Rechtsfachwirt, andere Möglichkeiten als Kanzlei

Hier können allgemeine Fragen zur Weiterbildung Rechtsfachwirt/Rechtsfachwirtin gestellt werden.
simisimone
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#1

09.08.2010, 15:44

hi, habe auch schon die erste Frage *fg*

Werde wahrscheinlich dieses Jahr den Rechtsfachwirt machen. Weiß jemand ob diese Fortbildung auch in großen Firmen, Rechtsabteilungen, Banken von Nutzen ist? Oder arbeitet eine von euch sogar vielleicht als Rfw in so einer Position?

Freu mich auf Antworten!

LG
Goldlöckchen

#2

09.08.2010, 15:47

Ich arbeite in einer Rechtsabteilung. Hier würde es Dir nichts bringen.
Andreas

#3

09.08.2010, 17:43

Aus eigener Erfahrung:

Äußerst wenig.

Immer wieder gerne empfehle ich Interessenten für die RFW-Weiterbildung die Lektüre dieses Threads im Forum:

http://www.foreno.de/viewtopic.php?f=42&t=7916" target="blank
simisimone
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#4

10.08.2010, 09:13

schade,
gibt es vielleicht doch Einzelfälle?Weiß keiner mehr?
Andreas

#5

10.08.2010, 09:42

Dann versuche ich mal, etwas weiter auszuholen :wink:

Also, deine künftigen Chancen hängen von vielen Faktoren ab. Den Titel "Rechtsfachwirt" zu führen, ist eine davon. Der Titel kann eine Chance sein, aber auch ein Risiko.

Denn mit Bestehen der Prüfung giltst du mit sofortiger Wirkung für die Position einer ReFA als überqualifiziert; als solche wirst du also in aller Regel keine Anstellung mehr finden, weil der potentielle Arbeitgeber direkt mit deinem "Rang" gewisse Gehaltsvorstellungen und Ansprüche deinerseits assoziiert, die zu erfüllen viele Arbeitgeber nicht bereit sind.

In der freien Wirtschaft ist zudem die Qualifikation des Rechtsfachwirts (wie auch des Gepr. Bürovorstehers) weitgehend unbekannt. Chancen bestehen möglicherweise bei Banken und Versicherungen, allerdings reicht es hier in aller Regel nicht aus, "einfach nur Rechtsfachwirt" zu sein, sondern man muß gewisse Erfahrungen und besonderes Wissen auf den gerade für die entsprechende Position relevanten Gebieten vorweisen können.

Dazu kommt natürlich, daß in der Wirtschaft vieles nur über Vitamin B läuft, und man kommt ohne Beziehungen schwerer rein.

Und zu guter Letzt darf natürlich das gewisse Quentchen Glück nicht fehlen.

Beachten sollte man bei der Entscheidung, ob man sich den RFW "antut", m.M.n. auch, ob es nicht sinnhafter ist, sich anderweitig zu qualifizieren, indem man sich z.B. durch verschiedene Seminare im Bereich ZV/RVG und dadurch, daß man diese Gebiete vorrangig in der Kanzlei beackert, zu einem wahren Spezialisten in dem Bereich macht.

Echte Stellen für BVs/RFWe sind reichlich dünn gesät, da reicht ja schon der Blick auf http://www.arbeitsagentur.de" target="blank.

Wenn du den RFW erst mal hast, dann hast du also entweder nur die Chance, ihn zu verschweigen - was fast nicht gehen wird, weil es z.B. im Arbeitszeugnis drinstehen wird, wenn du mal gewechselt hast, oder aber, wenn du dich auf eine Stelle in der freien Wirtschaft bewirbst, im Bewerbungsanschreiben zu erläutern, was du eigentlich kannst. Denn auch die Einsatzgebiete und praktischen Erfahrungen als RFW sind ja von Kanzlei zu Kanzlei arg verschieden.

Hach, es gibt da so vieles zu bedenken... erzähle doch mal ein wenig von dir, vllt. kommt dann auch mal mehr Feedback von anderen Usern hier :wink:
simisimone
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#6

10.08.2010, 11:07

Danke Andreas für die ausführliche Antwort! Warum bist du denn nur "noch" Bürovorsteher?

Es ist mir nicht wichtig bei einer Bank o.ä. dann als Rfw angestellt zu sein eigentlich, hauptsächlich möchte ich dann durch dieses Zusatzwissen so eine Stelle bekommen.
Das ist grade so eigentlich meine größte Sorge.

