Papierloses Büro

Hier hinein gehören alle Themen rund um Büroorganisation, Büroverwaltung, Kanzleiorganisation etc.
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schneeflocke
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#51

17.08.2008, 15:22

Für mich steht der Datenschutz im Vordergrund (s. mein Beitrag Nr. 41).

Bitte bedenkt, was es bedeuten kann, einen Kanzleirechner aus der Handzu geben mit allen Daten ! Nie würdet ihr auch nur eine einzige Akte im normallfall aus der Hand geben !

Und für mich gibt es Probleme bei der finanziellen Umsetzung durch die Behörden.

Kürzlich war ich mit meinem Schwiegervater beim Amtsgericht in einer Erbscheinangelegenheit. Wir wurden durch einige Büros geschleust, es gab viel zu erledigen.

Wenn ich sehe, wie vorsintflutlich dieses AG ausgestattet war, frage ich mich, wie diese Behörden sich auf den neusten Stand bringen wollen.

Noch schlimmer ist es bei der Polizei. Ein Bekannter ist ja Polizist. Du liebe Güte, wenn die alles umrüsten müssen..... ist der Staat oder das Land womöglich pleite.

Sicherlich kann man irgendwelche Jahreszahlen in den Raum werfen, bis wann alles erledigt sein sollte......

Dann wird es immer Menschen geben, die sich dem Internet verweigern.
Ich kenne viele Freunde meiner Kinder, die sich vehement weigern im Privatleben sich auch noch an den Computer zu setzen. Mein Patenkind 19 Jahre hat noch nie einen Computer besessen und will auch keinen.

Man würde also als Bürger gezwungen werden, sich einen Computer und Internetzugang zuzulegen, um überhaupt aktiv noch am Leben teilnehmen zu können. Teilweise ist es ja heute schon so.

Und wenn es zu einem Superstromausfall kommt steht unsere ganze Nation vor dem Nichts und ist handlungsunfähig, wie bereits in Amerika und und anderswo passiert.

Ich bin immer ein Gegner davon, sich derartig abhängig von einer Sache zu machen, egal in welchen Lebensbereichen.

Eine Kanzlei muss auch dann noch handlungsfähig sein, wenn der Strom ausfällt oder wenn die Computer ausfallen. Und dieses Status haben viele schon lange nicht mehr.

Wir haben für Notfälle einen Satz Schreibmschinen stehen. (Privatsammlung der Angestellten aus früher Vorzeit).

Wir haben alles Wichtige an Terminen noch in einem handschriftlichen Kalender stehen und die Akten lassen eine Sachbearbeitung auch ohne Computer zu.

Das erwarte ich einfach von einer guten Kanzlei. Ebenso wie ich es von einem guten Krankenhaus erwarte, dass die mich auf einem OP Tisch nicht verrecken lassen, nur weil der Strom ausfällt oder irgendein Gerät.
Da erwarte ich noch Handarbeit von dem Personal, wenn die Herz-Lungen-Maschine ausfällt. :wink:
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Soenny
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#52

17.08.2008, 15:28

Und wie sieht es mit der Sicherheit der Daten aus? Ich denke, dass es genügend Leute gibt, die vorhandene Sicherheitssysteme knacken können und so die Daten einsehen könnten.
Ja, man kann auch alles ganz, ganz tief dunkel schwarz sehen, wenn man das möchte. Es gibt wirklich mittlerweile sehr gute Möglichkeiten, die Daten so zu sichern, daß es von außen sehr schwer ist, an diese Daten zu gelangen. Ich sage nicht, daß es nicht gehen würde, aber mit der Hard- und Software die es gibt, ist das zumindest nahezu ausgeschlossen und mal ehrlich, glaubst du wirklich ein Hacker will Akten eines Anwaltes lesen? Was hätte er denn davon? Ich denke, die versuchen das dann eher an anderen Stellen.
Und wenn ich mir vorstelle, mein Büro Rechner muss zum Service und alle Servicetechniker könnten dann meine komplette Akte einlesen! grrrr. Da wird es so manchem Mandanten kalt den Rücken runter laufen.
Anständige Systeme sind so aufgebaut, daß es im Server unterschiedliche Festplatten für das System und für den Datenbestand gibt. Wenn also mit dem Server oder mit einem "normalen" Arbeitsplatzrechner (mal abgesehen davon, daß auf dem Arbeitplatzrechner überhaupt keine Daten sein sollten, sondern nur auf dem Server) mal irgend etwas sein sollte, daß der zum Service muß, dann wird kurzerhand die Datenfestplatte "evakuiert". Wo ist dann da ein Problem?

