Sachbearbeiterlehrgang Anwaltliches Kostenrecht - sinnvoll?

In diesem Bereich können Themen rund um Fortbildung und Weiterbildung besprochen werden. Rechtsfachwirte und -interessierte bitte hier lang.
Benutzeravatar
Bluerabbit
Daueraktenbearbeiter(in)
Beiträge: 495
Registriert: 23.10.2006, 13:37
Beruf: Rechtsanwaltsfachangestellte
Software: Andere
Wohnort: Rodgau
Kontaktdaten:

#1

26.01.2008, 09:24

Hallo ihr Lieben,

auf der Suche nach evtl. sinnvollen Lehrgängen (da ich in meiner neuen Kanzlei überwiegend ZV und Kostenrecht machen werde) habe ich über Google einen Link zum Hamburger Anwaltsverein gefunden, der einen "Sachbearbeiterlehrgang Anwaltliches Kostenrecht" anbietet.

In Anbetracht dessen, dass ja jetzt Rechtsassistenten "auf den Markt" kommen sollen und -wie ,glaube ich, bereits an anderer Stelle gesagt wurde- Refas und Renos sich wohl engagiert weiterbilden müssen, wenn sie weiter auf dem Markt bestehen wollen, frage ich mich, wie sinnvoll ist eine solche "Spezialisierung"?

Macht es Sinn, nur noch Kostenrecht zu bearbeiten und nix anderes mehr?
Besteht unsere Qualifikation denn nicht aus der Vielfalt unseres Könnens?
Liebe Grüße
Christiane

------------------------------------------------------------------------------------
Nichts ist so gerecht verteilt wie der Verstand, jeder glaubt, er habe genug davon.
StineP

#2

26.01.2008, 10:16

Nun ja - ob es Sinn macht!?

Ich weiß nur, dass ich noch keine Stellenanzeige gesehen habe, in der nicht stand, dass man fit sein muss in Kostenrecht.. Wenn nicht die Chefs, dann wir.. So muss man das sehen.

Wenn in deinem Job vorerst ZV und KOstenrecht gewünscht ist, dann heißt das nicht, dass du nichts anderes mehr brauchst.

Ich finde es wichtig, überall bescheid zu wissen - sich also breitfächrig weiterzubilden, aber vorwiegend ZV und Kostenrecht, wenn du eben nur Refa bist. Es sei denn, du willst richtig ins Patentrecht o.ä.

Bisher habe ich immer nur gutes von Ender gehört, daher würde ich wohl auch zu diesem tendieren. SIcherlich sind vom Anwaltverein auch gute Weiterbildungsmöglichkeiten zu erwarten.

Ich glaube, als reine Refa musst du immer im Hinterkopf behalten, dass das eben unsere Lücken sind.... Nur, wenn wir "Meister" in den Gebieten ZV und RVG werden, können wir uns auch abheben von den Renos...
Andreas

#3

26.01.2008, 10:35

Anwaltliches Gebührenrecht ist in der Tat eine wichtige Sache; fraglich ist aber, ob die Rechtsanwälte Mitarbeitern die Kompetenzen und Befugnisse zugestehen, auch komplexe Abrechnungen selbst zu machen. Viele Anwälte wissen gar nicht, daß auch (und gerade!) Fachangestellte sehr wohl in der Lage dazu sind, korrekt und umfassend abzurechnen.

Sich daher in dieser Richtung fortzubilden, ist immer wichtig, aber man muß sich dann auch trauen, zu sagen: Überlassen Sie das mir, das ist mein Gebiet! Und was man tut, muß nicht 99%, sondern 100 % richtig sein.

Das gleiche gilt für die ZV, wobei das noch ein größeres Gebiet ist.

Hier ist viel Eigeninitiative gefragt, und gerade da darf man sein Licht nicht unter den Scheffel stellen, also sich nicht kleiner machen als man ist, sondern im Gegenteil. Bei vielen Anwälten muß man die Akten geradezu an sich ziehen und beweisen:

"Ich kann das!"

Das hat weniger mit der derzeit diskutierten Einführung des Legal Assistant zu tun, finde ich.

Man sollte als gute ReFa also ein breites Basiswissen haben, wie StineP richtig sagt, und eine Spezialisierung obendrein schadet auf keinen Fall.

Was Enders angeht:

Ein guter Mann, fähig, zweifelsohne. Habe sowohl im BV-Seminar als auch auf anderen Seminaren von ihm, an denen ich teilgenommen habe, einiges gelernt.

