Weiterentwicklung, Weiterbildung - Tipps gesucht

In diesem Bereich können Themen rund um Fortbildung und Weiterbildung besprochen werden. Rechtsfachwirte und -interessierte bitte hier lang.
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Renew
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#1

24.05.2020, 14:24

Hallo,

habe vor 15 Jahren mal eine Ausbildung zur Sekretärin gemacht. Mir fehlte die Berufspraxis, daher kam eine kaufmännische Ausbildung hinterher. Ich konnte nicht lange dort arbeiten, weil eingespart wurde und ich gekündigt wurde. Habe keinen Anschluss mehr gefunden und dann jahrelang nur Hilfsarbeiten gemacht. Durch Glück bin ich nun wieder im Büro bei einem Anwalt und bin nicht ganz sicher in welche Richtung ich mich weiterentwickeln sollte/möchte.

Jetzt nochmal eine Ausbildung zur ReFa durchlaufen? Sicherlich ist das juristische Fachwissen sehr interessant, aber es kostet natürlich auch wieder Zeit. Und dann wäre ich ReFa? Eine ReFa ist ja im Grunde beides, oder nicht? Und so denke ich mir das mehr oder weniger, dass ich beides machen sollte, da möglicherweise nur für Sekretariat ich nicht ausgelastet wäre. Insbesondere wenn vielleicht eine Spracherkennungssoftware kommt. Die Telefonzentrale bleibt mir zum Glück erspart. Ich bin eher ein introvertierter, ruhiger Typus.

Also hätte da jemand Ideen? Und welche Möglichkeiten gibt es, sich das Wissen wieder aufzubauen? Gibt es z. B. beim Arbeitsamt Weiterbildungsgutscheine, obwohl man dort nicht gemeldet ist? Taugt das was? Oder gibt es gute Webseiten, Bücher?

Und wie organisiert ihr eure Weiterbildung, um fit zu bleiben im Job? Macht ihr xmal im Jahr ein Seminar? Oder lest ihr Bücher zu Themen, wo ihr merkt, da müsste ich mal wieder reinschauen, da müsste ich besser werden?!

LG
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Tigerle
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#2

25.05.2020, 09:10

Renew hat geschrieben:
24.05.2020, 14:24
Und dann wäre ich ReFa? Eine ReFa ist ja im Grunde beides, oder nicht?
Wie meinst Du das eine ReFa ist beides?

Du schreibst, du arbeitest bei einem Anwalt, jetzt kommt es natürlich darauf an, was dort Dein Aufgabengebiet ist und was der Rechtsanwalt von Dir verlangt. Wenn Du Aufgaben einer ReFa übernehmen sollst, dann wäre ein entsprechendes Fachwissen natürlich sehr hilfreich.

Um Fit im Job zu bleiben besuche ich immer wieder Seminare um neues Wissen zu erlangen und eben altes wieder "aufzuwecken". Ansonsten lese ich entsprechende Fachliteratur.

Um Dir tatsächlich Tips für Bücher etc. zu geben, wäre es hilfreich zu wissen, was Du machen sollst.
Renew
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#3

11.06.2020, 15:10

Hallo,

mit beides meinte ich, dass die ReFa entsprechend juristische Kenntnisse mitbringt, aber auch je nachdem die Sekretärin für den Anwalt ist und sich um Schreibkram, Telefon, Termine machen und vieles mehr kümmert. Also eigentlich eine Sekretärin mit juristischen Fachkenntnissen? Ich lese auch öfter auf Anwaltsseiten, dass zum entsprechenden Anwalt oft ein Sekretariat angegeben ist. Dahinter steckt wohl keine übliche Sekretärin, sondern eine ReFa???? Demnach eben die Frage, ob ich mich eher im Sekretariatsbereich weiterentwickeln sollte oder doch lieber erst mal mit dem Fachwissen aus dem ReFa-Allrounder weitermachen sollte bzw. welche Fortbildungen interessant wären (ob zu Hause mit Buch, Webseite, Videos oder als Seminar). Was bereits klar ist, dass es wohl die Zwangsvollstreckung sein wird, die ich noch beackern muss bzw. mal eine Fortbildung oder sowas kriegen soll.

Aber richtig ist wohl, dass mein Chef das wohl am besten wissen muss, wofür er mich zukünftig brauchen wird. Eigentlich ist das bei uns wohl dann auch geklärt. Bisher.... Unsere Kanzlei wächst grade und wie das in Zukunft laufen wird....???? Aber dann braucht's eben zukünftig Arbeitskräfte, die eben dann das zusätzlich Gewünschte mitbringen?!

Bei einem Jobwechsel: Muss eine ReFa dann in der neuen Kanzlei ein neues Arbeitsfeld abdecken und sich weiterbilden bzw. das wieder auffrischen?! Oder bewirbt man sich gewissermaßen nur auf Stellen, die dem bisherigen Arbeitsfeld entsprechen? Das stelle ich mir schwierig vor. Eine gelernte ReFa könnte wohl anderes Wissen reaktivieren. Ich hätte nur dieses eine Gebiet, was ich mir jetzt erarbeiten kann. Wenn ihr versteht, was ich meine? Ich habe nicht vor zu wechseln, aber es könnte ja mal nötig werden?! Und hätte es Vorteile, mehr abdecken zu können am jetzigen Arbeitsplatz? Momentan wird ja auch nicht mehr verlangt. Vielleicht aber auch nur, weil ich eh nicht mehr kann?

Würde es Sinn machen, die ReFa-Prüfung zu machen? Eine kaufmännische Ausbildung habe ich bereits.

Vielleicht kann ich mich da einfach auch nicht gut strukturieren und weiß nicht, wo ich anfangen soll, da es ja eigentlich noch an allen Ecken etwas rumpelt und hapert.....

