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Re: Mit beA Mitarbeiter zunehmend obsolet?

Verfasst: 03.06.2020, 16:44
von Loumie
Ob eine Kanzlei ReNos/ReFas braucht, hängt ganz von der Größe ab.

Ich habe meine Ausbildung (und die ersten paar Jahre danach) in einer Kanzlei gearbeitet, wo es lediglich einen Anwaltsnotar gab, mit mir als Azubi/Halbtagskraft(+ im letzten Jahr Vollzeit), meiner Kollegin in Vollzeit (Notariat) und meiner Kollegin als Halbtagskraft (Buchhaltung, Anwaltsbereich). Ich habe beide Bereiche gemacht.

Mittlerweile bin ich in eine Mittelständige Kanzlei gewechselt und es war wirklich eine 180°-Wendung von den Arbeitsvorgängen.

Kleine Einzelanwalts-Kanzlei:
Dort haben wir alles gemacht. Selten hat er im Anwaltsbereich selber was gemacht (und wenn, war es per Diktat, was wir aber natürlich noch schreiben mussten). Wir kamen gar nicht hinterher und er hat schon nicht mehr so viel gearbeitet, wie in meiner Azubi-Zeit. Die meiste Arbeit hat das Notariat gemacht.
Wir haben Telefonate durchgestellt (oder abgewimmelt), alle Schriftsätze angefertigt, Tee gekocht, Mahn- und ZV-Verfahren überwacht, Akten An- und Ablage geführt, Kopien für die Akte (zB Ermittlungsakten) angefertigt, RVG-/GNotKG-Rechnungen erstellt, Nutzungsausfallentschädigungen (in Unfallsachen) ermittelt, Anspruchsschreiben angefertigt (hauptsächlich MietR und VerkehrsR), Postein- und -ausgang überwacht, Fristen notiert, etc etc.

In meiner neuen Kanzlei:
Pflege der e-Akten, Infomails an die Mandanten vorbereiten, Korrekturlesen der per Diktat (speech-to-text) erfassten Schriftsätze, Anlagen anfertigen, Schriftsätze auf Vollständigkeit (Anlagen etc) prüfen, Schriftsätze ins beA stellen, bei beA-Eingängen dem jeweiligen Anwalt den Inhalt per Mail schicken (sofern er nicht schon selbst reingeschaut hat), Posteingang, der noch per Papier eingeht, digitalisieren und in die e-Akte stellen + dem Anwalt übersenden, Durchführung des Mahn- und ZV-Verfahrens, Überwachung der Fristenkalender + Terminskalender, Archivierung der beA- und E-Mail-Eingänge, Anfertigung von Schriftsatzmasken für den RA, Überwachung der Rechnungszahlungen.


Eine gut ausgebildete ReFa/ReNo/NoFa ist Gold wert, egal ob sich der Arbeitsbereich verändert oder nicht. Ich heiße die Digitalisierung in der neuen Kanzlei sehr willkommen um ehrlich zu sein.

Re: Mit beA Mitarbeiter zunehmend obsolet?

Verfasst: 03.06.2020, 16:46
von Matlock
Gute Refas sind sicher wertvoll und ich wünsche ihnen, dass sie auch so bezahlt werden.

Andererseits, wenn "fünf Chefs" (Anwälte) sich nur eine Refa leisten, sieht mir das auch nach so einem modernen Partnerschaftsmodell aus, wo viele Anwälte sich die Kosten teilen und gering halten.

Re: Mit beA Mitarbeiter zunehmend obsolet?

Verfasst: 03.06.2020, 16:52
von mrsgoalkeeper
Matlock hat geschrieben:
03.06.2020, 16:46
Andererseits, wenn "fünf Chefs" (Anwälte) sich nur eine Refa leisten, sieht mir das auch nach so einem modernen Partnerschaftsmodell aus, wo viele Anwälte sich die Kosten teilen und gering halten.
Gewagte Aussage, wenn man die Struktur der Kanzlei nicht kennt. Bloß weil jemand 5 Chefs hat heißt es nicht, dass man alleine für diese zuständig ist. Ich habe z.B. mehr als 10 Chefs, aber jeder dieser Chefs hat zusätzlich noch eine eigene Refa und die Notare im Schnitt noch 1,5 NoFas.

Re: Mit beA Mitarbeiter zunehmend obsolet?

Verfasst: 03.06.2020, 17:05
von Lämmchen
Matlock hat geschrieben:
03.06.2020, 16:46
Gute Refas sind sicher wertvoll und ich wünsche ihnen, dass sie auch so bezahlt werden.

