Schwierige Kollegin

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Bthr166
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#1

25.02.2023, 22:47

Hallo ihr Lieben,

ich bräuchte dringend einen neutralen Rat.
Ich habe im Oktober eine Kollegin bekommen, die wie ich im 3. Lehrjahr ist und zu meinem Glück genau in der selben Berufsschulklasse ist. Wir sitzen dadurch täglich mindestens 8 Stunden aufeinander, was an sich kein Problem wäre.

Mittlerweile ist es jedoch so, dass ich mich durch die Kollegin ziemlich „belästigt“ fühle. Das hört sich jetzt wahrscheinlich total unsinnig an, aber sie sieht mittlerweile komplett aus (Haare gefärbt wie ich, sie hat sich die Augenbrauen dünner rasiert) wie ich, redet wie ich, kleidet sich wie ich und ruft mich ca. 5 Mal am Tag an, selbst wenn ich frei habe. Es sind teilweise wirklich ziemlich unnötige Dinge, wegen denen sie mich anruft. Einmal hat sie mich angerufen, um zu fragen, ob ich weiß wo Akte xy liegt. Ich war zu dem Zeitpunkt seit bereits einer Woche im Urlaub und weiß daher selbstverständlich nicht, wohin die Akte in meiner Abwesenheit gewandert ist…

Das Problem mit dem Telefonieren konnte ich übergangsweise dadurch lösen, dass ich meine Nummer geändert habe. Leider musste ich meine Handynummer in meinem Personalordner hinterlegen, damit meine Vorgesetzten mich in Notfällen erreichen können. Begeistert war ich nicht, ich wollte jetzt aber auch keinen Aufstand machen und habe die neue Handynummer dort hinterlegt. Nun hat sich meine Kollegin eigenmächtig aus dem Ordner die neue Handynummer „besorgt“ und mich wieder belästigt. In der Kanzlei kann ich zeitweise nicht einmal auf die Toilette gehen, ohne dass sie mir folgt. Ich könnte das Ganze als Kompliment sehen und mir denken, sie könnte mich evtl. als Vorbild sehen, jedoch beschwert sie sich dann hinter meinem Rücken bei anderweitigen Kolleginnen über meine Fehler, über meine Art und Weise und auch über mein Aussehen. Auch WhatsApp-Storys postet sie mittlerweile, in denen sie sich über mein Aussehen lustig macht (z. B. hatte ich eine rote Bluse und einen schwarzen Blazer an. Am Abend postete sie dann: „Wer rot und schwarz kombiniert ist endgültig verloren“. Die Story hat mir dann mal Chef gezeigt, was das alles noch einmal schlimmer für mich macht, da er ja offensichtlich sieht, wie ich behandelt werde, aber nichts unternimmt.

Ich habe viele Gespräche mit meinen Vorgesetzten geführt und sie auch persönlich darauf angesprochen, jedoch waren die Gespräche wenig hilfreich und haben rein gar nichts verändert. Sie redet sich stets raus.

Da ich im 3. Lehrjahr bin, dachte ich mir, ich lasse das die paar Monate noch über mich ergehen und kündige dann, was mich jedoch sehr schmerzt, weil ich sehr viel Mühe in diese Kanzlei gesteckt habe. Zeitweise musste ich die Kanzlei komplett alleine werfen.

Habt ihr irgendwelche Ideen, wie ich das ganze nicht so sehr an mich ranlassen könnte? Wie würdet ihr mit solchen Kollegen umgehen?
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#2

26.02.2023, 01:45

Besteht denn überhaupt eine realistische Übernahmeoption für beide zugleich nach der Ausbildung?
Monia
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#3

26.02.2023, 09:23

Hallo,

diese Geschichte ist ja unglaublich! Das tut mir wahnsinnig leid, dass du das durchmachen musst.
In deinem vorletzten Absatz steht vielleicht schon ein Lösungsansatz. Hast du im Gespräch mit den Vorgesetzten schon erwähnt, dass es dich so belastet, dass du über Kündigung nachdenkst? Und in dem Zusammenhang dann natürlich gleich erwähnen, wie viel Mühe du in die Kanzlei gesteckt hast, wie du schreibst, und dass dir der Arbeitsplatz äußerst wichtig ist, du z.B. niemals über Kündigung nachdenken würdest, wenn diese Kollegin nicht wäre.
Ich denke, dass dies deinem Arbeitgeber mehr imponieren wird, als jemand, der sich hintenrum über andere lustig macht und solches Chaos entfacht.
Sei du auf jeden Fall weiterhin die loyale, erwachsene Arbeitskraft, die versucht solche Schwierigkeiten offen und diplomatisch anzugehen, statt sich hintenrum so aufzuführen. Wenn dann die Übernahme nur für einen Azubi in Aussicht stehen würde, sollte eigentlich klar sein, wer das ist (und für den anderen Fall, dass sie sich tatsächlich für die Nervensäge entscheiden, könntest du froh sein, dort nicht mehr arbeiten zu müssen, denn das sagt ja dann auch viel über die Vorgesetzten aus).