Etwas Kritik muß indes auch erlaubt sein:

Ich hatte bei Enders-Seminaren schon immer den Eindruck, daß man :

1. Höllisch aufpassen muß
2. Er zu Ende hin so schnell wird, daß fast kein Wissen mehr vermittelt wird
3. Man sich am besten alles (und zwar wirklich alles!) mitschreibt, was er erzählt, und das daheim nochmal durcharbeitet, in Form eines eigenen Skripts zusammenfaßt und zwar anhand des Enders-Skripts. Erst dann sitzt das, was Enders in Seminaren sagt.
StineP

#4

26.01.2008, 10:45

Ja, Andreas.. da muss ich auch noch mal was zu sagen.

Aus der kleinen Kanzlei, die ich kenne (und auch einige andere), sind nicht die Anwälte es, die wissen, wie man umfangreich und richtig abrechnet... Mein Chef hat NIE ein RVG Seminar o.ä. gemacht. Er verlässt sich voll auf mich und das ist ein Punkt, weshalb ich von alleine angespornt bin, immer schön auf dem richtigen Stand zu sein. Ich hab keine andere Wahl. Je besser ich bin, desto besser können wir abrechnen, desto mehr verdienen wir, desto mehr garantiere ich mein Gehalt...

Und zu ENders:

Aufpassen muss man immer. Das ist klar. Auch höllisch.

Dass man das Zeug noch mal durcharbeiten muss, finde ich auch selbstverständlich.

Meine RVG Lehrerin, die ausschließlich mit den Büchern von Enders gelehrt hat und auch nur auf dessen Weiterbildungen war, sagte immer:

"Egal, wie gut ihr meint, es verstanden zu haben, ihr müsst euch regelmäßig die Unterlagen vornehmen und auffrischen.".... Und das tue ich... Seit anderthalb Jahren regelmäßig und ... nun ja ... man sieht, es bringt wirklich was.. Auch bereits gelerntes sollte man sich immer wieder vor Augen führen. Anders ist der riesige Wissensstand, den wir uns angeeignet haben, gar nicht in Erinnerung zu behalten und anzuwenden.
Andreas

#5

26.01.2008, 11:28

Da kann ich nur sagen:

:good

Gerade in unserem Job braucht man unglaublich viel Eigeninitiative.
Andreas

#6

26.01.2008, 11:43

Bluerabbit hat geschrieben:auf der Suche nach evtl. sinnvollen Lehrgängen (da ich in meiner neuen Kanzlei überwiegend ZV und Kostenrecht machen werde) habe ich über Google einen Link zum Hamburger Anwaltsverein gefunden, der einen "Sachbearbeiterlehrgang Anwaltliches Kostenrecht" anbietet.
Ganz vergessen:

Könntest du den mal hier posten ?
Andreas

#8

26.01.2008, 12:30

Danke.

Klingt ganz gut, aber ob das, was da steht, wirklich alles in 30 Zeitstunden an 25 Teilnehmer vermittelt werden kann ? Da habe ich so ein bißchen meine Zweifel.
StineP

#9

26.01.2008, 12:34

Naja, also, wenn man selbst sieht, dass das viel zu viel Stoff ist in viel zu kurzer Zeit, dann muss man sich fragen, ob die Qualität wirklich so gut ist... Wenn das in so kurzer Zeit reingeprügelt wird, kann man nur von zwei Sachen ausgehen:

1. Der Leiter des Kurses redet sehr, sehr, sehr schnell und beantwortet keine Fragen.
2. Die Themen werden nur angerissen.

Beides spricht für sich bzw. gegen sich ;)
Benutzeravatar
13
NORTHERN DINO
NORTHERN DINO
...ist hier unabkömmlich !
Beiträge: 17711
Registriert: 02.04.2006, 21:36
Beruf: Dibbel-Ribbel i.R.
Wohnort: Siehe Flagge

#10

26.01.2008, 12:42

Im Übrigen muss man sich darüber im Klaren sein, dass auch Enders nicht immer der Weisheit letzter Schluss sein muss, es ist halt auch vielfach nur eine Meinung von diversen...
~ Grüßle ~
BildBild Bild

Bild

Veni, vidi, violini (Ich kam, ich sah, ich vergeigte)... :roll: 257

>>> Bitte keine Sachfragen per pN.
Nutze das Forum zum Vorteil aller! <<<
Antworten