Diktat-Syndrom

Hier hinein gehören alle Themen rund um Büroorganisation, Büroverwaltung, Kanzleiorganisation etc.
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Master24
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#21

07.08.2007, 10:28

Ich wurde in meiner Ausbildung vom ersten Tag an "ins kalter Wasser" geschmissen. Dort ging es am ersten Tag los mit Band-Diktaten, aber auch mit Telefon und allen anderen üblichen Arbeiten; es waren ja 'damals' auch nur ich und eine Mitauszubildende, die schon seit einem Monat vor mir da war. :roll:

Aber da lernt man wirklich, wie man einen kleinen Betrieb am Leben hält. Ganz im Gegensatz zu vielleicht den "großen" Kanzleien, wo es alle Nase lang mal überhaupt - neben Kaffee machen, Blumen gießen und endlosen Gerichtsposthol-Aktionen - etwas zu erledigen gibt.

Meine jetzige Chefin ist da etwas anders. Ich bekomme zum Teil Bänder, die ich 1:1 abtippe und dann wird hinterher der Stift gezückt und korrigiert, welche Wörter besser klingen usw. Bis vor kurzem gab es nicht mal ein Diktiergerät, erst neu angeschafft. Allerdings tippt sie vieles auch selbst, von daher.

Ich persönlich bin gar nicht so scharf drauf, einfach immer wieder das Gleiche anzuhören und abzutippen. Ich beschäftige mich viel lieber mit Sachbearbeitung von Akten, vor allem die Abrechnungen machen mir viel Spaß, der Inkassovorgang selbstverständlich auch und mit der ZV, da bin ich mir sicher, das bekomme ich dann auch noch hin. :)

Lieben Gruß
Master24
StineP

#22

07.08.2007, 10:30

Ich glaube, das die meisten wohl doch keinen richtigen Spaß am Tippen haben, oder? Ist doch viel besser fürs Hirn, wenn man selbst nachdenken muss ;)
Lucie
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#23

07.08.2007, 10:33

Äh, also ich hatte auch schon Schülerpraktikanten, die der Meinung waren, die ReFa geht zum Gericht und verhandelt dort. *glucks* Aber gut, dass sie vorher mal in den Beruf reingeschaut haben.
PROBLEM ist nur ein unschönes Wort für HERAUSFORDERUNG
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shila1978
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#24

07.08.2007, 10:40

loool Das würd ja noch fehlen ;-)
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Master24
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#25

07.08.2007, 10:43

Lucie hat geschrieben:Äh, also ich hatte auch schon Schülerpraktikanten, die der Meinung waren, die ReFa geht zum Gericht und verhandelt dort. *glucks* Aber gut, dass sie vorher mal in den Beruf reingeschaut haben.
Tja, das sind ja meist auch die, die ein Gericht noch nie von innen gesehen haben und sich derlei Informationen aus Quellen erschließen, wo es noch heißt:
*piep**piep* Entschuldigung, Frau Salesch, aber meine Mitarbeiterin hat gerade den echten Täter selbst gefasst! Und übrigens, ich habe - weil ich schlauer RA bin - heute ein <insert unknown unzulässiges beweismittel here> dabei! Ich beantrage daher Freispruch für diesen wie einen Bösewicht aussehenden Schauspieler!
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schneeflocke
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#26

07.08.2007, 10:44

1978 gab es in meiner Ausbildungskanzlei die Fachkräfte und darüber hinaus einen "Schreibsaal". Hier saßen Frauen, die nur geschrieben haben nach Stenogramm oder nach Band, die sog. Phonotypistinnen.

Bereits Anfang der 80ziger verschmolz das Ganze. Fachkräfte der RAe haben die Schreibdamen ersetzt und machten fortan nicht nur die Sachbearbeitung.

Heute arbeite ich in einem Büro, in dem auch alles abdiktiert wird. Meine Leistung wir danach bemessen, wieviel Bänder ich pro Schicht schaffe.
Schaffe ich viele Bänder, bin ich ein braves Mädchen, schaffe ich nur wenig, weil es so trubelig in der Anmeldung war, bin ich das böse Mädchen.

Das stetige und alleinige unselbständige und ausschließliche Schreiben nach Band macht längerfristig auch dumm. Sieht man an mir. 15 Jahre hinterlassen ihre Spuren und somit auch Lücken bei der Sachbearbeitung.

Aus diesem Teufelskreis herauszukommen ist nicht möglich. Denn wenn 10 Bänder rumliegen, die weg müssen, bleibt kein Raum für freie Entfaltung und zum Lernen in Eigenregie. Das mach ich in meiner Freizeit hier in FoReNo.

LG Chris
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#27

07.08.2007, 12:47

Bin ebenfalls der Meinung, dass viele Azubis gerne tippen, weil man dabei nicht sooo viel furchtbar falsch machen kann.

Ich bin aber sicher, dürften diese nur tippen, 3 Jahre lang, dann wäre das Gejammer und der Frust auch sehr groß.

Ich bin froh, dass ich von Anfang an alles lernen durfte. Vom Tippen bis hin zur Zv und Buchhaltung. Ich war zwar oft seeeeehr unsicher, bin es manchmal noch immer (aber dafür gibts ja FORENO) aber bin überglücklich, dass ich eine so abwechslungsreiche breitgefächerte Ausbildung machen durfte und dass die Arbeit auch Spaß macht.

Vielleicht sollte man den jungen Hüpfern mit 16, 17 Jahren in so einem Fall der Null-Bock-auf-Anstrengung klarmachen, was es bringen kann, wenn man sich Mühe gibt und was der Vorteil von Wissen und Ausbildung ist.

Was man im Kopf hat, kann einem keiner mehr wegnehmen.
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#28

07.08.2007, 12:49

Tippen finde ich deswegen auch toll, weil man dann immer up to date ist, was den Fortgang eines Falles betrifft.

Kommt Post von der Gegenseite, gibt diese dann meist keine Rätsel mehr auf, sondern man weiss gleich Bescheid.

Mir gefällt das.
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TapCat
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#29

07.08.2007, 13:05

Also ich finde das Arbeiten beim RA sehr abwechslungsreich (obwohl man echt viel falsch machen kann!)

Ich habe vor xxxx Jahren Justizfachangestellte beim AG gelernt und bin nach der Ausbildung nicht übernommen worden - außer Bänder schreiben (damals noch mit Maschinchen *kicher) habe ich NICHTS groß gekonnt!

Vor allem das selbständige Arbeiten (und Denken) war da absolut NICHT gefragt - am Anfang war es für mich echt superschwer hier beim Anwalt - nach über zehn Jahren Familienpause und ohne entsprechende Ausbildung - ich saß da und wartete auf Anweisungen.

Aber mit den Jahren wurde ich immer selbständiger, vor allem WEIL ich alles machen musste (Chefin hilft aber immer mit, wenns Probs gibt)

Nur das mit dem Gebühren abrechnen, sorry, das finde ich superschwer sich selbst beizubringen vor allem bei den Familiensachen. Da würde ich gerne meiner Chefin mehr zuarbeiten können..naja...lerne aber jeden Tag mehr dazu.

...super vor allem, dass ich hier in diesem Forum Fragen stellen kann

Liebe Grüße aus Cologne!

Cat
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#30

07.08.2007, 13:12

Ja ja, das Leben der ReFa´s - wir könnten doch echt ein Buch schreiben... ist echt immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich die Kanzleien organisiert sind...
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