Rechtsfachwirt-Prüfung einfach versuchen?

Hier können allgemeine Fragen zur Weiterbildung Rechtsfachwirt/Rechtsfachwirtin gestellt werden.
sunny-g65
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#1

17.03.2014, 15:59

Hallo zusammen!
Ich bin seit ca. 20 Jahren als Kanzleileiterin in verschiedenen Anwaltskanzleien freiberuflich tätig und überlege mir nun, ob ich die Prüfung zum Rechtsfachwirt noch machen soll. Die Vorgaben für die Kenntnisse gemäß der Empfehlung der RAK München z.B. habe ich alle. Zusätzlich kann man sich ja die Fachbücher/Prüfungsbücher kaufen um Lücken aufzufüllen. Hat jemand schon versucht - ohne vorherige Fortbildung - die Prüfung zu machen? Die Kosten wären ja nicht sehr hoch, 250 Euro Prüfungsgebühr und die Bücher. Ich denke, es könnte einen Versuch wert sein. Falls man durchfällt - ist nicht viel verloren. Sollte ich bestehen, könnte ich natürlich wesentlich höheres Honorar verlangen wie "nur" als Rechtsanwaltsfachangestellte.
Was meint ihr? Oder kann man seine Kenntnisse irgendwo testen lassen?
lg
sunny
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#2

17.03.2014, 16:05

ich mache grade das Fernstudium zur Refawi bei der Beuth und werde im Mai meine Prüfung machen und muss dir ganz ehrlich sagen ohne diese Vorbereitung durch das Fernstudium würde ich für mich nicht die geringste Chance sehen. bei der RAK in Berlin wird z.B. der Gutachtenstil gefordert (ich weiß jetzt nicht wie das in München ist) und ohne die Kursheiten, Einsendeaufgaben und Klausuren hätte ich keinen Plan wie ich vorzugehen hätte. die Prüfungsbücher habe ich mir zusätzlich gekauft und muss sagen, dass sie zwar gut zum Üben sind, aber zum Lernen des Gutachtenstils sind sie nicht geeignet, auch erfährt man hierdurch ja gar nicht, worauf des letztlich in der Prüfung ankommt.
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#3

17.03.2014, 16:08

Ich melde mal Zweifel an, dass man "natürlich ein wesentlich höheres Honorar verlangen" kann.
sunny-g65
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#4

17.03.2014, 17:06

:-) natürlich nicht so viel wie eine Anwältin, das ist klar, aber auf alle Fälle mehr als eine ReFa.
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#5

17.03.2014, 17:07

Halte ich für Wunschdenken.
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#6

18.03.2014, 08:35

Adora Belle hat geschrieben:Halte ich für Wunschdenken.
sehe ich genauso.

die meisten RAe wissen ja noch nicht mal, was eine Refawi ist bzw. kann und nur weil du eine Urkunde vorzeigst, beeindruckt das bei den Gehaltsverhandlungen mal gar nicht. da lohnt sich vielleicht eher ein Gehaltsverhandlungsseminar. :wink:
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#7

18.03.2014, 08:42

Also ich haltes es auch für sehr gewagt, die Prüfung ohne den Rechtsfachwirtkurs zu versuchen. Klar ist die Prüfungsgebühr nur 250,00 Euro. Mit diversen Vorbereitungsbüchern hast du dann aber auch einige Hundert Euro beisammen und für ein Nichtbestehen der Prüfung auch einiges an Geld ausgegeben. Ich würde es mir also auch mehr als 1 x überlegen.

Mal eine andere Frage: Du schreibst, du bist als Kanzleileiterin in verschiedenen Anwaltskanzleien freiberuflich tätig. Ich bin jetzt natürlich neugierig. Wie kann man als Kanzleileiterin freiberuflich tätig sein. Musst du hier nicht ständig in der Kanzlei anwesend sein?
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#8

18.03.2014, 08:43

Hast Du die Möglichkeit, alte Prüfungen durchzuarbeiten oder testweise zu schreiben? Klar man es probieren, ich würde es mir nicht zutrauen.

