Sinnvolle Weiterbildungs-/Weiterentwicklungsmöglichkeiten

In diesem Bereich können Themen rund um Fortbildung und Weiterbildung besprochen werden. Rechtsfachwirte und -interessierte bitte hier lang.
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Caina
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#1

05.10.2021, 22:41

Hallo alle miteinander,

ich hoffe ein wenig auf die Schwarmintelligenz bzw. Erfahrungswerte von anderen Mitgliedern hier. Kurz zu mir: Ich bin 29, Rechtsanwaltsfachangestellte und (inkl. Ausbildung) seit 12 Jahren beim RA tätig. Ich würde mal behaupten als Refa nicht schlecht zu verdienen, wobei das ja auch immer relativ ist.
Jedenfalls plagt mich seit längerem immer größer werdende Unzufriedenheit. Ich bekomme immer mehr Aufgaben und Verantwortung übertragen, u.a. auch Mitentwicklung eines eigenen DMS/softwareunabhängiger eAkte. Nun wo wir doch eine neue Software kaufen, bin ich mittendrin statt nur dabei, was den Software-Umzug und die ganze Organisation/Vorarbeit drumherum angeht. Für PC-Wehwehchen bin ich in der Kanzlei auch ständig im Einsatz, was mir meine ohnehin schon sehr knappe Zeit nur noch mehr schmälert. Von Überstunden müssen wir wohl alle nicht reden...
Obwohl ich aber neben der immer mehr werdenden Assistenzarbeit auch noch mehr Aufgaben und Verantwortung in anderen Bereichen übertragen bekomme, verdiene ich nicht wirklich mehr (Lohnerhöhung fiel sehr schmal aus im Gegensatz zum vermehrten Arbeitspensum etc).

Was mich beschäftigt: Ich frage mich, ob das schon alles war. Weiter beim Anwalt arbeiten will ich dann nicht. Ich habe mich schon informiert, welche Weiterbildungsmöglichkeiten es gibt (Betriebswirt Recht, Fachwirt Büro-/Projektorganisation, Rechtspfleger usw). Aber ich würde gerne von euren Erfahrungswerten profitieren, weil ich mir nicht sicher bin, in welche Richtung ich gehen will und welche Weiterbildung tatsächlich Sinn macht. Eine Weiterbildung, ohne vernünftige Jobchancen ist natürlich nicht der Renner... Der Rechtsfachwirt zb ist zumindest bei uns in der Gegend nur ein Titel. In dieser Position angestellt oder bezahlt wird niemand - zumindest kenne ich niemanden.
Ich habe nach dem Realschulabschluss direkt die Ausbildung begonnen und mit 1,7 abgeschlossen.

Liebe Grüße
Jara
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#2

10.10.2021, 21:35

Hallo Caina,

ich kann nicht ganz herauslesen was Du in erster Linie möchtest, mehr Geld bei der jetzigen Stelle, etwas neues lernen oder braucht du eine Stelle außerhalb des Anwaltsbüros?

Deine Aufgaben hören sich vielfältig an und scheinbar traut man Dir dort viel zu. Das hört sich erstmal positiv an. Reicht es Dir im Moment nicht was Du verdienst oder brauchst Du eher mal was ganz anderes?
Caina
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#3

10.10.2021, 23:04

Hallo Jara,

tatsächlich bin ich gerade etwas "lost"...

Das Geld an sich ist nicht das Hauptproblem, nur eines von vielen.
Ich stecke auf gut deutsch einfach fest. Klar habe ich jetzt im Moment durch die Softwareumstellung mehr Verantwortung und Aufgaben. Aber das geht nicht ewig. In spätestens einem Jahr ist der Spuk vorbei und was ist dann? Das ist ja dann danach sozusagen wieder ein Schritt zurück.

Als ReFa - vor allem beim RA - will ich nicht mehr wirklich arbeiten. Dachte anfangs an einen Job bei Gericht, aber wenn ich mir die Stellenangebote anschaue, dann kann ich nur den Kopf schütteln. Die ausgeschriebene Bezahlung war bislang sehr deutlich unter meinem jetzigen Gehalt. Selbst beim BVerfG. Keine Ahnung, was die sich vorstellen...

Ich denke über eine Fortbildung nach, die mich tatsächlich weiterbringt in der Karriere und womit man auch gute Karten auf dem Arbeitsmarkt hat.
Ich kenne zb nicht eine ReFa, die den Fachwirt gemacht hat und als solcher angestellt und bezahlt wurde... Die machen dieselbe Arbeit wie vorher und bekommen mit viel Glück 100 € brutto mehr.
Den Fachwirt habe ich für mich daher schonmal ausgeschlossen. Auch Rechtspfleger will ich nicht werden.

Man liest überall, welche Fortbildungen/Studium man machen kann. Theoretisch alles schön und gut, aber mir fehlen einfach die Erfahrungsberichte/Geschichten aus der Praxis. So ein bisschen Inspiration. Was einen tatsächlich weitergebracht hat, wo man damit hinkommt und was man sich vielleicht sparen kann. Dazu habe ich bislang nur sehr wenig bis gar nichts hilfreiches gefunden.

Vielleicht kann ja jemand über seinen Werdegang berichten. So nach dem Motto ich habe Fortbildung/Studium xy gemacht und bin jetzt im Bereich xy tätig.

Ich hoffe, ich konnte ein wenig klarer darstellen, was mir mit meinem Beitrag wichtig war.
Jara
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#4

11.10.2021, 13:26

Guten Morgen,

ich kann Dich sehr gut verstehen, kenne das von mir selbst.

