Vorgehen mit Vorschüssen/Geldforderung

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dina27
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#1

14.02.2013, 09:48

Ihr Lieben,

meine Kollegin und ich haben aus aktuellem Anlass mal eine Frage. Wir arbeiten viel mit Vorschüssen, da wir viele Mandanten haben die nicht sehr zahlungswillig sind (aufgrund des Rechtsgebiets). Nun fordern wir immer bei der Terminvergabe bei neuen Sachen am Telefon schon 150,00 € Vorschuss an, die bar mitgebracht werden müssen. Viele nehmen das nicht ernst und kommen dann ohne Geld. Meine Kollegin und ich fangen dann an mit denen zu diskutieren und schicken sie auch weg, wenn der Mdt den Vorschuss nicht dabei hat. Nun hat mein Chef das Helfersyndrom (leider nur bei den Mandanten und nicht bei meiner Kollegin und mir :motz ) und wenn er mitbekommt, dass wir die Mandanten wegschicken wollen, nimmt er sie trotzdem zur Besprechung rein (ohne Vorschuss). Wir stehen dann natürlich doof dar.

Er verschenkt auch oft Geld an Mandanten, indem er Mahnungen die wir gefertigt haben aus der Unterschriftenmappe nimmt und die Akte einfach zur Ablage legt. Wenn wir ihm dann die Akte wieder vorlegen und fragen, warum nicht gemahnt wird, dann sagt er nur: Bei dem ist nichts zu holen. Aber hauptsache die ganze Zeit gearbeitet, obwohl er schon die ganze Zeit wusste, dass derjenige kein Geld hat.

Nun unsere Frage:

Ist das bei Euch auch so?
Werden bei Euch Vorschüsse verlangt und wenn ja, dürfen sie dann nur zum Anwalt rein, wenn der Vorschuss vorher bezahlt wurde?
Werden bei euch auch Restbeträge oft nicht angefordert und die Akten einfach abgelegt?


Wir freuen uns über Eure Antworten!

Vielen lieben Dank schonmal :thx

Liebe Grüße
Chrissy Feldy
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#2

14.02.2013, 10:06

Mein Chef hat auch so eine Art Helfersyndrom.

Nach und nach hab ich ihm dieses aber gezogen bzw. bin noch dabei es ihm zu ziehen.

Er hat auch nie Vorschüsse genommen und ist bei einigen Mandanten auf seinen Gebühren sitzen geblieben, hat also für 0 gearbeitet.

Ich bin da die Härtere von uns beiden.

Es werden zwar hier Besprechungstermine gehalten, ohne dass vorher Gelder sozusagen geflossen sind. Der Mandant wird aber darauf hingewiesen, dass ein weiteres Tätigwerden von der Bezahlung der Kostennote abhängig gemacht wird, die ihm im Termin überreicht wird.
Wenn natürlich Fristen einzuhalten sind, wird diese Frist auch ohne Bezahlung eingehalten. Allerdings mahne ich dann auch sofort an.

Wenn ein Gerichtstermin anberaumt wird und die Zahlungsmoral des Mandanten schlecht ist, fordere ich direkt bei Bekanntwerden des Gerichtstermins auch schon eine Terminsgebühr mit an. Somit habe ich Gelegenheit, vor dem Termin den Mandanten darauf hinzuweisen, dass die Wahrnehmung des Termins von der Zahlung abhängig gemacht wird.

Aber es passiert immer wieder, dass mir Mandanten "durchrutschen", weil der Chef sie "vorbeischleust". Dann gibt es meinerseits Gemecker :pfeif
L.G. Chrissy
Ulili
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#3

14.02.2013, 10:08

Hallo,

genau ds gleiche Problem habe bzw. hatte ich hier auch. Ich gebe mir sehr viel Mühe, dass das nicht mehr so ist und wir hatten auch schon einigen Erfolg.

