Behandelt Euer Chef Euch respektvoll?

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Linda20032
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#1

19.10.2021, 06:48

Guten Morgen,

wollte mal gerne diese Frage in die Runde werfen.

Bei uns (wir sind zu dritt im Notariat und alle schon über 55) ist es so, wenn man immer zu allem Ja und Amen sagt, kommt man prima mit dem Chef aus (Choleriker).

Aber wehe, man traut sich mal, seine Meinung zu äußern oder Widerworte zu geben wegen irgend etwas und ich betone dabei, dass das immer sachlich geschieht.
Gestern gab es wieder so eine Situation. Ich habe mich getraut, etwas zu sagen, was ihm nicht gepasst hat - was aber mit den Kolleginnen im Vorhinein besprochen war und wir auch alle für wichtig und richtig gehalten haben.
Daraufhin hat er mich in sein Büro zitiert und hat mir den Kopf gewaschen vom Feinsten - völlig zu Unrecht.

Ich würde mir echt wünschen, einen Chef zu haben, der meine Arbeit schätzt und mich als Mensch mit eigenständigem Denken auch respektiert.

Eigentlich müsste er uns anders behandeln - bei diesem Fachkräftemangel........
Aber der weiß ganz genau, dass es in unserem Alter nicht mehr so leicht ist, den Job zu wechseln und das nutzt er gnadenlos aus.

LG
Linda
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sh161
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#2

19.10.2021, 08:58

Linda20032 hat geschrieben:
19.10.2021, 06:48
Daraufhin hat er mich in sein Büro zitiert und hat mir den Kopf gewaschen vom Feinsten - völlig zu Unrecht.

Ich würde mir echt wünschen, einen Chef zu haben, der meine Arbeit schätzt und mich als Mensch mit eigenständigem Denken auch respektiert.

Eigentlich müsste er uns anders behandeln - bei diesem Fachkräftemangel........
Aber der weiß ganz genau, dass es in unserem Alter nicht mehr so leicht ist, den Job zu wechseln und das nutzt er gnadenlos aus.
Nicht mehr so leicht mag vielleicht sein, unmöglich ist es auf jeden Fall nicht. Solch ein Verhalten würde ich mir nicht bieten lassen ... das geht gar nicht. :schock
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Dany1981
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#3

19.10.2021, 09:03

Also ich hatte ja auch schon einige Kaliber...die waren dann auch eher älteren Jahrgangs. Mein jetziger Chef, gerade mal 3 Jahre älter wie ich, ist super. Fühle mich hier seit 9 Jahren pudelwohl. Wenn er mal schlecht drauf is, mache ich seine Türe zu und gut is.
"Das Leben ist zerbrechlich. Binnen eines Lidschlags kann einem alles genommen werden. Es ist leicht, sich ein Gefühl falscher Sicherheit zuzulegen. Ich lasse mich lieber auf die Zerbrechlichkeit des Lebens ein und genieße es hier und jetzt in seiner ganzen majestätischen Schönheit."

Ich finde, Francis Ackerman jr. hat dies sehr schön zum Ausdruck gebracht. :mrgreen:
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icerose
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#4

19.10.2021, 09:11

Die Frage des Themas kann ich nur mit JAAA beantworten. Wir sind inzwischen nur noch ein Zweier-Team mit Betonung auf TEAM.
Klar sind wir nicht immer 100 % einer Meinung, aber ein vernünftiges Gespräch ist immer hilfreich. Es schadet nie, auch mal den Blickwinkel zu ändern.

Es tut mir sehr leid, dass du sowas erlebst. Bis zur Rente isses doch noch bisserl hin, daher würde ich an deiner Stelle auf jeden Fall einen Wechsel in Betracht ziehen. Ein Verhalten wie das deines Chefs würde ich mir nicht lange bieten lassen - das ist mega unterirdisch. :sad:
Mit mir kann man Pferde stehlen ... aber morgen bringen wir sie zurück :!:
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paralegal6
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#5

19.10.2021, 09:32

sowas geht gar nicht. Habe deswegen mal die Stelle gewechselt. Jetzt läuft´s super. Würde ich auch immer wieder so machen
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samsara
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#6

19.10.2021, 09:36

Linda20032 hat geschrieben:
19.10.2021, 06:48
Daraufhin hat er mich in sein Büro zitiert und hat mir den Kopf gewaschen vom Feinsten - völlig zu Unrecht.
Wie hast Du denn darauf reagiert?
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Andy66
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#7

19.10.2021, 14:06

Ich bin entsetzt, dass es das heute auch noch gibt. Ich hatte einige Chefs, die von Höflichkeit und Respekt den Mitarbeitern gegenüber offenbar nichts gehört hatten und sich benahmen wie die Axt im Walde. Das ist aber schon eine Weile her. Mein derzeitiger Chef arbeitet hier auf Augenhöhe, ich habe noch nie gehört, dass er mal die Stimme erhoben hätte. Wenn man was angestellt hat, gibts eine angemessene Ansprache - allerdings mit dem Hintergrund, dass es bei uns letztlich weder um Raketenwissenschaft noch um Lebensrettung geht.