Ganz liebe Grüße
Bthr166
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#4

26.02.2023, 15:53

Sie würden mich gerne übernehmen, sie allerdings nicht. Dadurch bin ich auch wieder die Blöde, weil ich aus ihrer Sicht dran schuld bin, dass sie nicht übernommen wird. Meine Kanzlei kann sich uns beide zusammen nicht leisten :oops:
Bthr166
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#5

26.02.2023, 16:04

Danke Monia, für die lieben Worte.

Vor Kurzem habe ich ihm mal „gedroht“, nach der Ausbildung zu gehen. Das hat er wohl auch sehr ernst genommen, er hat dann nämlich am nächsten Tag das vierte (!!) Gespräch mit meiner Kollegin geführt, unter anderem auch weil sie allgemein sehr viel Ärger unter den Mitarbeiterin verursacht, indem sie jeden gegen jeden aufhetzen will. Sie hat alles von sich gewiesen, hat dann angefangen zu weinen und mein Chef ist weich geworden. Das Gespräch war dann nach 5 Minuten beendet… Sie hatte mich dann nach dem Gespräch angeschrien, weil ich sie „verpetzt“ habe, dass sie über mich lästert. Ich habe sie vor dem Gespräch mit meinem Chef schon mehrfach gefragt, weshalb sie so schlecht von mir denkt und sie mir das doch bitte persönlich sagen soll. Hier hat sie auch wieder alles von sich gewiesen.

Ich gebe echt mein Bestes, nach der Arbeit einfach nicht mehr über das Drama nachzudenken, aber wenn sie ständig anruft oder meine Freunde im Social-Media (die teilweise aus anderen Städten kommen, die kann sie gar nicht kennen) anschreibt etc. ist das gar nicht so einfach.
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Dany1981
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#6

27.02.2023, 09:15

Das liest sich ja wie ein Psychothriller.

Sie macht also bei euch ihre Lehre fertig und war vorher woanders. Weiß man denn warum sie von der vorherigen Kanzlei weg ist?

Ich glaube, ich würde sie so gut es geht ignorieren. Bei Social Media sperren und auch ihre Nummer. Im Büro würde ich versuchen neutral zu bleiben. Das ist natürlich nicht leicht. Ich wurde in meiner 1. Kanzlei jahrelang gemobbt und die Chefs wusste es auch. Ich hab sie soweit es ging ignoriert und nur beruflich mit ihr geredet. Irgendwann hat sie mir an den Kopf geworfen, ich wäre arrogant. :lolaway

Aber seh es doch mal so. Sie wird nicht übernommen, du aber schon. Halt dich daran fest.

Verstehst du dich denn mit den anderen Kollegen gut?
"Das Leben ist zerbrechlich. Binnen eines Lidschlags kann einem alles genommen werden. Es ist leicht, sich ein Gefühl falscher Sicherheit zuzulegen. Ich lasse mich lieber auf die Zerbrechlichkeit des Lebens ein und genieße es hier und jetzt in seiner ganzen majestätischen Schönheit."

Ich finde, Francis Ackerman jr. hat dies sehr schön zum Ausdruck gebracht. :mrgreen:
Oliverreinhardt2
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#7

27.02.2023, 09:31

Bthr166 hat geschrieben:
26.02.2023, 15:53
Sie würden mich gerne übernehmen, sie allerdings nicht. Dadurch bin ich auch wieder die Blöde, weil ich aus ihrer Sicht dran schuld bin, dass sie nicht übernommen wird. Meine Kanzlei kann sich uns beide zusammen nicht leisten :oops:
Guten Morgen,

nein, dass bist du nicht.
Es liegt nicht in deiner Verantwortung, wenn deine Kollegin sich irrational und net rational verhält. Denn Fakt ist, dass jeder für sich selber verantwortlich ist und Niemand die Verantwortung für seine Kollegen zu übernehmen hat.
Gruß
Oli
Sch... baut sich nicht von alleine,
ich sitz zu Hause und hab wieder Langeweile,
ja immer wenn die Sonne untergeht,
komm ich irgendwie auf dumme Ideen...
:yeah
Bthr166
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#8

27.02.2023, 12:47

Furchtbar, zumindest bin ich nicht die Einzige mit so einer „besonderen“ Kollegin :augenreib

Sie hat ein Kind bekommen und musste daher die Lehre im 1. Lehrjahr unterbrechen. Sie ist dann zu mir in meine Stadt gezogen und hat ab Oktober wieder angefangen. Im Prinzip hat sie das ganze 2. Lehrjahr verpasst und das (ohne böse zu klingen) merkt man auch. Umso ärgerlicher ist es dann, wenn sie anderen meine Fehler aufzeigt (anstatt mir selbst), bei welchen es sich um keine großartigen Fehler handelt (z. B. ein §-Zeichen beim Zitieren vergessen, wo mehrere §§ standen).