Andererseits, wenn "fünf Chefs" (Anwälte) sich nur eine Refa leisten, sieht mir das auch nach so einem modernen Partnerschaftsmodell aus, wo viele Anwälte sich die Kosten teilen und gering halten.
Sehr dünnes Eis.

Hast Du Dich mal erkundigt, wie Strukturen in mittelständischen Kanzleien aussehen? Und im Übrigen habe ich scheinbar die Antwort überlesen, wie lange Du schon als RA zugelassen bist. :kopfkratz

Re: Mit beA Mitarbeiter zunehmend obsolet?

Verfasst: 03.06.2020, 18:39
von Matlock
Oha, das ist aber ein strenger Ton hier. Wollte doch nur mal horchen.

Also ein ZV Antrag ist ja nun echt flott gemacht. Aber nach meiner bescheidenen Erfahrung blockt der Gerichtsvollzieher irgendwann, wenn er einen mittellosen Schuldner schon lange kennt, aber Anwälte jeden Cent vollstrecken wollen. Da helfen dann auch keine Kniffe.

Und örtliche Partnerschaften mit dutzenden Anwälten, die sich Miete und Personalkosten teilen, gibt es in HH sehr viele. Und weil "viel zu tun" bei Anwälten noch lange nicht "viel Honorar" bedeutet, interessierte mich mal wie das inzwischen so ist bei Refas.

Re: Mit beA Mitarbeiter zunehmend obsolet?

Verfasst: 03.06.2020, 21:08
von paralegal6
Von Thünen, 4 Ohren Modell und so ;) um mal zu horchen ist vielleicht die Überschrift schon unglücklich gewählt. Bei dem was hier so an Fragen im Forum gestellt wird, was hast du denn erwartet? Dass jemand schreibt, hast Recht, ich koche nur Kaffee?

Re: Mit beA Mitarbeiter zunehmend obsolet?

Verfasst: 03.06.2020, 21:18
von skugga
Matlock hat geschrieben:
03.06.2020, 18:39
Oha, das ist aber ein strenger Ton hier. Wollte doch nur mal horchen
Wald. Reinrufen. Rausschallen. Kennst Du, oder?

Für den Anfang - und um "sind ja eigentlich nur Tippsen, die den PC bedienen" künftig zu vermeiden - würde ich anregen, dass Du Dir mal anschaust, was eine Ausbildung zur ReFa so umfasst (ggfs. auch einen Gedanken dran verschwendest, dass es auch noch ReFaWis gibt).

Und wenn Dir rein persönlich zu teuer ist, eine Fachkraft anzustellen, dann mach halt Deinen Kram alleine; ist auf jeden Fall besser, als die Fachkraft nur ungern und mies zu bezahlen. :teufel

(Pardon in die KollegInnenrunde für die Ruppigkeit, aber wie ich sowas hasse nach 32 Jahren im Beruf.)

Re: Mit beA Mitarbeiter zunehmend obsolet?

Verfasst: 04.06.2020, 08:11
von Sputnik85
Ich hab mir das gestern nochmal durchn Kopf gehen lassen. Seid mir nicht böse, aber ich bin der vollen Überzeugung, dass Matlock zu den Anwälten gehört, die gar nicht wissen, was die Angestellten so leisten. Also wirklich gar nicht. Sonst würde so eine Frage in dem Sinne nicht aufkommen. Ich bin etwas sauer.

Re: Mit beA Mitarbeiter zunehmend obsolet?

Verfasst: 04.06.2020, 08:24
von mrsgoalkeeper
Sputnik85 hat geschrieben:
04.06.2020, 08:11
Ich bin etwas sauer.
:kopfkratz
Sputnik85 hat geschrieben:
04.06.2020, 08:11
dass Matlock zu den Anwälten gehört, die gar nicht wissen, was die Angestellten so leisten. Also wirklich gar nicht. Sonst würde so eine Frage in dem Sinne nicht aufkommen.
Auch dann gilt, wie überall im Leben: informieren bevor man dumme/provokante Fragen in den Raum wirft oder aber - um Dieter Nuhr zu zitieren: wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fr**** halten :ka Genau solche Anwälte sind nämlich das Problem, was unseren Berufsstand und die oft bemängelte schlechte Bezahlung angeht.

Re: Mit beA Mitarbeiter zunehmend obsolet?

Verfasst: 04.06.2020, 08:28
von Sputnik85
mrsgoalkeeper hat geschrieben:
04.06.2020, 08:24
Anwälte sind nämlich das Problem, was unseren Berufsstand und die oft bemängelte schlechte Bezahlung angeht.
genau das!