Bewerbungsgespräch führen - hat jemand eine Ahnung?

Hier hinein gehören alle Themen rund um Büroorganisation, Büroverwaltung, Kanzleiorganisation etc.
Floppy
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#1

27.04.2010, 16:10

Hallo Leute,

wir suchen eine neue Azubine für dieses Jahr.

Wir hatten einige Bewerbungen erhalten und haben nun ein paar in die engere Auswahl genommen und diese zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen.

Dieses Gespräch soll ich mit einer Kollegin führen. Wir sind jedoch beide unerfahren auf diesem Gebiet.

Könnt Ihr mir hier weiterhelfen?

Es gibt doch bestimmt ein paar von Euch die hier schon ihre Erfahrungen gemacht haben.

Nicht das ich zum Schluss genauso nervös und unvorbereitet im Gespräch sitze wie die armen Azubis :oops: :D

Könnte ein paar Tipps gut gebrauchen

(Sollte man eigentlich bei schlechten Noten im Zeugnis Bezug darauf nehmen, warum das so ist etc.)
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JJJ
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#2

27.04.2010, 16:30

Es ist doch schon mal super, dass Ihr die Bewerbungsgespräche führen dürft. Das zeigt viel Vertrauen in Euch.

Also ich habe in den letzten Jahren schon öfters Bewerbungsgespräche (mit)geführt. Nervöser als die armen Azubis könnt Ihr gar nicht sein. Versucht das Gespräch relativ locker zu gestalten und den Bewerbern die Angst zu nehmen. Versetzt Euch in ihre Lage (Ihr seid ja selbst schon mal in dieser Situation gewesen). Selbstverständlich könnt Ihr nach den Noten fragen, sofern sie für diesen Beruf relevant sind. Zu persönliche Fragen vorerst vermeiden, d. h. Krankheiten, Familienumstände etc.. Ist ja klar.

Es ist durchaus hilfreich und auch nicht peinlich, wenn Ihr Euch vorher ein paar stichpunktartige Fragen aufschreibt. Versucht Euch untereinander die Bälle zuzuwerfen, also nicht nach einem steifen Fragenkatalog gehen. Es kann ruhig jedes Gespräch anders verlaufen. Ihr werdet merken, dass Euch von Person zu Person andere Sachen interessieren, sei es der Charakter, die Hobbys, Noten etc..

Solche Gespräche können ganz entspannt ablaufen und wenn Ihr ein paar kleine Späße einbaut, wird die Zeit wie im Flug vergehen.

Notiert Euch zu den einzelnen Personen vorher diverse offene Fragen, bei denen sich die Antworten aus dem Lebenslauf oder der Bewerbung nicht ergeben, gern auch Sachen, die Euch merkwürdig vorkommen.

Na gut, ich will es jetzt mal nicht übertreiben. Zu diesem Thema könnte man stundenlang schreiben.

Viel Glück.
:wink1 Unser größter Ruhm liegt nicht darin, niemals zu fallen, sondern jedesmal wieder aufzustehen, wenn wir gescheitert sind. 8)
BabyBen

#3

27.04.2010, 16:31

Was macht für Euch einen guten Lehrling aus? Was erwartet Ihr? Was soll er können, was ist da eher noch unwichtig?
Floppy
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#4

27.04.2010, 16:54

BabyBen hat geschrieben:Was macht für Euch einen guten Lehrling aus? Was erwartet Ihr? Was soll er können, was ist da eher noch unwichtig?

Um ehrlich zu sein, dass sind sehr gute Fragen, um die wir uns hier bislang nicht wirklich Gedanken gemacht haben.

Also meiner Meinung nach macht einen guten Lehrling aus, dass er eine schnelle Auffassungsgabe hat, mit großem Interesse an neue Dinge herangeht, gerne auch Sachen hinterfragt, die er zum Beispiel in der Schule gelernt hat oder auch aus dem Berufsalltag mitbekommt. Sehr wichtig ist für mich auch, dass Respekt den vorgesetzen gegenüber vorhanden ist und dass man sich einfach auch seiner Pflicht als Lehrling bewußt ist.
(Wir hatten leider bislang zwei Exemplare die dem nicht entsprachen).

Was der Lehrling können soll?
Ehrlich gesagt, keine Ahnung was ich hier am Anfang verlangen kann.

Was mir aufgefallen ist, ist, dass die meisten die sich bewerben schlechte Noten haben. Ich bin jedoch kein Mensch der unbedingt nach den Noten beurteilt, denn es kann schnell mal was in die Hose gehen, aber ich finde es doch ein wenig erschreckend.

Also wenn Du noch ein paar Tipps für mich hast, nur zu!

Floppy
BabyBen

#5

27.04.2010, 17:04

Wenn Euch Noten nur bedingt wichtig sind, könntet ihr fragen, wie diese zu Stande gekommen sind. Manchmal stehen da Probleme (schwere Krankheit in der Familie etc.) dahinter, für die ein junger Mensch nichts kann. Wenn aber nur mit "Null-Bock" geantwortet wird, wäre ich eher vorsichtig. Wir haben unsere Azubine (nicht so gute Noten und auch heute noch etwas schüchtern) über ein Praktikum gefunden. So wie sie sich reingehängt hat, hat sie die Lehrstelle einfach verdient.

Ihr könntet mal fragen, wie sich den Tag als Azubi bei Euch vorstellen. Können sie sich einordnen, wie reagieren sie, wenn ihr ihnen mitteilt, dass am Anfang Botengänge, Akten suchen und kopieren angesagt ist. Stellen Sie Euch Fragen, wenn ihr Euren Kanzleialltag schildert. Das wären dann die Aufgeweckten. Fragt auch mal, was sie von Euch erwarten.