Mittlerweile durfte ich mir zu meinem Glück auch schon anhören, dass ich arrogant und „boshaft“ bin, weil ich ihr auf Fragen, die mein Privatleben betreffen, nicht mehr antworte. Natürlich hat sie mir nicht direkt gesagt, dass ich arrogant bin, sondern es in einer WhatsApp-Story gepostet… 140

Mit den anderen Kollegen (ich hab nur eine Auszubildende im 1. Jahr und eine Rechtsfachwirtin, die nur an einem Tag in der Woche da ist) verstehe ich mich schon gut, jedoch hab ich immer wieder das Gefühl, dass die supertolle Kollegin sie gegen mich aufhetzen will. Ich bekomme regelmäßig gesteckt, dass die Kollegin bei unserem Azubi im 1. Jahr ausplaudert, was ich für private Probleme hätte (die frei erfunden sind, ich habe ihr nie wirklich was erzählt). Das passiert natürlich immer an den Tagen, an denen ich z. B. Urlaub hatte und nicht da war.

Eigentlich will ich ja nur in Ruhe gelassen werden. Aber selbst das ist wohl zu viel verlangt. :motz
Bthr166
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#9

27.02.2023, 12:49

Hallo Olli, da hast du wohl recht. Ich dachte mir auch, warum ich ihr ständig irgendetwas zu tun geben soll, wenn ich nicht ihr Ausbilder bin? Ich werde dafür ja auch nicht bezahlt. Aber irgendwie scheint sie das nicht verstehen zu wollen.
Oliverreinhardt2
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#10

27.02.2023, 13:45

Bthr166 hat geschrieben:
27.02.2023, 12:47
Furchtbar, zumindest bin ich nicht die Einzige mit so einer „besonderen“ Kollegin :augenreib

Mittlerweile durfte ich mir zu meinem Glück auch schon anhören, dass ich arrogant und „boshaft“ bin, weil ich ihr auf Fragen, die mein Privatleben betreffen, nicht mehr antworte. Natürlich hat sie mir nicht direkt gesagt, dass ich arrogant bin, sondern es in einer WhatsApp-Story gepostet… 140


Eigentlich will ich ja nur in Ruhe gelassen werden. Aber selbst das ist wohl zu viel verlangt. :motz
Hallo,

hier solltest du, wenn möglich, diese "Story" eurem Chef vorlegen und um konsequente Maßnahmen bitten, die das Arbeitsklima verbessert. Der Chef hat ja nicht nur die Aufgabe, euch auszubilden, sondern allgemein auch die Führsorgepflicht.
Darüber hinaus ist auch der Chef für die allgemeine Mitarbeiterbeschäftigung verantwortlich, dies sollte durch diesen an deine "Special-Kollegin" auch entsprechend kommuniziert werden.
Suche das Gespräch mit deinem Chef und lege diesem gegenüber ganz klar und ungefiltert die Tatsache auf den Tisch, dass du unter einem derartigen Feeling nicht mehr gewillt bist, "so weiterzumachen" und du dadurch auch "Gefahr sehen könntest", deine anstehende Abschlussprüfung (latent) gefährdet zu sehen, da aufgrund der "Special-Kollegin" deine Lernfähigkeit beeinträchtigt werden könnte. Der Chef hat die Pflicht, für ein entsprechendes Klima zu sorgen!

Allgemein gebe ich dir noch den Rat:

Wenn deine "Special-Kollegin" merkt, dass du auf dieses irrationale Verhalten "anspringst", nährst du ihr (wahrscheinlich gestörtes :pfeif) Bewusstsein dahingehend, dass sie sich dadurch "bestätigt" fühlt und dadurch nicht daran denken wird, aufzuhören. Mit anderen Worten: Springst du auf dieses Verhalten hat, bleibst du in dem Hamsterrad...
Gruß
Oli
Sch... baut sich nicht von alleine,
ich sitz zu Hause und hab wieder Langeweile,
ja immer wenn die Sonne untergeht,
komm ich irgendwie auf dumme Ideen...
:yeah
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