Erfahrungen mit Jurastudium?

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MarvinS98
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#1

28.07.2023, 14:02

Hallo zusammen!

Ich wollte mal nachfragen, ob von Euch jemand Erfahrung mit dem Jurastudium nach Ausbildung und einiger Berufserfahrung gemacht hat. Konkret wie die Zusammenarbeit mit den (wahrscheinlich wesentlich jüngeren) Kommilitonen aussieht und wie ihr das finanziell auf die Reihe bekommen habt. :pfeif
Ich erwäge nämlich zurzeit, mich nächstes Jahr als beruflich qualifizierter an der hier örtlichen Universität zu bewerben. Zurzeit bin ich als ReFa in einer Strafrechtskanzlei tätig.

Liebe Grüße!
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paralegal6
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#2

28.07.2023, 22:46

ReFa bringt eigentlich nicht viel, da ein Studium komplett andere Themen hat. Mit Gutachterstil, Subsumtion und dem ganzen Gedöns kannst mich jagen. Inhalte findest ja bei google. Musst dann überlegen ob das was für dich ist. Kann sein, dass du Bafög bekommst.
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Coco Lores
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#3

31.07.2023, 11:10

Ich wollte immer schon Jura studieren, hatte aber nicht den erforderlichen NC und habe daher zunächst die Ausbildung zur ReNo gemacht, damit ich auf einem festen Fundament stehe, sollte das Studium nicht klappen.

Hab dann dank der Wartesemester auch nach verkürzter Ausbildung im Sommersemester das Studium angefangen und ganze 4 Semester geschafft. Die Motivation war allerdings schnell unten und mein großes Interessengebiet "Strafrecht" leider nur ein winziger Teil im Grundstudium. Mir hat das Europarecht ordentlich die Laune und Motivation genommen. Daher habe ich es dann abgebrochen.

Finanziert habe ich das Ganze mit BAFöG und einem Nebenjob beim Anwalt. Zu meiner Studienzeit gab es wieder die Studiengebühren. Ich weiß gar nicht wie es jetzt aussieht.

Insgesamt würde ich aber sagen, dass ich es jetzt - 10 Jahre später - wahrscheinlich im zweiten Anlauf eher schaffen würde, weil ich mehr Disziplin habe. Damals war ich auch durch private Dinge einfach zu sehr abgelenkt und auch teils überfordert. Es ist halt eben nicht wie in der Schule, wo man sich für Fehlzeiten noch zu entschuldigen hat. Den Dozenten juckt es nicht, ob du da sitzt oder nicht. Man muss also schon wollen und dran bleiben.
Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen!!!
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#4

31.07.2023, 18:43

Studieren kann man auch neben einer Teilzeitstelle, dauert dann eben halt. Falls der Arbeitgeber mitmacht, kann man so erstmal antesten und dann die Arbeitszeiten nach und nach anpassen. Jura hat den Vorteil, dass man nicht zwingend auf Präsenz angewiesen ist, man kann sich alles auch allein aus einer Vielzahl von Büchern selbst anlesen. Mit anderen Studenten macht es natürlich mehr Spaß, ein paar Jahre Altersunterschied spielen an der Uni auch keine große Rolle.
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#5

01.08.2023, 10:03

Notariatsmann hat geschrieben:
31.07.2023, 18:43
Studieren kann man auch neben einer Teilzeitstelle, dauert dann eben halt. Falls der Arbeitgeber mitmacht, kann man so erstmal antesten und dann die Arbeitszeiten nach und nach anpassen. Jura hat den Vorteil, dass man nicht zwingend auf Präsenz angewiesen ist, man kann sich alles auch allein aus einer Vielzahl von Büchern selbst anlesen. Mit anderen Studenten macht es natürlich mehr Spaß, ein paar Jahre Altersunterschied spielen an der Uni auch keine große Rolle.
Also dem kann ich aus meiner Erfahrung nicht wirklich zustimmen. Ich hatte tatsächlich Schwierigkeiten zwischen den Vorlesungen Zeit für den Nebenjob in der Kanzlei zu finden. Anders sieht es da natürlich bei Kellner-Jobs aus. Die sind ja meistens in den Abendstunden und am Wochenende.

Klar ist das Lernverhalten immer individuell zu messen. Ich kann jedenfalls sagen, dass ich es mir alles nie hätte selbst beibringen können. Zumal es ja auch diverse AG`s gibt und eine Präsenz dort und auch in den meisten Vorlesungen durchaus Sinn macht. Generelle Präsenz an der Uni ist definitiv zu empfehlen - wenn nicht in den Vorlesungen, dann zumindest in der Bibliothek um sich das Wissen anzulesen. Aber schon allein für die Klärung von Verständnisfragen etc. ist eine Anwesenheit in den Vorlesungen meiner Meinung nach nicht zu unterschätzen!
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#6

