Ausnahmen.
Wie handhabt ihr das, wenn euch ein Mandant duzt? Duzt ihr zurück? Das finde ich viel schwieriger.
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"Das Leben ist zerbrechlich. Binnen eines Lidschlags kann einem alles genommen werden. Es ist leicht, sich ein Gefühl falscher Sicherheit zuzulegen. Ich lasse mich lieber auf die Zerbrechlichkeit des Lebens ein und genieße es hier und jetzt in seiner ganzen majestätischen Schönheit."
Ich finde, Francis Ackerman jr. hat dies sehr schön zum Ausdruck gebracht.
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Wenn mich ein Mandant (aus heiterem Himmel) duzt, sieze ich zurück. Wenn es nicht einer der Lieblingsmandanten ist, der vielleicht irgendwann mal sagt "Wollten wir uns nicht duzen?" würde ich generell auch immer beim "Sie" bleiben.Dany1981 hat geschrieben:Wie handhabt ihr das, wenn euch ein Mandant duzt? Duzt ihr zurück? Das finde ich viel schwieriger.
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Der is eigentlich ganz nett. Ist auch jünger wie ich. Bei dem finde ich das jetzt ned so wild, aber trotzdem find ich es doof. Ich kann im Kopf immer ned so umschalten. Hab mi scho beim Chef am Anfang hart getan. Ich versuch des derzeit irgendwie zu umschiffen. Da habens die Amis leichter.
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Ich habe hier auch einen Mandanten, der mich duzt, ich ihn aber brav immer noch sieze. Mandanten und ein vertrautes Du passt meiner Meinung nach nicht so gut zusammen. (Ich verbinde das Du mit einer gewissen Vertrautheit. ) Ich möchte aber sachlich (und beruflich) bleiben.
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