Rechtsfachwirtin/Bürovorsteher - Gehaltsfrage

lillysss · #151

Also mich soll auch keiner falsch verstehen, wenn ich sage, dass die Fachwirt-Fortbildung meiner Ansicht nach hier und da etwas unterschätzt wird. Berufserfahrung in allen Ehren, sicherlich gibt es auch Büros, in denen Fachwirte keine Chance bekommen, ihr Wissen einzubringen. Das kann man aber nicht pauschal für alle Kanzleien behaupten. Bei uns sind die Anwälte froh, wenn sie die eine oder andere Klage abdrücken können oder Prüfungsaufträge loswerden können. Und gutachterliches Arbeiten lernt man m.E. weder in der Reno-Ausbildung, noch im Alltag. Darum bin ich der Ansicht, man sollte das nicht unterschätzen. Aber muss jeder selber wissen, ich freu mich jedenfalls drauf, mehr Sachbearbeitung machen zu können und hier auch ein bisschen die Arbeitsabläufe zu optimieren, wenn ich fertig bin. Auch Fachwirte haben jede Menge Wissenslücken und wissen nicht alles besser, nur weil sie die Ausbildung gemacht haben. Aber ganz umsonst ist die Sache auch nicht, das kann aber wohl nur derjenige beurteilen, der das Ganze mitgemacht hat...

Goldlöckchen · #152

Ich denke auch, dass es darauf ankommt, ob der Chef verlangt, dass man den Rechtsfachwirt macht. Wenn es verlangt wird, sollte man gleich fragen, was danach mehr an Gehalt bezahlt wird. Aber meistens ist es doch wirklich so, dass man mit aufgrund der Ausbildung zur REFA eh schon viel macht und es in wenigen Kanzleien die Möglichkeiten gibt, das erlernte als Rechtsfachwirt auch anzuwenden.

Ich mache hier auch Klagen, Strafanzeigen, Personalführung etc. und bin normale REFA.

Und ob die Chancen aufm Arbeitsmarkt besser sind, wage ich zu bezweifeln. Denn jeder RA weiß, dass er einem Rechtsfachwirt mehr zahlen muss, als einer REFA. Und was der Rechtsfachwirt der REFA voraus hat, wird meist nicht honoriert oder gar nicht benötigt.

Bex · #153

Dieter Nuhr hat da mal was ganz Treffendes gesagt:

"Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten!"

Niemand, aber auch wirklich NIEMAND, der den Fachwirt nicht hat, kann beurteilen, ob man den Fachwirt braucht und ob er ihm/ihr was nutzt oder nicht!!! NIEMAND!!

Alles andere sind unbewiesene Vorurteile!!! Nicht mehr und nicht weniger!!

DAS ist FAKT!

Und bevor hier irgendwer auf die Idee kommt, persönlich zu werden, sag ich gleich Folgendes:

Ich bin seit über 12 Jahren im Beruf und arbeite 10 Jahre davon ohne Rechtsfachwirtausbildung. Ich muß auch alle Dinge erledigen, die so anfallen und hab das alles auch immer gut hinbekommen. Aus der Warte betrachtet hätte ich den Rechtsfachwirt auch nicht nötig. Aber trotzdem muß ich zugeben, daß selbst nach den ersten zwei Seminarwochenenden schon jede Menge Dinge gelehrt wurden, die ich eben trotzdem nicht wußte. Und es kann mir keiner erzählen, daß man das, was da umfangreich bis ins Detail gelehrt wurde, schon vorher gewußt haben müßte. Dann könnte man sich das Lehren nämlich auch schon sparen. Jedenfalls habe ich vom ersten Tag der Ausbildung bis zum Ende der Ausbildung zahlreiche Dinge gelernt, die ich auch im Büro sofort umsetzen konnte. Das Niveau, auf dem ich mich mit meinem Chef sonst so unterhalten habe, hat sich erheblich gehoben.

Und ich kann Euch Brief und Siegel geben, daß das bei JEDEM von Euch, der den Fachwirt nicht hat, ebenfalls so laufen würde!!

Wer das Gegenteil behauptet, hat schlichtweg keine Ahnung! Und für den gilt das o. a. Zitat.