Das hatte ich schon öfter im Berufsleben.

Ich habe eigentlich immer total gerne in Anwaltskanzleien gearbeitet und auch meinen Rechtsfachwirt gemacht. Danach habe ich nicht mehr Geld bekommen, weil ich sowieso schon sehr viel verdient habe (deshalb hatte ich auch gar nicht damit gerechnet) und den Kurs selbst bezahlt habe (also mein Chef da gar keinen Wert drauf gelegt hat).

2018 habe ich mich entschieden mich weiter zu bewerben und bin aufgrund des geringen Gehaltes was Anwälte mir geboten haben, in den ÖD gewechselt. Die Arbeit ist in der Regel (bei den unteren Eingruppierungen bis EG 7) langweilig und eintönig.
Und ich kann nur sagen, das ist auch sonst kein Zuckerschlecken. Wenn Dich das näher interessiert kann ich Dir per PN mehr erzählen.

Tja und jetzt möchte ich zurück ins Anwaltsbüro weil es einfach ein anspruchsvoller und abwechslungsreicher Beruf ist (den ich ganz schnell vermisst habe). Inzwischen habe ich nach einigen Bewerbungen festgestellt, dass auch Anwälte mehr zahlen weil sie merken, sie kriegen kein Personal mehr. Ich werde sicher ganz schnell wieder was finden und mich tierisch freuen wieder gerne zur Arbeit zu gehen - chakka - . Ich hatte schon Gespräche und allein schon wenn ich zur Tür reingehe und Anwaltsbüros sehe würde ich am liebsten gleich anfangen zu arbeiten :oops: Total verrückt eigentlich.... :vogel

Es gibt die Möglichkeit in dem Legal Tech Bereich sich weiterzubilden, falls Dich das interessiert. Oder Du schaust Dir den Bachelor of Law an, ein Studium, was Du z. B. bei der Fernuni Hagen machen kannst (wenn Du die Zugangsvoraussetzungen erfüllst). Die werden häufiger gesucht, auch bei Verwaltungen.

Mir persönlich hat in solchen Situationen eigentlich immer der Wechsel in ein anderes Büro schon für einige Jahre geholfen!

Liebe Grüße
Caina
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#5

17.10.2021, 12:47

Würde sehr gerne mehr erfahren und würde mich über eine PN von dir freuen.

Im öffentlichen Dienst schaue ich auch fleißig nach Stellen, aber die sind meistens mit E5 und E6 ausgeschrieben. Da würde ich mich schon allein gehaltstechnisch sehr viel schlechter stellen.

Bin gespannt, was du berichten kannst 🙂
Nora_1986
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#6

08.02.2022, 13:00

Liebe Caina,
in meiner letzten Kanzlei, wo ich ein halbes Jahr tätig war, gab es eine Bürovorsteherin, die hatte in dieser Kanzlei einige Jahre gearbeitet und dann mit Unterstützung des Kanzleiinhabers ihren Rechtsfachwirt gemacht. Sie war dann in ihrer Rolle als Bürovorsteherin für viele Fragen die erste Ansprechperson, hat uns als vierköpfiges Sekretärinnen-Team koordiniert und hatte ihr Büro mit offener Tür direkt neben dem Kanzleiinhaber. Die Buchhaltung hat sie auch meist komplett alleine gemacht. Ich hatte aus ihren Aussagen herausgehört, dass es sich bei ihr und in dieser Kanzlei finanziell auf jeden Fall gelohnt hat, die größere Verantwortung als Bürovorsteherin zu haben, weiß aber nicht, wie sich das konkret in Gehaltszahlen auswirkte. Grüße von Nora
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Anahid
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#7

08.02.2022, 17:21

Die Frage ist, wo Deine Reise hingehen soll. Was erwartest Du von Deinem Job in der Zukunft? Seien wir mal ehrlich: alles wird irgendwann "Routine", egal, welche Arbeiten Du ausführst.

Ich persönlich habe den Rechtsfachwirt gemacht, dann jahrelang gesucht und am Schluss eine Kanzlei gefunden, die auch wirklich einen Fachwirt suchte. Also bin ich jetzt in dem Beruf angestellt und verdiene auch um einiges besser als Fachangestellte in der Umgebung. Aber nur weil ich den Fachwirt habe, heißt das ja nicht, dass ich keine Aufgaben mehr erledige, die sonst eine ReFa erledigt. Und solche Aufgaben, wie Du sie oben beschreibst, kommen auch noch hinzu. Zusätzlich bearbeite ich eigenverantwortlich Zwangsvollstreckungen, alles was mit Kosten zu tun hat und habe mich auf Verkehrsrecht spezialisiert. Meine Arbeit ist also durchaus vielfältig, aber irgendwie auch Routine. Und wenn Dein Problem darin liegt, dass Du zu eintönige Arbeiten ausführst, dann fragt sich, ob z.B. das eigenverantwortliche Zuarbeiten Dir den nötigen "Kick" im Beruf gibt oder was Du Dir insgesamt vorstellst. Denn irgendwann, wenn Du Dich dann woanders eingearbeitet hast, wird auch diese Arbeit zur Routine und für Dich vielleicht eher fad werden, ganz egal wo Du arbeitest.
:katze2 Jeder Tag ist ein Geschenk ... aber manche sind einfach grottenschlecht verpackt. :katze1
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