Klar dürfte sein, daß keine Kanzlei an der Technik vorbeikommt in irgend einer Art und Weise, wie auch immer.

Bisher hat auch niemand behauptet, daß es ganz ohne Papier geht. Soll es ja auch gar nicht, denn wir alle haben Mandanten, die halt eben nicht immer über diese Technik verfügen. Klar sollen die ihre Urteile pp. in Papier bekommen, wie auch sonst? Selbst nach der Reform werden Urteile, Beschlüsse pp. von Gerichten ausgefertigt werden (müssen). Vollmachten müssen natürlich eigenhändig unterschrieben werden. Denkt doch z.B. mal an Kfz-Gutachter. Die werden sicher ihre Gutachten auch in Zukunft zum größten Teil in Papierform übersenden, wobei einige schon die Option der CD oder DVD anbieten. So könnte man die Liste lustig erweitern.
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Nauja

#53

17.08.2008, 15:40

Wenn ein Rechner kaputt sein sollte, wird der im Übrigen - so in den meisten Kanzleien - nicht eingeschickt, sondern der Techniker kommt in die Kanzlei, dann kannst Du Dich daneben setzen und aufpassen, dass er sich nicht Daten anguckt, die ihm nichts angehen... irgendein Techniker wird irgendwann mal an einen Rechner müssen, da kommt keine Kanzlei drum herum! Technik ohne Techniker geht nicht.

Habt Ihr im Übrigen schon mal was von Fernwartung gehört?

Durch das www verschafft sich dann der Techniker Zugang auf Deinen PC ohne Vorort zu sein... dies finde ich hingegen sehr bedenklich... :?
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#54

17.08.2008, 15:43

Das ist doch nur bedenklich, wenn du ihm Vollzugriff auf den Server oder den Arbeitsplatzrechner gibst! Bei den meisten Fernwartungsmodulen kann man den Zugriff derart einschränken, daß die Daten verborgen bleiben, außer bei dem Supportmodul einer bekannten Kanzleisoftware, da geht das leider nicht.
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Nauja

#55

17.08.2008, 15:56

JSanny hat geschrieben:außer bei dem Supportmodul einer bekannten Kanzleisoftware, da geht das leider nicht.
Eben, da fängts doch schon an mit entsprechenden Überlegungen... :?
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#56

17.08.2008, 16:01

Die Fernwartung wird normalerweise über eine sichere Leitung durchgeführt und wenn man dem Techniker seiner eigenen Kanzleisoftware nicht vertraut, wem dann sonst? Wenn mal in Buchhaltung z.B. eine Datenbank zerschossen ist, muß ich die doch auch dort hinschicken, damit die den Fehler reparieren, sonst ist nichts mehr mit buchen.
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schneeflocke
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#57

17.08.2008, 16:10

Liebe Forenos,

ich bin kein Gegner dieser modernen Techniken. Ich nutze sie privat und beruflich sowieso.

Ich vermisse nur eine gewisse Sensibilität im Umgang mit neuen Medien und Techniken.

Hätte mir vor 15 Jahren jemand gesagt, jeder Bundesbürger bekommt einen Peilsender, den er immer mit sich führen kann, damit man immer weiß, wo sich jeder aufhält, wäre es zu einem großen Aufschrei in der Bevölkerung gekommen und es hätte eine Verweigerung gegeben.

Heute schleppt jeder sein Handy mit und man kann ein lückenloses Bewegungs Profil des Handyträgers erstellen.

Früher ging es niemanden was an, was ich wann wo eingekauft habe. Ich weiß, meine Eltern trauten sich anfänglich nicht im Aldi einzukaufen, weil man da denken könnte, dass man "arm" ist. Ja, so war das früher. :wink: Heute hat jeder eine Payback Karte, zahlt bargeldlos und keinen interessiert es, wie die persönlichen Daten wohin wandern.

Ähnlich sehe ich es auch, wenn alles auf einem Rechner ist, auf einer CD auf einer Festplatte. Wenn alles online geschehen soll. Denn niemand servt anonym im Internet. Jeder Schritt kann also auch hier überwacht werden.

Darum geht es mir. Es geht mir um die Unbeschwertheit im Zusammenhang mit diesen Dingen, es geht darum, dass jeder der auch nur ein klein wenig Zweifel oder Kritik äußert, als rückständig und womöglich weltfremd bezeichnet wird.......

