Kündigung Probezeit

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Heffi89
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#1

06.05.2021, 16:05

Hallo alle zusammen,

ich habe ein (für mich) riesiges Problem und würde mal gerne eure Meinung hören.

Unsere Kanzlei, in der ich nach meiner Ausbildung für knapp 10 Jahre gearbeitet habe, ist im Januar diesen Jahres mit einer anderen Kanzlei zusammengelegt worden, als Bürogemeinschaft.
Ich arbeite zwar noch für meinen alten Chef, bin aber in der neuen Kanzlei angestellt. Ich habe in meinem neuen Vertrag eine Probezeit von 6 Monaten, was für mich ok ist und ich verdiene jetzt mehr. Aber...

Das Problem ist aber, dass ich mit dem Gedanken spiele zu kündigen. Dieser Gedanke ist schon eine ganze Weile da, schon seit letztem Jahr. In der alten Kanzlei ist so einiges drunter und drüber gelaufen und es gab einige hässliche Probleme.

Das ganze ist mir ziemlich aufs Gemüt geschlagen, zumal ich sowieso schon psychische Probleme habe. Ich bin deswegen auch schon bei einer Psychiaterin gewesen, die zwar eine Vermutung hatte was mit mir los ist, aber ich bin da erst einmal nicht weiter hinterher.

Ich bin die letzten Jahre in der alten Kanzlei quasi ausgenutzt worden. Es war immer selbstverständlich dass ich da bin und Aufgaben für alle anderen übernommen habe, aber meine wurden liegen gelassen, wenn ich mal krank oder im Urlaub war.

Das größte Problem war und ist aber mein Chef. Er ist an sich zwar ein netter Kerl, aber er macht micht im wahrsten Sinne des Wortes krank.

Er lässt micht keine 5 Minuten in Ruhe, ständig ist mein Schreibtisch mit seinen Akten zugepflastert (er wollte sogar mein neues Büro einrichten um mehr Platz für die Akten zu haben, die er mir hinlegt), er erklärt mir die einfachsten Dingen (Abschriften an Mandanten, etc.) immer und immer wieder. Wenn er jetzt bei mir im Büro steht, bleibt er dort und schaut sich um, was er mir noch reindrücken kann. Meine neue Kollegin hat dieses Verhalten auch schon bemerkt.
Er selber macht keinen Handschlag. Wenn er eine Akte haben will, stellt er sich neben mich, fragt nach der Akte und wartet, dass ich ihm die gebe. Zudem sind alle Akten in Ordner gepackt, weil er die lieber mag, ich habe hier absolut keinen Platz mehr für die Dinger. Ich soll Akten aus dem Keller holen, ihn telefonisch verbinden, Akten ablegen, Rechnungen schreiben, Diktate schreiben und am besten alles gleichzeitig.
Er ist ein sehr hektischer Mensch, alles eilt bei ihm. Diese Hektik ist zu viel für mich. Ich stehe immer unter großen Druck, weil alles möglichst schnell gehen soll. Aber allein ist das nicht möglich, das sieht er aber nicht. (Über dieses Thema wurde bereits gespochen, ohne nennenswerten Erfolg!)
Sobald irgendwo ein Fehler auftritt oder er irgendwelche Akten oder Unterlagen nicht finden kann, werde ich angemault. Er hat kein richtiges System, was die Bearbeitung der Sachen angeht. Von Technik hat er keine Ahnung, er will alles hier so ummodeln, wie es in der alten Kanzlei war, obwohl hier alles auf elektronische Akte umgestellt wird. Ich kann so nicht mehr weitermachen.
Ich bin in den letzten 2 Jahren mehrmals wegen Zusammenbrüchen nach hause geschickt worden, für einige Tage.

Momentan bin ich wirklich an einem Punkt angekommen an dem ich sage, dass es nicht mehr geht. Ich bin nur noch unglücklich, beschwere mich nur noch über ihn und könnte die ganze Zeit heulen. Auch meine Psyche macht mir zwischendurch echt zu schaffen. Am liebsten würde ich sofort kündigen, diese Probezeit kam mir daher sehr gelegen.

