beA + beSt = Pest

beA - Das besondere elektronische Anwaltspostfach
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Pitt
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#1

31.05.2023, 15:43

Ich arbeite in einer interdisziplinären Kanzlei und in unserem Bürogebäude sind noch andere Rechtsanwalts- und Steuerberatungsbüros untergebracht. Letzte Woche gab es dann folgendes Problem: Im Gesellschaftspostfach tauchte ein Schriftsatz auf, der eine Anlage zu einem parallel laufenden Verfahren enthielt, mit dem Hinweis, dass in diesem Parallelverfahren vor 6 Wochen Berufung durch die Gegenseite eingelegt worden ist. Die Berufung ist hier aber nie eingegangen. Ich habe dann beim Landgericht angerufen und nachgefragt. Dort teilte man mir mit, dass wir in dem Berufungsverfahren bereits drei Nachrichten per beA erhalten hätten. :augenreib Alle Sendeberichte seien OK. In unserem beA war aber tatsächlich nichts angekommen. Auf meine Nachfrage, an wen genau man zugestellt habe, teilte mir die Mitarbeiterin des Landgerichts den Namen einer Steuerberaterin mit, die ein Stockwerk über uns in einem anderen Büro arbeitet. Ich habe also auf den offensichtlichen Fehler hingewiesen. Antwort der Mitarbeiterin beim Landgericht: Sie könne nicht hellsehen, es habe keine Irrläufermeldung von der Steuerberaterin gegeben. Sie müsse davon ausgehen, dass alles seine Richtigkeit habe, wenn sich niemand meldet und den Fehler anzeigt. Kurz darauf erhielt ich alle drei Nachrichten ins richtige Postfach.
Ich bin dann zu dem anderen Steuerbüro gegangen, wo man mir mitteilte, dass das beSt zwar zum 01.01. von der Bundessteuerberaterkammer freigeschaltet worden sei, aber die für die Registrierung benötigte TAN in alphabetischer Reihenfolge versandt werde und die Steuerberaterin sich erst Ende April am beSt angemeldet habe. Die Nachrichten habe sie Mitte Mai auch gesehen, aber gedacht, es handele sich um eine Betrugsmasche. Sie habe in der Woche auch eine Enkeltrick-SMS erhalten und daher die Nachrichten gelöscht. :patsch

Der Fehler beim Landgericht ist offensichtlich passiert, weil man nur auf den Nachnamen geschaut hat und einer der Steuerberater hier im Büro hat den gleichen Nachnamen wie die Steuerberaterin im anderen Büro, was aber bei Allerweltsnamen wie Müller - Meyer - Schulze passiert.

Laut Info der Bundessteuerberaterkammer haben sich Stand 05.05.2023 erst 40% der Steuerberater am beSt angemeldet.

Was mir beim Adressverzeichnis im beA noch aufgefallen ist: als interdisziplinäre Kanzlei gibt es zwei Gesellschaftspostfächer, einmal als beA und einmal als beSt und das beSt-Postfach wird bei unserem Kanzleinamen im Adressverzeichnis als erstes Postfach angezeigt. Im Adressverzeichnis habe ich also zwei identische Namen und sehe nur beim Scrollen nach rechts, welches Postfach das richtige ist. Das finde ich ziemlich bescheiden. Ich habe daher alle Anwälte gebeten, für den Versand weiterhin ihre eigenen Postfächer zu nutzen, um zu vermeiden, dass die Gerichte das Gesellschaftspostfach benutzen, weil dort die Verwechslungsgefahr zu groß ist. Die beSt-Postfächer liegen im StB-Bereich auf einem anderen Server. Falls da mal irrtümlich eine beA-Nachricht eingeht, bin ich also darauf angewiesen, dass jemand aus dem Steuerbereich das rechtzeitig merkt und die Nachricht weiterleitet und dem Absender den Irrläufer meldet. Das ist alles irgendwie blöd geregelt.

Hat hier jemand aus den interdisziplinären Kanzleien einen Tipp, wie man die ganze beA-/beSt-Postfachgeschichte übersichtlicher gestalten kann?
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paralegal6
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#2

01.06.2023, 11:49

Das hat nix mit beA zu tun, wenn ich nicht an die richtige Person schicke ist es nicht zugestellt. Aber mal unter uns, Enkeltrick über beSt... nunja. Ist nicht eure Aufgabe da hinterher zu laufen. Das LG hat kein EB und hat auch nicht zugestellt. Mit Mitarbeitern würde ich mich da nicht lange aufhalten. Schriftsatz raus mit nicht erhalten und gut. Damals im Gerichtsfach hatte man ja auch mal was von nem Kollegen, nicht zugestellt bleibt nicht zugestellt. Beim Gericht hab ich ja auch verschiedene Abteilungen, das kann ich ja auch nicht einfach irgendwo hin schicken. Oder in München an irgendeinen Müller, Meier, ... das beA zeigt auch nicht umsonst Vornamen. Gesellschaftspostfächer nutze ich grds. nicht
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Pitt
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#3

01.06.2023, 12:31

Danke für Deine Rückmeldung. :wink2
Als die Steuerberaterin mir mit dem Thema Enkeltrick und vorsorgliches Ignorieren der Nachricht kam, wusste ich auch nicht mehr, was ich sagen soll. Wenn man aber so ein Exemplar auf der - falschen - Empfängerseite hat, ist man halt als richtiger Empfänger auch machtlos. Dann ist die Nachricht im digitalen Nirvana und man kommt nicht dran.