Heute sind schon Babys mit kompletten Tagebüchern online. Teenager outen sich öffentlich im Netz und bald sammelt sich unser ganzes Leben auf einer Festplatte an, incl. meiner Scheidungen und Unfälle und was es sonst noch so gibt beim RA.

Will ich das? Nö !
Datenklau ist ein Thema.

Wir beschwören hier Geister herauf, von denen wir noch nicht wissen, wie das Ganze einmal enden wird.

Ich bin im Laufe der letzten 10 Jahre zu einem gläsernen und überwachten Menschen mit passender Chipkarte in allen Lebenslagen geworden.

"Schön" wäre es, wenn unsere Mandanten auch so eine Chip Karte hätten. Da speichern wir dann gleich alles drauf, wie beim Einkaufen, beim Arzt oder sonstwo. Scheidungsurteil? No problem. Gibt mir deine Chip Karte und dann spiele ich dein Urteil darauf. Damit gehst Du dann zum Amt und die überspielen das dann...... Toll und so schön papierlos oder ......
einfach nur schrecklich.

Ich bin kritisch und bleibe skeptisch.

Ich erspare es mir hier links einzusetzen, in denen man nachlesen kann, was Datenklau oder der sorglose Umgang mit diesen neuen Techniken schon alles ausgelöst hat. Jeder kennt solche Geschichten. Und da ich an die absolute SIcherheit nie glauben werde, ist meine Skepsis nicht von der Hand zu weisen.

Niemand soll heute mehr am Stehpult stehend seine 3 Abschriften mit der Hand abschreiben. Aber niemand soll auch sagen: Toll ! Wird schon nichts passieren und nicht darüber nachdenken, was es bedeutet alles online zu versenden und zu speichern.
Nauja

#58

17.08.2008, 16:31

schneeflocke hat geschrieben:Ich vermisse nur eine gewisse Sensibilität im Umgang mit neuen Medien und Techniken.
@ schneeflocke: Da bin ich ganz Deiner Meinung!

Die Technik und das Internet bieten der Kanzlei gute Möglichkeiten, über deren Verwendung sollten wir uns Gedanken machen und ggf. sie auch anwenden - aber wir sollten auch stets im Auge behalten, dass Probleme auftreten könnten, insbesondere vor dem Hintergrund der Verschwiegenheitspflicht! Diese Probleme müssen wir bedenken! Wir können nicht die Augen davor verschließen!
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schneeflocke
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#59

17.08.2008, 17:41

Ein Verwandter von uns ist beruflich mit dem Thema "Datenklau" befasst.

Er sagt immer: "Der Mensch ist Risikofaktor Nr. 1 im Umgang mit firmeneigenen Daten auf einem Computer."

Da helfen dann auch keine installierten und ausgeklügelten Sicherheitssysteme mehr.

Und in kleinen Betrieben gibt es diesbezüglich auch keinen Datenschutzbeauftragten und entsprechende Schulungen und Hinweise für die Mitarbeiter.

Was ich früher hätte kistenweise an Infos herausschmuggeln müssen, und auf einen Transporter hätte verladen müssen an Papier, paßt heute auf eine CD oder einen Stick oder einem anderen Datenträger, den ich mal kurz in der Jackentasche verschwinden lasse.

Ich, wahlweise eine andere Kollegin tragen immer die Sicherungs CD der Kanzlei nachhause. (Klar, wenn es brennt, sollte die CD nicht im Büro liegenbleiben) Wenn mir diese CD verloren geht oder meine Handtasche gestohlen wird...... Ja dann gute Nacht Marie. (s.o. der Mensch ist ein Risikofaktor)

So viel was dann an Daten in fremde Hände gerät..... unvorstellbar.

Und wenn die "menschliche Firewall" versagt, weil Mitarbeiter sich im Netz wahllos "rumtreiben", dann kann ebenfalls einiges schief laufen.

So genug zu diesem Thema.
Euch allen einen schönen Arbeitsbeginn in der nächsten Woche.
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Anke73
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#60

17.08.2008, 19:05

Ich danke Euch allen für Eure Anregungen und Tips sowie Eure Erfahrungen mit der E - Akte. Ich stehe der Sache auch ganz skeptisch gegenüber. Wir werden schauen und probieren. Es gibt eben überall Vor- und Nachteile.

Ich wünsche Euch ne schöne Woche!!!
Hab Spaß an der Arbeit, dann geht sie Dir leicht von der Hand.
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