Arbeite momentan in einer kleinen Kanzlei, möchte hier eigentlich so bald wies geht raus. Arbeitsklima usw. ist ganz gut aber die Verdienstchancen *heul*
Goldlöckchen

#7

10.08.2010, 11:18

In vielen Kanzleien besteht kein Bedarf eines Rechtsfachwirtes, schon gar nicht, wenn es darum geht, diese Position entsprechende zu vergüten. Rechtsfachwirte werden eher von Großkanzleien gesucht. Dort ist dann auch die Vergütung entsprechend. Solche Stellen sind aber rar gesät. Wie bereits erwähnt, arbeite ich in einer Rechtsabteilung und mache die gesamte gerichtliche Betreibung. Hier hätte mir der Rechtsfachwirt nichts gebracht. Aber diverse Seminare, was die ZV anbelangt.
Gina

#8

10.08.2010, 11:23

Andreas hat geschrieben:Also, deine künftigen Chancen hängen von vielen Faktoren ab. Den Titel "Rechtsfachwirt" zu führen, ist eine davon. Der Titel kann eine Chance sein, aber auch ein Risiko.

Denn mit Bestehen der Prüfung giltst du mit sofortiger Wirkung für die Position einer ReFA als überqualifiziert; als solche wirst du also in aller Regel keine Anstellung mehr finden, weil der potentielle Arbeitgeber direkt mit deinem "Rang" gewisse Gehaltsvorstellungen und Ansprüche deinerseits assoziiert, die zu erfüllen viele Arbeitgeber nicht bereit sind.
Das stimmt - leider - in der Tat. Es sei denn, du bewirbst dich auf eine Rafa-Stelle als Rafa mit entsprechenden geringeren Gehaltsvorstellungen, so dass dir der Refawi am Ende nur einen arbeitstechnischen Vorteil verschafft, mit dem du dich in der Kanzlei dann beweisen und dir so vielleicht später einen besseren Status erarbeiten kannst (durch Anerkennung deiner besseren Arbeit gibt´s dann möglicherweise eine Gehaltserhöhung, wenn der RA erkennt, dass du auch mehr kannst, als eine Rafa).

Man muss ja nicht offenbaren, dass man Refawi ist, aber man kann eben wie ein Refawi arbeiten (nur halt nicht in leitender Position). Wenn man sich auf eine Rafa-Stelle bewirbt, kann man das aus seinem Lebenslauf rauslassen. Wenn´s dann später rauskommt.... sieht´s allerdings auch blöd aus, man kann es aber begründen: Du hättest mich nicht eingestellt, weil du mich als überqualifiziert angesehen hättest. :roll: Aber es muss ja nicht rauskommen. :oops:

Ich persönlich bin jetzt in einer Inso-Kanzlei als Insolvenzsachbearbeiter tätig. Mir hat der Refawi insoweit geholfen, dass ich viel schneller erkennen kann, was Inso-Masse ist und was nicht und ich kann sicher die pfändbaren Einkünfte einer natürlichen Person berechnen, was durchaus nicht immer einfach ist. Ich kann die fälligen Berichte besser schreiben, weil ich in meinem Refawi-Studium das Formulieren für meine Einsendeaufgaben und die Prüfungen gelernt habe. Und ich kann angemeldete Forderungen von anwaltlichen Gläubigervertretern (mit Titeln, Vollstreckungsunterlagen, Forderungskonten) schneller überblicken (und gegebenenfalls Teilbeträge korrekt bestreiten, wenn Gebühren z.B. nicht gerechtfertigt geltend gemacht werden). Dazu muss man keinen Abschluss als Inso-SB haben - obgleich mir auch vorschwebt, den noch in meine Qualifikationsliste mit aufzunehmen.

Und dadurch, dass ich im Refawi-Studium gelernt habe, Gesetze zu lesen und zu verstehen, fällt es mir auch leichter, die InsO zu lesen und zu verstehen.

Die meisten Insolvenzsachbearbeiter haben irgendwann mal Rafa/ReNo gelernt und sind durch "learning by doing" in die Inso-Sachbearbeitung reingewachsen (weil es eben keinen entsprechenden Ausbildungsberuf gibt). Als Refawi ist das m.E. noch leichter, da man gerade im ZV-Bereich eine bessere Grundausbildung mitbringt.
simisimone
Foren-Praktikant(in)
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#9

10.08.2010, 11:40

Danke für eure ausführlichen Antworten.

Denke werde die Fortbildung schon machen. Nur langsam wird meine Abneigung gegen Kanzleien immer größer, das ist der Knackpunkt.

Aber glaube schon, dass man mit so einer Fortbildung auch bei Firmen, Inkassobüros etc. besser ankommt, es wird in den Kursen doch auch Personalführung und Büroorganisation gelehrt.

Es wird doch immer davon gesprochen, dass RAFAs auch in Inkassobüros und all sowas unterkommen. Wenn die da dort einen Rfw hätten, würden die doch dann auch eigentlich nur davon profitieren. Oder Firmen mit Syndikusanwälten....
Oh ich träum schon wieder ;)
Goldlöckchen

#10

10.08.2010, 11:54

In großen Firmen ist es unüblich "alles" zu machen. Da gibt es für jeden Bereich eine eigene Abteilung. Vielleicht könntest Du Dich dann auch in einer Personalabteilung bewerben.
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