Ich habe inzwischen bei der BRAK nachgefragt, ob man zumindest für das Gesellschaftspostfach die Ansicht im Adressverzeichnis etwas übersichtlicher gestalten kann. Gebe ich den Kanzleinamen unter Kanzleinamen ein, tauchen die beiden Gesellschaftspostfächer untereinander auf und an erster Stelle steht bei unserem Kanzleinamen das beSt-Postfach. Gebe ich den Kanzleinamen aber als Nachnamen ein, dann taucht nur das beA-Gesellschaftspostfach und darunter die einzelnen RAe. auf. Das versteht kein Mensch. Die BRAK hat inzwischen mitgeteilt, dass sie wüsste, dass es zu vermehrten Fehlzustellungen seitens der Gerichte komme. Die Justiz würde bei der Adressauswahl aber nicht auf das Adressverzeichnis des beA, sondern auf ein eigenes Adressverzeichnis zugreifen, aber wie die Adressauswahl konkret aussehe, könne man nicht sagen.

Man solle halt alle Postfächer kontrollieren. :titanic
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paralegal6
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#4

01.06.2023, 12:47

Naja, dafür hat aber doch jeder sein eigenes Postfach, es gibt auch Bürger- und Notarfächer, man kann doch nicht alles irgendwo hin schicken, zumal es bei euch ja auch nichtmal die selbe Person ist. Wie ein Stb im Anwaltsverzeichnis sein soll, muss ich jetzt auch nicht verstehen... Es muss auch keine Irrläufermeldung vorliegen, falsch ist falsch. Macht sich das ja schön einfach das Gericht. Fristen dürfen erst ab der 2. (richtigen) Zustellung laufen. Urteile gibts dazu nicht, nur wenn der RA nicht richtig zustellt, dann ist er der Depp
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elena94
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#5

07.06.2023, 11:18

Passiert hier leider in ähnlicher Form auch oft, wir sind eine Bürogemeinschaft bestehend aus fünf Anwälten und einem Anwaltsnotar.
Wie oft ich Nachrichten für einen der RAe in unserem beN-Postfach habe - auch von den Gerichten... :patsch Erst gestern wieder passiert: in einer Familienrechtssache stellte der gegnerische RA an unser Notarpostfach zu, der Name der vertretenden RAin ist ein komplett anderer... aber da unser Anwaltsnotar "leider" als erster/ganz oben auf dem Briefkopf steht und der Name der Bürogemeinschaft auf seinem basiert, wird ständig einfach an ihn zugestellt. Und dann nicht mal an sein beA-Postfach, sondern ans beN. Was soll das? :kopfkratz
Da wurde dann teilweise von Absendern auch schon gemeckert, man solle es dann doch einfach intern hier weiterleiten und gut. Und beim nächsten Mal wird dann aber fröhlich wieder unser Notarpostfach benutzt. Sehe ich irgendwie nicht mehr ein; es kann doch nicht so schwer sein, mal genau hinzugucken und den korrekten Empfänger auszuwählen... zumal wir, wie gesagt, eine Bürogemeinschaft sind. Auch, wenn hier alle dieselben Räumlichkeiten benutzen, sind wir keine Sozietät o. ä., somit ist eine Zustellung m. E. nicht erfolgt in diesen Fällen. Viele Absender scheinen das aber anders zu sehen.
Liebe Grüße :wink1
Eli
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#6

07.06.2023, 11:54

In Eurem Fall ist es aber auch ein bisschen selbstgewähltes Elend. Man kann nicht alle auf einen Briefkopf packen, um möglichst "groß" auszusehen, und dann aber sich wundern, wenn das von außen (wie beabsichtigt) als eine Einheit wahrgenommen wird.
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#7

07.06.2023, 12:56

Seh ich jetzt nicht ganz wie Adora Belle. Wenn klar angegeben ist, wer der Sachbearbeiter ist, ist auch an diesen zuzustellen. Da kann ich mir nicht irgendeinen Namen in der Kanzlei rauspicken, weil mir der gerade besser gefällt. Ich muss sagen, dass das bei uns auch sehr gut klappt. Wir haben wirklich wenig falsche Zustellungen. Dass das immer mal vorkommen kann, klar....da machen wir dann kein Aufhebens darum. Aber wenn das laufend vorkommen würde, dann würde ich mal überprüfen, ob aus Euren Schreiben wirklich ohne Problem der sachbearbeitende Rechtsanwalt ersichtlich ist.
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#8

08.06.2023, 12:04

Gestern hatte ich den Knaller, Schreiben einer grossen Kanzlei, unterschrieben mit Rechtsanwalt. Hab dann über die Initialen im Az nen RA ermittelt, aber wie doof ist das denn.
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#9

08.06.2023, 13:30

Mich wundert beim beA nix mehr. Wenn man auf Empfänger- und Absenderseite Leute sitzen hat, die verstehen, wie das beA funktioniert und es auch keine Fehler im beA selbst gibt, dann ist das echt eine Arbeitserleichterung. Ich finde es z. B. super, wenn man das Terminsprotokoll am selben Tag zugestellt bekommt oder auf einen Fristverlängerungsantrag innerhalb von 24 Stunden eine Rückmeldung kriegt. Wenn aber auf Empfänger- oder Absenderseite ein Technikmuffel sitzt, der sich quasi gezwungen fühlt, damit zu arbeiten oder das beA - wie heute - zeitweise streikt, dann möchte man nur alles anzünden.
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