Ansonsten muss einfach die Chemie stimmen, also auch von Eurem Bauchgefühl leiten lassen. Es gibt Dinge, die lassen sich nicht verbalisieren, gehen aber einfach nicht.

Bewährt hat sich auch, die Azubinen mal einen Tag mit dem Lehrling, der bereits da ist, mitlaufen zu lassen. Wir hatten in meiner letzten kanzlei vier Azubinen, die den Praktikanten mal unter die Fittiche genommen haben. Die haben dann immer eingeschätzt, wie es gelaufen ist. Das letzte Wort hatte natürlich der Chef.
Sam29

#6

27.04.2010, 17:09

Bloß keine Unsicherheit zeigen. Ihr seit diejenigen die die Zügel in der Hand haben, also keine falsche Bescheidenheit.

Erst beginnt Ihr das Gespräch locker mit dem typ. was er/sie trinken möchte, dann, wie es ihm/ihr geht. Dann ob er/sie gut zu Euch gefunden habt. Dann weiter ein wenig über die Kanzlei erzählen. Eben ein bischen Small-Talk. WAus diesem heraus fragt ihr ihn/sie - falls schlechte Noten oder viele Fehlzeiten - diese Zustande kamen. Kann ja sein, dass persönliche Schicksale dahinter stecken. Im Nachgang daran, wie er/sie zu diesem Beruf gekommen sind und was er/sie sich vorstellen und dann seine eigenen Vorstellungen einbringen. Schließlich wollen Azubis auch wissen woran sie sind und haben auch gewisse Vorstellungen Wenn er/sie gut erzählten, geht die Zeit vorbei und man hat immer Stoff zum ansetzen.


Wenn ich eins an Bewerbungsgespräche hasse, sind es die Menschen, die Fragen "So Frau XY, nun erzählen sie mal was von sich". Jedes mal fällt mir da nur eins ein "So Herr XY was möchten Sie denn hören" :twisted: Das ist kein Gespräch sonder ein Monolog.
Fachmaus
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#7

27.04.2010, 17:50

was ich auch noch wichtig fände ist, sie zu fragen, warum sie gerne bei euch arbeiten will. Es gibt meiner Meinung nach nichts schlechteres, wenn die Bewerberin sich überhaupt nicht über die Kanzlei informiert hat. Was meine jetzigen Chefs damals gemacht haben war, mich zu fragen welches Buch ich im Moment lese und welches mein letztes Buch war, weil ich in meinem Lebenslauf bei Hobbys "lesen" stehen hatte. Auch prüfen, ob das alles so stimmt was der geschrieben hat.

Macht Ihr auch Einstellungstests?
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Sonnenkind
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#8

27.04.2010, 19:26

Ich finde es auch nicht schlecht, dass man sie auch mal in den Berufsalltag "schnuppern" lässt. Meine Kollegin hat das auch gemacht. Es waren mehrere in der engeren Auswahl. Diese durften dann jeweils ein paar Stunden im Büroalltag dabei sein. Es wurden jeder die gleichen Aufgaben gestellt (Akte suchen, Kleine Internetrecherche ...). Danach wurde dann auch entschieden; wer sich nicht ganz so doof angestellt hat, wurde eingestellt. Wir können nicht klagen. Wir haben eine total liebe und nette Azubine (mittlerweile im 2. Lehrjahr). Wir sind super zufrieden mit ihr.
Bild Liebe Grüße Sonnenkind Bild
Gestern: schon vorbei.
Morgen: kommt erst noch.
Heute: der einzige Tag,
den du in der Hand hast.
Heute musst du leben.
Heute sollst du glücklich sein.
(aus dem Buch meines Cousin K. Hartung)
*finchen*
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#9

28.04.2010, 10:23

Also, ich habe auch Probearbeiten lassen. Ein Tag hat bei mir ausgereicht um zu sehen, wer es hinbekommt und wer eher nicht. Habe die mal ein Diktat nach Band schreiben lassen, sie mussten einen Text abtippen und etwas selbst formulieren. Dann habe ich ein paar Akten ablegen lassen. An diesen Aufgaben konnte ich schon ganz gut sehen, ob das Verständnis für die zukünftige Arbeit in groben Zügen da ist.

Ich finde es auch wichtig zu fragen, warum die Bewerberin sich für diesen Ausbildungsberuf entschieden hat. Wir hatten einige, die einfach irgendwas gesucht haben und das merkte man schon im Bewerbungsgespräch. Sobald man etwas genauer nachgefragt hat, kam nichts mehr. Ich finde Interesse am Berufsbild ist das A und O um eine Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Es gibt nichts schlimmeres als einen desinterssierten Azubi zur Arbeit "zwingen" zu müssen. Da haben beide Seiten nichts von.

Ich würde auch nach schlechten Noten fragen. Da kann es viele Gründe für geben. Unsere jetzige Azubine war von den Noten her auch nicht so toll. Wir haben Sie trotzdem eingeladen und dann konnte sie uns erklären woran es liegt. Das finde ich fair für beide Seiten.

Ich wünsche euch viel Erfolg!
Sam29

#10

28.04.2010, 10:44

Naja bei einem 16 Jährigen Schulabgänger kann man nicht verlangen, dass er sinnreiche Sätze - in unserem Sinne - formulieren kann.
Wichtig ist der Probetag ode vielleicht auch Woche um zu sehen, wie man sich versteht, ob derjenige zuhört und auch umsetzen kann und schlussendlich, ob man selber ein gutes Gefühl hat.
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