Was die Gehaltsfrage angeht, stimme ich Adora Belle und Niva zu. Das ist kein Garant für höheres Gehalt und noch dazu gibt's immer mehr ReFaWis auf dem Markt.
Liebe Grüße

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#9

18.03.2014, 08:55

Zum Gutachtenstil muss ich sagen, dass der in München nicht gefordert ist, genauso wenig wie in Nürnberg. Die Prüfungsbücher von C.F. Müller Verlag sind eine sehr gute Prüfungsvorbereitung, wurden sie doch von Mitgliedern des Prüfungsausschusses für München und Nürnberg geschrieben...
Alte Prüfungen kann man leider nicht durcharbeiten, weil diese von den Kammern nicht herausgegeben werden.

Ob ein Bestehen der Prüfung auch ohne Kurs möglich ist, das kann ich dir nicht beantworten. Ich denke das kommt auf den Einzelnen an. Eine Kollegin hat mit mir gemeinsam den Kurs besucht, war aber kaum anwesend, weil sie in dieser Zeit sehr viele gesundheitliche und private Probleme hatte. Am Ende wollte sie eigentlich die Prüfung gar nicht antreten, weil ihr einzelne Einheiten wie z.B. Steuerrecht sogar komplett gefehlt haben. Da Kneifen dann aber doch nicht ihr Ding war, hat sie es auf gut Glück probiert und wollte es eigentlich nur als Erfahrung verbuchen... naja, am Ende hat sie die Prüfung (zwar nur mit Ergänzungsprüfungen und ganz knapp) dann doch bestanden!

Ich weiß nicht, was ich an deiner Stelle tun würde, vielleicht wäre ich auch mutig. Weil du eben nicht allzuviel verlieren kannst.
Am Rande: Ob du wirklich so viel mehr als Honorar rausschlagen kannst wage auch ich zu bezweifeln...
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#10

19.03.2014, 10:56

Danke für die Rückmeldungen!
Als Selbstständige hat man ganz andere Möglichkeiten, Stundensätze zu verhandeln, wie als Angestellte. Darum mach ich mir keine Gedanken. Für mein "Firmenimage" wäre der Titel "Rechtsfachwirtin" wichtig, da es ja korrekt gesehen keine "Rechtsassistentin" gibt, ich aber meine Dienstleistungen auch nicht nur als Rechtsanwaltsfachangestellte anbieten kann.

Wie es geht in diesem Bereich selbstständig zu sein?
Ich habe ich Laufe der letzten Jahre drei Kanzleien mitaufgebaut und war immer nur in Teilzeit tätig, da die Kinder noch klein waren. Zusätzlich war ich bereits selbstständig als Buchhalterin und Webdesignerin. Nach und nach habe ich dann meine Tätigkeit immer weiter ausgebaut und kümmere mich in den Kanzleien um die Organisation, Arbeitseinteilung, Personalsachen, Buchhaltung, Kostenrecht, Reiseplanung, Zwangsvollstreckung, Forderungs- und Schadensberechnungen, selbstständige Postbearbeitung, Anfertigung von Entwürfen von Anspruchsschreiben und Klagen. Nachdem in den Kanzleien immer mehr Arbeit anfiel, wurden Angestellte und Azubis eingestellt, für deren Einarbeitung und Einteilung ich zuständig bin. Zusätzlich biete ich meine Dienstleistungen als Urlaubsvertretung und Krankheitsvertretung sowie als Buchhalterin bei anderen Kanzleien an. Ich habe hier sehr gute Erfahrungen gemacht, zumal im Bereich Kempten/Allgäu kaum gute Fachkräfte zu finden sind.
Natürlich ist das Arbeitspensum sehr hoch, oft auch abends und am Wochenende, dafür hab ich alle Vorteile der Selbstständigkeit.
Wer weitere Infos haben möchte, kann sich gerne per mail an mich wenden: s-gatta@web.de
(Ich suche übrigens für eine Kanzlei 1 Vollzeit - oder 2 Teilzeit-Kräfte)
Gruß
Sunny
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