01.08.2023, 10:11

Also spät nachmittags nach den Vorlesungen ist in der Kanzlei eher weniger los, da könnte ich bspw nicht arbeiten bzw. würde keinen Sinn machen. Habe ja BWL gemacht und war nach dem ganzen input eigentlich durch, danach bin ich nicht mehr arbeiten gewesen (war aber Teilzeitstudium,also nicht jeden Tag). Und Jura ohne Präsenz halte ich für ein recht gewagtes Unterfangen. Würde ich für mich nie so machen. Nur mit Büchern lernen ist halt nichts für Durchschnittsbürger. Nicht umsonst braucht man eigentlich fürs Studium NC
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#7

01.08.2023, 23:49

Lernverhalten ist natürlich ein Stück weit individuell, aber Jura gibt es beispielhaft auch im reinem Fernstudium, womit sich klar zeigt, dass es auch ohne Präsenz geht. Was sollte man im überfüllten Hörsaal mit 150 Leuten auch mehr oder besser lernen, als aus einem der vielen bewährten Lehrbücher oder Lernskripten. Präsenzbibliothek ist bei Jura auch zunehmend out, es gibt hinreichend Online-Resscourcen und Ebooks. Jura ist ohnehin ein Studium, bei dem nach dem 3. Semester kaum noch wer zur Uni geht. Einige studieren auch neben einer halben Stelle und kommen gut klar. Man darf auch nicht übersehen, dass Leute, die schon im Arbeitsleben sind, nicht unbedingt wie Schulabgängerinnen frisch vom Abitur mit Jugendbeziehung und Partyambitionen studieren. Wer sich später an eine tolle Campuszeit erinnern und Sozialkontakte knüpfen möchte, muss nach Möglichkeit natürlich viel vor Ort sein. Wenn es nur ums reine Jura geht, wäre Fernuni vermutlich die effizienteste Möglichkeit. Bleibt als Mittelding eine Präsenzuni, zu der man eher nur zu ausgewählten Veranstaltungen hingeht.

Die Frage ist auch, welches Ziel erreicht werden soll. Einige Fakultäten bieten im Studiumsverlauf einen LL.B. Abschluss an, was für Sachbearbeitung mit juristischen Bezug reicht. Dann gibts noch diverse Master mit Spezialisierungsmöglichkeiten und für die klassischen Berufsbilder Staatsexamen/Referendariat, was aber auch etwa doppelt so lange dauert, wie ein Bachelor.
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#8

04.08.2023, 09:45

Also ich hatte mich damals mit einer Arbeitskollegen, die auch Jura studieren wollte, bei der Fernuni Hagen über den Studiengang Jura informiert und man sagte uns dort, dass man mit einem Abschluss an der Fernuni später keine Rechtsberatung durchführen darf! Daher war das für uns natürlich keine Option.

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein Studium an der Fernuni den gleichen Stellenwert hat wie ein Vollzeitstudium an einer Universität?! Aber scheint ja so zu sein, weshalb das am Ende jeder für sich entscheiden muss.

Für mich steht jedenfalls fest: Ein Studium an einer Universität ist ein Vollzeitjob und sollte auch so gehandhabt werden, sprich Präsenz in Vorlesungen und AG´s. Wem das nicht zusagt, auch weil er bereits im Arbeitsleben steht, der sollte die Möglichkeit des Fernstudiums ins Auge fassen.
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#9

04.08.2023, 23:57

Coco Lores hat geschrieben:
04.08.2023, 09:45
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein Studium an der Fernuni den gleichen Stellenwert hat wie ein Vollzeitstudium an einer Universität?!
Fernuni ist hochschulmäßig normale Uni, da gibt es keinen anderen Stellenwert. Man kann an Fernunis auch Vollzeit studieren und an Präsenzunis Teilzeit, wobei Präsenzunis natürlich nicht für Teilzeit optimiert sind. Ob man Vollzeit oder Teilzeit studiert, ist nur eine Frage der Studiendauer, letztlich zählt der Abschluss, egal, wann er geschafft ist.
Coco Lores hat geschrieben:
04.08.2023, 09:45
Also ich hatte mich damals mit einer Arbeitskollegen, die auch Jura studieren wollte, bei der Fernuni Hagen über den Studiengang Jura informiert und man sagte uns dort, dass man mit einem Abschluss an der Fernuni später keine Rechtsberatung durchführen darf! Daher war das für uns natürlich keine Option.
Ein Uni-Abschluss zu haben, ist aus meiner Sicht eigentlich immer eine betrachtenswerte Option, ist natürlich alles eine Frage des Aufwands und der persönlichen Zielsetzung. Mit einem LL.B. hat man immerhin umfangreiche Rechtskenntnisse und kann gehobenere Sachbearbeitung machen. Stellen abseits der volljuristischen Berufsbilder gibts auch, ist dann halt nicht das ganz große Ding, aber einen Bachelor kann man eben auch schon in 3 Jahren haben. Was die FU Hagen angeht, die bietet mittlerweile auch Staatsexamen an, geht dort also alles, sogar parallel.
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#10

07.08.2023, 11:16

Danke für deine Aufklärung. Wurde uns damals alles anders erklärt, kann natürlich auch damals noch anders gewesen sein. Aber das wäre für uns wahrscheinlich auch eine Option gewesen.
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