Anwaltsnotariat/Nurnotariat - wie ist es bei Euch aufgebaut?

Hier hinein gehören alle Themen rund um Büroorganisation, Büroverwaltung, Kanzleiorganisation etc.
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Summerof77
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#1

31.10.2016, 13:51

Hallo liebe Kollegen und Mitstreiter!

Ich bin jetzt seit über 20 Jahren in Anwaltsnotariaten tätig und mich interessiert, wie der Bereich des Notars bei Euch -egal wo - gestaltet ist. Wir haben einen Notar, der auch noch als Anwalt tätig ist. Dieses aber eher selten, denn die Tätigkeit als Notar füllt seinen Kalender mehr als genug aus. Für ihn tätig sind 2, eigentlich 3 Personen mit insgesamt 115 h in der Woche. Wir haben zur Zeit ca. 630 Urkunden, sehr viele Kaufverträge, aber alles durch die Bank weg. Die Mitarbeiter schaffen die Arbeit kaum, teilweise benötigen sie eine Aushilfe, Überstunden sind an der Tagesordnung. Bei uns wird alles von den Mitarbeitern vorbereitet und erstellt, nur die Besprechungen mit den Kunden und sehr knifflige Verträge bereitet der Notar mit vor. Die Mitarbeiter im Notariat haben mit der weiteren Büroorganisation/Verwaltung sowie dem Anwaltsbereich nichts zu tun.

Ich frage mich, wie andere Notariate diese Arbeitsleistung bewältigen? Wieviele Mitarbeiter sind bei Euch im Notariat für wieviele Urkunden zuständig? Wer bereitet vor? Wer bereitet nach? Sind Azubis eingebunden? Gibt es einen extra Mitarbeiter im Empfangsbereich, der sich um die Vertragsparteien usw. kümmert? Wieviele Stunden sind die Mitarbeiter beschäftigt? Ganztags? Halbtags?

Ich würde mich wirklich über eine Resonanz freuen, da wir hier ggf. umorganisieren müssen. Vielen Dank! :ka
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Pitt
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#2

31.10.2016, 14:16

In meinem Ausbildungsbetrieb war es so organisiert:
2 Vollzeitkräfte im Notariat + 1 Vollzeitkraft, die als Springer im Anwalts- und Notariatsbereich hin und her pendelte (je nach dem, wo es mehr brannte) + ein pensionierter Grundbuchbeamter, der viele Sachen im Bereich Grundstücksrecht vorbereitete. Wir hatten rd. 1.200 Urkunden pro Jahr. Azubis wurden im Notariat nicht gern gesehen, sondern nur für einige Wochen Notariats-Crashkurs geduldet. Es gab noch eine Extra-Empfangskraft.
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#3

31.10.2016, 17:36

In meiner Ausbildung hatte mein Chef auch kaum noch Zeit für "Anwaltskram" und hatte laufend Beurkundungstermine :lol:

Für das Notariat gab es bei uns nur eine Vollzeitkraft. Nachher auch eine Halbtagskraft, die ab und zu und in ihrem Urlaub Vertretung gemacht hat. Sie sollte ihr zwar Sachen abnehmen, aber irgendwie haben die beiden "aneinander vorbei gearbeitet" und am Ende wurde die Arbeit noch mehr :kopfkratz Überstunden gab es bei ihr auch regelmäßig und jeden Tag habe ich bestimmt um die 30 Akten morgens für die Wiedervorlage raussuchen müssen. :schock (also Akten nur für sie!)

Ich als Azubi durfte den Kleinkram abnehmen, wie Grundbücher kopieren, Urkunden nähen etc.

Für eine Person alleine finde ich die Arbeit im Notariat viel zu viel; bei meiner Freundin in der Kanzlei sind 2 Personen pro Notar :schock (beide Vollzeit)

Übrigens bekam sie nachher eine Telefon-Durchwahl für das Notariat. Das empfand ich als sehr gut, da die Vertragsparteien gleich den richtigen Ansprechpartner hatten.
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Summerof77
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#4

01.11.2016, 17:25

Was ist denn das Hauptgeschäft? Bei uns sind es zur Hälfte Kaufverträge und die andere Hälfte die ganzen anderen Beurkundungsgeschäfte
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Summerof77
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#5