Ich achte mittlerweile sehr drauf, dass Vorschüsse vor Tätigkeit gezaht werden und nehme oft mal lieber 50 € mehr. Meisten so zwischen 250 - 300 €. Sollte der Vorschuss nicht eingehen, teile ich dem Mandnaten mit, dass die Tätigkeit des RA solange ruht bis gezahlt wird (natürlich nur nach Absprache mit RA). Bei verschiedenen Herrschaften nehmen wir auch Abschlagszahlungen zwischendurch. Auch das hat sich bewährt.

Mein Chef kam mir auch öfters mit "der hat doch nichts oder das lohnt sich nicht und der Aufwand" etc. pp., aber hey, dazu bin ich auch da. Und ich habe ihm schon mehrfach geantwortet, dass mir auch keiner was schenkt und ich meinen Kram bezahlen muss. D. h. nicht, dass ich kein Verständnis habe, wenn jemand in einer Notsituation ist, auch da denke ich, kann man den Mandanten entgegegnkommen und die Rechnung ein wenig reduzieren oder Ratenzahlung oder sonst was. Außedrem kenne ich meine Pappenheimer schon und bin einfach immer präsent, rufe an, schicke Erinnerung, schreibe E-Mail ... und auch da muss ich sagen, zahlt sich Engagement aus.

Man muss zwar oft einen langen Atem haben, und manchmal sind es auch geringe Raten, aber ich habe es geschafft, dass einige säumige Mandanten ihre Rechnungen in den letzten zwei Jahren die ich hier bin, bezahlt haben. Und ich glaube mein Chef ist damit auch ganz zufrieden. Er unterrichtet Refrendare und musste wohl neulich gesagt haben, dass er bei seiner Angestellten keinen Schulden haben will, ... aber wie gesagt, ich versuche schon darauf zu achten, dass, wenn der Mandant wirklich nicht viel hat, dass human mit ihm zu reglen und auch mal Verständnis für seine Situation aufzubringen. Die Erfahrung hat mir auch gezeigt, dass man dann eher zu seinem Geld kommt. Mandanten, bei denen ich merke, die vera... en mich, bei den bin ich schon ein wenig deutlicher.
marilyn
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#4

14.02.2013, 10:37

Also wir verlangen hier in der REgel keine Vorschüsse sondern rechnen am Ende der Angelegenheit vollständig einmal richtig ab und senden die Rechnung dann mit dem Verweis auf eine mögliche Ratenzahlung an den Mandanten. Das funktioniert eigentlich ganz ordentlich.,...
Träume sind Vorlagen, dir nur darauf warten, verwirklicht zu werden!
Pitt
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#5

14.02.2013, 10:45

Ich gelte als "harter Knochen", weil ich ein Freund von Vorschüssen, Abschlagsrechnungen, unterschriebenen Vergütungsvereinbarungen bin und wenn ich das Gefühl habe, es ist angebracht, empfehle ich meinem Chef auch immer deutliche Hinweisen zu PKH bzw. Beratungshilfe, damit der Mdt. nicht hinterher sagt, er habe nicht gewusst, dass es das gibt und wenn, dann hätte er ja ... Chef lässt sich trotzdem immer wieder kostenlos ein Ohr abquatschen und jammert dann hinterher bei mir :motz . Ich habe das Gefühl, es gibt auch eine Weiterempfehlung dieser "Pappenheimer" untereinander, denn die tauchen phasenweise im Rudel auf. Oft heißt es, sie haben uns aus den "Gelben Seiten". Chef überlegt schon, dort nicht mehr zu inserieren. Die Anwälte hier denken immer, dass der Mandant ein guter Kumpel ist und können sich nicht vorstellen, wie schnell der Mandant auf der Gegenseite steht, wenn ihm die Rechnung nicht passt, weil angeblich nicht auf dieses oder jenes hingewiesen wurde. Eine Besserung trat hier erst ein, als vor etwa 5 Jahren am Jahresende ein fünfstelliger Gebührenbetrag abgeschrieben werden musste, weil mehrere Mdt. bereits bei Mandatsbeginn pleite waren oder hinterher behaupteten, eine Berechnung nach Zeitaufwand sei nicht vereinbart (weil Chef sich die verdammte Vergütungsvereinbarung nicht unterschreiben ließ, sondern dem Mdt. schlicht in die Hand gedrückt und verabschiedet hat). Wir handhaben das jetzt so, dass bei neuen Mandanten nach dem ersten Gespräch eine Vorschussrechnung rausgeht und wenn die nicht bezahlt wird, dann wird 1 - 2 x erinnert, kommt nix, wird das Mandat beendet und die bis dahin angefallenen Gebühren abgerechnet. So widmet man sich wenigstens nicht stundenlang einer Akte, bei der am Ende nichts rauskommt.
Ulili
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#6

