Eigenverantwortung - Selbständiges Arbeiten

Hier hinein gehören alle Themen rund um Büroorganisation, Büroverwaltung, Kanzleiorganisation etc.
Jupp03/11

#31

10.10.2008, 22:39

Ich käme nie auf den Gedanken, z. B. auch außergerichtliche Mahnschreiben zu unterzeichnen. Halte das auch für gewagt.
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avors
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#32

10.10.2008, 22:52

@Jupp03: Gebe Dir insoweit recht, unterzeichnen würde ich in meinem Namen - wenn überhaupt - auch nur Kenntnisnahmeschreiben oder Anfragen an den Mandanten (zB wg. Zahlungen etc). Aber auch das dürfen wir nur nach Anweisung, doch meistens wollen Cheffes selbst unterschreiben. Trotzdem gibt´s schon Probleme was die eigene Vorbereitung von Schreiben angeht, die die Anwälte ja unterschreiben sollen.
[color=#4000FF]Ich liebe Arbeit! Ich könnte stundenlang zusehen...[/color]
FrauK

#33

11.10.2008, 01:28

@schneeflocke: Ich ziehe Bandschreiben und einfache Verfügungen ebenfalls vielen komplizierten Tätigkeiten im Büro vor.

Das Gehirn sieht sich gegenüber außergewöhnlichen Anstrengungen bei leichten Tätigkeiten nicht ausgeliefert und es dreht sich ihm nicht der Kopf vor Formulierungen und Beträgen.

Während meiner Ausbildung habe ich oft nach Diktat geschrieben; in meiner jetzigen Anstellung helfe ich beim Schreiben nur wenn Not "an der Frau" ist.

Selbständig habe ich in der Ausbildung wenig arbeiten können. Sogar die Kostenrechnungen wurden diktiert inkl. AZ, Leistungszeitraum usw.. Anwälte sind eben Dienstleister.

Allerdings wäre ich den Anweisung der RAe gefolgt, so hätte ich beispielsweise eine "1,2 Verhandlungsgebühr" abgerechnet bzw. die Festsetzung beantragt.

Leider zeigt die Erfahrung von vielen ReNos, dass eine selbständige Arbeitsweise während der Ausbildungszeit häufig nicht ausreichend gelehrt wird.

Nach der Ausbildung erkennt man endlich die harte Realität oder wird spät zur Erkenntnis gezwungen (je nach Motivationsstatus des Einzelnen), die unsere wahre Tätigkeit als ReNo betrifft.

Ich war erstaunt, als mir neuerdings begreiflich gemacht wurde, dass ich selbständig Erinnerungen, bzw. die sofortige Beschwerde gegen KFB´s einlegen und begründen soll.

Erfreulich ist, dass es nach wie vor Unternehmen gibt, die Berufsanfängern eine Möglichkeit gibt, ihre Fähigkeiten zu verbessern und Erfahrung sammeln zu können...

...last but not least es gibt schließlich FoReNo!
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schneeflocke
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#34

11.10.2008, 10:27

@frauK :zustimm
Nauja

#35

11.10.2008, 11:05

FrauK hat geschrieben:@schneeflocke: Ich ziehe Bandschreiben und einfache Verfügungen ebenfalls vielen komplizierten Tätigkeiten im Büro vor.

Das Gehirn sieht sich gegenüber außergewöhnlichen Anstrengungen bei leichten Tätigkeiten nicht ausgeliefert und es dreht sich ihm nicht der Kopf vor Formulierungen und Beträgen.
Mein Kopf dreht sich nicht vor lauter Formulierungen & Co. Ganz im Gegenteil, ich freue mich, über das Vertrauen, das mein Chef mir entgegen bringt und ich wachse an meinen Aufgaben!

Es gibt aber solche ReNos/ReFas und solche ReNos/ReFas :wink:, ebenso gibt es Unterschiede in den Kanzleien, was von einer ausgelernten Kraft verlangt wird!
FrauK hat geschrieben:Selbständig habe ich in der Ausbildung wenig arbeiten können. Sogar die Kostenrechnungen wurden diktiert inkl. AZ, Leistungszeitraum usw.. Anwälte sind eben Dienstleister.

Allerdings wäre ich den Anweisung der RAe gefolgt, so hätte ich beispielsweise eine "1,2 Verhandlungsgebühr" abgerechnet bzw. die Festsetzung beantragt.

Leider zeigt die Erfahrung von vielen ReNos, dass eine selbständige Arbeitsweise während der Ausbildungszeit häufig nicht ausreichend gelehrt wird.

