Diktat-Syndrom

Hier hinein gehören alle Themen rund um Büroorganisation, Büroverwaltung, Kanzleiorganisation etc.
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jacqueline k
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#31

07.08.2007, 13:14

Hallo,

ich habe in einer Kanzlei gelernt, wo es uns sogar das erste halbe Jahr nicht erlaubt war, Bänder zu tippen, zum einen um das 10-Finger-System richtig zu lernen und zum anderen, weil das am Anfang ja alles noch spanisch für einen ist.

Ab und zu tipp ich gern mal ein Band, weil man da echt nicht bei Nachdenken muss und auch sonst auf keine großen Besonderheiten achten muss. Wobei ich sagen muss, das, was meine Chefin diktiert, ich auch so schreiben kann.

Um die Azubis mal in Schutz zu nehmen:

Viele Chefs haben auch keine Zeit, sich mit Ihnen mal hinzusetzen und den ganzen "Kram" zu erklären, wie z.B. Notfrist usw.

Ich musste in meiner Ausbildung z. B. jede Woche eine "Hausarbeit" schreiben über das, was mein Chef mit mir in der Woche zuvor besprochen hatte. "was sind Notfristen" z. B. Dadurch habe ich vorher viel gelernt in der Theorie und war mir später dann - als dies im Ausbildungsabschnitt dran war - sicherer im Fristen notieren usw.
:blumen
Blumige Grüße
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shila1978
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#32

07.08.2007, 13:17

Meine Ausbilderin hat mir sogar im ersten Lehrjahr Zeitung beim Schreiben über die Finger gelegt, damit ich nicht kucken kann und das Blindschreiben lerne... ;-)
StineP

#33

07.08.2007, 13:23

Das ist auch echt ne super Methode. Klar, altmodisch, aber wirkungsvoll :)
Bärchen

#34

07.08.2007, 16:23

jacqueline k hat geschrieben:Ab und zu tipp ich gern mal ein Band, weil man da echt nicht bei Nachdenken muss und auch sonst auf keine großen Besonderheiten achten muss.
:?:
Ich achte generell sehr darauf, was diktiert wird und ich finde schon, dass man dabei denken muss. Hat der RA Kläger und Beklagten vertauscht? Sind alle Zahlen richtig? Hat er wirklich "kein" statt "ein" oder dergleichen diktiert? Hat er sonst irgendwas durcheinander gebracht? Ich finde schon, dass man auch beim Bänder schreiben nachdenken muss.
shila1978 hat geschrieben:Meine Ausbilderin hat mir sogar im ersten Lehrjahr Zeitung beim Schreiben über die Finger gelegt, damit ich nicht kucken kann und das Blindschreiben lerne...
Wenn ich merke, dass ich mehr Fehler mache oder bei längeren Schriftsätzen, mache ich heute noch die Augen zu und schreibe einfach durch. Dann macht man auch weniger Fehler, weil man sich mehr konzentrieren muss :wink:
Lieselchen
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#35

07.08.2007, 19:12

Hallon,

noch bin ich Auszubildende. Bei uns im Büro (3 Anwälte, ein Bürovorsteherm der auch diktiert) Schreiben wir Angestellte viel, aber nicht nur. Die ZV Sachen bearbeite ich selbstständig, das heißt es nur: "Bitte alle notwendigen Maßnahmen in die Wege leiten". Die Rechnungen werden zum größten Teil diktiert. So ziemlich von Anfang an habe ich alle Arbeiten ausgeführt, was der Ausbildung jetzt gegen Ende natürlich sehr zu Gute kommt. Wir haben aber noch zwei Schreibaushilfen, da die sachbarbeitenden Tätigkeiten doch viel Zeit in Anspruch nehmen und bei uns im Büro wirklich sehr viel Arbeit anfällt. Allerdings habe ich die Schreibaushilfe für meine Sachen noch nie in Anpruch genommen, ich ahbe immer da gesessen, bis ich fertig war :-(

Wenn ich allerdings in der Ausbildung nur hätte schreiben dürfen, hätte ich mich doch sehr gelangweilt!