14.02.2013, 11:22

[quote="Pitt"] Ich habe das Gefühl, es gibt auch eine Weiterempfehlung dieser "Pappenheimer" untereinander, denn die tauchen phasenweise im Rudel auf. [quote="Pitt"]

Uns hat mal ein Bewährunsghelfer "weiterempfohlen" mit den Worten "der nimmt nicht so viel, da kostet das nichts" ... sagte der Mandant ... Der war nämlich ein wenig verwirrt, dass das doch was kostet ...


Das fand ich echt richtig frech!!!
Pitt
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#7

14.02.2013, 12:12

:shock: An manchen Tagen kommt man vor lauter Haareraufen kaum noch zum Arbeiten.
dina27
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#8

14.02.2013, 12:16

Das stimmt!

Wir sind schonmal erleichtert, dass es nicht nur uns so geht! Wir haben nämlich immer gedacht, so einen Anwalt wie meinen Chef gibt es nur einmal und dass die ganzen "Schmarotzer" nur zu uns kommen :lol:

Wir freuen uns über weitere Antworten :thx
likema31
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#9

14.02.2013, 12:46

Ich nehme Vorschüsse, abhängig vom Fachgebiet. In Strafsachen immer, in Arbeitsrechtssachen z. B. nie. Haben die Mandanten eine RSV wird natürlich kein Vorschuss genommen.

Ich arbeite auch viel mit Abschlagsrechnungen. Das hat den Vorteil, dass die Mandanten hohe Beträge nicht auf einmal bezahlen müssen.

Für die Zukunft werde ich mir merken, gleich nach dem ersten Gespräch eine Vorschussrechnung zustellen. :wink:
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Picobaby
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#10

20.02.2013, 13:12

Oh nein, ihr sprecht mir alle aus der Seele :shock:

Ich dachte immer ich bin ein Geldgeier als ich die Vorschusszahlung eingeführt hab. Wir bzw. ich (Chef hat sich am Anfang total gesträubt) verlange bei Neumandaten auch immer mind. 150,00 Vorschuss, nachdem wir entsprechende Erfahrungen mit offenen bzw. nicht beitreibbaren Gebühren gesammelt haben.

Aktuell haben wir wieder so einen Fall: Vorschuss von 150,00 war vereinbart, Besprechung hat stattgefunden, Mandantschaft kaum aus Tür draußen steht Chef da. Ich: Hat xy Vorschuss bezahlt?
Er: :shock: - sie hat gesagt es war nichts ausgemacht
Ich innerlich: :motz :wut :ohnmacht
Das schöne dabei ist aber: xy ist ne Firma mit Auslandssitz :motz :motz :motz :motz

Ich schnall ab, echt ey...
Wer sich alles auf`s Brot schmieren läßt, was braun ist und sich in einem Glas mit dem Etikett ''Nutella'' befindet, ist selber schuld.

[i][b]Dass mir mein Hund das Liebste sei, sagst Du oh Mensch sei Sünde, mein Hund bleibt mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde.[/b][/i]
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