Nach der Ausbildung erkennt man endlich die harte Realität oder wird spät zur Erkenntnis gezwungen (je nach Motivationsstatus des Einzelnen), die unsere wahre Tätigkeit als ReNo betrifft.
Da hast Du Recht. In vielen Kanzleien werden die angehenden ReFas & ReNos nicht darauf vorbereitet, was ihnen im tatsächlichen Berufsleben bevorsteht. Dies ist sehr schade, aber es ist die Realität.

Ins kalte Wasser wird man dann nach der Ausbildung geworfen (mir ging es ebenso!), da muss man also erst einmal Zähne zusammenbeißen.
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schneeflocke
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#36

11.10.2008, 14:22

Dieses Thema läuft darauf hinaus, dass diejnigen, die selbständig arbeiten müssen oder dürfen, ein wenig Erstaunen darüber zum Ausdruck bringen, dass es ReFas gibt, die gerne weisungsgebunden arbeiten und gerne Bänder schreiben.

Ich arbeite seit 16 Jahren so, wie ich es in meinem ersten Beitrag hier beschrieben habe. Ich fühle mich nicht bevormundet, ich fühle mich nicht doof, und ich vermisse nichts, nur weil mein Chef alles abdiktiert, wenn er im Hause ist. Sonst wäre ich nicht 16 Jahre in diesem Betrieb.

Wenn es erforderlich ist, bearbeite ich ebenfalls alles selbständig, ohne ein Diktat von meinem Chef zu bekommen. Mein Chef ist sehr oft ortsabwesend durch ehrenamtliche Tätigkeiten und in dieser Zeit regel ich alles selbständig und er vertraut mir uneingeschränkt in allen Bereichen.

Ist Chef im Haus, will er alle Fristen, alle WV, alle Posteingänge vorgelegt bekommen. Ja, er gehört zu den Anwälten, die sich die Zeit nehmen, alle Akten anzugucken. Dann diktiert er eben alles ab. Er läßt sich deswegen alles vorlegen, damit er jederzeit über alle Sachen informiert ist. Und natürlich weiß mein Chef, dass ich nach 30 Jahren im Beruf durchaus nahezu alles alleine bewältigen könnte, aber dennoch arbeiten wir dergestalt.

Und dann ist es-wie immer im Leben- eine Frage der Persönlichkeit, wie man gerne arbeitet. Da gibt es kein besser oder doof, da gibt es nicht den 1. Platz oder den letzten Platz in der Rangordnung einer Wertigkeit.

Alles hat seine Daseinberechtigung, alles ist in Ordnung. Und komischerweise sind alle Angestellten bei uns langjährig dabei. Es gibt bei uns keine Eigen-Kündigungen....


Ich schreibe gern Bänder. Ich steh dazu. Und fühle mich deswegen auch nicht doof. Und mein Chef liebt es, sich mit allem zu beschäftigen, was in der Kanzlei und in seinen Akten passiert. Er kann sogar Kostenrechnungen fertigen und das komplette Mahnverfahren ! Er beherrscht die Buchhaltung wie kein Zweiter und weiß genau, was in welchem Schreiben steht, dass einem Mandanten zur Kenntnis geschickt wird.

Ist Chef da, ist er der Boss und gibt die Marschrichtung vor. Ist er ortsabwesend, kann er sich auf jeden von uns uneingeschränkt verlassen.

Und wenn er weg ist weiß er, dass wir seinen Stil Dinge zu formulieren übernehmen, er weiß, dass wir genau das machen, was er auch getan hätte. Und ich denke mal, dass wir ein gutes Team sind und ich bin deswegen stolz auf meinen Chef, weil er sich um jede Akte und jeden Arbeitsgang kümmert und über wirklich alles Bescheid weiß.

Ein Beispiel noch. Ein Mandant war beim Chef zu Besprechung. Der Mandant meinte dann zu meinem Chef: Ich hab das gerade Ihrer Tippse gegeben, ich denk mal die Tippse wird das schon kopiert haben.

Mein Chef hat das Mandat niedergelegt, den Mandanten zur Tür begleitet und ihm erklärt, dass er es sich nicht gefallen läßt, dass man so respektlos von mir redet.

Danke Chef.
Zuletzt geändert von schneeflocke am 11.10.2008, 14:47, insgesamt 1-mal geändert.
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nici01
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#37

11.10.2008, 14:47

:good Schneeflocke

Meine Chefs diktieren auch sehr gerne, und sei es nur ein Satz. Sie vertrauen uns aber auch was wir machen.
Sie diktieren auch Kostenrechnungen. Nur die ZV und den Mahnbereich machen meine beiden Kolleginnen selbständig.
Auch die Buchhaltung macht die Frau vom Chef ganz alleine.