Lieben Gruß
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Jennie
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#36

07.08.2007, 19:45

Hallo,
ich habe gerade dieses Thema "überflogen" und da musste ich unwillkürlich an unseren Azubi denken und was vor ein paar Wochen passiert ist:

Unsere Azubine kam und hat erzählt, dass sie nun mit dem gerichtlichen Mahnverfahren in der Schule angefangen hätten und sie gerne einen MB ausfüllen möchte. "Na, endlich ein wenig Eigeninitiative" habe ich mir gedacht und ihr einen MB zum Ausfüllen gegeben. Da es das erste Mal war, habe ich sie den MB vorab mit der Hand ausfüllen lassen. Nach ca. einer Stunde bin ich zu ihr ins Zimmer (unglücklicherweise saß ich an dem Tag an einem anderen Arbeitsplatz in einem anderen Zimmer und sie alleine in einem Zimmer) und wollte sie fragen wie es denn mit dem MB aussieht und sehe sie da sitzen mit dem Stöpsel im Ohr. Ich habe sie dann gefragt, was sie denn da macht und was mit dem MB sei. Daraufhin sagte sie mir, dass sie den MB noch nicht fertig habe, es sei wohl doch noch zu schwer für sie und sie sich daher ein Diktatband genommen hätte, das würde ja schließlich viel mehr Spaß machen!

Ihr könnt mir glauben, ich war ziemlich geschockt und wusste erst gar nicht was ich antworten sollte, denn ich war bis dato immer der Meinung, wer eine Ausbildung zur REFA macht möchte gerade nicht nur tippen....

Naja, jedenfalls dachte ich, dies sei ein Einzelfall und wir müssten unsere Ausbildung verbessern bzw. unserem Azubi noch erklären/zeigen, was alles den Beruf der REFA ausmacht, aber scheinbar ist das doch kein Einzelfall. Ich finde das sehr traurig :(

(PS: Ich mache mir natürlich trotzdem Gedanken, wie ich unserer Azubine zeigen kann, dass es noch mehr Aufgabengebiete (außer das Tippen) in unserem Beruf gibt, die Spaß machen, denn ich mache meinen Beruf und die damit verbundenen berufsspezifischen Arbeiten sehr gerne. Habt Ihr Ideen wie ich ihr das zeigen könnte?)
Viele Grüße
Jennie
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Annile
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#37

07.08.2007, 21:12

Schreiben war einfach immer spannend weil man so mal etwas über die Sache erfahren konnte.

Man konnte endlich mal zeigen was man kann und hat am Abend "etwas geschafft" hat

Im Weiteren konnte man den Chefs mal zeigen das man das auch schon kann


Heute HASSE ich Band Schreiben
Es Annile :hurra
StineP

#38

07.08.2007, 21:28

Nun ja, dass mit dem nebenher was von der Sache mitbekommen, kann man nicht von allen behaupten. Unsere Azubine hat damals NIE gewusst, worum es ging... Wahrscheinlich gibt es wirklich manche Leute, die nicht beides auf einmal können!?
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skugga
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#39

07.08.2007, 22:21

Naja, ich habe diesen Beruf eigentlich auch nicht ergriffen, um mal als Schreibautomat zu enden, aber: ich tippsel gerne. Und ganz ehrlich, nach einem dreiviertel Tag kniffliger ZV mach ich sogar gerne so kontemplativ-doofe Sachen wie endlos Post frankieren. Daß man allerdings so gar nix anders als nur tippen, tippen und zur Abwechslung mal tippen möchte, ist mir ein Rätsel.

Allerdings habe ich es schätzen gelernt, in einer neuen Kanzlei erstmal nur zu tippen, um aufgrund der Schriftsätze mitzubekommen, worums in den einzelnen Akten geht. Man kann nämlich auch schnell sein, ohne das Denken einzustellen.
Milchreis schmeckt ganz vorzüglich, wenn man ihn kurz vor dem Verzehr durch ein saftiges Steak ersetzt.
StineP

#40

07.08.2007, 22:32

Natürlich ist ein gutes Mittelmaß wichtig. Nur tippen, da würde ich irgendwann bekloppt werden, da bin ich mir sicher. Selbst wenn man zuhört, irgendwann stumpft man doch ab, oder? Man hört den ganzen Tag ein und die selbe Stimme, (bei mir sinds wenn dann zwei), die einen auf Dauer echt einschläfern und dann muss man sich ja nun wirklich nicht konzentrieren, ich meine, Schreiben kann man irgendwann so ganz nebenbei was man da hört.. Ist mir deshalb auch ein Rätsel, wie man den ganzen Tag mit Spaß nur schreiben kann.
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