Ich kann mich nur anschließen: Such dir flux was Neues, das wird nicht besser. Offenbar fühlt er sich durch jegliche Art von "Widerspruch" persönlich angegriffen und fängt an, seine Position agressiv zu verteidigen. Beim derzeitigen Fachkräftemangel findest Du sicher bald was, immerhin hast Du noch zwölf Jahre vor dir. Ich denke nicht, dass Du das bis zur Rente aushalten willst. Arbeit soll ja auch Freude machen, man soll gerne hingehen.
Erfahrung ist das, was man bekommt, wenn man das was man will nicht kriegt
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#8

19.10.2021, 14:45

Linda20032 hat geschrieben:
19.10.2021, 06:48
Daraufhin hat er mich in sein Büro zitiert und hat mir den Kopf gewaschen vom Feinsten - völlig zu Unrecht.
Dein Chef hat offenbar die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt. Die Zeiten, in denen man als qualifizierte Angestellte mit so etwas vielleicht wohl oder übel umgehen musste, sind doch definitiv vorbei. Qualifizierte Angestellte sind mittlerweile wertvoller als Gold- und rarer als Feenstaub, die sollte man immer sehr pfleglich behandeln. Auch ich kann Dir nur empfehlen, Dir was neues zu suchen. Das wird kein Problem sein, auch nicht in Deinem Alter.
Für die einen ist es die US-Wahl, für den Rest der Welt ist es 9/11
Pitt
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#9

19.10.2021, 15:25

Erfahrene Notariatsmitarbeiter werden gesucht, auch jenseits der 50. Bei den Jobbörsen der örtlichen RA-Kammern u. des RENO-Bundesverbandes sind derzeit viele Stellen ausgeschrieben.
Hier im Büro begegnen sich Mitarbeiter und Chefs mit gegenseitiger Achtung. Man muss nicht immer einer Meinung sein, aber man redet hier vernünftig miteinander ohne Gebrüll und Beschimpfungen. Mein Ex-Chef konnte auch gut Leute runterputzen, hat Mitarbeiter auch schon mal am Arbeitsplatz abgehört (laufendes Diktiergerät zwischen den Akten versteckt) oder Beschwerdebriefe an die Mitarbeiter diktiert, die dann eine Kollegin schreiben und anschließend verteilen musste, hatte dann aber irgendwann Schwierigkeiten, abwanderndes Personal nachzubesetzen.
Chrissy Feldy
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#10

20.10.2021, 11:40

Ich hab in meinen ganzen Berufsjahren einige Chefs durch. Angefangen vom Familienbetrieb mit cholerischem Oberhaupt und den beiden Söhnen, die der Angestellten nicht den Rücken stärken, sondern lieber noch in den Rücken treten. Auch mich hat hat das Oberhaupt in sein Büro zitiert. Thema: unsere Software wird den Wechsel 1999 zu 2000 wohl nicht überleben. Gewarnt hatte der PC-Fachmann und ich zig Monate vorher. Ich bin sachlich geblieben und habe mich gerechtfertigt. ER wurde aber nur noch lauter. Dann durfte ich das Zimmer verlassen und habe an meinem Arbeitsplatz erst mal geheult. 9 1/2 Jahre war ich dort. Dann zog ich um in ein anderes Bundesland.

Insolvenzgroßkanzlei herrschte Krieg unter den Angestellten und Neid. Sonst ging es dort eigentlich. Allerdings wurde ich gegangen, nachdem ich aus der Elternzeit wieder kommen wollte.

Dann folgte ein Chef, der nicht mal sich traute, seinen Mandanten zu sagen, dass er den Fall nicht übernehmen könne. Absolutes Weichei. Sobald ich mittags ging (Teilzeitjob), verließ er eine Stunde später ebenfalls das Büro und wurde nicht mehr gesehen. Die Arbeit hatte er auch nicht erfunden. Deshalb gingen dann auch Fälle in die Hose. Wegen Krankheit wurde ich dann gefeuert.

Danach folgte ein Chef mit Spitznamen Brüllaffe. Von Arbeitsbeginn bis Arbeitsende nur rumgebrülle. Ich klappte gesundheitlich zusammen und legte es dadurch auf eine Kündigung an. Die kam schnell.

Der nächste Chef war anfangs noch nett. Dann machte er ein zweites Standbein in einem anderen Bundesland zu seinem Hauptprogramm und ließ mich alleine hängen. Mein Stress wuchs ohne Ende. Ich bin Raucher und durfte, sofern es die Arbeit erlaubte zwischendurch eine smoken gehen. Das war Vormittags 1x und nachmittags 1x sowie in der Mittagspause. Die Zeiten hab ich immer rausgearbeitet. Er war im anderen Bundesland tätig, erreichte mich telef. nicht (dabei hab ich Handy immer am Mann) und hat mich nach seinem Termin dort am Telefon heruntergebrüllt. Verbot des Rauchens dazu (war ihm Dorn im Auge). Dabei hatte er vor Ort Mitarbeiter, die zuständig waren und er auch etwas aus den dortigen Akten wissen wollte. Ich hab einfach aufgelegt, bin heulend zusammengebrochen und war an dem Tag nicht mehr arbeitsfähig. Eine Entschuldigung kam nie. Es kam ein "klärendes" Gespräch, in dem ich alle Probleme, die es gab zwischen uns, auflistete. Außer hmm, stimmt nicht. kam da nix. Da ich dann noch die Akten aus dem anderen Bundesland mit bearbeiten musste, kam ich nun im eigenen Bereich kaum noch voran. Schließlich erkrankte ich und bin lange ausgefallen. In dieser Zeit bekam ich die Kündigung. ALG I ist nun vorbei und ich werde wohl erst man Erwerbsminderungsrente beantragen sowie Schwerbehinderung.
L.G. Chrissy
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