Allerdings fühle ich mich schlecht, weil ich ja schon so lange für ihn arbeite.
Was würdet ihr mir raten?
In meinem Umkreis habe ich von Schulterzucken bis zu "du musst da weg" alles gehört. Es fällt mir unglaublich schwer, es ist immerhin meine erste Stelle nach der Ausbildung.
Ich bin wach, mehr möchte ich zu meinem derzeitigen Zustand nicht sagen.
pitz
...wegen der Kekse hier
Kennt alle Akten auswendig
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#2

06.05.2021, 16:11

Wenn ich mir das durchlese, bleibt für mich nur eins: wenn sich nicht abzeichnet, dass sich die Situation zum Positiven verändert (und danach klingt es beileibe nicht), solltest Du Dir dringend was Neues suchen. Dein eigenes Wohlbefinden (und insbesondere Deine eigene Gesundheit) sollte Dir wichtiger sein, als irgendwelche (nicht verdienten) Loyalitäten ("erste Stelle nach der Ausbildung").
Chrissy Feldy
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#3

06.05.2021, 21:38

Erinnert mich stark an meinen letzten Job. Elektronische Akte führen und gleichzeitig Papierordner; Chef, der einem immer seine Sachen aufdrückt (aus einem anderen Bundesland von den dort neuen Mandaten (Mitarbeiter wurde dort für ihn eingestellt, wie ich um 10 Ecken hörte)). Ich führte die Kanzlei fast alleine. Die Mandanten fühlten sich wohl mit meiner Anwesenheit. Der Stress für mich stieg stetig. Ich hasste den einen Tag, an dem er im Büro war. << das mal also kurzer Anriss, wie es war.

Dann wurde ich krank (Schulter). Lange krank. Zwischendrin meine üble Akne Inversa, die durch den Stress auch immer schlimmer wurde. Dann kam die Kündigung mit "er könne nicht anders handeln". Da war ich schon im Krankengeld. Normalerweise nach einer Woche Krankschreibung ist mir immer die Decke auf den Kopf gefallen. Das ist bisher immer noch nicht der Fall. Ich genieße geradezu die arbeitsfreie Zeit. Im September läuft ALG I aus. Was ich dann mache, weiß ich immer noch nicht. Denn meine Schultern sind im A...h und werden nicht mehr zu 100 %. Meine Psyche hat mit Sicherheit auch einen Knacks bekommen.

Daher kann ich Dir nur empfehlen, aus dieser Situation herauszukommen. Denn es wird für Dich gesundheitlich bestimmt nicht besser, wenn Du bleibst.
L.G. Chrissy
samsara
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#4

07.05.2021, 08:06

Heffi89 hat geschrieben:
06.05.2021, 16:05

Ich bin in den letzten 2 Jahren mehrmals wegen Zusammenbrüchen nach hause geschickt worden, für einige Tage.
Das alleine sollte für Dich Grund genug sein, zu kündigen. Kündigen und dann gleich mal arbeitsunfähig schreiben lassen, damit Du wieder auf die Beine kommst.
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Riverside
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#5

07.05.2021, 08:42

Heffi89 hat geschrieben:
06.05.2021, 16:05
Hallo alle zusammen,

ich habe ein (für mich) riesiges Problem und würde mal gerne eure Meinung hören.

Unsere Kanzlei, in der ich nach meiner Ausbildung für knapp 10 Jahre gearbeitet habe, ist im Januar diesen Jahres mit einer anderen Kanzlei zusammengelegt worden, als Bürogemeinschaft.
Ich arbeite zwar noch für meinen alten Chef, bin aber in der neuen Kanzlei angestellt. Ich habe in meinem neuen Vertrag eine Probezeit von 6 Monaten, was für mich ok ist und ich verdiene jetzt mehr. Aber...

Das Problem ist aber, dass ich mit dem Gedanken spiele zu kündigen. Dieser Gedanke ist schon eine ganze Weile da, schon seit letztem Jahr. In der alten Kanzlei ist so einiges drunter und drüber gelaufen und es gab einige hässliche Probleme.