Bildet ihr euch ab und an weiter? Wenn ja warum und wie?

LG
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paralegal6
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#4

11.06.2020, 23:43

Dass ReFa nichts mit kaufmännischen zu tun hat hab ich im Studium gemerkt. RVG solltest du können, ausser Chef diktiert alles. ZV ist schon sehr umfangreich, da fällt alles drunter, von SichHyp, PÜB, kann aber auch nur ein ZV Auftrag sein, den dir dein Programm ausspuckt. Da du dort ja aber schon arbeitest weisst du doch was die Anforderungen sind? Fristen muss man kennen, man lernt es nicht umsonst 3 Jahre
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Pitt
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#5

12.06.2020, 07:49

Ohne Weiterbildung geht es in unserem Beruf nicht, nicht nur weil sich Gesetze, sondern auch die Rechtsprechung stetig weiterentwickeln. Deinen aktuellen Weiterbildungsbedarf würde ich, wenn Du nicht beabsichtigt, in naher Zukunft zu wechseln, zunächst an die Bedürfnisse der Kanzlei anpassen und Dich dazu mit dem Chef abstimmen. ReFa-Wissen auf Vorrat anzuhäufen, das man für seine aktuelle Tätigkeit nicht benötigt und somit auch nicht anwenden und sich quasi ins Gehirn einbrennen kann, ist meiner Meinung nach nur sinnvoll, wenn man zunächst die für den aktuellen Job benötigten Grundlagen drin hat und vorhat, seine Tätigkeitsschwerpunkte kurz- oder mittelfristig in andere Rechtsgebiete zu verlagern. Denn machen wir uns nicht vor, was Du jetzt lernst, kann in 2 Jahren schon wieder überholt sein. Beispiel: Wenn Eure Kanzlei vorwiegend Forderungssachen und Verkehrsunfälle bearbeitet, weshalb soll man sich dann im Bereich Gesellschaftsrecht oder Patentrecht weiterbilden? Einige Seminaranbieter bieten für Mitarbeiter sog. "Sachbearbeiterlehrgänge an". Da kann man sich dann z. B. für Arbeitsrecht, Verkehrsunfallsachen, Zwangsvollstreckung oder Insolvenzsachen tieferes Fachwissen in mehreren Modulen aneignen. Wenn man frisch in die Materie einsteigt würde ich als Einstiegsliteratur RVG für Anfänger und Zwangsvollstreckung für Anfänger empfehlen, dazu dann noch ein Praxishandbuch für die Rechtsanwaltspraxis, da gibt es unterschiedliche Anbieter (z. B. beim ZAP- oder Deutschen Anwaltverlag).
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mücki
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#6

12.06.2020, 11:27

Wie meine Vorschreiber schon erwähnten: Wenn man den Beruf einer ReFa erlernt hat, bildet man sich auch nicht willkürlich in allen Bereichen weiter sondern "nur" in denen die benötigt werden. Welche das sind, hat man i.d.R. ganz gut selbst im Blick, weil man ja weiß, wo die täglichen Aufgaben liegen. Hinzu kommt, dass Weiterbildung nicht gleich Weiterbildung ist. In unserem Job ist es häufig auch so, dass sich bspw. Paragraphen ändern. Dafür muss man dann aber kein Seminar besuchen, sondern "bildet sich weiter" indem man entsprechend hier im Forum oder im Internet ganz allgemein recherchiert.

Bei dir wäre die Sachlage insofern eine andere, weil du ja erst einmal die Grundlagen erlernen müsstest und wie Paralegal schon geschrieben hat: kaufmännische Berufe und der der ReFa liegen sehr weit auseinander. Es mag einige Berührungspunkte geben aber die "machen den Kohl nicht fett". Ohnehin kannst du dann nicht einfach zur Kammer gehen und eine Prüfung ablegen, du müsstest dafür schon die Ausbildung durchlaufen, wobei das häufig gar nicht nötig ist, auch wenn du dann keine ReFa bist. Du wirst also nicht umhin kommen, mit deinem Chef zu sprechen, wo er Bedarf sieht bzw. ob er diesen überhaupt sieht. Es ist in vielen - gerade größeren Kanzleien - üblich, neben dem "Fachpersonal" auch Sekretärinnen einzustellen, die dann eben genau das abfangen sollen, wofür man nicht unbedingt eine ReFa braucht. Meistens eben solche Sachen wie Post raussuchen, Telefonzentrale oder Diktate. Es liegt daher durchaus im Bereich des möglichen, dass dein Chef die gar nicht als ReFa einsetzen möchte. Wenn er dies möchte, wird er dir auch sagen, in welchen Bereichen du dich fortbilden solltest und dir die entsprechenden Seminare bezahlen.

Was einen Jobwechsel anbelangt: Hier ist es vermutlich wie in vielen anderen Berufen auch, man sucht sich das aus, was man für interessant hält bzw. von dem man weiß, dass man das interessant findet und muss sich dann eben ggf. auch in neue Aufgabengebiete einfuchsen. Am eigenen Beispiel: Ich habe in meiner jetzigen Kanzlei zum ersten Mal mit OWi-Sachen zu tun. Also muss ich zusehen, dass ich weiß, welche Fristen hier ggf. zu beachten sind und wie ich die Sachen abrechnen kann. Dafür brauche ich aber kein Seminar, sondern belese mich im Internet. Ob das auch funktioniert, wenn man die Grundkenntnisse nicht hat, kann ich nicht beurteilen. Grundsätzlich wird aber in keinem Job nur die Aufgabengebiete erfüllen können, die einen interessieren oder Spaß machen.
Dumme Gedanken hat jeder, nur der Weise verschweigt sie. Wilhelm Busch
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