03.11.2016, 09:32

Kleines Update: Die Nofas sind völlig überlastet und der Meinung, drei Mitarbeiterinnen (zwei 40 h-Kräfte, eine 35 h -Kraft) reichen nicht aus für einen Notar und ca. 700 Urkunden. Sie wünschen sich eine weitere Vollzeitkraft. Wir haben auch noch eine Vertretung, die schon in Rente ist und ab und zu kommt. Ist das wirklich gerechtfertigt? Ich weiß, was an Arbeit beim Anwalt anfallen kann. Ich bin lange genug in dem Job und langweile mich nie und habe IMMER was zu tun, aber 1 Notar mit drei Angestellten, die eigentlich NUR Notariat machen...Ich hätte gerne Meinungen/Erfahrungen! Danke!
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#6

03.11.2016, 10:53

Wir sind ein Anwaltsnotariat mit nur einer RAin/Notarin, einer Vollzeitkraft im RA-und Buchhaltungs-Bereich und einer 30-Stunden-Kraft im Notariats- und Büroorganisationsbereich. Wir haben immer eine Menge zu tun bei ca. 400 Urkunden und ca. 550 neuen RA-/No-Akten im Jahr. Zusätzlich übernehmen wir immer die Urlaubsvertretung der Kollegin, so dass für uns dann Überstunden anfallen. Zu schaffen ist die Arbeit dennoch, ohne dass man von Überlastung sprechen müsste.
Gruß Anja
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#7

03.11.2016, 11:01

Ob vier Vollzeitkräfte für einen Notar bei 700 Urkunden pro Jahr viel sind oder nicht, hängt davon ab, wie umfangreich/kompliziert die einzelnen Urkunden sind, wie die Büroorganisation aussieht und wie eigenständig die Mitarbeiter arbeiten. Bei uns waren ca. 50% Grundstückskaufverträge, dann noch Testamente, Ehe- und Erbverträge. Wir hatten dagegen kaum Urkunden aus dem Bereich Gesellschaftsrecht. Die Frage ist auch, ob i. d. R. auf Standardverträge zurückgegriffen werden kann, die per Textbaustein auf den Einzelfall angepasst werden oder ob der Großteil der Verträge jeweils individuell erstellt wird. Inzwischen mache ich mehr Gesellschaftsrecht und da sitzt man nach meiner Erfahrung häufig länger an den Entwürfen.
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Summerof77
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#8

03.11.2016, 13:09

@Pitt: Wie bereits erwähnt...Wir arbeiten mit Vorlagen und auch haufenweise mit Textbausteinen. Viele Kunden möchten natürlich sofort und postwendend einen Entwurf. Dies passiert auch vielfach per E-Mail. Wir sind im technischen Bereich gut organisiert. Die Damen im Notariat bereitn selbständig vor, alle Schreiben usw. sind entweder Standardtexte oder von ihnen selbst entworfen, Rechnungen schreiben alle drei und auch die Akten sind auf drei Leute aufgeteilt. Empfang und Telefon wird jeweils auf einen umgestellt, damit die anderen beiden arbeiten können.
Summerof77 hat geschrieben:Hallo liebe Kollegen und Mitstreiter!

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#9

03.11.2016, 16:39

Wir hatten hauptsächlich auch Grundstückskaufverträge. Meine Kollegin hat viel mit Textbausteinen gearbeitet, aber bei der Menge an Arbeit konnte sie das kaum alleine bewältigen. Außerdem wurde sie auch immer vom Telefon etc. gestört. :kopfkratz

Wie gesagt, habe ich ihr den Kleinkram abgenommen, wo man auch nicht viel falsch machen konnte. :lol: Ab da hatte sie auch ein wenig Luft.

Es kommt - wie bereits hier im Forum erwähnt - natürlich darauf an, was an Arbeit bei euch anfällt. Vielleicht ist es ja gerade dieser Kleinkram der aufhält. Urkunden nähen, Entwürfe korrigieren, Verträge einscannen und Mails vorbereiten dauern ja auch seine Zeit, diese Aufgaben würde ich dem Azubi geben, wenn ich ihm so etwas zutraue.
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#10

16.12.2016, 09:07

Wir sind eine Anwaltskanzlei mit drei Anwalts-Notaren, von denen jeder eine feste Sekretärin hat. Also drei Sekretärinnen, zwei davon halbtagsbeschäftigt - die andere Vollzeit. Es wird auch selbständiges Vorbereiten und teilweise kleinere Vorgespräche mit den Mandanten erwartet. Die komplizierten Sachen machen die Notare selbständig.
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