UlrikeK · #154

Interessante Diskussion: Wer sich zutraut, die Fachwirt-Prüfung ohne den entsprechenden Vorbereitungslehrgang zu bestehen...Hut ab...Die Ausbildung ist sehr hart u. trotz meiner jetzt 15 Jahre Berufserfahrung und ständigen Weiterbildungen möchte ich dieses Wissen (welches im übrigen an Unterlagen etliche Leitz-Ordner umfasste) keinesfalls mehr missen. Es ist so vielseitig, insbesondere das gesamte Feld der Büroorganisation, Personalwesen, ZV, ZPO, Berufsausbildung u. auch das gutachterliche Denken in BGB. Ich habe fachliche Dinge gelernt, von denen ich in 13 Jahren vorher (in verschiedenen Kanzleien) nicht ansatzweise etwas gehört hatte. Ich habe jedenfalls nach meinem Fachwirt im vorigen Jahr eine tolle entsprechende Stelle als Büroleiter in einer Kanzlei mi 6 RAs u. 4 Renos u. 1 Azubi bekommen. Ohne diese Weiterbildung wären mir einige Dinge, die ich jetzt bearbeite, absolut nicht möglich. Und man sollte auch nicht denken, dass man, sobald man ein Büro "leitet" auch nur ansatzweise das Wissen hat, was einem in der Fachwirtausbildung vermittelt wird. Und auch die Durchfallrate (zumindest in Berlin) von über 60 % sagt so Einiges aus. Also nicht böse sein, aber diese Weiterbildung sollte man echt nicht unterschätzen und ich denke, sie öffnet einem Wege, die man sonst nicht hat. Es gibt einen schönen Beitrag "was ist eigentlich ein Rechtsfachwirt" u. auch meine Anwälte kennen den mittlerwieile

und sind froh, dass sie durch mein Wissen erheblich entlastet sind. Als Reno (was wirklich mein Traumberuf ist) fehlt einem einfach bestimmtes Wissen, da kann man sich noch so sehr weitergebildet haben, das ist meine Erfahrung.

Kasimir1603 · #155

Rapunzel

Ich mach hier auch Lohnbuchhaltung, normale Buchhaltung, Jahresabschlussprüfungen vorbereiten, etc. pp. Da wir hier ausschließlich privates Baurecht haben, besteht leider net so die Möglichkeit z.B. Klagen zu schreiben, einfach aus dem Grund, dass die Klagen in diesen Sachen einfach von einem Juristen gefertigt werden müssen - ich glaub eine RefaWi würde da auch an ihre Grenzen stoßen. Normale Klagen (wg. offener RE etc.) kann ich auch schreiben

Habsch auch in der Ausbildung gelernt.

gkutes · #156

Bei uns sind die Anwälte froh, wenn sie die eine oder andere Klage abdrücken können oder Prüfungsaufträge loswerden können.

sorry, lillysss - aber du hast was von Büroleitung und Urlaubsplanung geschrieben. Plötzlich machst du nun Klagen...

skugga · #157

@ Bex:

Komm mal wieder von Deiner Palme runter. Und nebenbei wüsste ich nicht, ob und wie sich hier das Niveau heben sollte, auf dem meine Chefin und ich kommunizieren (und die ab und an vorhandenen Referendare und ich dito) und für was ich hier in der Kanzlei verantwortlich bin, was ich selbstständig mache und bei was ich - neben Kostenrecht und ZV - hier von Juristen um Rat gefragt werde. Du kannst hier nur ganz grob einschätzen, wer hier wie drauf ist und was hier wer kann; Du kannst nicht einschätzen, was die Leute hier in ihrem Leben sonst noch so gemacht und über welche Tellerränder sie geschaut haben, wenn sie nicht von selbst damit hausieren gehen.

Und genau deshalb lasse ich mir von Dir nicht unterstellen, ich hätte keine Ahnung.

Goldlöckchen · #158

Kein Grund, so überheblich und aggressiv zu sein!

Ich bin mir aber sicher, dass Du trotzdem nie so viel verdienen wirst, wie ich in der freien Wirtschaft. Und da braucht man nunmal keinen Rechtsfachwirt.

lillysss · #159

Oh man... Ich hatte geschrieben, dass noch nicht klar ist, wie mein Aufgabengebiet dann genau aussehen wird, aber damit, dass jemand denkt, da wolle einer nur den Fachwirt machen, um die Urlaubsplanung gebacken zu kriegen, hab ich auch nicht gerechnet.

Wahrscheinlich ist das hier einfach das falsche Forum für die Gehaltsfrage, so lange sich nur ReNos beteiligen, die noch nie in der Situation waren, dass sie für den Fachwirt und das damit erworbene Mehr an Wissen eine Gehaltserhöhung haben wollten. Macht ja nix - vor der Fortbildung hätte ich auch nicht gewusst, wie umfangreich das ist.

#160

Und jetzt atmen wir alle mal tief ein und wieder aus und beruhigen uns wieder

Jeder der möchte oder vielleicht auch zur Arbeitsplatzsicherung muß, soll den Fachwirt machen und ich ziehe meinen Hut vor den Leuten, die es schaffen, aber daß die dann die besseren Organisatoren, Buchhalter oder sonst was sind, sollte keiner sagen, weil damit all die angegriffen werden, die diesen Titel nicht haben und auch das volle Vertrauen ihrer Chefinnen oder Chefs haben.

In diesem Sinne, bleibt bitte sachlich und friedlich