Ungewöhnlich viele Mandate

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TomR
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#1

09.10.2023, 11:40

Hallo ihr Lieben,

ist es bei euch auch so, dass in letzter Zeit (hauptsächlich die Zeit "nach" Corona) viel mehr Mandate reinkommen, als vorher?

Im Vergleich zu den Vorjahren sind unsere Mandate im letzten und diesem Jahr um rund 20% gestiegen. Gefühlt wird sich links und rechts nur noch gestritten und alles unternommen, was unser Rechtssystem so hergibt. Die Leute wirken nur noch angefressen und unzufrieden, egal wie gut und schnell die Sachen für sie ausgehen.

Bei den Notaren hier in der Gegend herrscht seit vielen Monaten ebenfalls komplett Land unter.

Ich komme teils selber kaum zu unseren eigenen ZV-Sachen, weil mich die andere Arbeit so sehr einnimmt.

Ist es bei euch anders oder habt ihr schon ähnliches bemerkt? Wie geht ihr damit um, wenn eure Arbeit länger liegen bleibt, weil neue Mandate Vorrang haben?
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paralegal6
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#2

09.10.2023, 11:44

ich filtere tatsächlich die Mandate. Aufwendiges und Gedöns, so wegen Handyvertrag und wenn es sich schon chaotisch anhört nehme ich gar nicht mehr an. Neue Mandate haben keinen Vorrang, hier werden erst Fristen abgefrühstückt und dann je nach Wichtigkeit.
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Andy66
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#3

09.10.2023, 13:02

Auch wir haben einen deutlichen Anstieg der Neumandate zu verzeichnen. Insgesamt machen wir es aber auch so: Fristen zuerst, dann das andere in der Reihenfolge des Eingangs. Und wir versuchen, nicht mehr über jedes Stöckchen zu springen. Verschlankung der Abläufe ist ein großes Thema. Wir machen zu 90% Verkehrsrecht. Leider sind die Versicherer immer schlechter telefonisch zu erreichen und haben sehr lange Regulierungszeiten. Früher haben wir immer noch versucht, durch einen Anruf zu klären, woran es hakt. Inzwischen wird viel früher die Klageerhebung empfohlen. Natürlich erhalten die Mandanten nach wie vor alle wichtigen Informationen und werden jederzeit - auch beim dritten Anruf zum selben Thema - professionell versorgt, aber das Herumgeeiere "ich weiß nicht, ob ich da schon klagen will, können Sie da nicht nochmal hinschreiben oder anrufen" versuchen wir abzustellen. Entweder wird geklagt oder sie sollen die Füße still halten, bis das Geld irgendwann mal kommt.

Und die Leute, die mal ganz aus Prinzip eine Mini-Forderung mit mehr als dünner Aussicht verfolgen wollen, werden auch immer mehr. Wir versuchen, hier die Spreu vom Weizen zu trennen. Wenn es von vorne herein aussichtslos ist, dann lehnen wir ab. Ein "man kann es ja mal probieren" geht leider nicht mehr, denn wenn es nicht geht, dann sind die Leute doch bloß unzufrieden, weil sie unser Honorar ja trotzdem zahlen müssen. Meist ist hier der Aufwand in keinem Verhältnis zum Ertrag - und wir müssen halt leider auch unternehmerisch denken, denn man muss Miete für die Kanzlei zahlen und die Mitarbeiter wollen Gehalt.
Erfahrung ist das, was man bekommt, wenn man das was man will nicht kriegt
Pitt
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#4

09.10.2023, 13:46

Da kann ich nur zustimmen. Hier gibt es auch mehr Mandate und mehr angefressene "Ich will aber aus Prinzip..."-Mandanten. Das sind hier oft ganz merkwürdige Fallkonstellationen. Wir haben hier zudem das Problem, dass die Gerichte völlig überlastet sind. Beim örtlichen Landgericht gibt es hier derzeit z. B. nur 0,5 und 0,75 Stellen bei den Richtern. Die Versicherungen lassen sich auch immer mehr Zeit, bis sie reagieren. Gilt für Haftpflicht- wie auch für Rechtsschutzversicherung. Ich musste jetzt schon einige Male die Bafin einschalten, bevor sich da überhaupt etwas tat.
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