Ich kann auch mit jedem Problem was ich habe, sei es eine Frage zum Kostenrecht oder sei es nur um zu fragen, was er gerade denn da diktiert hat was ich auf dem Band nicht verstanden habe, zu beiden Chefs gehen und nachfragen.
Nauja

#38

11.10.2008, 16:49

schneeflocke hat geschrieben:Dieses Thema läuft darauf hinaus, dass diejnigen, die selbständig arbeiten müssen oder dürfen, ein wenig Erstaunen darüber zum Ausdruck bringen, dass es ReFas gibt, die gerne weisungsgebunden arbeiten und gerne Bänder schreiben.
Ich bin nicht erstaunt, denn diese Tatsache ist mir schon lange bewusst.
schneeflocke hat geschrieben:Und dann ist es-wie immer im Leben- eine Frage der Persönlichkeit, wie man gerne arbeitet. Da gibt es kein besser oder doof, da gibt es nicht den 1. Platz oder den letzten Platz in der Rangordnung einer Wertigkeit.

Alles hat seine Daseinberechtigung, alles ist in Ordnung.
Falls ich damit angesprochen war, hast Du wohl meinen folgenden Satz
Nauja hat geschrieben: Es gibt aber solche ReNos/ReFas und solche ReNos/ReFas :wink:, ebenso gibt es Unterschiede in den Kanzleien, was von einer ausgelernten Kraft verlangt wird!
missverstanden, denn ich wollte damit ebenso zum Ausdruck bringen, dass es unterschiedliche Arbeitsweisen gibt, mit denen man selbst zufrieden ist und im Übrigen finde ich weder die eine noch die andere Arbeitsweise negativ!
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schneeflocke
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#39

11.10.2008, 18:21

Liebe nauja,

ich selbst bin als alte Tante und mit über 30 Jahren im Geschäft, nur noch selten aus der Ruhe zu bringen. :wink:

Ich habe jedoch festgestellt, dass sich ganz junge Kolleginnen oft minderwertig und doof fühlen, wenn sie "nur" Bänder schreiben müssen.

Sie blicken dann voller Ehrfurcht und manchmal auch Neid auf diejenigen, die selbstbestimmt arbeiten dürfen/müssen, und befürchten in Blödheit zu sterben und sie später unfähig sein könnten, um in einem anderen Büro arbeiten zu können.

Viele wollen dann raus aus diesem Bandschreibelend. Ich selbst habe durch stetiges Wiederholen beim Schreiben der abdiktierten Sachen mein Wissen bekommen. Dies setzt voraus, dass man mitdenkt, aktiv ist und mal selbst was nachliest und nachschlägt, wenn es einem unbekannt ist.

So dass ich heute unsere jungen Anwälten, die neu im Geschäft sind, in die Geheimnisse der Formulierung von Schriftsätzen einarbeiten kann.

Ich möchte nicht, dass die bänderschreibenden Kolleginnen unter uns sich 2. rangig fühlen und womöglich bedauert werden, und mit ihrem Arbeitsplatz hadern.

Wenn man interessiert ist, mitdenkt, den Verstand nicht abschaltet, kann man viel lernen, auch beim Bänderschreiben.

Und was wir nicht vergessen dürfen, sind die dahinter stehenden Anwälte. Und zu guter letzt die Arbeits-Einstellung der Anwälte.

Viele von uns müssen sich über Dinge Gedanken machen, die eigentlich Anwaltssache und Chefsache wären. Kriegen aber nur das Gehalt einer Angestellten. Ich stelle oft mit Verwunderung fest, welche Fragen von Azubis im Büro gelöst werden müssen und womit sich Angestellte befassen müssen, damit eine Sache ihren Fortgang findet.
Tagtäglich hier nachzulesen.

Da kann ich nur sagen: Das ist in vielen Fällen Chefsache und nicht unsere Baustelle. Ansonsten hätte ich gerne das dreifache an Gehalt.

Ich schließe jetzt Rechtsfachwirte bis zu einem gewissen Grad aus, ich rede von ReFas und insbesondere von Azubis.
Manchmal denke ich dann, hilfe Mädels, wo ist Euer RA? Selbständig arbeiten ist ok., aber sich mit Sachen befassen müssen, die Chefsache wären....... das ist grenzwertig. Denn ich möchte auch von einem Arzt operiert werden und nicht von seiner Krankenschwerster.
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wifey
...ist hier unabkömmlich !
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#40

11.10.2008, 19:05

:good

Leider sehen viel zu viele Chefs es nur als Chefsache an, Chefsache-Dinge zu deligieren, natürlich ohne das dreifache an Gehalt.
Viele Grüße

ich
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