Das ganze ist mir ziemlich aufs Gemüt geschlagen, zumal ich sowieso schon psychische Probleme habe. Ich bin deswegen auch schon bei einer Psychiaterin gewesen, die zwar eine Vermutung hatte was mit mir los ist, aber ich bin da erst einmal nicht weiter hinterher.

Ich bin die letzten Jahre in der alten Kanzlei quasi ausgenutzt worden. Es war immer selbstverständlich dass ich da bin und Aufgaben für alle anderen übernommen habe, aber meine wurden liegen gelassen, wenn ich mal krank oder im Urlaub war.

Das größte Problem war und ist aber mein Chef. Er ist an sich zwar ein netter Kerl, aber er macht micht im wahrsten Sinne des Wortes krank.

Er lässt micht keine 5 Minuten in Ruhe, ständig ist mein Schreibtisch mit seinen Akten zugepflastert (er wollte sogar mein neues Büro einrichten um mehr Platz für die Akten zu haben, die er mir hinlegt), er erklärt mir die einfachsten Dingen (Abschriften an Mandanten, etc.) immer und immer wieder. Wenn er jetzt bei mir im Büro steht, bleibt er dort und schaut sich um, was er mir noch reindrücken kann. Meine neue Kollegin hat dieses Verhalten auch schon bemerkt.
Er selber macht keinen Handschlag. Wenn er eine Akte haben will, stellt er sich neben mich, fragt nach der Akte und wartet, dass ich ihm die gebe. Zudem sind alle Akten in Ordner gepackt, weil er die lieber mag, ich habe hier absolut keinen Platz mehr für die Dinger. Ich soll Akten aus dem Keller holen, ihn telefonisch verbinden, Akten ablegen, Rechnungen schreiben, Diktate schreiben und am besten alles gleichzeitig.
Er ist ein sehr hektischer Mensch, alles eilt bei ihm. Diese Hektik ist zu viel für mich. Ich stehe immer unter großen Druck, weil alles möglichst schnell gehen soll. Aber allein ist das nicht möglich, das sieht er aber nicht. (Über dieses Thema wurde bereits gespochen, ohne nennenswerten Erfolg!)
Sobald irgendwo ein Fehler auftritt oder er irgendwelche Akten oder Unterlagen nicht finden kann, werde ich angemault. Er hat kein richtiges System, was die Bearbeitung der Sachen angeht. Von Technik hat er keine Ahnung, er will alles hier so ummodeln, wie es in der alten Kanzlei war, obwohl hier alles auf elektronische Akte umgestellt wird. Ich kann so nicht mehr weitermachen.
Ich bin in den letzten 2 Jahren mehrmals wegen Zusammenbrüchen nach hause geschickt worden, für einige Tage.

Momentan bin ich wirklich an einem Punkt angekommen an dem ich sage, dass es nicht mehr geht. Ich bin nur noch unglücklich, beschwere mich nur noch über ihn und könnte die ganze Zeit heulen. Auch meine Psyche macht mir zwischendurch echt zu schaffen. Am liebsten würde ich sofort kündigen, diese Probezeit kam mir daher sehr gelegen.

Allerdings fühle ich mich schlecht, weil ich ja schon so lange für ihn arbeite.
Was würdet ihr mir raten?
In meinem Umkreis habe ich von Schulterzucken bis zu "du musst da weg" alles gehört. Es fällt mir unglaublich schwer, es ist immerhin meine erste Stelle nach der Ausbildung.
wenn du selbst schreibst, dass du so nicht mehr weitermachen kannst, bleibt dir wohl nur eine Lösungsmöglichkeit übrig.
Dracarys!

Nenn mir eine Farbe zwischen 1 und 10. Aber nicht Februar! Das ist kein Land!
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jojo
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Wohnort: Voerde

#6

07.05.2021, 10:33

Leinen los und auf zu neuen Ufern, was anders kommt da gar nicht in frage.
Denn für immer Punk, will ich sein mein Leben lang,
Lieber Aussenseiter sein, als ein dummes Spiesserschwein... (WiZO Nanana)

Der Totenschädel lacht, die schwarzen Fahnen wehen... Viva St. Pauli ! 177
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